§. 30. Ob von der Gebärmutter in den Kuchen Milch- gefässe laufen.
Es scheinet das Beispiel der Thierkuchen, wie auch die Milch, welche herausfließt, wenn das Kuchenstükk von dem Mutterstükke abgelöst wird, nebst der wohlthätigen Natur der Milch, so was vermuten zu lassen.
Und daher kam es, daß berühmte Männer hie und da behaupten, die Frucht werde nicht vom Blute genährt, weil dieses viel zu dikke sey, und aus der Mutter keinen Weg in die Frucht wüste, sondern es geschehe diese Er- närung überhaupt durch die, von der Gebärmutter durch- geseichte Milch (a) und durch Milchgefässe, oder durch eine Milch, so durch die Flieswassermilchgefässe der Ge- bärmutter, in den Kuchen und ins chorion geleitet werde,
Sie führen Zeugnisse von einer milchigen Materie an (b), welche sie an der Oberfläche eines eben in der Ge- burt zum Vorschein kommenden Kuchens gesehen, und man habe in den Wärzchen des Kuchens Milchgefässe gefunden (c).
Es tröpfle auch aus dem Kuchen, wenn man ihn drükke (d), eine Art von chylus hervor.
Es hängen Milchgefässe in die Mutterhölung einer Kindbetterin hinein, da solche vor dem Herausreissen in den Kuchen inserirt waren (e), und man finde bei schwan- gern Personen die limphatisch schlagaderhafte Anhängsel mit Milch angefüllt (f).
Diese
(a)[Spaltenumbruch]VIEUSSENS post. VER- HEYN II. p 43. FALCONET in thes. JENTY explic. tabb. uter. DEIDIER. FIZES.
(b)VIEUSSENS post. VER- HEYN p. 40. DEIDIER anat. raison p. 413. süsse Milchklümpe Idem hum. p. 87. Einigen Milch- ram sahe daran NOORTWYCK [Spaltenumbruch]
p. 10. auch an den Gefässen des Mutterkuchens VIEUSSENS p. 40. 41. conf. L. XXVIII. p. 131.
(c)FIZES ibid.
(d)V. HORN. praelect. p. 38.
(e)FIZES de gener. p. 182.
(f)JUSSIEU & MURRY Thes. Paris ann. 1735.
C c 3
III. Abſ. Die Nachgeburt.
§. 30. Ob von der Gebaͤrmutter in den Kuchen Milch- gefaͤſſe laufen.
Es ſcheinet das Beiſpiel der Thierkuchen, wie auch die Milch, welche herausfließt, wenn das Kuchenſtuͤkk von dem Mutterſtuͤkke abgeloͤſt wird, nebſt der wohlthaͤtigen Natur der Milch, ſo was vermuten zu laſſen.
Und daher kam es, daß beruͤhmte Maͤnner hie und da behaupten, die Frucht werde nicht vom Blute genaͤhrt, weil dieſes viel zu dikke ſey, und aus der Mutter keinen Weg in die Frucht wuͤſte, ſondern es geſchehe dieſe Er- naͤrung uͤberhaupt durch die, von der Gebaͤrmutter durch- geſeichte Milch (a) und durch Milchgefaͤſſe, oder durch eine Milch, ſo durch die Flieswaſſermilchgefaͤſſe der Ge- baͤrmutter, in den Kuchen und ins chorion geleitet werde,
Sie fuͤhren Zeugniſſe von einer milchigen Materie an (b), welche ſie an der Oberflaͤche eines eben in der Ge- burt zum Vorſchein kommenden Kuchens geſehen, und man habe in den Waͤrzchen des Kuchens Milchgefaͤſſe gefunden (c).
Es troͤpfle auch aus dem Kuchen, wenn man ihn druͤkke (d), eine Art von chylus hervor.
Es haͤngen Milchgefaͤſſe in die Mutterhoͤlung einer Kindbetterin hinein, da ſolche vor dem Herausreiſſen in den Kuchen inſerirt waren (e), und man finde bei ſchwan- gern Perſonen die limphatiſch ſchlagaderhafte Anhaͤngſel mit Milch angefuͤllt (f).
Dieſe
(a)[Spaltenumbruch]VIEUSSENS poſt. VER- HEYN II. p 43. FALCONET in theſ. JENTY explic. tabb. uter. DEIDIER. FIZES.
(b)VIEUSSENS poſt. VER- HEYN p. 40. DEIDIER anat. raiſon p. 413. ſuͤſſe Milchkluͤmpe Idem hum. p. 87. Einigen Milch- ram ſahe daran NOORTWYCK [Spaltenumbruch]
p. 10. auch an den Gefaͤſſen des Mutterkuchens VIEUSSENS p. 40. 41. conf. L. XXVIII. p. 131.
(c)FIZES ibid.
(d)V. HORN. prælect. p. 38.
(e)FIZES de gener. p. 182.
(f)JUSSIEU & MURRY Theſ. Paris ann. 1735.
C c 3
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[403[405]/0457]
III. Abſ. Die Nachgeburt.
§. 30.
Ob von der Gebaͤrmutter in den Kuchen Milch-
gefaͤſſe laufen.
Es ſcheinet das Beiſpiel der Thierkuchen, wie auch
die Milch, welche herausfließt, wenn das Kuchenſtuͤkk von
dem Mutterſtuͤkke abgeloͤſt wird, nebſt der wohlthaͤtigen
Natur der Milch, ſo was vermuten zu laſſen.
Und daher kam es, daß beruͤhmte Maͤnner hie und
da behaupten, die Frucht werde nicht vom Blute genaͤhrt,
weil dieſes viel zu dikke ſey, und aus der Mutter keinen
Weg in die Frucht wuͤſte, ſondern es geſchehe dieſe Er-
naͤrung uͤberhaupt durch die, von der Gebaͤrmutter durch-
geſeichte Milch (a) und durch Milchgefaͤſſe, oder durch
eine Milch, ſo durch die Flieswaſſermilchgefaͤſſe der Ge-
baͤrmutter, in den Kuchen und ins chorion geleitet werde,
Sie fuͤhren Zeugniſſe von einer milchigen Materie
an (b), welche ſie an der Oberflaͤche eines eben in der Ge-
burt zum Vorſchein kommenden Kuchens geſehen, und
man habe in den Waͤrzchen des Kuchens Milchgefaͤſſe
gefunden (c).
Es troͤpfle auch aus dem Kuchen, wenn man ihn
druͤkke (d), eine Art von chylus hervor.
Es haͤngen Milchgefaͤſſe in die Mutterhoͤlung einer
Kindbetterin hinein, da ſolche vor dem Herausreiſſen in
den Kuchen inſerirt waren (e), und man finde bei ſchwan-
gern Perſonen die limphatiſch ſchlagaderhafte Anhaͤngſel
mit Milch angefuͤllt (f).
Dieſe
(a)
VIEUSSENS poſt. VER-
HEYN II. p 43. FALCONET in
theſ. JENTY explic. tabb. uter.
DEIDIER. FIZES.
(b) VIEUSSENS poſt. VER-
HEYN p. 40. DEIDIER anat.
raiſon p. 413. ſuͤſſe Milchkluͤmpe
Idem hum. p. 87. Einigen Milch-
ram ſahe daran NOORTWYCK
p. 10. auch an den Gefaͤſſen des
Mutterkuchens VIEUSSENS p. 40.
41. conf. L. XXVIII. p. 131.
(c) FIZES ibid.
(d) V. HORN. prælect. p. 38.
(e) FIZES de gener. p. 182.
(f) JUSSIEU & MURRY Theſ.
Paris ann. 1735.
C c 3
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 403[405]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/457>, abgerufen am 22.11.2024.
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