Gemeinschaft zwischen der Frucht und der Gebärmut- ter sey.
Wenn daher Thiere, die mit dem Menschen einerlei Bau haben, ohne einen Nabel leben; wenn menschliche Früchte selbst, entweder bei einer gesperrten Nabelschnur, ohne das Blut durchzulassen, oder ohne eine solche leben, und zu ihrer Reife gelangen, so meynen sie offenbar zu schliessen, daß die Narung auf einem andern Wege der Frucht zugeführt werden müsse.
Sie wollen nemlich, daß die Frucht blos vermittelst des Saftes der innern Fruchthaut ihre Narung bekomme.
Hätte man im Ernste Früchte angetroffen, welche weder eine Nabelschnur, noch einen Nabel gehabt (m), so würde es schwer fallen, einen Weg ausfindig zu ma- chen, wie dieselbe ernäret werden könnte.
§. 32. Und dennoch theilet die Mutter etwas der Frucht durch den Nabel mit.
Jch werde mich hierbei nicht aller derjenigen Gründe bedienen, welche man für diese Sache anzuführen gewont ist. Da nemlich Niemand leugnen kann, daß ein Na- rungssaft von der Mutter in die Frucht übergehet: da ferner einzig und allein die Frage von der Communica- tionsstrasse ist: da die berühmte Männer, gegen welche wir, um die Gründe anderer Autoren anführen, ent- weder unbekannte Wege, oder ein Resorbiren zu Hülfe nehmen (a), so können selbige uns ebenfalls diejenige Er- scheinungen, welche ich nun anführe, gelten lassen.
Es können nemlich diese Säfte, oder, wenn sie es so lieber hören, diese zarte Ausflüsse, auch durch unorgani- (l)
sche
(m)Gazette salutaire ann. 1762. n. 15. aus Spanien.
(a)p. 2. 4.
(l)p. 204.
Die Frucht. XXIX B.
Gemeinſchaft zwiſchen der Frucht und der Gebaͤrmut- ter ſey.
Wenn daher Thiere, die mit dem Menſchen einerlei Bau haben, ohne einen Nabel leben; wenn menſchliche Fruͤchte ſelbſt, entweder bei einer geſperrten Nabelſchnur, ohne das Blut durchzulaſſen, oder ohne eine ſolche leben, und zu ihrer Reife gelangen, ſo meynen ſie offenbar zu ſchlieſſen, daß die Narung auf einem andern Wege der Frucht zugefuͤhrt werden muͤſſe.
Sie wollen nemlich, daß die Frucht blos vermittelſt des Saftes der innern Fruchthaut ihre Narung bekomme.
Haͤtte man im Ernſte Fruͤchte angetroffen, welche weder eine Nabelſchnur, noch einen Nabel gehabt (m), ſo wuͤrde es ſchwer fallen, einen Weg ausfindig zu ma- chen, wie dieſelbe ernaͤret werden koͤnnte.
§. 32. Und dennoch theilet die Mutter etwas der Frucht durch den Nabel mit.
Jch werde mich hierbei nicht aller derjenigen Gruͤnde bedienen, welche man fuͤr dieſe Sache anzufuͤhren gewont iſt. Da nemlich Niemand leugnen kann, daß ein Na- rungsſaft von der Mutter in die Frucht uͤbergehet: da ferner einzig und allein die Frage von der Communica- tionsſtraſſe iſt: da die beruͤhmte Maͤnner, gegen welche wir, um die Gruͤnde anderer Autoren anfuͤhren, ent- weder unbekannte Wege, oder ein Reſorbiren zu Huͤlfe nehmen (a), ſo koͤnnen ſelbige uns ebenfalls diejenige Er- ſcheinungen, welche ich nun anfuͤhre, gelten laſſen.
Es koͤnnen nemlich dieſe Saͤfte, oder, wenn ſie es ſo lieber hoͤren, dieſe zarte Ausfluͤſſe, auch durch unorgani- (l)
ſche
(m)Gazette ſalutaire ann. 1762. n. 15. aus Spanien.
(a)p. 2. 4.
(l)p. 204.
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[406[408]/0460]
Die Frucht. XXIX B.
Gemeinſchaft zwiſchen der Frucht und der Gebaͤrmut-
ter ſey.
Wenn daher Thiere, die mit dem Menſchen einerlei
Bau haben, ohne einen Nabel leben; wenn menſchliche
Fruͤchte ſelbſt, entweder bei einer geſperrten Nabelſchnur,
ohne das Blut durchzulaſſen, oder ohne eine ſolche leben,
und zu ihrer Reife gelangen, ſo meynen ſie offenbar zu
ſchlieſſen, daß die Narung auf einem andern Wege der
Frucht zugefuͤhrt werden muͤſſe.
Sie wollen nemlich, daß die Frucht blos vermittelſt
des Saftes der innern Fruchthaut ihre Narung bekomme.
Haͤtte man im Ernſte Fruͤchte angetroffen, welche
weder eine Nabelſchnur, noch einen Nabel gehabt (m),
ſo wuͤrde es ſchwer fallen, einen Weg ausfindig zu ma-
chen, wie dieſelbe ernaͤret werden koͤnnte.
§. 32.
Und dennoch theilet die Mutter etwas der Frucht
durch den Nabel mit.
Jch werde mich hierbei nicht aller derjenigen Gruͤnde
bedienen, welche man fuͤr dieſe Sache anzufuͤhren gewont
iſt. Da nemlich Niemand leugnen kann, daß ein Na-
rungsſaft von der Mutter in die Frucht uͤbergehet: da
ferner einzig und allein die Frage von der Communica-
tionsſtraſſe iſt: da die beruͤhmte Maͤnner, gegen welche
wir, um die Gruͤnde anderer Autoren anfuͤhren, ent-
weder unbekannte Wege, oder ein Reſorbiren zu Huͤlfe
nehmen (a), ſo koͤnnen ſelbige uns ebenfalls diejenige Er-
ſcheinungen, welche ich nun anfuͤhre, gelten laſſen.
Es koͤnnen nemlich dieſe Saͤfte, oder, wenn ſie es ſo
lieber hoͤren, dieſe zarte Ausfluͤſſe, auch durch unorgani-
ſche
(l)
(m) Gazette ſalutaire ann. 1762. n. 15. aus Spanien.
(a) p. 2. 4.
(l) p. 204.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 406[408]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/460>, abgerufen am 22.11.2024.
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