Kerner (h), und breiten sich, wenn man sie im Wasser erweichen läst, dergestalt aus, daß es keine wirklich so genannte Drüsen in dem Mutterkuchen giebt (i).
Gerne verwandeln sich diese Gefässe des Mutterku- chens in Wasserblasen (k), es fand sie der berühmte Al- bin an einem Eye, welches nicht viel grösser als ein Hüh- nerey war (l), hie und da erweitert, und Anfänge von Fäden zu Wasserbläschen machen.
An einem reiferen Kuchen habe ich Wasserbläschen von zweierlei Arten gesehen. Sie wuchsen aus dem Ku- chen, wie ein geronnenes Blut herauf, hattn Zolllange Stengelchen, waren eine halbe Linie breit, und man konnte an ihnen weisse Blasen unterscheiden. Ein und eben derselbe Stengel breitete sich öfters in diese oder jene Bla- sen aus, er selbst war hol, seine Hölung war ein Fort- sazz von der Blasenhölung, und es ging die Luft aus dem Stengel in die Blasen, und so umgekehrt (m), über. Sol- chergestalt wächst aus einem Bläschen ein Ast, welcher sich zertheilet, und weiter zertheilet, und an ihm und sei- nes gleichen hängen (n) ähnliche Blasen.
Hieraus kann man lernen, daß die Bläschen des Ku- chens vielmehr Gefässe, als eine Unförmlichkeit des Fa- dengewebes sind (o).
Man solte sie für Blutadern halten, weil sie so zart sind, und weil diese Art von Gefässen sonst den Krampf- adern so sehr unterworfen ist (p)
Am Kuchen wachsen noch andere Blasen, jedoch ohne Stengel, sie wachsen an einander, und sind an einander gehängt. Es schien die Membran dieser Bläschen gleich- sam ein geronnenes Geblüte, so in Blättern gewachsen,
von
(h)[Spaltenumbruch]Catal. mus. p. 156.
(i)Thes. III. ass. 2. Thes. X. n. 5 7. 60.
(k)RUYSCH Thes. III. n. 8. Thes. VI. n. 102. 103. Advers. I. n. 2.
Kerner (h), und breiten ſich, wenn man ſie im Waſſer erweichen laͤſt, dergeſtalt aus, daß es keine wirklich ſo genannte Druͤſen in dem Mutterkuchen giebt (i).
Gerne verwandeln ſich dieſe Gefaͤſſe des Mutterku- chens in Waſſerblaſen (k), es fand ſie der beruͤhmte Al- bin an einem Eye, welches nicht viel groͤſſer als ein Huͤh- nerey war (l), hie und da erweitert, und Anfaͤnge von Faͤden zu Waſſerblaͤschen machen.
An einem reiferen Kuchen habe ich Waſſerblaͤschen von zweierlei Arten geſehen. Sie wuchſen aus dem Ku- chen, wie ein geronnenes Blut herauf, hattn Zolllange Stengelchen, waren eine halbe Linie breit, und man konnte an ihnen weiſſe Blaſen unterſcheiden. Ein und eben derſelbe Stengel breitete ſich oͤfters in dieſe oder jene Bla- ſen aus, er ſelbſt war hol, ſeine Hoͤlung war ein Fort- ſazz von der Blaſenhoͤlung, und es ging die Luft aus dem Stengel in die Blaſen, und ſo umgekehrt (m), uͤber. Sol- chergeſtalt waͤchſt aus einem Blaͤschen ein Aſt, welcher ſich zertheilet, und weiter zertheilet, und an ihm und ſei- nes gleichen haͤngen (n) aͤhnliche Blaſen.
Hieraus kann man lernen, daß die Blaͤschen des Ku- chens vielmehr Gefaͤſſe, als eine Unfoͤrmlichkeit des Fa- dengewebes ſind (o).
Man ſolte ſie fuͤr Blutadern halten, weil ſie ſo zart ſind, und weil dieſe Art von Gefaͤſſen ſonſt den Krampf- adern ſo ſehr unterworfen iſt (p)
Am Kuchen wachſen noch andere Blaſen, jedoch ohne Stengel, ſie wachſen an einander, und ſind an einander gehaͤngt. Es ſchien die Membran dieſer Blaͤschen gleich- ſam ein geronnenes Gebluͤte, ſo in Blaͤttern gewachſen,
von
(h)[Spaltenumbruch]Catal. muſ. p. 156.
(i)Theſ. III. aſſ. 2. Theſ. X. n. 5 7. 60.
(k)RUYSCH Theſ. III. n. 8. Theſ. VI. n. 102. 103. Adverſ. I. n. 2.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0442"n="388[390]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht. <hirendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
Kerner <noteplace="foot"n="(h)"><cb/><hirendition="#aq">Catal. muſ. p.</hi> 156.</note>, und breiten ſich, wenn man ſie im Waſſer<lb/>
erweichen laͤſt, dergeſtalt aus, daß es keine wirklich ſo<lb/>
genannte Druͤſen in dem Mutterkuchen giebt <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">Theſ. III. aſſ. 2. Theſ. X.<lb/>
n.</hi> 5 7. 60.</note>.</p><lb/><p>Gerne verwandeln ſich dieſe Gefaͤſſe des Mutterku-<lb/>
chens in Waſſerblaſen <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">RUYSCH Theſ. III. n. 8.<lb/>
Theſ. VI. n. 102. 103. Adverſ. I.<lb/>
n.</hi> 2.</note>, es fand ſie der beruͤhmte <hirendition="#fr">Al-<lb/>
bin</hi> an einem Eye, welches nicht viel groͤſſer als ein Huͤh-<lb/>
nerey war <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">Adnot. L. I. t. 3. c.</hi> 18.</note>, hie und da erweitert, und Anfaͤnge von<lb/>
Faͤden zu Waſſerblaͤschen machen.</p><lb/><p>An einem reiferen Kuchen habe ich Waſſerblaͤschen<lb/>
von zweierlei Arten geſehen. Sie wuchſen aus dem Ku-<lb/>
chen, wie ein geronnenes Blut herauf, hattn Zolllange<lb/>
Stengelchen, waren eine halbe Linie breit, und man konnte<lb/>
an ihnen weiſſe Blaſen unterſcheiden. Ein und eben<lb/>
derſelbe Stengel breitete ſich oͤfters in dieſe oder jene Bla-<lb/>ſen aus, er ſelbſt war hol, ſeine Hoͤlung war ein Fort-<lb/>ſazz von der Blaſenhoͤlung, und es ging die Luft aus dem<lb/>
Stengel in die Blaſen, und ſo umgekehrt <noteplace="foot"n="(m)"><cb/><hirendition="#aq">Add. VALISNER Eph.<lb/>
Nat. Cur. Cent. 9. obſ.</hi> 73.</note>, uͤber. Sol-<lb/>
chergeſtalt waͤchſt aus einem Blaͤschen ein Aſt, welcher<lb/>ſich zertheilet, und weiter zertheilet, und an ihm und ſei-<lb/>
nes gleichen haͤngen <noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">MALPIGH poſth. p.</hi> 87.</note> aͤhnliche Blaſen.</p><lb/><p>Hieraus kann man lernen, daß die Blaͤschen des Ku-<lb/>
chens vielmehr Gefaͤſſe, als eine Unfoͤrmlichkeit des Fa-<lb/>
dengewebes ſind <noteplace="foot"n="(o)">Dahin rechnete es <hirendition="#aq">RUYSCH<lb/>
Theſ. VI. n.</hi> 104.</note>.</p><lb/><p>Man ſolte ſie fuͤr Blutadern halten, weil ſie ſo zart<lb/>ſind, und weil dieſe Art von Gefaͤſſen ſonſt den Krampf-<lb/>
adern ſo ſehr unterworfen iſt <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">ROEDERER fet. perfect.<lb/>
n.</hi> 5.</note></p><lb/><p>Am Kuchen wachſen noch andere Blaſen, jedoch ohne<lb/>
Stengel, ſie wachſen an einander, und ſind an einander<lb/>
gehaͤngt. Es ſchien die Membran dieſer Blaͤschen gleich-<lb/>ſam ein geronnenes Gebluͤte, ſo in Blaͤttern gewachſen,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">von</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[388[390]/0442]
Die Frucht. XXIX. B.
Kerner (h), und breiten ſich, wenn man ſie im Waſſer
erweichen laͤſt, dergeſtalt aus, daß es keine wirklich ſo
genannte Druͤſen in dem Mutterkuchen giebt (i).
Gerne verwandeln ſich dieſe Gefaͤſſe des Mutterku-
chens in Waſſerblaſen (k), es fand ſie der beruͤhmte Al-
bin an einem Eye, welches nicht viel groͤſſer als ein Huͤh-
nerey war (l), hie und da erweitert, und Anfaͤnge von
Faͤden zu Waſſerblaͤschen machen.
An einem reiferen Kuchen habe ich Waſſerblaͤschen
von zweierlei Arten geſehen. Sie wuchſen aus dem Ku-
chen, wie ein geronnenes Blut herauf, hattn Zolllange
Stengelchen, waren eine halbe Linie breit, und man konnte
an ihnen weiſſe Blaſen unterſcheiden. Ein und eben
derſelbe Stengel breitete ſich oͤfters in dieſe oder jene Bla-
ſen aus, er ſelbſt war hol, ſeine Hoͤlung war ein Fort-
ſazz von der Blaſenhoͤlung, und es ging die Luft aus dem
Stengel in die Blaſen, und ſo umgekehrt (m), uͤber. Sol-
chergeſtalt waͤchſt aus einem Blaͤschen ein Aſt, welcher
ſich zertheilet, und weiter zertheilet, und an ihm und ſei-
nes gleichen haͤngen (n) aͤhnliche Blaſen.
Hieraus kann man lernen, daß die Blaͤschen des Ku-
chens vielmehr Gefaͤſſe, als eine Unfoͤrmlichkeit des Fa-
dengewebes ſind (o).
Man ſolte ſie fuͤr Blutadern halten, weil ſie ſo zart
ſind, und weil dieſe Art von Gefaͤſſen ſonſt den Krampf-
adern ſo ſehr unterworfen iſt (p)
Am Kuchen wachſen noch andere Blaſen, jedoch ohne
Stengel, ſie wachſen an einander, und ſind an einander
gehaͤngt. Es ſchien die Membran dieſer Blaͤschen gleich-
ſam ein geronnenes Gebluͤte, ſo in Blaͤttern gewachſen,
von
(h)
Catal. muſ. p. 156.
(i) Theſ. III. aſſ. 2. Theſ. X.
n. 5 7. 60.
(k) RUYSCH Theſ. III. n. 8.
Theſ. VI. n. 102. 103. Adverſ. I.
n. 2.
(l) Adnot. L. I. t. 3. c. 18.
(m)
Add. VALISNER Eph.
Nat. Cur. Cent. 9. obſ. 73.
(n) MALPIGH poſth. p. 87.
(o) Dahin rechnete es RUYSCH
Theſ. VI. n. 104.
(p) ROEDERER fet. perfect.
n. 5.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 388[390]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/442>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.