Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
IV. Abs. Das Leben der Frucht.

Es sei ferner bei einem erwachsenen Menschen, da
das eirunde Loch offen geblieben, die Kammer der rechten
Seite, und dieses Ohr, grösser gewesen (p).

Die so genannte Klappe des eirunden Loches (q) sei
ein Unding, und könne auch das eirunde Loch nicht be-
dekken.

Es verweile sich das Blut in der Lunge einer Frucht
nicht (r): es habe auch das durchströmende Blut kein
anderes Maas, als die Oefnung seines Gefässes (s).

Solchergestalt wären die Herzohren in der Frucht
grösser, als bei den Erwachsenen (t), weil das Blut des
Schlagaderganges, den Kammern entzogen wird: nun
sei das rechte Herzohr grösser, als das linke, und folg-
lich nehme es mehr Blut auf.

Die Hypothese des Mery auszuschmükken, nahm
sich der berühmte Peter Simon Rouhault, welcher
ebenfalls ein Wundarzt war, die Mühe (v).

Vornämlich zog dieser aus den oben berührten Punk-
ten seine Folgerungen; es sei die linke Kammer in der
Frucht, doppelt so klein, als die rechte (x): der Sinus
sei um dreimal kleiner (y); es sei die linke Kammer eben-
falls dreimal stärker, als die rechte (z), so wie der linke
Sinus mehr Kraft (a) als der rechte äussere.

Er fügte ferner dasjenige hinzu, was wir an einem
andern Orte (b) angeführt haben, nämlich daß sich die
Vorkammern des Herzens allererst während der Zusam-
menziehung der Kammern völlig anfüllen, indem als-

denn
(p) [Spaltenumbruch] Bei dem LISTER & in
Mem. de
1703.
(q) MERY de la circulation p.
20. 21. WINSLOW Mem. de 1725.
p.
30.
(r) De la circulation p. 136. &.
(s) Ibid. p. 164.
(t) C. a BERGEN l. c. n 4.
(v) Dissertation sur. la circu-
lation. du sang. dans le fetus
[Spaltenumbruch] Osserv. V. & in Reponse a la eri-
tique de Mr. WINSLOW.
(x) Reponse p. 4. 9.
(y) Ibid.
(z) Ibid. p. 10. sei stärker C.
a BERGEN l. c.
(a) Osserv. p. 65. Reponse p 7.
dissertat. p.
30. bei dem MERY
p.
423.
(b) L. IV. p. 405. 406.
S s 3
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.

Es ſei ferner bei einem erwachſenen Menſchen, da
das eirunde Loch offen geblieben, die Kammer der rechten
Seite, und dieſes Ohr, groͤſſer geweſen (p).

Die ſo genannte Klappe des eirunden Loches (q) ſei
ein Unding, und koͤnne auch das eirunde Loch nicht be-
dekken.

Es verweile ſich das Blut in der Lunge einer Frucht
nicht (r): es habe auch das durchſtroͤmende Blut kein
anderes Maas, als die Oefnung ſeines Gefaͤſſes (s).

Solchergeſtalt waͤren die Herzohren in der Frucht
groͤſſer, als bei den Erwachſenen (t), weil das Blut des
Schlagaderganges, den Kammern entzogen wird: nun
ſei das rechte Herzohr groͤſſer, als das linke, und folg-
lich nehme es mehr Blut auf.

Die Hypotheſe des Mery auszuſchmuͤkken, nahm
ſich der beruͤhmte Peter Simon Rouhault, welcher
ebenfalls ein Wundarzt war, die Muͤhe (v).

Vornaͤmlich zog dieſer aus den oben beruͤhrten Punk-
ten ſeine Folgerungen; es ſei die linke Kammer in der
Frucht, doppelt ſo klein, als die rechte (x): der Sinus
ſei um dreimal kleiner (y); es ſei die linke Kammer eben-
falls dreimal ſtaͤrker, als die rechte (z), ſo wie der linke
Sinus mehr Kraft (a) als der rechte aͤuſſere.

Er fuͤgte ferner dasjenige hinzu, was wir an einem
andern Orte (b) angefuͤhrt haben, naͤmlich daß ſich die
Vorkammern des Herzens allererſt waͤhrend der Zuſam-
menziehung der Kammern voͤllig anfuͤllen, indem als-

denn
(p) [Spaltenumbruch] Bei dem LISTER & in
Mem. de
1703.
(q) MERY de la circulation p.
20. 21. WINSLOW Mem. de 1725.
p.
30.
(r) De la circulation p. 136. &.
(s) Ibid. p. 164.
(t) C. a BERGEN l. c. n 4.
(v) Diſſertation ſur. la circu-
lation. du ſang. dans le fetus
[Spaltenumbruch] Oſſerv. V. & in Reponſe a la eri-
tique de Mr. WINSLOW.
(x) Reponſe p. 4. 9.
(y) Ibid.
(z) Ibid. p. 10. ſei ſtaͤrker C.
a BERGEN l. c.
(a) Oſſerv. p. 65. Reponſe p 7.
diſſertat. p.
30. bei dem MERY
p.
423.
(b) L. IV. p. 405. 406.
S s 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0697" n="643[645]"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Ab&#x017F;. Das Leben der Frucht.</hi> </fw><lb/>
              <p>Es &#x017F;ei ferner bei einem erwach&#x017F;enen Men&#x017F;chen, da<lb/>
das eirunde Loch offen geblieben, die Kammer der rechten<lb/>
Seite, und die&#x017F;es Ohr, gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er gewe&#x017F;en <note place="foot" n="(p)"><cb/>
Bei dem <hi rendition="#aq">LISTER &amp; in<lb/>
Mem. de</hi> 1703.</note>.</p><lb/>
              <p>Die &#x017F;o genannte Klappe des eirunden Loches <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">MERY de la circulation p.<lb/>
20. 21. WINSLOW Mem. de 1725.<lb/>
p.</hi> 30.</note> &#x017F;ei<lb/>
ein Unding, und ko&#x0364;nne auch das eirunde Loch nicht be-<lb/>
dekken.</p><lb/>
              <p>Es verweile &#x017F;ich das Blut in der Lunge einer Frucht<lb/>
nicht <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">De la circulation p.</hi> 136. &amp;.</note>: es habe auch das durch&#x017F;tro&#x0364;mende Blut kein<lb/>
anderes Maas, als die Oefnung &#x017F;eines Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;es <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">Ibid. p.</hi> 164.</note>.</p><lb/>
              <p>Solcherge&#x017F;talt wa&#x0364;ren die Herzohren in der Frucht<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, als bei den Erwach&#x017F;enen <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">C. a BERGEN l. c. n</hi> 4.</note>, weil das Blut des<lb/>
Schlagaderganges, den Kammern entzogen wird: nun<lb/>
&#x017F;ei das rechte Herzohr gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, als das linke, und folg-<lb/>
lich nehme es mehr Blut auf.</p><lb/>
              <p>Die Hypothe&#x017F;e des <hi rendition="#fr">Mery</hi> auszu&#x017F;chmu&#x0364;kken, nahm<lb/>
&#x017F;ich der beru&#x0364;hmte Peter Simon <hi rendition="#fr">Rouhault,</hi> welcher<lb/>
ebenfalls ein Wundarzt war, die Mu&#x0364;he <note place="foot" n="(v)"><hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;ertation &#x017F;ur. la circu-<lb/>
lation. du &#x017F;ang. dans le fetus<lb/><cb/>
O&#x017F;&#x017F;erv. V. &amp; in Repon&#x017F;e a la eri-<lb/>
tique de Mr. WINSLOW.</hi></note>.</p><lb/>
              <p>Vorna&#x0364;mlich zog die&#x017F;er aus den oben beru&#x0364;hrten Punk-<lb/>
ten &#x017F;eine Folgerungen; es &#x017F;ei die linke Kammer in der<lb/>
Frucht, doppelt &#x017F;o klein, als die rechte <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">Repon&#x017F;e p.</hi> 4. 9.</note>: der Sinus<lb/>
&#x017F;ei um dreimal kleiner <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">Ibid.</hi></note>; es &#x017F;ei die linke Kammer eben-<lb/>
falls dreimal &#x017F;ta&#x0364;rker, als die rechte <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">Ibid. p.</hi> 10. &#x017F;ei &#x017F;ta&#x0364;rker <hi rendition="#aq">C.<lb/>
a BERGEN l. c.</hi></note>, &#x017F;o wie der linke<lb/>
Sinus mehr Kraft <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">O&#x017F;&#x017F;erv. p. 65. Repon&#x017F;e p 7.<lb/>
di&#x017F;&#x017F;ertat. p.</hi> 30. bei dem <hi rendition="#aq">MERY<lb/>
p.</hi> 423.</note> als der rechte a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere.</p><lb/>
              <p>Er fu&#x0364;gte ferner dasjenige hinzu, was wir an einem<lb/>
andern Orte <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">L. IV. p.</hi> 405. 406.</note> angefu&#x0364;hrt haben, na&#x0364;mlich daß &#x017F;ich die<lb/>
Vorkammern des Herzens allerer&#x017F;t wa&#x0364;hrend der Zu&#x017F;am-<lb/>
menziehung der Kammern vo&#x0364;llig anfu&#x0364;llen, indem als-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S s 3</fw><fw place="bottom" type="catch">denn</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[643[645]/0697] IV. Abſ. Das Leben der Frucht. Es ſei ferner bei einem erwachſenen Menſchen, da das eirunde Loch offen geblieben, die Kammer der rechten Seite, und dieſes Ohr, groͤſſer geweſen (p). Die ſo genannte Klappe des eirunden Loches (q) ſei ein Unding, und koͤnne auch das eirunde Loch nicht be- dekken. Es verweile ſich das Blut in der Lunge einer Frucht nicht (r): es habe auch das durchſtroͤmende Blut kein anderes Maas, als die Oefnung ſeines Gefaͤſſes (s). Solchergeſtalt waͤren die Herzohren in der Frucht groͤſſer, als bei den Erwachſenen (t), weil das Blut des Schlagaderganges, den Kammern entzogen wird: nun ſei das rechte Herzohr groͤſſer, als das linke, und folg- lich nehme es mehr Blut auf. Die Hypotheſe des Mery auszuſchmuͤkken, nahm ſich der beruͤhmte Peter Simon Rouhault, welcher ebenfalls ein Wundarzt war, die Muͤhe (v). Vornaͤmlich zog dieſer aus den oben beruͤhrten Punk- ten ſeine Folgerungen; es ſei die linke Kammer in der Frucht, doppelt ſo klein, als die rechte (x): der Sinus ſei um dreimal kleiner (y); es ſei die linke Kammer eben- falls dreimal ſtaͤrker, als die rechte (z), ſo wie der linke Sinus mehr Kraft (a) als der rechte aͤuſſere. Er fuͤgte ferner dasjenige hinzu, was wir an einem andern Orte (b) angefuͤhrt haben, naͤmlich daß ſich die Vorkammern des Herzens allererſt waͤhrend der Zuſam- menziehung der Kammern voͤllig anfuͤllen, indem als- denn (p) Bei dem LISTER & in Mem. de 1703. (q) MERY de la circulation p. 20. 21. WINSLOW Mem. de 1725. p. 30. (r) De la circulation p. 136. &. (s) Ibid. p. 164. (t) C. a BERGEN l. c. n 4. (v) Diſſertation ſur. la circu- lation. du ſang. dans le fetus Oſſerv. V. & in Reponſe a la eri- tique de Mr. WINSLOW. (x) Reponſe p. 4. 9. (y) Ibid. (z) Ibid. p. 10. ſei ſtaͤrker C. a BERGEN l. c. (a) Oſſerv. p. 65. Reponſe p 7. diſſertat. p. 30. bei dem MERY p. 423. (b) L. IV. p. 405. 406. S s 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/697
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 643[645]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/697>, abgerufen am 28.06.2024.