Jn der Frucht ist der Ansazz knorplig, es hat das Knochenhäutchen zu dem Knorpel des Ansazzes keine Proportion, es verwandelt sich dieser Knorpel ganz deutlich vermittelst der langen Gefässe, welche durch den siebförmigen Kreis herbeilaufen (t), in ein knochiges We- sen, ohngeachtet das Knochenhäutchen dabei gar nicht verändert worden, oder nichts verändert hat, indem es immer einerlei bleibt, theils so lange es im Ansazze ein Gallert ist, theils indem der Knorpel auf den Leim folgt, theils wenn aus dem Knorpel ein Knochen wird.
Ferner, wenn in einer Frucht die Knochen, und in einem an das Licht gebrachten Thiere, so den vierten Theil (v) seines Wachsthumes erreicht hat, vermittelst derjenigen Gefässe erbaut werden, welche einen Knorpel verändern, warum sollen eben diese Knochen auch eben dieselbe Ausbildung nicht geniessen, wenn das Thier et- was mehr erwachsen ist.
Bekömmt etwa das Knochenhäutchen in einem Hühn- chen von drei Monaten weitere Gefässe um die Kreiden- stoffe durchzulassen, und Knochen erzeugen zu können? Es bekömmt von keinen Orten Hülfe, denn es färbt sich, auch in erwachsenen Menschen, das Knochenhäutchen nicht von dem Genusse der Färberröthe (x): es würde aber davon gefärbt werden, wenn eine kreidenhafte Ma- terie darinnen enthalten wäre.
Der Kern besizzet das völlige Wesen eines Knochens (y), und es schliesset niemand denselben von der Anzahl der Knochen aus. Nur war es der Zwang des Lehrge- bäudes, welcher den berühmten Mann dazu vermochte.
Man
(t)[Spaltenumbruch]p. 314.
(v) Tag 36.
(x)p. 328. Daher änderte sich das Knochenhäutchen gar nicht, [Spaltenumbruch]
da die Knochen des ganzen Kör- pers weich geworden waren. LUD- WIG sect. femor. oss. moll.
(y)p. 315.
H. Phisiol. 8. B. P p
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Jn der Frucht iſt der Anſazz knorplig, es hat das Knochenhaͤutchen zu dem Knorpel des Anſazzes keine Proportion, es verwandelt ſich dieſer Knorpel ganz deutlich vermittelſt der langen Gefaͤſſe, welche durch den ſiebfoͤrmigen Kreis herbeilaufen (t), in ein knochiges We- ſen, ohngeachtet das Knochenhaͤutchen dabei gar nicht veraͤndert worden, oder nichts veraͤndert hat, indem es immer einerlei bleibt, theils ſo lange es im Anſazze ein Gallert iſt, theils indem der Knorpel auf den Leim folgt, theils wenn aus dem Knorpel ein Knochen wird.
Ferner, wenn in einer Frucht die Knochen, und in einem an das Licht gebrachten Thiere, ſo den vierten Theil (v) ſeines Wachsthumes erreicht hat, vermittelſt derjenigen Gefaͤſſe erbaut werden, welche einen Knorpel veraͤndern, warum ſollen eben dieſe Knochen auch eben dieſelbe Ausbildung nicht genieſſen, wenn das Thier et- was mehr erwachſen iſt.
Bekoͤmmt etwa das Knochenhaͤutchen in einem Huͤhn- chen von drei Monaten weitere Gefaͤſſe um die Kreiden- ſtoffe durchzulaſſen, und Knochen erzeugen zu koͤnnen? Es bekoͤmmt von keinen Orten Huͤlfe, denn es faͤrbt ſich, auch in erwachſenen Menſchen, das Knochenhaͤutchen nicht von dem Genuſſe der Faͤrberroͤthe (x): es wuͤrde aber davon gefaͤrbt werden, wenn eine kreidenhafte Ma- terie darinnen enthalten waͤre.
Der Kern beſizzet das voͤllige Weſen eines Knochens (y), und es ſchlieſſet niemand denſelben von der Anzahl der Knochen aus. Nur war es der Zwang des Lehrge- baͤudes, welcher den beruͤhmten Mann dazu vermochte.
Man
(t)[Spaltenumbruch]p. 314.
(v) Tag 36.
(x)p. 328. Daher aͤnderte ſich das Knochenhaͤutchen gar nicht, [Spaltenumbruch]
da die Knochen des ganzen Koͤr- pers weich geworden waren. LUD- WIG ſect. femor. oſſ. moll.
(y)p. 315.
H. Phiſiol. 8. B. P p
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[591[593]/0645]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Jn der Frucht iſt der Anſazz knorplig, es hat das
Knochenhaͤutchen zu dem Knorpel des Anſazzes keine
Proportion, es verwandelt ſich dieſer Knorpel ganz
deutlich vermittelſt der langen Gefaͤſſe, welche durch den
ſiebfoͤrmigen Kreis herbeilaufen (t), in ein knochiges We-
ſen, ohngeachtet das Knochenhaͤutchen dabei gar nicht
veraͤndert worden, oder nichts veraͤndert hat, indem es
immer einerlei bleibt, theils ſo lange es im Anſazze ein
Gallert iſt, theils indem der Knorpel auf den Leim folgt,
theils wenn aus dem Knorpel ein Knochen wird.
Ferner, wenn in einer Frucht die Knochen, und in
einem an das Licht gebrachten Thiere, ſo den vierten
Theil (v) ſeines Wachsthumes erreicht hat, vermittelſt
derjenigen Gefaͤſſe erbaut werden, welche einen Knorpel
veraͤndern, warum ſollen eben dieſe Knochen auch eben
dieſelbe Ausbildung nicht genieſſen, wenn das Thier et-
was mehr erwachſen iſt.
Bekoͤmmt etwa das Knochenhaͤutchen in einem Huͤhn-
chen von drei Monaten weitere Gefaͤſſe um die Kreiden-
ſtoffe durchzulaſſen, und Knochen erzeugen zu koͤnnen?
Es bekoͤmmt von keinen Orten Huͤlfe, denn es faͤrbt ſich,
auch in erwachſenen Menſchen, das Knochenhaͤutchen
nicht von dem Genuſſe der Faͤrberroͤthe (x): es wuͤrde
aber davon gefaͤrbt werden, wenn eine kreidenhafte Ma-
terie darinnen enthalten waͤre.
Der Kern beſizzet das voͤllige Weſen eines Knochens
(y), und es ſchlieſſet niemand denſelben von der Anzahl
der Knochen aus. Nur war es der Zwang des Lehrge-
baͤudes, welcher den beruͤhmten Mann dazu vermochte.
Man
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p. 314.
(v) Tag 36.
(x) p. 328. Daher aͤnderte ſich
das Knochenhaͤutchen gar nicht,
da die Knochen des ganzen Koͤr-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 591[593]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/645>, abgerufen am 22.11.2024.
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