Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
IV. Abs. Das Leben der Frucht.

Jch leugne darum nicht, daß nicht in den Beinbrü-
chen das Knochenhäutchen dikker werden (f), daß sich
nicht ein neues Fadengewebe erzeugen sollte, so die Mus-
keln an die wiedergewachsene Knochen so feste anleimet,
daß Gliedmaassen ihre Dienste verrichten können (g):
so wie ich es ebenfalls einräume, daß sich Nerven nebst
den Gefässen in den Beinbruchsknorpel verlängern kön-
nen, wofern derselbe wirklich Empfindungen hat (h).

§. 37.
Das Wachsthum der Frucht.

Nachdem ich diese Betrachtungen vorangehen lassen,
und die Ursachen vorgetragen habe, welche die verschie-
dene Grundstoffe des menschlichen Körpers zu einer grös-
sern Masse ausdehnen, so würden nun die Stükke ein-
zeln durchzugehen seyn, und wir müsten einen jeglichen
Theil der Frucht aus seinen kleinsten und ersten Anfän-
gen bis zu seiner vollkommnen Reife fortführen, d. i.
bis die Frucht an das Tageslicht gebracht wird.

Doch es erlaubet uns die Grösse dieses Werkes nicht,
diese Sache nach ihrer Würde auseinander zu sezzen, oder
mehr als die Hauptpunkte davon zu liefern. Hier rei-
chen die Kenntnisse der Zergliederungskunst nicht zu,
eine vollständige Geschichte der Menschenzeugung zu schrei-
ben: theils weil die Zeitpunkte ungewis sind (a): theils
weil man noch zur Zeit zu wenig Früchte geöffnet hat,
und weil man, ausser den Knochen, Augen, Ohren,
und Eingeweiden der Brust, das Wachsthum der übri-
gen Theile, und ihren Unterscheid, von den bereits er-

wach-
(f) [Spaltenumbruch] BORDENAVE p. 219.
(g) SIEGWART l. c. MAR-
TINI Sreitschrift p. 153. &c.
(h) [Spaltenumbruch] MUZELL l. c.
(a) SMELLIE midwifr. p. 121.
BURTON midwifr. p.
84.
P p 2
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.

Jch leugne darum nicht, daß nicht in den Beinbruͤ-
chen das Knochenhaͤutchen dikker werden (f), daß ſich
nicht ein neues Fadengewebe erzeugen ſollte, ſo die Mus-
keln an die wiedergewachſene Knochen ſo feſte anleimet,
daß Gliedmaaſſen ihre Dienſte verrichten koͤnnen (g):
ſo wie ich es ebenfalls einraͤume, daß ſich Nerven nebſt
den Gefaͤſſen in den Beinbruchsknorpel verlaͤngern koͤn-
nen, wofern derſelbe wirklich Empfindungen hat (h).

§. 37.
Das Wachsthum der Frucht.

Nachdem ich dieſe Betrachtungen vorangehen laſſen,
und die Urſachen vorgetragen habe, welche die verſchie-
dene Grundſtoffe des menſchlichen Koͤrpers zu einer groͤſ-
ſern Maſſe ausdehnen, ſo wuͤrden nun die Stuͤkke ein-
zeln durchzugehen ſeyn, und wir muͤſten einen jeglichen
Theil der Frucht aus ſeinen kleinſten und erſten Anfaͤn-
gen bis zu ſeiner vollkommnen Reife fortfuͤhren, d. i.
bis die Frucht an das Tageslicht gebracht wird.

Doch es erlaubet uns die Groͤſſe dieſes Werkes nicht,
dieſe Sache nach ihrer Wuͤrde auseinander zu ſezzen, oder
mehr als die Hauptpunkte davon zu liefern. Hier rei-
chen die Kenntniſſe der Zergliederungskunſt nicht zu,
eine vollſtaͤndige Geſchichte der Menſchenzeugung zu ſchrei-
ben: theils weil die Zeitpunkte ungewis ſind (a): theils
weil man noch zur Zeit zu wenig Fruͤchte geoͤffnet hat,
und weil man, auſſer den Knochen, Augen, Ohren,
und Eingeweiden der Bruſt, das Wachsthum der uͤbri-
gen Theile, und ihren Unterſcheid, von den bereits er-

wach-
(f) [Spaltenumbruch] BORDENAVE p. 219.
(g) SIEGWART l. c. MAR-
TINI Sreitſchrift p. 153. &c.
(h) [Spaltenumbruch] MUZELL l. c.
(a) SMELLIE midwifr. p. 121.
BURTON midwifr. p.
84.
P p 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0647" n="593[595]"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Ab&#x017F;. Das Leben der Frucht.</hi> </fw><lb/>
              <p>Jch leugne darum nicht, daß nicht in den Beinbru&#x0364;-<lb/>
chen das Knochenha&#x0364;utchen dikker werden <note place="foot" n="(f)"><cb/><hi rendition="#aq">BORDENAVE p.</hi> 219.</note>, daß &#x017F;ich<lb/>
nicht ein neues Fadengewebe erzeugen &#x017F;ollte, &#x017F;o die Mus-<lb/>
keln an die wiedergewach&#x017F;ene Knochen &#x017F;o fe&#x017F;te anleimet,<lb/>
daß Gliedmaa&#x017F;&#x017F;en ihre Dien&#x017F;te verrichten ko&#x0364;nnen <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">SIEGWART l. c. MAR-<lb/>
TINI Sreit&#x017F;chrift p. 153. &amp;c.</hi></note>:<lb/>
&#x017F;o wie ich es ebenfalls einra&#x0364;ume, daß &#x017F;ich Nerven neb&#x017F;t<lb/>
den Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in den Beinbruchsknorpel verla&#x0364;ngern ko&#x0364;n-<lb/>
nen, wofern der&#x017F;elbe wirklich Empfindungen hat <note place="foot" n="(h)"><cb/><hi rendition="#aq">MUZELL l. c.</hi></note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 37.<lb/><hi rendition="#b">Das Wachsthum der Frucht.</hi></head><lb/>
              <p>Nachdem ich die&#x017F;e Betrachtungen vorangehen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und die Ur&#x017F;achen vorgetragen habe, welche die ver&#x017F;chie-<lb/>
dene Grund&#x017F;toffe des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers zu einer gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern Ma&#x017F;&#x017F;e ausdehnen, &#x017F;o wu&#x0364;rden nun die Stu&#x0364;kke ein-<lb/>
zeln durchzugehen &#x017F;eyn, und wir mu&#x0364;&#x017F;ten einen jeglichen<lb/>
Theil der Frucht aus &#x017F;einen klein&#x017F;ten und er&#x017F;ten Anfa&#x0364;n-<lb/>
gen bis zu &#x017F;einer vollkommnen Reife fortfu&#x0364;hren, d. i.<lb/>
bis die Frucht an das Tageslicht gebracht wird.</p><lb/>
              <p>Doch es erlaubet uns die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e die&#x017F;es Werkes nicht,<lb/>
die&#x017F;e Sache nach ihrer Wu&#x0364;rde auseinander zu &#x017F;ezzen, oder<lb/>
mehr als die Hauptpunkte davon zu liefern. Hier rei-<lb/>
chen die Kenntni&#x017F;&#x017F;e der Zergliederungskun&#x017F;t nicht zu,<lb/>
eine voll&#x017F;ta&#x0364;ndige Ge&#x017F;chichte der Men&#x017F;chenzeugung zu &#x017F;chrei-<lb/>
ben: theils weil die Zeitpunkte ungewis &#x017F;ind <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">SMELLIE midwifr. p. 121.<lb/>
BURTON midwifr. p.</hi> 84.</note>: theils<lb/>
weil man noch zur Zeit zu wenig Fru&#x0364;chte geo&#x0364;ffnet hat,<lb/>
und weil man, au&#x017F;&#x017F;er den Knochen, Augen, Ohren,<lb/>
und Eingeweiden der Bru&#x017F;t, das Wachsthum der u&#x0364;bri-<lb/>
gen Theile, und ihren Unter&#x017F;cheid, von den bereits er-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P p 2</fw><fw place="bottom" type="catch">wach-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[593[595]/0647] IV. Abſ. Das Leben der Frucht. Jch leugne darum nicht, daß nicht in den Beinbruͤ- chen das Knochenhaͤutchen dikker werden (f), daß ſich nicht ein neues Fadengewebe erzeugen ſollte, ſo die Mus- keln an die wiedergewachſene Knochen ſo feſte anleimet, daß Gliedmaaſſen ihre Dienſte verrichten koͤnnen (g): ſo wie ich es ebenfalls einraͤume, daß ſich Nerven nebſt den Gefaͤſſen in den Beinbruchsknorpel verlaͤngern koͤn- nen, wofern derſelbe wirklich Empfindungen hat (h). §. 37. Das Wachsthum der Frucht. Nachdem ich dieſe Betrachtungen vorangehen laſſen, und die Urſachen vorgetragen habe, welche die verſchie- dene Grundſtoffe des menſchlichen Koͤrpers zu einer groͤſ- ſern Maſſe ausdehnen, ſo wuͤrden nun die Stuͤkke ein- zeln durchzugehen ſeyn, und wir muͤſten einen jeglichen Theil der Frucht aus ſeinen kleinſten und erſten Anfaͤn- gen bis zu ſeiner vollkommnen Reife fortfuͤhren, d. i. bis die Frucht an das Tageslicht gebracht wird. Doch es erlaubet uns die Groͤſſe dieſes Werkes nicht, dieſe Sache nach ihrer Wuͤrde auseinander zu ſezzen, oder mehr als die Hauptpunkte davon zu liefern. Hier rei- chen die Kenntniſſe der Zergliederungskunſt nicht zu, eine vollſtaͤndige Geſchichte der Menſchenzeugung zu ſchrei- ben: theils weil die Zeitpunkte ungewis ſind (a): theils weil man noch zur Zeit zu wenig Fruͤchte geoͤffnet hat, und weil man, auſſer den Knochen, Augen, Ohren, und Eingeweiden der Bruſt, das Wachsthum der uͤbri- gen Theile, und ihren Unterſcheid, von den bereits er- wach- (f) BORDENAVE p. 219. (g) SIEGWART l. c. MAR- TINI Sreitſchrift p. 153. &c. (h) MUZELL l. c. (a) SMELLIE midwifr. p. 121. BURTON midwifr. p. 84. P p 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/647
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 593[595]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/647>, abgerufen am 22.11.2024.