Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Abs. Das Leben der Frucht.
kleinen Grösse, innerhalb ein und zwanzig Tagen, (wo-
fern man das behahnte Ey sogleich der Henne unterlegt),
960 Gran, oder 1000 erreicht, so wird sich das Wachsen
in den ein und zwanzig Tagen von 1 bis 100.000.000.
erstrekken, und bei dem Menschen, wenn man sein Saa-
menwürmchen eben so gros sezzt, die reife Frucht aber
beinahe 105 Unzen, oder 500,000 Gran seyn läßt, so
wird, sage ich, das Wachsen in der ganzen Schwanger-
schaft von 1 bis 50,000.000.000. hinaufsteigen. Es
muß uns auch dieses nicht als unglaublich vorkommen, da
ein Kürbissaamen innerhalb achtzehn Tagen 83. 039 (f)
grösser, als er selbst wird, ein Rübensaamen aber inner-
halb 42 Tagen 671. 600mal (g) seine erste Grösse über-
wächst, wenn man von dem dikken Saamen, und nicht
von seinem unsichtbaren Pülverchen redet. Diese Ge-
schwindigkeit ist fast eben dieselbe, wie bei dem Hühnchen,
dessen Ey in 21 Tagen um 335.800. grösser, als es erst
war, gewachsen seyn würde: denn es ist das Saamen-
korn eben so viel, als ein Ey. Und dennoch bewirket blos
die Wärme dieses Wachsen der Pflanzensaamen, ohne
ein Herz. Was die Schwämme betrift, so entstehet aus
deren unsichtbaren Saamen, welcher kaum eines
Grans wiegt, innerhalb drei Tagen, ein Schwamm von
zehn oder zwölf Unzen.

Das Wachsen nimmt eben sowohl beim Menschen,
wie bei dem Ey, mit der Zeit wieder ab. Es sey der
Anfang eines Menschen, wie wir ihn bestimmt haben,
eines Grans. Es sey die Frucht des ersten
Monates von 30 Gran (h), so wird das Wachsthum
vor den ersten Monat gleich seyn 300,000 mal des ur-
anfänglichen Würmchens. Es sey die Frucht des an-

dern
(f) [Spaltenumbruch] BRADLEY physiol. account.
p.
46.
(g) Phil. trans. n. 360.
(h) MAURICEAU p. 85. BO-
TALL. sang. miss. p.
126. das Ver-
[Spaltenumbruch] hältniß zwischen dem Würmchen,
und erwachsenen Menschen nur wie
3 zu 100000. DESAGULIERS
cours. of exper. physiol. T. I.
p.
25.

IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
kleinen Groͤſſe, innerhalb ein und zwanzig Tagen, (wo-
fern man das behahnte Ey ſogleich der Henne unterlegt),
960 Gran, oder 1000 erreicht, ſo wird ſich das Wachſen
in den ein und zwanzig Tagen von 1 bis 100.000.000.
erſtrekken, und bei dem Menſchen, wenn man ſein Saa-
menwuͤrmchen eben ſo gros ſezzt, die reife Frucht aber
beinahe 105 Unzen, oder 500,000 Gran ſeyn laͤßt, ſo
wird, ſage ich, das Wachſen in der ganzen Schwanger-
ſchaft von 1 bis 50,000.000.000. hinaufſteigen. Es
muß uns auch dieſes nicht als unglaublich vorkommen, da
ein Kuͤrbisſaamen innerhalb achtzehn Tagen 83. 039 (f)
groͤſſer, als er ſelbſt wird, ein Ruͤbenſaamen aber inner-
halb 42 Tagen 671. 600mal (g) ſeine erſte Groͤſſe uͤber-
waͤchſt, wenn man von dem dikken Saamen, und nicht
von ſeinem unſichtbaren Puͤlverchen redet. Dieſe Ge-
ſchwindigkeit iſt faſt eben dieſelbe, wie bei dem Huͤhnchen,
deſſen Ey in 21 Tagen um 335.800. groͤſſer, als es erſt
war, gewachſen ſeyn wuͤrde: denn es iſt das Saamen-
korn eben ſo viel, als ein Ey. Und dennoch bewirket blos
die Waͤrme dieſes Wachſen der Pflanzenſaamen, ohne
ein Herz. Was die Schwaͤmme betrift, ſo entſtehet aus
deren unſichtbaren Saamen, welcher kaum eines
Grans wiegt, innerhalb drei Tagen, ein Schwamm von
zehn oder zwoͤlf Unzen.

Das Wachſen nimmt eben ſowohl beim Menſchen,
wie bei dem Ey, mit der Zeit wieder ab. Es ſey der
Anfang eines Menſchen, wie wir ihn beſtimmt haben,
eines Grans. Es ſey die Frucht des erſten
Monates von 30 Gran (h), ſo wird das Wachsthum
vor den erſten Monat gleich ſeyn 300,000 mal des ur-
anfaͤnglichen Wuͤrmchens. Es ſey die Frucht des an-

dern
(f) [Spaltenumbruch] BRADLEY phyſiol. account.
p.
46.
(g) Phil. tranſ. n. 360.
(h) MAURICEAU p. 85. BO-
TALL. ſang. miſſ. p.
126. das Ver-
[Spaltenumbruch] haͤltniß zwiſchen dem Wuͤrmchen,
und erwachſenen Menſchen nur wie
3 zu 100000. DESAGULIERS
courſ. of exper. phyſiol. T. I.
p.
25.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0543" n="489[491]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Ab&#x017F;. Das Leben der Frucht.</hi></fw><lb/>
kleinen Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, innerhalb ein und zwanzig Tagen, (wo-<lb/>
fern man das behahnte Ey &#x017F;ogleich der Henne unterlegt),<lb/>
960 Gran, oder 1000 erreicht, &#x017F;o wird &#x017F;ich das Wach&#x017F;en<lb/>
in den ein und zwanzig Tagen von 1 bis 100.000.000.<lb/>
er&#x017F;trekken, und bei dem Men&#x017F;chen, wenn man &#x017F;ein Saa-<lb/>
menwu&#x0364;rmchen eben &#x017F;o gros &#x017F;ezzt, die reife Frucht aber<lb/>
beinahe 105 Unzen, oder 500,000 Gran &#x017F;eyn la&#x0364;ßt, &#x017F;o<lb/>
wird, &#x017F;age ich, das Wach&#x017F;en in der ganzen Schwanger-<lb/>
&#x017F;chaft von 1 bis 50,000.000.000. hinauf&#x017F;teigen. Es<lb/>
muß uns auch die&#x017F;es nicht als unglaublich vorkommen, da<lb/>
ein Ku&#x0364;rbis&#x017F;aamen innerhalb achtzehn Tagen 83. 039 <note place="foot" n="(f)"><cb/><hi rendition="#aq">BRADLEY phy&#x017F;iol. account.<lb/>
p.</hi> 46.</note><lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, als er &#x017F;elb&#x017F;t wird, ein Ru&#x0364;ben&#x017F;aamen aber inner-<lb/>
halb 42 Tagen 671. 600mal <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">Phil. tran&#x017F;. n.</hi> 360.</note> &#x017F;eine er&#x017F;te Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e u&#x0364;ber-<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;t, wenn man von dem dikken Saamen, und nicht<lb/>
von &#x017F;einem un&#x017F;ichtbaren Pu&#x0364;lverchen redet. Die&#x017F;e Ge-<lb/>
&#x017F;chwindigkeit i&#x017F;t fa&#x017F;t eben die&#x017F;elbe, wie bei dem Hu&#x0364;hnchen,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Ey in 21 Tagen um 335.800. gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, als es er&#x017F;t<lb/>
war, gewach&#x017F;en &#x017F;eyn wu&#x0364;rde: denn es i&#x017F;t das Saamen-<lb/>
korn eben &#x017F;o viel, als ein Ey. Und dennoch bewirket blos<lb/>
die Wa&#x0364;rme die&#x017F;es Wach&#x017F;en der Pflanzen&#x017F;aamen, ohne<lb/>
ein Herz. Was die Schwa&#x0364;mme betrift, &#x017F;o ent&#x017F;tehet aus<lb/>
deren un&#x017F;ichtbaren Saamen, welcher kaum <formula notation="TeX">\frac {1}{100}</formula> eines<lb/>
Grans wiegt, innerhalb drei Tagen, ein Schwamm von<lb/>
zehn oder zwo&#x0364;lf Unzen.</p><lb/>
              <p>Das Wach&#x017F;en nimmt eben &#x017F;owohl beim Men&#x017F;chen,<lb/>
wie bei dem Ey, mit der Zeit wieder ab. Es &#x017F;ey der<lb/>
Anfang eines Men&#x017F;chen, wie wir ihn be&#x017F;timmt haben,<lb/><formula notation="TeX">\frac {1}{100,000}</formula> eines Grans. Es &#x017F;ey die Frucht des er&#x017F;ten<lb/>
Monates von 30 Gran <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">MAURICEAU p. 85. BO-<lb/>
TALL. &#x017F;ang. mi&#x017F;&#x017F;. p.</hi> 126. das Ver-<lb/><cb/>
ha&#x0364;ltniß zwi&#x017F;chen dem Wu&#x0364;rmchen,<lb/>
und erwach&#x017F;enen Men&#x017F;chen nur wie<lb/>
3 zu 100000. <hi rendition="#aq">DESAGULIERS<lb/>
cour&#x017F;. of exper. phy&#x017F;iol. T. I.<lb/>
p.</hi> 25.</note>, &#x017F;o wird das Wachsthum<lb/>
vor den er&#x017F;ten Monat gleich &#x017F;eyn 300,000 mal des ur-<lb/>
anfa&#x0364;nglichen Wu&#x0364;rmchens. Es &#x017F;ey die Frucht des an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[489[491]/0543] IV. Abſ. Das Leben der Frucht. kleinen Groͤſſe, innerhalb ein und zwanzig Tagen, (wo- fern man das behahnte Ey ſogleich der Henne unterlegt), 960 Gran, oder 1000 erreicht, ſo wird ſich das Wachſen in den ein und zwanzig Tagen von 1 bis 100.000.000. erſtrekken, und bei dem Menſchen, wenn man ſein Saa- menwuͤrmchen eben ſo gros ſezzt, die reife Frucht aber beinahe 105 Unzen, oder 500,000 Gran ſeyn laͤßt, ſo wird, ſage ich, das Wachſen in der ganzen Schwanger- ſchaft von 1 bis 50,000.000.000. hinaufſteigen. Es muß uns auch dieſes nicht als unglaublich vorkommen, da ein Kuͤrbisſaamen innerhalb achtzehn Tagen 83. 039 (f) groͤſſer, als er ſelbſt wird, ein Ruͤbenſaamen aber inner- halb 42 Tagen 671. 600mal (g) ſeine erſte Groͤſſe uͤber- waͤchſt, wenn man von dem dikken Saamen, und nicht von ſeinem unſichtbaren Puͤlverchen redet. Dieſe Ge- ſchwindigkeit iſt faſt eben dieſelbe, wie bei dem Huͤhnchen, deſſen Ey in 21 Tagen um 335.800. groͤſſer, als es erſt war, gewachſen ſeyn wuͤrde: denn es iſt das Saamen- korn eben ſo viel, als ein Ey. Und dennoch bewirket blos die Waͤrme dieſes Wachſen der Pflanzenſaamen, ohne ein Herz. Was die Schwaͤmme betrift, ſo entſtehet aus deren unſichtbaren Saamen, welcher kaum [FORMEL] eines Grans wiegt, innerhalb drei Tagen, ein Schwamm von zehn oder zwoͤlf Unzen. Das Wachſen nimmt eben ſowohl beim Menſchen, wie bei dem Ey, mit der Zeit wieder ab. Es ſey der Anfang eines Menſchen, wie wir ihn beſtimmt haben, [FORMEL] eines Grans. Es ſey die Frucht des erſten Monates von 30 Gran (h), ſo wird das Wachsthum vor den erſten Monat gleich ſeyn 300,000 mal des ur- anfaͤnglichen Wuͤrmchens. Es ſey die Frucht des an- dern (f) BRADLEY phyſiol. account. p. 46. (g) Phil. tranſ. n. 360. (h) MAURICEAU p. 85. BO- TALL. ſang. miſſ. p. 126. das Ver- haͤltniß zwiſchen dem Wuͤrmchen, und erwachſenen Menſchen nur wie 3 zu 100000. DESAGULIERS courſ. of exper. phyſiol. T. I. p. 25.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/543
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 489[491]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/543>, abgerufen am 22.11.2024.