die Haut aus, welches von erwachsenen Menschen was seltenes ist. Da endlich diejenige Flüßigkeit etwas röthlich ist, welche in den grossen Behältnissen bei den Früchten (d) angetroffen wird, bei erwachsenen Menschen hingegen bleich aussiehet, so müssen nothwendig in der Frucht die Schweislöcher, durch welche ein Saft aus- schwizzen kann, loser seyn.
So schwizzet auch bei Kindern die flache Hand (e), welche bei den Erwachsenen trokken ist.
Nach diesem allen wird kein Mensch mehr zu glau- ben ein Bedenken tragen, daß nicht alle Gefässe einer Frucht, nach Proportion des Herzens, weicher und dehnbarer seyn sollten, als bei einem erwachsenen Men- schen. Jch habe es genau betrachtet, wie das Herz bei einem Hühnchen, von dem ersten Augenblikke an, da es sichtbar wird, voll Vermögen, und zu grossen Be- wegungen aufgelegt sei, und daß man in dieser Zeit das Schlagen desselben nicht so leicht zerstören könne. Jn dieser Zeit sind auch die Schlagadern (f), so gar neben dem Herzen, dünne, noch zur Zeit undurchsichtig, und nicht dichte. Nach und nach wird die Aorte weis und feste, da wo sie an das Herz grenzt, indem sie auch als- denn noch unterhalb den Schlagadergängen, eine Zart- heit, wie eine Blutader besizzt.
Daher sind bei der Frucht alle die Stükke beisam- men, welche das Wachsthum in einer gegebenen Zeit grösser machen können: ein grösseres (g), lebhafteres, und reizbareres Herz, so öfter schlägt: zahlreichere Schlag- adern, und folglich mehr Wege, durch welche die Na- rung zu allen Puncten des thierischen Körpers gebracht werden kann: Diese Wege sind zugleich grösser, sie er-
wei-
(d)[Spaltenumbruch]
Vom Herzbeutelwasser L. IV. p. 285. von dem Safte in der Brust L. VIII. p. 120.
(e)BOERHAAVE Praelect. T. III. p. 700.
(f)[Spaltenumbruch]Form. du poulet. II. p. 194.
(g)DEIDIER anat. taisonn. n. 180.
Die Frucht. XXIX. B.
die Haut aus, welches von erwachſenen Menſchen was ſeltenes iſt. Da endlich diejenige Fluͤßigkeit etwas roͤthlich iſt, welche in den groſſen Behaͤltniſſen bei den Fruͤchten (d) angetroffen wird, bei erwachſenen Menſchen hingegen bleich ausſiehet, ſo muͤſſen nothwendig in der Frucht die Schweisloͤcher, durch welche ein Saft aus- ſchwizzen kann, loſer ſeyn.
So ſchwizzet auch bei Kindern die flache Hand (e), welche bei den Erwachſenen trokken iſt.
Nach dieſem allen wird kein Menſch mehr zu glau- ben ein Bedenken tragen, daß nicht alle Gefaͤſſe einer Frucht, nach Proportion des Herzens, weicher und dehnbarer ſeyn ſollten, als bei einem erwachſenen Men- ſchen. Jch habe es genau betrachtet, wie das Herz bei einem Huͤhnchen, von dem erſten Augenblikke an, da es ſichtbar wird, voll Vermoͤgen, und zu groſſen Be- wegungen aufgelegt ſei, und daß man in dieſer Zeit das Schlagen deſſelben nicht ſo leicht zerſtoͤren koͤnne. Jn dieſer Zeit ſind auch die Schlagadern (f), ſo gar neben dem Herzen, duͤnne, noch zur Zeit undurchſichtig, und nicht dichte. Nach und nach wird die Aorte weis und feſte, da wo ſie an das Herz grenzt, indem ſie auch als- denn noch unterhalb den Schlagadergaͤngen, eine Zart- heit, wie eine Blutader beſizzt.
Daher ſind bei der Frucht alle die Stuͤkke beiſam- men, welche das Wachsthum in einer gegebenen Zeit groͤſſer machen koͤnnen: ein groͤſſeres (g), lebhafteres, und reizbareres Herz, ſo oͤfter ſchlaͤgt: zahlreichere Schlag- adern, und folglich mehr Wege, durch welche die Na- rung zu allen Puncten des thieriſchen Koͤrpers gebracht werden kann: Dieſe Wege ſind zugleich groͤſſer, ſie er-
wei-
(d)[Spaltenumbruch]
Vom Herzbeutelwaſſer L. IV. p. 285. von dem Safte in der Bruſt L. VIII. p. 120.
(e)BOERHAAVE Praelect. T. III. p. 700.
(f)[Spaltenumbruch]Form. du poulet. II. p. 194.
(g)DEIDIER anat. taiſonn. n. 180.
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[496[498]/0550]
Die Frucht. XXIX. B.
die Haut aus, welches von erwachſenen Menſchen was
ſeltenes iſt. Da endlich diejenige Fluͤßigkeit etwas
roͤthlich iſt, welche in den groſſen Behaͤltniſſen bei den
Fruͤchten (d) angetroffen wird, bei erwachſenen Menſchen
hingegen bleich ausſiehet, ſo muͤſſen nothwendig in der
Frucht die Schweisloͤcher, durch welche ein Saft aus-
ſchwizzen kann, loſer ſeyn.
So ſchwizzet auch bei Kindern die flache Hand (e),
welche bei den Erwachſenen trokken iſt.
Nach dieſem allen wird kein Menſch mehr zu glau-
ben ein Bedenken tragen, daß nicht alle Gefaͤſſe einer
Frucht, nach Proportion des Herzens, weicher und
dehnbarer ſeyn ſollten, als bei einem erwachſenen Men-
ſchen. Jch habe es genau betrachtet, wie das Herz bei
einem Huͤhnchen, von dem erſten Augenblikke an, da
es ſichtbar wird, voll Vermoͤgen, und zu groſſen Be-
wegungen aufgelegt ſei, und daß man in dieſer Zeit das
Schlagen deſſelben nicht ſo leicht zerſtoͤren koͤnne. Jn
dieſer Zeit ſind auch die Schlagadern (f), ſo gar neben
dem Herzen, duͤnne, noch zur Zeit undurchſichtig, und
nicht dichte. Nach und nach wird die Aorte weis und
feſte, da wo ſie an das Herz grenzt, indem ſie auch als-
denn noch unterhalb den Schlagadergaͤngen, eine Zart-
heit, wie eine Blutader beſizzt.
Daher ſind bei der Frucht alle die Stuͤkke beiſam-
men, welche das Wachsthum in einer gegebenen Zeit
groͤſſer machen koͤnnen: ein groͤſſeres (g), lebhafteres,
und reizbareres Herz, ſo oͤfter ſchlaͤgt: zahlreichere Schlag-
adern, und folglich mehr Wege, durch welche die Na-
rung zu allen Puncten des thieriſchen Koͤrpers gebracht
werden kann: Dieſe Wege ſind zugleich groͤſſer, ſie er-
wei-
(d)
Vom Herzbeutelwaſſer L.
IV. p. 285. von dem Safte in der
Bruſt L. VIII. p. 120.
(e) BOERHAAVE Praelect. T.
III. p. 700.
(f)
Form. du poulet. II. p. 194.
(g) DEIDIER anat. taiſonn.
n. 180.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 496[498]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/550>, abgerufen am 22.11.2024.
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