Nunmehr nehme ich eine höchst beschwer- liche Arbeit vor die Hand, und ich verspreche nicht leicht dem Le- ser Ausgänge, welche ihm eine Gnüge leisten dörften. Es ver- stekkt nämlich die Natur die ersten Anfänge des neuen Menschen hin- ter dikken Finsternissen, und sie offenbart einige Tage nach der Empfängnis nichts von dem wirklichen Eye, welches diese Schöpferin brü- ten läst, ja nicht einmal, bei den vierfüßigen Thieren! hierzu kömmt noch, daß es sich auf keinerlei Weise un- terscheiden läst, ob der Vater etwas zu der Bildung der Frucht beitrage, ob man gleich aus andern Gründen mit Gewisheit schliessen kann, daß er wirklich dazu et-
was
A 2
Neun und zwanzigſtes Buch. Die Mutterfrucht.
Erſter Abſchnitt. Die Empfaͤngnis.
§. 1. Die beiderlei Geſchlechter.
Nunmehr nehme ich eine hoͤchſt beſchwer- liche Arbeit vor die Hand, und ich verſpreche nicht leicht dem Le- ſer Ausgaͤnge, welche ihm eine Gnuͤge leiſten doͤrften. Es ver- ſtekkt naͤmlich die Natur die erſten Anfaͤnge des neuen Menſchen hin- ter dikken Finſterniſſen, und ſie offenbart einige Tage nach der Empfaͤngnis nichts von dem wirklichen Eye, welches dieſe Schoͤpferin bruͤ- ten laͤſt, ja nicht einmal, bei den vierfuͤßigen Thieren! hierzu koͤmmt noch, daß es ſich auf keinerlei Weiſe un- terſcheiden laͤſt, ob der Vater etwas zu der Bildung der Frucht beitrage, ob man gleich aus andern Gruͤnden mit Gewisheit ſchlieſſen kann, daß er wirklich dazu et-
was
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[[3]/0055]
Neun und zwanzigſtes Buch.
Die Mutterfrucht.
Erſter Abſchnitt.
Die Empfaͤngnis.
§. 1.
Die beiderlei Geſchlechter.
Nunmehr nehme ich eine hoͤchſt beſchwer-
liche Arbeit vor die Hand, und
ich verſpreche nicht leicht dem Le-
ſer Ausgaͤnge, welche ihm eine
Gnuͤge leiſten doͤrften. Es ver-
ſtekkt naͤmlich die Natur die erſten
Anfaͤnge des neuen Menſchen hin-
ter dikken Finſterniſſen, und ſie
offenbart einige Tage nach der Empfaͤngnis nichts von
dem wirklichen Eye, welches dieſe Schoͤpferin bruͤ-
ten laͤſt, ja nicht einmal, bei den vierfuͤßigen Thieren!
hierzu koͤmmt noch, daß es ſich auf keinerlei Weiſe un-
terſcheiden laͤſt, ob der Vater etwas zu der Bildung der
Frucht beitrage, ob man gleich aus andern Gruͤnden
mit Gewisheit ſchlieſſen kann, daß er wirklich dazu et-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/55>, abgerufen am 27.11.2024.
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