Frucht, da nicht zugleich eine Nabelschnur mit zugegen gewesen wäre (g). Jch sezze hier nicht meine Frucht- epochen zum Grunde, ob ich sie gleich mit anführe, es ist aber doch die Wahrheit, daß man die Nabelschnur so gleich in den ersten und ältesten Zeiten wahrnehmen kann, sobald nur die Frucht selbst sichtbar zu werden anfängt.
So hat eine Frucht von sieben Tagen ihre Nabel- schnur (h). Eine Frucht (i), die nicht grösser als ein Nadelkopf war, zeigte schon die Nabelschnur an sich; so wie eine andere achttägige (k), welche nicht grösser als der Saame des Kümmels, oder welche die Grösse eines Gerstenkornes hatte (l). An einer Frucht von zwölf Ta- gen (m), wie ein Hirfekorn groß, beobachtete man nicht nur eine Nabelschnur, sondern auch einen rothen Strich an derselben. So erschien die Nabelschnur an einer Frucht, welche kleiner als eine Ameise war (n).
Sie war an einem jungen Kaninchen von zehn Tagen (o), so wie an einem Hirschkalbe, welches nicht grösser als eine halbe Wolfsbohne (lupinus) war (p), bereits zu sehen. Jch habe sie an einem Schafe von neunzehn, bis zwanzig Tagen (q) in Augenschein genommen.
Billig aber erscheinet eine Nabelschnur gleich in den ersten Zeiten des jungen Thieres, da sie sehr grosse Ge- fässe der Frucht enthält, und der Frucht die erste Nah- rung zuführt: sie ist der erste Stamm, und der Anfang derjenigen Gefässe, vermittelst deren die Frucht mit der Gebärmutter, oder mit der Mutter selbst, zusammen-
hängt.
(g)[Spaltenumbruch]
Der Schwanz des Würm- chens ist der Nabel KAAUW. impet. fac. n. 85. &c.
(h)BIANCHI t. 1. f. 5. Jn ei- ner nicht recht zuverläßigen Frucht- beobachtung, da die Schnur gar zu dünne gemalt wird.
(i)RUYSCH cur. renov. n. 143.
(k)Idem ibid. n. 54.
(l)[Spaltenumbruch]Thes. VI. n. 45. t. 2. f. 3.
(m)SANTORIN Istoria d'un. feto n. 5.
(n)BERGER p. 469.
(o)GRAAF t. 26. f. 8.
(p)LUDOVICI Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 8. obs. 17.
(q)KUHLEMAN t. 2.
Die Frucht. XXIX. B.
Frucht, da nicht zugleich eine Nabelſchnur mit zugegen geweſen waͤre (g). Jch ſezze hier nicht meine Frucht- epochen zum Grunde, ob ich ſie gleich mit anfuͤhre, es iſt aber doch die Wahrheit, daß man die Nabelſchnur ſo gleich in den erſten und aͤlteſten Zeiten wahrnehmen kann, ſobald nur die Frucht ſelbſt ſichtbar zu werden anfaͤngt.
So hat eine Frucht von ſieben Tagen ihre Nabel- ſchnur (h). Eine Frucht (i), die nicht groͤſſer als ein Nadelkopf war, zeigte ſchon die Nabelſchnur an ſich; ſo wie eine andere achttaͤgige (k), welche nicht groͤſſer als der Saame des Kuͤmmels, oder welche die Groͤſſe eines Gerſtenkornes hatte (l). An einer Frucht von zwoͤlf Ta- gen (m), wie ein Hirfekorn groß, beobachtete man nicht nur eine Nabelſchnur, ſondern auch einen rothen Strich an derſelben. So erſchien die Nabelſchnur an einer Frucht, welche kleiner als eine Ameiſe war (n).
Sie war an einem jungen Kaninchen von zehn Tagen (o), ſo wie an einem Hirſchkalbe, welches nicht groͤſſer als eine halbe Wolfsbohne (lupinus) war (p), bereits zu ſehen. Jch habe ſie an einem Schafe von neunzehn, bis zwanzig Tagen (q) in Augenſchein genommen.
Billig aber erſcheinet eine Nabelſchnur gleich in den erſten Zeiten des jungen Thieres, da ſie ſehr groſſe Ge- faͤſſe der Frucht enthaͤlt, und der Frucht die erſte Nah- rung zufuͤhrt: ſie iſt der erſte Stamm, und der Anfang derjenigen Gefaͤſſe, vermittelſt deren die Frucht mit der Gebaͤrmutter, oder mit der Mutter ſelbſt, zuſammen-
haͤngt.
(g)[Spaltenumbruch]
Der Schwanz des Wuͤrm- chens iſt der Nabel KAAUW. impet. fac. n. 85. &c.
(h)BIANCHI t. 1. f. 5. Jn ei- ner nicht recht zuverlaͤßigen Frucht- beobachtung, da die Schnur gar zu duͤnne gemalt wird.
(i)RUYSCH cur. renov. n. 143.
(k)Idem ibid. n. 54.
(l)[Spaltenumbruch]Theſ. VI. n. 45. t. 2. f. 3.
(m)SANTORIN Iſtoria d’un. feto n. 5.
(n)BERGER p. 469.
(o)GRAAF t. 26. f. 8.
(p)LUDOVICI Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 8. obſ. 17.
(q)KUHLEMAN t. 2.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0410"n="358"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht. <hirendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
Frucht, da nicht zugleich eine Nabelſchnur mit zugegen<lb/>
geweſen waͤre <noteplace="foot"n="(g)"><cb/>
Der Schwanz des Wuͤrm-<lb/>
chens iſt der Nabel <hirendition="#aq"><hirendition="#g">KAAUW.</hi><lb/>
impet. fac. n. 85. &c.</hi></note>. Jch ſezze hier nicht meine Frucht-<lb/>
epochen zum Grunde, ob ich ſie gleich mit anfuͤhre, es iſt<lb/>
aber doch die Wahrheit, daß man die Nabelſchnur ſo<lb/>
gleich in den erſten und aͤlteſten Zeiten wahrnehmen kann,<lb/>ſobald nur die Frucht ſelbſt ſichtbar zu werden anfaͤngt.</p><lb/><p>So hat eine Frucht von ſieben Tagen ihre Nabel-<lb/>ſchnur <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">BIANCHI t. 1. f.</hi> 5. Jn ei-<lb/>
ner nicht recht zuverlaͤßigen Frucht-<lb/>
beobachtung, da die Schnur gar<lb/>
zu duͤnne gemalt wird.</note>. Eine Frucht <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">RUYSCH cur. renov. n.</hi> 143.</note>, die nicht groͤſſer als ein<lb/>
Nadelkopf war, zeigte ſchon die Nabelſchnur an ſich; ſo<lb/>
wie eine andere achttaͤgige <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Idem</hi> ibid. n.</hi> 54.</note>, welche nicht groͤſſer als<lb/>
der Saame des Kuͤmmels, oder welche die Groͤſſe eines<lb/>
Gerſtenkornes hatte <noteplace="foot"n="(l)"><cb/><hirendition="#aq">Theſ. VI. n. 45. t. 2. f.</hi> 3.</note>. An einer Frucht von zwoͤlf Ta-<lb/>
gen <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">SANTORIN Iſtoria d’un.<lb/>
feto n.</hi> 5.</note>, wie ein Hirfekorn groß, beobachtete man nicht<lb/>
nur eine Nabelſchnur, ſondern auch einen rothen Strich<lb/>
an derſelben. So erſchien die Nabelſchnur an einer<lb/>
Frucht, welche kleiner als eine Ameiſe war <noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">BERGER p.</hi> 469.</note>.</p><lb/><p>Sie war an einem jungen Kaninchen von zehn Tagen<lb/><noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq">GRAAF t. 26. f.</hi> 8.</note>, ſo wie an einem Hirſchkalbe, welches nicht groͤſſer<lb/>
als eine halbe Wolfsbohne (<hirendition="#aq">lupinus</hi>) war <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">LUDOVICI Eph. Nat. Cur.<lb/>
Dec. I. ann. 8. obſ.</hi> 17.</note>, bereits zu<lb/>ſehen. Jch habe ſie an einem Schafe von neunzehn, bis<lb/>
zwanzig Tagen <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">KUHLEMAN t.</hi> 2.</note> in Augenſchein genommen.</p><lb/><p>Billig aber erſcheinet eine Nabelſchnur gleich in den<lb/>
erſten Zeiten des jungen Thieres, da ſie ſehr groſſe Ge-<lb/>
faͤſſe der Frucht enthaͤlt, und der Frucht die erſte Nah-<lb/>
rung zufuͤhrt: ſie iſt der erſte Stamm, und der Anfang<lb/>
derjenigen Gefaͤſſe, vermittelſt deren die Frucht mit der<lb/>
Gebaͤrmutter, oder mit der Mutter ſelbſt, zuſammen-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">haͤngt.</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[358/0410]
Die Frucht. XXIX. B.
Frucht, da nicht zugleich eine Nabelſchnur mit zugegen
geweſen waͤre (g). Jch ſezze hier nicht meine Frucht-
epochen zum Grunde, ob ich ſie gleich mit anfuͤhre, es iſt
aber doch die Wahrheit, daß man die Nabelſchnur ſo
gleich in den erſten und aͤlteſten Zeiten wahrnehmen kann,
ſobald nur die Frucht ſelbſt ſichtbar zu werden anfaͤngt.
So hat eine Frucht von ſieben Tagen ihre Nabel-
ſchnur (h). Eine Frucht (i), die nicht groͤſſer als ein
Nadelkopf war, zeigte ſchon die Nabelſchnur an ſich; ſo
wie eine andere achttaͤgige (k), welche nicht groͤſſer als
der Saame des Kuͤmmels, oder welche die Groͤſſe eines
Gerſtenkornes hatte (l). An einer Frucht von zwoͤlf Ta-
gen (m), wie ein Hirfekorn groß, beobachtete man nicht
nur eine Nabelſchnur, ſondern auch einen rothen Strich
an derſelben. So erſchien die Nabelſchnur an einer
Frucht, welche kleiner als eine Ameiſe war (n).
Sie war an einem jungen Kaninchen von zehn Tagen
(o), ſo wie an einem Hirſchkalbe, welches nicht groͤſſer
als eine halbe Wolfsbohne (lupinus) war (p), bereits zu
ſehen. Jch habe ſie an einem Schafe von neunzehn, bis
zwanzig Tagen (q) in Augenſchein genommen.
Billig aber erſcheinet eine Nabelſchnur gleich in den
erſten Zeiten des jungen Thieres, da ſie ſehr groſſe Ge-
faͤſſe der Frucht enthaͤlt, und der Frucht die erſte Nah-
rung zufuͤhrt: ſie iſt der erſte Stamm, und der Anfang
derjenigen Gefaͤſſe, vermittelſt deren die Frucht mit der
Gebaͤrmutter, oder mit der Mutter ſelbſt, zuſammen-
haͤngt.
(g)
Der Schwanz des Wuͤrm-
chens iſt der Nabel KAAUW.
impet. fac. n. 85. &c.
(h) BIANCHI t. 1. f. 5. Jn ei-
ner nicht recht zuverlaͤßigen Frucht-
beobachtung, da die Schnur gar
zu duͤnne gemalt wird.
(i) RUYSCH cur. renov. n. 143.
(k) Idem ibid. n. 54.
(l)
Theſ. VI. n. 45. t. 2. f. 3.
(m) SANTORIN Iſtoria d’un.
feto n. 5.
(n) BERGER p. 469.
(o) GRAAF t. 26. f. 8.
(p) LUDOVICI Eph. Nat. Cur.
Dec. I. ann. 8. obſ. 17.
(q) KUHLEMAN t. 2.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/410>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.