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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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IV. Abs. Das Leben der Frucht.
mangelt ebenfalls der Geschmakk und Geruch (f); eben
so wenig läst sich eine Reizbarkeit (g) an den äusserst zar-
ten Muskeln zeigen; denn diese erblikkt man am Herzen
zu allererst, von da sie sich später nach den Magen, Ge-
därmen und Muskeln hinwendet.

Es zerfließt auch die ganze zarte Frucht, wie wir sie
beschrieben haben, wenn man sie ins Wasser legt, in ei-
ner einzigen Nacht zu Flokken, und sie verschwindet an
der Luft dergestalt, daß von dem Schleime weiter nichts
als eine ganz kleine Rinde übrig bleibet.

§. 2.
Der ernährende Saft.

Jn diesem Zustande, oder auch in einem noch un-
vollkommern Alter, leben sehr viele Thiere beständig,
nur daß sie eine Reizbarkeit an sich haben (a). Die un-
zählige Arten von Polipen in beiderlei Wassern, die so ge-
nannte Thierpflanzen und holothuria (b), und die kleinen
einfachen Mikroskopenthiere, haben kein Herz, keine Ge-
fässe, und sie sind ein blosser Gallert.

Doch eine andere Beschaffenheit hat es mit den Jn-
sekkten, Fischen, Vögeln, und mit den vierfüßigen Thie-
ren, so wie mit einigen Würmern. Es nehmen alle
zwar mit einer ähnlichen Gestalt eines Schleimwürm-
chens ihren Anfang. Doch bekommen ihre Theile keine
so langsame Festigkeit- Wie dieses geschehe, müssen wir
nunmehr untersuchen; wir wollen uns demnach die gal-
lertartige, mit so vielen heimlich verstekkten Theilen ver-
sehene unförmliche Frucht, vor Augen legen; wir müssen

ihrer
(f) [Spaltenumbruch] p. 181.
(g) p. 130. kam erst den 16 Tag
hinzu.
(a) Conf. L. XI. p. 464.
(b) Ein gallerthaftes Meerthier
mit vier Ringen, so sich zusam-
[Spaltenumbruch] menziehen können. MONCONIS
voyag. II. P. 2. p.
172. die Meer-
nessel mit einem vierspaltigen Si-
nus in der Mitte HEYDE exper.
&c. REAUMUR Mem. de 1710.
p.
481.

IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
mangelt ebenfalls der Geſchmakk und Geruch (f); eben
ſo wenig laͤſt ſich eine Reizbarkeit (g) an den aͤuſſerſt zar-
ten Muskeln zeigen; denn dieſe erblikkt man am Herzen
zu allererſt, von da ſie ſich ſpaͤter nach den Magen, Ge-
daͤrmen und Muskeln hinwendet.

Es zerfließt auch die ganze zarte Frucht, wie wir ſie
beſchrieben haben, wenn man ſie ins Waſſer legt, in ei-
ner einzigen Nacht zu Flokken, und ſie verſchwindet an
der Luft dergeſtalt, daß von dem Schleime weiter nichts
als eine ganz kleine Rinde uͤbrig bleibet.

§. 2.
Der ernaͤhrende Saft.

Jn dieſem Zuſtande, oder auch in einem noch un-
vollkommern Alter, leben ſehr viele Thiere beſtaͤndig,
nur daß ſie eine Reizbarkeit an ſich haben (a). Die un-
zaͤhlige Arten von Polipen in beiderlei Waſſern, die ſo ge-
nannte Thierpflanzen und holothuria (b), und die kleinen
einfachen Mikroſkopenthiere, haben kein Herz, keine Ge-
faͤſſe, und ſie ſind ein bloſſer Gallert.

Doch eine andere Beſchaffenheit hat es mit den Jn-
ſekkten, Fiſchen, Voͤgeln, und mit den vierfuͤßigen Thie-
ren, ſo wie mit einigen Wuͤrmern. Es nehmen alle
zwar mit einer aͤhnlichen Geſtalt eines Schleimwuͤrm-
chens ihren Anfang. Doch bekommen ihre Theile keine
ſo langſame Feſtigkeit- Wie dieſes geſchehe, muͤſſen wir
nunmehr unterſuchen; wir wollen uns demnach die gal-
lertartige, mit ſo vielen heimlich verſtekkten Theilen ver-
ſehene unfoͤrmliche Frucht, vor Augen legen; wir muͤſſen

ihrer
(f) [Spaltenumbruch] p. 181.
(g) p. 130. kam erſt den 16 Tag
hinzu.
(a) Conf. L. XI. p. 464.
(b) Ein gallerthaftes Meerthier
mit vier Ringen, ſo ſich zuſam-
[Spaltenumbruch] menziehen koͤnnen. MONCONIS
voyag. II. P. 2. p.
172. die Meer-
neſſel mit einem vierſpaltigen Si-
nus in der Mitte HEYDE exper.
&c. REAUMUR Mem. de 1710.
p.
481.
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[429[431]/0483] IV. Abſ. Das Leben der Frucht. mangelt ebenfalls der Geſchmakk und Geruch (f); eben ſo wenig laͤſt ſich eine Reizbarkeit (g) an den aͤuſſerſt zar- ten Muskeln zeigen; denn dieſe erblikkt man am Herzen zu allererſt, von da ſie ſich ſpaͤter nach den Magen, Ge- daͤrmen und Muskeln hinwendet. Es zerfließt auch die ganze zarte Frucht, wie wir ſie beſchrieben haben, wenn man ſie ins Waſſer legt, in ei- ner einzigen Nacht zu Flokken, und ſie verſchwindet an der Luft dergeſtalt, daß von dem Schleime weiter nichts als eine ganz kleine Rinde uͤbrig bleibet. §. 2. Der ernaͤhrende Saft. Jn dieſem Zuſtande, oder auch in einem noch un- vollkommern Alter, leben ſehr viele Thiere beſtaͤndig, nur daß ſie eine Reizbarkeit an ſich haben (a). Die un- zaͤhlige Arten von Polipen in beiderlei Waſſern, die ſo ge- nannte Thierpflanzen und holothuria (b), und die kleinen einfachen Mikroſkopenthiere, haben kein Herz, keine Ge- faͤſſe, und ſie ſind ein bloſſer Gallert. Doch eine andere Beſchaffenheit hat es mit den Jn- ſekkten, Fiſchen, Voͤgeln, und mit den vierfuͤßigen Thie- ren, ſo wie mit einigen Wuͤrmern. Es nehmen alle zwar mit einer aͤhnlichen Geſtalt eines Schleimwuͤrm- chens ihren Anfang. Doch bekommen ihre Theile keine ſo langſame Feſtigkeit- Wie dieſes geſchehe, muͤſſen wir nunmehr unterſuchen; wir wollen uns demnach die gal- lertartige, mit ſo vielen heimlich verſtekkten Theilen ver- ſehene unfoͤrmliche Frucht, vor Augen legen; wir muͤſſen ihrer (f) p. 181. (g) p. 130. kam erſt den 16 Tag hinzu. (a) Conf. L. XI. p. 464. (b) Ein gallerthaftes Meerthier mit vier Ringen, ſo ſich zuſam- menziehen koͤnnen. MONCONIS voyag. II. P. 2. p. 172. die Meer- neſſel mit einem vierſpaltigen Si- nus in der Mitte HEYDE exper. &c. REAUMUR Mem. de 1710. p. 481.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 429[431]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/483>, abgerufen am 22.11.2024.