Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Frucht. XXIX. B.
Frucht, da nicht zugleich eine Nabelschnur mit zugegen
gewesen wäre (g). Jch sezze hier nicht meine Frucht-
epochen zum Grunde, ob ich sie gleich mit anführe, es ist
aber doch die Wahrheit, daß man die Nabelschnur so
gleich in den ersten und ältesten Zeiten wahrnehmen kann,
sobald nur die Frucht selbst sichtbar zu werden anfängt.

So hat eine Frucht von sieben Tagen ihre Nabel-
schnur (h). Eine Frucht (i), die nicht grösser als ein
Nadelkopf war, zeigte schon die Nabelschnur an sich; so
wie eine andere achttägige (k), welche nicht grösser als
der Saame des Kümmels, oder welche die Grösse eines
Gerstenkornes hatte (l). An einer Frucht von zwölf Ta-
gen (m), wie ein Hirfekorn groß, beobachtete man nicht
nur eine Nabelschnur, sondern auch einen rothen Strich
an derselben. So erschien die Nabelschnur an einer
Frucht, welche kleiner als eine Ameise war (n).

Sie war an einem jungen Kaninchen von zehn Tagen
(o), so wie an einem Hirschkalbe, welches nicht grösser
als eine halbe Wolfsbohne (lupinus) war (p), bereits zu
sehen. Jch habe sie an einem Schafe von neunzehn, bis
zwanzig Tagen (q) in Augenschein genommen.

Billig aber erscheinet eine Nabelschnur gleich in den
ersten Zeiten des jungen Thieres, da sie sehr grosse Ge-
fässe der Frucht enthält, und der Frucht die erste Nah-
rung zuführt: sie ist der erste Stamm, und der Anfang
derjenigen Gefässe, vermittelst deren die Frucht mit der
Gebärmutter, oder mit der Mutter selbst, zusammen-

hängt.
(g) [Spaltenumbruch] Der Schwanz des Würm-
chens ist der Nabel KAAUW.
impet. fac. n. 85. &c.
(h) BIANCHI t. 1. f. 5. Jn ei-
ner nicht recht zuverläßigen Frucht-
beobachtung, da die Schnur gar
zu dünne gemalt wird.
(i) RUYSCH cur. renov. n. 143.
(k) Idem ibid. n. 54.
(l) [Spaltenumbruch] Thes. VI. n. 45. t. 2. f. 3.
(m) SANTORIN Istoria d'un.
feto n.
5.
(n) BERGER p. 469.
(o) GRAAF t. 26. f. 8.
(p) LUDOVICI Eph. Nat. Cur.
Dec. I. ann. 8. obs.
17.
(q) KUHLEMAN t. 2.

Die Frucht. XXIX. B.
Frucht, da nicht zugleich eine Nabelſchnur mit zugegen
geweſen waͤre (g). Jch ſezze hier nicht meine Frucht-
epochen zum Grunde, ob ich ſie gleich mit anfuͤhre, es iſt
aber doch die Wahrheit, daß man die Nabelſchnur ſo
gleich in den erſten und aͤlteſten Zeiten wahrnehmen kann,
ſobald nur die Frucht ſelbſt ſichtbar zu werden anfaͤngt.

So hat eine Frucht von ſieben Tagen ihre Nabel-
ſchnur (h). Eine Frucht (i), die nicht groͤſſer als ein
Nadelkopf war, zeigte ſchon die Nabelſchnur an ſich; ſo
wie eine andere achttaͤgige (k), welche nicht groͤſſer als
der Saame des Kuͤmmels, oder welche die Groͤſſe eines
Gerſtenkornes hatte (l). An einer Frucht von zwoͤlf Ta-
gen (m), wie ein Hirfekorn groß, beobachtete man nicht
nur eine Nabelſchnur, ſondern auch einen rothen Strich
an derſelben. So erſchien die Nabelſchnur an einer
Frucht, welche kleiner als eine Ameiſe war (n).

Sie war an einem jungen Kaninchen von zehn Tagen
(o), ſo wie an einem Hirſchkalbe, welches nicht groͤſſer
als eine halbe Wolfsbohne (lupinus) war (p), bereits zu
ſehen. Jch habe ſie an einem Schafe von neunzehn, bis
zwanzig Tagen (q) in Augenſchein genommen.

Billig aber erſcheinet eine Nabelſchnur gleich in den
erſten Zeiten des jungen Thieres, da ſie ſehr groſſe Ge-
faͤſſe der Frucht enthaͤlt, und der Frucht die erſte Nah-
rung zufuͤhrt: ſie iſt der erſte Stamm, und der Anfang
derjenigen Gefaͤſſe, vermittelſt deren die Frucht mit der
Gebaͤrmutter, oder mit der Mutter ſelbſt, zuſammen-

haͤngt.
(g) [Spaltenumbruch] Der Schwanz des Wuͤrm-
chens iſt der Nabel KAAUW.
impet. fac. n. 85. &c.
(h) BIANCHI t. 1. f. 5. Jn ei-
ner nicht recht zuverlaͤßigen Frucht-
beobachtung, da die Schnur gar
zu duͤnne gemalt wird.
(i) RUYSCH cur. renov. n. 143.
(k) Idem ibid. n. 54.
(l) [Spaltenumbruch] Theſ. VI. n. 45. t. 2. f. 3.
(m) SANTORIN Iſtoria d’un.
feto n.
5.
(n) BERGER p. 469.
(o) GRAAF t. 26. f. 8.
(p) LUDOVICI Eph. Nat. Cur.
Dec. I. ann. 8. obſ.
17.
(q) KUHLEMAN t. 2.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0410" n="358"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
Frucht, da nicht zugleich eine Nabel&#x017F;chnur mit zugegen<lb/>
gewe&#x017F;en wa&#x0364;re <note place="foot" n="(g)"><cb/>
Der Schwanz des Wu&#x0364;rm-<lb/>
chens i&#x017F;t der Nabel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">KAAUW.</hi><lb/>
impet. fac. n. 85. &amp;c.</hi></note>. Jch &#x017F;ezze hier nicht meine Frucht-<lb/>
epochen zum Grunde, ob ich &#x017F;ie gleich mit anfu&#x0364;hre, es i&#x017F;t<lb/>
aber doch die Wahrheit, daß man die Nabel&#x017F;chnur &#x017F;o<lb/>
gleich in den er&#x017F;ten und a&#x0364;lte&#x017F;ten Zeiten wahrnehmen kann,<lb/>
&#x017F;obald nur die Frucht &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ichtbar zu werden anfa&#x0364;ngt.</p><lb/>
              <p>So hat eine Frucht von &#x017F;ieben Tagen ihre Nabel-<lb/>
&#x017F;chnur <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">BIANCHI t. 1. f.</hi> 5. Jn ei-<lb/>
ner nicht recht zuverla&#x0364;ßigen Frucht-<lb/>
beobachtung, da die Schnur gar<lb/>
zu du&#x0364;nne gemalt wird.</note>. Eine Frucht <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">RUYSCH cur. renov. n.</hi> 143.</note>, die nicht gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als ein<lb/>
Nadelkopf war, zeigte &#x017F;chon die Nabel&#x017F;chnur an &#x017F;ich; &#x017F;o<lb/>
wie eine andere achtta&#x0364;gige <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Idem</hi> ibid. n.</hi> 54.</note>, welche nicht gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als<lb/>
der Saame des Ku&#x0364;mmels, oder welche die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e eines<lb/>
Ger&#x017F;tenkornes hatte <note place="foot" n="(l)"><cb/><hi rendition="#aq">The&#x017F;. VI. n. 45. t. 2. f.</hi> 3.</note>. An einer Frucht von zwo&#x0364;lf Ta-<lb/>
gen <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">SANTORIN I&#x017F;toria d&#x2019;un.<lb/>
feto n.</hi> 5.</note>, wie ein Hirfekorn groß, beobachtete man nicht<lb/>
nur eine Nabel&#x017F;chnur, &#x017F;ondern auch einen rothen Strich<lb/>
an der&#x017F;elben. So er&#x017F;chien die Nabel&#x017F;chnur an einer<lb/>
Frucht, welche kleiner als eine Amei&#x017F;e war <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">BERGER p.</hi> 469.</note>.</p><lb/>
              <p>Sie war an einem jungen Kaninchen von zehn Tagen<lb/><note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">GRAAF t. 26. f.</hi> 8.</note>, &#x017F;o wie an einem Hir&#x017F;chkalbe, welches nicht gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
als eine halbe Wolfsbohne (<hi rendition="#aq">lupinus</hi>) war <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">LUDOVICI Eph. Nat. Cur.<lb/>
Dec. I. ann. 8. ob&#x017F;.</hi> 17.</note>, bereits zu<lb/>
&#x017F;ehen. Jch habe &#x017F;ie an einem Schafe von neunzehn, bis<lb/>
zwanzig Tagen <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">KUHLEMAN t.</hi> 2.</note> in Augen&#x017F;chein genommen.</p><lb/>
              <p>Billig aber er&#x017F;cheinet eine Nabel&#x017F;chnur gleich in den<lb/>
er&#x017F;ten Zeiten des jungen Thieres, da &#x017F;ie &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e Ge-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Frucht entha&#x0364;lt, und der Frucht die er&#x017F;te Nah-<lb/>
rung zufu&#x0364;hrt: &#x017F;ie i&#x017F;t der er&#x017F;te Stamm, und der Anfang<lb/>
derjenigen Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, vermittel&#x017F;t deren die Frucht mit der<lb/>
Geba&#x0364;rmutter, oder mit der Mutter &#x017F;elb&#x017F;t, zu&#x017F;ammen-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ha&#x0364;ngt.</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[358/0410] Die Frucht. XXIX. B. Frucht, da nicht zugleich eine Nabelſchnur mit zugegen geweſen waͤre (g). Jch ſezze hier nicht meine Frucht- epochen zum Grunde, ob ich ſie gleich mit anfuͤhre, es iſt aber doch die Wahrheit, daß man die Nabelſchnur ſo gleich in den erſten und aͤlteſten Zeiten wahrnehmen kann, ſobald nur die Frucht ſelbſt ſichtbar zu werden anfaͤngt. So hat eine Frucht von ſieben Tagen ihre Nabel- ſchnur (h). Eine Frucht (i), die nicht groͤſſer als ein Nadelkopf war, zeigte ſchon die Nabelſchnur an ſich; ſo wie eine andere achttaͤgige (k), welche nicht groͤſſer als der Saame des Kuͤmmels, oder welche die Groͤſſe eines Gerſtenkornes hatte (l). An einer Frucht von zwoͤlf Ta- gen (m), wie ein Hirfekorn groß, beobachtete man nicht nur eine Nabelſchnur, ſondern auch einen rothen Strich an derſelben. So erſchien die Nabelſchnur an einer Frucht, welche kleiner als eine Ameiſe war (n). Sie war an einem jungen Kaninchen von zehn Tagen (o), ſo wie an einem Hirſchkalbe, welches nicht groͤſſer als eine halbe Wolfsbohne (lupinus) war (p), bereits zu ſehen. Jch habe ſie an einem Schafe von neunzehn, bis zwanzig Tagen (q) in Augenſchein genommen. Billig aber erſcheinet eine Nabelſchnur gleich in den erſten Zeiten des jungen Thieres, da ſie ſehr groſſe Ge- faͤſſe der Frucht enthaͤlt, und der Frucht die erſte Nah- rung zufuͤhrt: ſie iſt der erſte Stamm, und der Anfang derjenigen Gefaͤſſe, vermittelſt deren die Frucht mit der Gebaͤrmutter, oder mit der Mutter ſelbſt, zuſammen- haͤngt. (g) Der Schwanz des Wuͤrm- chens iſt der Nabel KAAUW. impet. fac. n. 85. &c. (h) BIANCHI t. 1. f. 5. Jn ei- ner nicht recht zuverlaͤßigen Frucht- beobachtung, da die Schnur gar zu duͤnne gemalt wird. (i) RUYSCH cur. renov. n. 143. (k) Idem ibid. n. 54. (l) Theſ. VI. n. 45. t. 2. f. 3. (m) SANTORIN Iſtoria d’un. feto n. 5. (n) BERGER p. 469. (o) GRAAF t. 26. f. 8. (p) LUDOVICI Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 8. obſ. 17. (q) KUHLEMAN t. 2.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/410
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/410>, abgerufen am 22.11.2024.