dergestalt ausgedehnt wird, daß sie billig doppelt so gros als im erwachsenen Menschen ist, indem sie mehr als gedoppelt so viel Blut empfängt (d). Es ist nämlich die Nabelblutader, wenn man gleich von ihr das Blut des Blutaderganges abrechnet, dennoch in ihrer Oef- nung im Lichten grösser, als der Pfortaderstamm.
Jn einem Schafe fand ich bereits eine Leber, da sonst noch kein anderes Eingeweide zu sehen war.
Folglich dehnt sie das Darmfell nach aussen zu aus, so wie sie das Zwerchfell in die Höhe zurükk stöst; es ist dieses weicher, röther, beweglicher, und wird nicht von den Ribben eingeschlossen.
Dieses haben nach meiner Vermuthung diejenigen sagen wollen, welche vorgeben, daß die Leber zu erst er- zeugt werde (e), weil sie in einer solchen Zeit gros wäre, da noch die Lunge, die Milz, der Magen, die Niere, und die dikken Därme entweder klein, oder noch unsicht- bar sind. Jch habe übrigens erst nach dem Verlaufe des vierten Tages (f) in einem Hühnchen, die Anfänge zur Leber wahrnehmen können.
Sie war an einer Menschenfrucht von fünf oder sechs Wochen noch nicht zu sehen (g): sie ist weich, und fast noch ein blosser Schleim; und man findet sie auch bei
einer
(d)[Spaltenumbruch]L. XXIII. p. 482. 485. die Nabelblutader gleich 729. die Pfort- ader, gleich 400. der Blutader- gang gleich 121. also ist der durch die Leber vertheilte Theil des Na- belblutes . und dieser entgeht der erwachsenen Leber ganz ab; das ganze Leberblut ist 1008 von dieser Summe gehen ab bei Er- wachsenen 608.
(e)GALENUS welcher dem ARISTOTELES (gener t. II. c. 6.) zu wieder sagt, die Leber werde ehe als das Herz fertig; den mit sei- [Spaltenumbruch]
nem unrechten Versuche folget SANTORINUS in I Fen. Avicenn. p. 756
(f)Form. du poulet. T. II. p. 123. nach dem sechsten Tage MALPIGH. p. 9. am fünften SNAPE p. 21. Am Schafe sahe ich es den 21 Tag, den 10 am Kaninchen GRAAF p. 324.
(g)BOURGRAV bei dem Men- schen den 3 Monat weis HARVEI p. 184. den Tag 40. VARO- LIUS.
Die Frucht. XXIX. B.
dergeſtalt ausgedehnt wird, daß ſie billig doppelt ſo gros als im erwachſenen Menſchen iſt, indem ſie mehr als gedoppelt ſo viel Blut empfaͤngt (d). Es iſt naͤmlich die Nabelblutader, wenn man gleich von ihr das Blut des Blutaderganges abrechnet, dennoch in ihrer Oef- nung im Lichten groͤſſer, als der Pfortaderſtamm.
Jn einem Schafe fand ich bereits eine Leber, da ſonſt noch kein anderes Eingeweide zu ſehen war.
Folglich dehnt ſie das Darmfell nach auſſen zu aus, ſo wie ſie das Zwerchfell in die Hoͤhe zuruͤkk ſtoͤſt; es iſt dieſes weicher, roͤther, beweglicher, und wird nicht von den Ribben eingeſchloſſen.
Dieſes haben nach meiner Vermuthung diejenigen ſagen wollen, welche vorgeben, daß die Leber zu erſt er- zeugt werde (e), weil ſie in einer ſolchen Zeit gros waͤre, da noch die Lunge, die Milz, der Magen, die Niere, und die dikken Daͤrme entweder klein, oder noch unſicht- bar ſind. Jch habe uͤbrigens erſt nach dem Verlaufe des vierten Tages (f) in einem Huͤhnchen, die Anfaͤnge zur Leber wahrnehmen koͤnnen.
Sie war an einer Menſchenfrucht von fuͤnf oder ſechs Wochen noch nicht zu ſehen (g): ſie iſt weich, und faſt noch ein bloſſer Schleim; und man findet ſie auch bei
einer
(d)[Spaltenumbruch]L. XXIII. p. 482. 485. die Nabelblutader gleich 729. die Pfort- ader, gleich 400. der Blutader- gang gleich 121. alſo iſt der durch die Leber vertheilte Theil des Na- belblutes . und dieſer entgeht der erwachſenen Leber ganz ab; das ganze Leberblut iſt 1008 von dieſer Summe gehen ab bei Er- wachſenen 608.
(e)GALENUS welcher dem ARISTOTELES (gener t. II. c. 6.) zu wieder ſagt, die Leber werde ehe als das Herz fertig; den mit ſei- [Spaltenumbruch]
nem unrechten Verſuche folget SANTORINUS in I Fen. Avicenn. p. 756
(f)Form. du poulet. T. II. p. 123. nach dem ſechſten Tage MALPIGH. p. 9. am fuͤnften SNAPE p. 21. Am Schafe ſahe ich es den 21 Tag, den 10 am Kaninchen GRAAF p. 324.
(g)BOURGRAV bei dem Men- ſchen den 3 Monat weis HARVEI p. 184. den Tag 40. VARO- LIUS.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0660"n="606[608]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht. <hirendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
dergeſtalt ausgedehnt wird, daß ſie billig doppelt ſo gros<lb/>
als im erwachſenen Menſchen iſt, indem ſie mehr als<lb/>
gedoppelt ſo viel Blut empfaͤngt <noteplace="foot"n="(d)"><cb/><hirendition="#aq">L. XXIII. p.</hi> 482. 485. die<lb/>
Nabelblutader gleich 729. die Pfort-<lb/>
ader, gleich 400. der Blutader-<lb/>
gang gleich 121. alſo iſt der durch<lb/>
die Leber vertheilte Theil des Na-<lb/>
belblutes <formulanotation="TeX">\frac {608}{729}</formula>. und dieſer entgeht<lb/>
der erwachſenen Leber ganz ab;<lb/>
das ganze Leberblut iſt 1008 von<lb/>
dieſer Summe gehen ab bei Er-<lb/>
wachſenen 608.</note>. Es iſt naͤmlich<lb/>
die Nabelblutader, wenn man gleich von ihr das Blut<lb/>
des Blutaderganges abrechnet, dennoch in ihrer Oef-<lb/>
nung im Lichten groͤſſer, als der Pfortaderſtamm.</p><lb/><p>Jn einem Schafe fand ich bereits eine Leber, da<lb/>ſonſt noch kein anderes Eingeweide zu ſehen war.</p><lb/><p>Folglich dehnt ſie das Darmfell nach auſſen zu aus,<lb/>ſo wie ſie das Zwerchfell in die Hoͤhe zuruͤkk ſtoͤſt; es iſt<lb/>
dieſes weicher, roͤther, beweglicher, und wird nicht von<lb/>
den Ribben eingeſchloſſen.</p><lb/><p>Dieſes haben nach meiner Vermuthung diejenigen<lb/>ſagen wollen, welche vorgeben, daß die Leber zu erſt er-<lb/>
zeugt werde <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">GALENUS</hi> welcher dem<lb/><hirendition="#aq">ARISTOTELES (gener t. II. c. 6.)</hi><lb/>
zu wieder ſagt, die Leber werde ehe<lb/>
als das Herz fertig; den mit ſei-<lb/><cb/>
nem unrechten Verſuche folget<lb/><hirendition="#aq">SANTORINUS in I Fen. Avicenn.<lb/>
p.</hi> 756</note>, weil ſie in einer ſolchen Zeit gros waͤre,<lb/>
da noch die Lunge, die Milz, der Magen, die Niere,<lb/>
und die dikken Daͤrme entweder klein, oder noch unſicht-<lb/>
bar ſind. Jch habe uͤbrigens erſt nach dem Verlaufe<lb/>
des vierten Tages <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">Form. du poulet. T. II.<lb/>
p.</hi> 123. nach dem ſechſten Tage<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">MALPIGH.</hi> p.</hi> 9. am fuͤnften<lb/><hirendition="#aq">SNAPE p.</hi> 21. Am Schafe ſahe<lb/>
ich es den 21 Tag, den 10 am<lb/>
Kaninchen <hirendition="#aq">GRAAF p.</hi> 324.</note> in einem Huͤhnchen, die Anfaͤnge<lb/>
zur Leber wahrnehmen koͤnnen.</p><lb/><p>Sie war an einer Menſchenfrucht von fuͤnf oder ſechs<lb/>
Wochen noch nicht zu ſehen <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">BOURGRAV</hi> bei dem Men-<lb/>ſchen den 3 Monat weis <hirendition="#aq">HARVEI<lb/>
p.</hi> 184. den Tag 40. <hirendition="#aq">VARO-<lb/>
LIUS.</hi></note>: ſie iſt weich, und faſt<lb/>
noch ein bloſſer Schleim; und man findet ſie auch bei<lb/><fwplace="bottom"type="catch">einer</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[606[608]/0660]
Die Frucht. XXIX. B.
dergeſtalt ausgedehnt wird, daß ſie billig doppelt ſo gros
als im erwachſenen Menſchen iſt, indem ſie mehr als
gedoppelt ſo viel Blut empfaͤngt (d). Es iſt naͤmlich
die Nabelblutader, wenn man gleich von ihr das Blut
des Blutaderganges abrechnet, dennoch in ihrer Oef-
nung im Lichten groͤſſer, als der Pfortaderſtamm.
Jn einem Schafe fand ich bereits eine Leber, da
ſonſt noch kein anderes Eingeweide zu ſehen war.
Folglich dehnt ſie das Darmfell nach auſſen zu aus,
ſo wie ſie das Zwerchfell in die Hoͤhe zuruͤkk ſtoͤſt; es iſt
dieſes weicher, roͤther, beweglicher, und wird nicht von
den Ribben eingeſchloſſen.
Dieſes haben nach meiner Vermuthung diejenigen
ſagen wollen, welche vorgeben, daß die Leber zu erſt er-
zeugt werde (e), weil ſie in einer ſolchen Zeit gros waͤre,
da noch die Lunge, die Milz, der Magen, die Niere,
und die dikken Daͤrme entweder klein, oder noch unſicht-
bar ſind. Jch habe uͤbrigens erſt nach dem Verlaufe
des vierten Tages (f) in einem Huͤhnchen, die Anfaͤnge
zur Leber wahrnehmen koͤnnen.
Sie war an einer Menſchenfrucht von fuͤnf oder ſechs
Wochen noch nicht zu ſehen (g): ſie iſt weich, und faſt
noch ein bloſſer Schleim; und man findet ſie auch bei
einer
(d)
L. XXIII. p. 482. 485. die
Nabelblutader gleich 729. die Pfort-
ader, gleich 400. der Blutader-
gang gleich 121. alſo iſt der durch
die Leber vertheilte Theil des Na-
belblutes [FORMEL]. und dieſer entgeht
der erwachſenen Leber ganz ab;
das ganze Leberblut iſt 1008 von
dieſer Summe gehen ab bei Er-
wachſenen 608.
(e) GALENUS welcher dem
ARISTOTELES (gener t. II. c. 6.)
zu wieder ſagt, die Leber werde ehe
als das Herz fertig; den mit ſei-
nem unrechten Verſuche folget
SANTORINUS in I Fen. Avicenn.
p. 756
(f) Form. du poulet. T. II.
p. 123. nach dem ſechſten Tage
MALPIGH. p. 9. am fuͤnften
SNAPE p. 21. Am Schafe ſahe
ich es den 21 Tag, den 10 am
Kaninchen GRAAF p. 324.
(g) BOURGRAV bei dem Men-
ſchen den 3 Monat weis HARVEI
p. 184. den Tag 40. VARO-
LIUS.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 606[608]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/660>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.