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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. B.
unvermischt, und immer auf einerlei Art angelegt wä-
ren; und daß wir auch weniger zirkelrunde zu unterschei-
den wüßten, welche den Hals verengern, oder den in-
nern Mund verschliessen sollten.

Alles ist hier an der Gebärmutter schief eingerichtet,
und auf wunderliche Art durch einander gewebt, und ich
gebe es gerne zu, daß es an sich geschikkt sei, die Gebär-
mutter zusammen zu ziehen. Da aber alle Fasern der
Gebärmutter unter einander gemischt, und verwikkelt
sind (d), so sehe ich nicht ein, wo sich die gegen einander
gesezzte Kräfte von einander beurlauben, und einige Fa-
sern, ohne die übrigen ihr Amt verrichten sollte, oder
wo sich zum Exempel, die Fasern des Halses zusammen-
ziehen, indessen daß die langen und niederziehende Fa-
sern in Ruhe bleiben; oder wie dieses umgekehrt vor sich
gehe.

Es scheinen mir ferner die Fasern der Gebärmutter
schwächer zu seyn, als der Erfolg ist, welchen man von
ihnen zu erwarten hat: z. E. die Nachlassung des Schaam-
bandes, und die Verrenkung des Bekkens.

Endlich haben die berühmte Männer ihr Absehn zu
wenig auf die Anstrengung (e) gerichtet, welche eine
Kindbetterin dennoch mit einer solchen Gewalt verrich-
tet, daß man in dem ganzen menschlichen Leben kein Exem-
pel von so heftigen Bemühungen anzugeben weis.

Sie nehmen so viel Luft dabei zu Hülfe, als sie kön-
nen; sie drükken vermittelst des langsamen Zusammenzie-
hens der Bauchmuskeln und des Zwerchfelles abwärts,
und zwar so lange, als sie das Ausatmen irgend verschie-
ben können; indem sie mit diesem Ausatmen zugleich ihre
Kräfte verlieren, und die Gebärmutter wieder schlaff
wird.

Auf
(d) [Spaltenumbruch] Dieses gestehet ROEDE-
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(e) [Spaltenumbruch] Conf. L. VIII. p. 297. 298.

Die Frucht. XXIX. B.
unvermiſcht, und immer auf einerlei Art angelegt waͤ-
ren; und daß wir auch weniger zirkelrunde zu unterſchei-
den wuͤßten, welche den Hals verengern, oder den in-
nern Mund verſchlieſſen ſollten.

Alles iſt hier an der Gebaͤrmutter ſchief eingerichtet,
und auf wunderliche Art durch einander gewebt, und ich
gebe es gerne zu, daß es an ſich geſchikkt ſei, die Gebaͤr-
mutter zuſammen zu ziehen. Da aber alle Faſern der
Gebaͤrmutter unter einander gemiſcht, und verwikkelt
ſind (d), ſo ſehe ich nicht ein, wo ſich die gegen einander
geſezzte Kraͤfte von einander beurlauben, und einige Fa-
ſern, ohne die uͤbrigen ihr Amt verrichten ſollte, oder
wo ſich zum Exempel, die Faſern des Halſes zuſammen-
ziehen, indeſſen daß die langen und niederziehende Fa-
ſern in Ruhe bleiben; oder wie dieſes umgekehrt vor ſich
gehe.

Es ſcheinen mir ferner die Faſern der Gebaͤrmutter
ſchwaͤcher zu ſeyn, als der Erfolg iſt, welchen man von
ihnen zu erwarten hat: z. E. die Nachlaſſung des Schaam-
bandes, und die Verrenkung des Bekkens.

Endlich haben die beruͤhmte Maͤnner ihr Abſehn zu
wenig auf die Anſtrengung (e) gerichtet, welche eine
Kindbetterin dennoch mit einer ſolchen Gewalt verrich-
tet, daß man in dem ganzen menſchlichen Leben kein Exem-
pel von ſo heftigen Bemuͤhungen anzugeben weis.

Sie nehmen ſo viel Luft dabei zu Huͤlfe, als ſie koͤn-
nen; ſie druͤkken vermittelſt des langſamen Zuſammenzie-
hens der Bauchmuskeln und des Zwerchfelles abwaͤrts,
und zwar ſo lange, als ſie das Ausatmen irgend verſchie-
ben koͤnnen; indem ſie mit dieſem Ausatmen zugleich ihre
Kraͤfte verlieren, und die Gebaͤrmutter wieder ſchlaff
wird.

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(d) [Spaltenumbruch] Dieſes geſtehet ROEDE-
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(e) [Spaltenumbruch] Conf. L. VIII. p. 297. 298.
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[728[730]/0782] Die Frucht. XXIX. B. unvermiſcht, und immer auf einerlei Art angelegt waͤ- ren; und daß wir auch weniger zirkelrunde zu unterſchei- den wuͤßten, welche den Hals verengern, oder den in- nern Mund verſchlieſſen ſollten. Alles iſt hier an der Gebaͤrmutter ſchief eingerichtet, und auf wunderliche Art durch einander gewebt, und ich gebe es gerne zu, daß es an ſich geſchikkt ſei, die Gebaͤr- mutter zuſammen zu ziehen. Da aber alle Faſern der Gebaͤrmutter unter einander gemiſcht, und verwikkelt ſind (d), ſo ſehe ich nicht ein, wo ſich die gegen einander geſezzte Kraͤfte von einander beurlauben, und einige Fa- ſern, ohne die uͤbrigen ihr Amt verrichten ſollte, oder wo ſich zum Exempel, die Faſern des Halſes zuſammen- ziehen, indeſſen daß die langen und niederziehende Fa- ſern in Ruhe bleiben; oder wie dieſes umgekehrt vor ſich gehe. Es ſcheinen mir ferner die Faſern der Gebaͤrmutter ſchwaͤcher zu ſeyn, als der Erfolg iſt, welchen man von ihnen zu erwarten hat: z. E. die Nachlaſſung des Schaam- bandes, und die Verrenkung des Bekkens. Endlich haben die beruͤhmte Maͤnner ihr Abſehn zu wenig auf die Anſtrengung (e) gerichtet, welche eine Kindbetterin dennoch mit einer ſolchen Gewalt verrich- tet, daß man in dem ganzen menſchlichen Leben kein Exem- pel von ſo heftigen Bemuͤhungen anzugeben weis. Sie nehmen ſo viel Luft dabei zu Huͤlfe, als ſie koͤn- nen; ſie druͤkken vermittelſt des langſamen Zuſammenzie- hens der Bauchmuskeln und des Zwerchfelles abwaͤrts, und zwar ſo lange, als ſie das Ausatmen irgend verſchie- ben koͤnnen; indem ſie mit dieſem Ausatmen zugleich ihre Kraͤfte verlieren, und die Gebaͤrmutter wieder ſchlaff wird. Auf (d) Dieſes geſtehet ROEDE- RER p. 41. (e) Conf. L. VIII. p. 297. 298.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 728[730]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/782>, abgerufen am 22.11.2024.