Man sagt, ein Knorpel entstehe vom Knochenhäut- chen, dieses muß man beweisen (y*). Berümte Män- ner gestehen es, daß derselbe gleich anfänglich zugegen gewesen, und ich glaube daher, weil ihn die Natur nicht wieder erneuret (z), daß er auch nicht erzeugt wird.
Nach unsern Versuchen gieng ein durchgezogner Fa- den durch einen Beinbruchsknorpel hindurch, welcher mit dem Knochenhäutchen bedekkt war, und damit zu seiner Zeit zusammenhängt (a).
Ob gleich der Beinbruchsknorpel, und dieses ist der eigentliche Hauptpunkt der Sache, einige Gefässe hat, welche sich aus den Knochengefässen verlängern, so ist selbiger doch nichts organisches (b), und er besizzt den so schönen Bau von langen Fasern, Platten und Hölungen von verschiedner Art, dergleichen sich an einem Knochen befindet. Folglich verliert das System der Entwikkelung durch unsere Meinung nichts von ihrem Werthe. Es ergänzt sich eine verlezzte Masse des Gefässes, ob sie gleich im übrigen unorganisch ist, aus dem Safte, wie die Haut, so ebenfalls unorganisch ist, aus einem Safte wiederwächst.
Daher giebt auch der berühmte Fougeroux endlich an dem Beinbruchsknorpel kreidige Ansäzze zu (c), und er reducirt endlich den Knochensaft, den er doch in sei- ner ganzen Hypothese fahren lies (d), dahin, daß er das Knochenwerden von einer kreidigen Materie herleitet, so sich in denjenigen Punkten anhäuft, mit denen sich ein Knochen anfängt (e).
(b*)
Jch
(y*)[Spaltenumbruch]
Der Knorpel ist in iedem Alter vom periostio verschieden. ALBIN l. c. p. 26.
(z)p. 330.
(a)p. 350.
(b)LUDWIG natur. fibr. ani- mal.
(c)p. 111. 112. & p. 132.
(d) Ferner du HAMEL La SONE Mem. de 1751.
(e)p. 17.
(b*)[Spaltenumbruch]
Der callus ist wie ein Gal- lert, und weicher als das perio- stium ALBIN p. 22.
Die Frucht. XXIX. B.
Man ſagt, ein Knorpel entſtehe vom Knochenhaͤut- chen, dieſes muß man beweiſen (y*). Beruͤmte Maͤn- ner geſtehen es, daß derſelbe gleich anfaͤnglich zugegen geweſen, und ich glaube daher, weil ihn die Natur nicht wieder erneuret (z), daß er auch nicht erzeugt wird.
Nach unſern Verſuchen gieng ein durchgezogner Fa- den durch einen Beinbruchsknorpel hindurch, welcher mit dem Knochenhaͤutchen bedekkt war, und damit zu ſeiner Zeit zuſammenhaͤngt (a).
Ob gleich der Beinbruchsknorpel, und dieſes iſt der eigentliche Hauptpunkt der Sache, einige Gefaͤſſe hat, welche ſich aus den Knochengefaͤſſen verlaͤngern, ſo iſt ſelbiger doch nichts organiſches (b), und er beſizzt den ſo ſchoͤnen Bau von langen Faſern, Platten und Hoͤlungen von verſchiedner Art, dergleichen ſich an einem Knochen befindet. Folglich verliert das Syſtem der Entwikkelung durch unſere Meinung nichts von ihrem Werthe. Es ergaͤnzt ſich eine verlezzte Maſſe des Gefaͤſſes, ob ſie gleich im uͤbrigen unorganiſch iſt, aus dem Safte, wie die Haut, ſo ebenfalls unorganiſch iſt, aus einem Safte wiederwaͤchſt.
Daher giebt auch der beruͤhmte Fougeroux endlich an dem Beinbruchsknorpel kreidige Anſaͤzze zu (c), und er reducirt endlich den Knochenſaft, den er doch in ſei- ner ganzen Hypotheſe fahren lies (d), dahin, daß er das Knochenwerden von einer kreidigen Materie herleitet, ſo ſich in denjenigen Punkten anhaͤuft, mit denen ſich ein Knochen anfaͤngt (e).
(b*)
Jch
(y*)[Spaltenumbruch]
Der Knorpel iſt in iedem Alter vom perioſtio verſchieden. ALBIN l. c. p. 26.
(z)p. 330.
(a)p. 350.
(b)LUDWIG natur. fibr. ani- mal.
(c)p. 111. 112. & p. 132.
(d) Ferner du HAMEL La SONE Mem. de 1751.
(e)p. 17.
(b*)[Spaltenumbruch]
Der callus iſt wie ein Gal- lert, und weicher als das perio- ſtium ALBIN p. 22.
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[592[594]/0646]
Die Frucht. XXIX. B.
Man ſagt, ein Knorpel entſtehe vom Knochenhaͤut-
chen, dieſes muß man beweiſen (y*). Beruͤmte Maͤn-
ner geſtehen es, daß derſelbe gleich anfaͤnglich zugegen
geweſen, und ich glaube daher, weil ihn die Natur nicht
wieder erneuret (z), daß er auch nicht erzeugt wird.
Nach unſern Verſuchen gieng ein durchgezogner Fa-
den durch einen Beinbruchsknorpel hindurch, welcher
mit dem Knochenhaͤutchen bedekkt war, und damit zu
ſeiner Zeit zuſammenhaͤngt (a).
Ob gleich der Beinbruchsknorpel, und dieſes iſt der
eigentliche Hauptpunkt der Sache, einige Gefaͤſſe hat,
welche ſich aus den Knochengefaͤſſen verlaͤngern, ſo iſt
ſelbiger doch nichts organiſches (b), und er beſizzt den ſo
ſchoͤnen Bau von langen Faſern, Platten und Hoͤlungen
von verſchiedner Art, dergleichen ſich an einem Knochen
befindet. Folglich verliert das Syſtem der Entwikkelung
durch unſere Meinung nichts von ihrem Werthe. Es
ergaͤnzt ſich eine verlezzte Maſſe des Gefaͤſſes, ob ſie gleich
im uͤbrigen unorganiſch iſt, aus dem Safte, wie die
Haut, ſo ebenfalls unorganiſch iſt, aus einem Safte
wiederwaͤchſt.
Daher giebt auch der beruͤhmte Fougeroux endlich
an dem Beinbruchsknorpel kreidige Anſaͤzze zu (c), und
er reducirt endlich den Knochenſaft, den er doch in ſei-
ner ganzen Hypotheſe fahren lies (d), dahin, daß er
das Knochenwerden von einer kreidigen Materie herleitet,
ſo ſich in denjenigen Punkten anhaͤuft, mit denen ſich ein
Knochen anfaͤngt (e).
Jch
(b*)
(y*)
Der Knorpel iſt in iedem
Alter vom perioſtio verſchieden.
ALBIN l. c. p. 26.
(z) p. 330.
(a) p. 350.
(b) LUDWIG natur. fibr. ani-
mal.
(c) p. 111. 112. & p. 132.
(d) Ferner du HAMEL La
SONE Mem. de 1751.
(e) p. 17.
(b*)
Der callus iſt wie ein Gal-
lert, und weicher als das perio-
ſtium ALBIN p. 22.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 592[594]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/646>, abgerufen am 22.11.2024.
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