Es irret aber das menschliche Geschlecht selten, wenn dasselbe einstimmig denkt.
Die Zergliederer, und man erlaube es mir, mich unter diesen mit nennen zu dürfen, sahen mit Augen, daß die, in die Gefässe der Frucht eingesprizzte Flüßigkeiten, oder Wachs, durch die Gefässe des zerschnittnen Nabels ausfliessen. Und man hat auch davon Zeugen, daß das Blut durch die Nabelblutader eine starke Bewegung habe (q).
Bekannt ist es, daß an einer lebendigen Frucht die Nabelschnur pulsire (r), daß dieses das vornehmste Zei- chen des noch übrigen Lebens sei (s), und daß selbige ganz mit Blute angefüllt sind (t); daß folglich aus diesen Ge- fässen das Blut mit einem Sprunge hervordringe (v). Wenigstens ist es merkwürdig, daß ich das Blut an jun- gen Hunden, so ich, seit dem acht und zwanzigsten Tage aus der Mutter genommen, aus den ganz kleinen Na- belschlagadern höher herauf springen gesehen, wenn sich das Herz zusammenzog.
Bekannt ist es daher, wenn der Nabel verschnitten, aber nicht gebunden worden, daß eine grosse Menge (x), oder alles Blut aus der Frucht weggeflossen, und selbige nicht selten dadurch das Leben verloren (y).
Daß
(q)[Spaltenumbruch]DENYS p. 273.
(r) Auch daß ROEDERER Zeuge ist. Satur. p. 14. Stark SMELLIE III. p. 205.
(s)CHAPMAN p. 79. CHU- DEN sing. fet. viv. & mort. p. 28.
(t)HUWE p. 44. 45.
(v)SMELLIE cas. p. 386.
(x) Davon war das Körperchen der Frucht blutlos TROPAN- NEGGER p. 16. 19. 8. Comm. [Spaltenumbruch]
Lit. Nor. ann. 1735. hebd. 32. da- von floß viel Blut weg, und zwar mit vieler Gefahr WEDEL morb. infand. p. 5. ALBERTI T. VI. p. 9. III. LEVRET p. 244. JOUBERT an seiner Ehegattin Erreurs popul. L. IV. c. 5.
(y)STORCH Hebammenk. p. 332. 333. Kinderkrankh. IV. p. 26. TRUMPF Comm. Lit. Nor. ann. 1745. p. 23. HASENEST II. p. 38. Comm. Lit. Nor. ann. 1734. p. 386.
H. Phisiol. 8. B. A a a
V. Abſ. Die Geburt.
Es irret aber das menſchliche Geſchlecht ſelten, wenn daſſelbe einſtimmig denkt.
Die Zergliederer, und man erlaube es mir, mich unter dieſen mit nennen zu duͤrfen, ſahen mit Augen, daß die, in die Gefaͤſſe der Frucht eingeſprizzte Fluͤßigkeiten, oder Wachs, durch die Gefaͤſſe des zerſchnittnen Nabels ausflieſſen. Und man hat auch davon Zeugen, daß das Blut durch die Nabelblutader eine ſtarke Bewegung habe (q).
Bekannt iſt es, daß an einer lebendigen Frucht die Nabelſchnur pulſire (r), daß dieſes das vornehmſte Zei- chen des noch uͤbrigen Lebens ſei (s), und daß ſelbige ganz mit Blute angefuͤllt ſind (t); daß folglich aus dieſen Ge- faͤſſen das Blut mit einem Sprunge hervordringe (v). Wenigſtens iſt es merkwuͤrdig, daß ich das Blut an jun- gen Hunden, ſo ich, ſeit dem acht und zwanzigſten Tage aus der Mutter genommen, aus den ganz kleinen Na- belſchlagadern hoͤher herauf ſpringen geſehen, wenn ſich das Herz zuſammenzog.
Bekannt iſt es daher, wenn der Nabel verſchnitten, aber nicht gebunden worden, daß eine groſſe Menge (x), oder alles Blut aus der Frucht weggefloſſen, und ſelbige nicht ſelten dadurch das Leben verloren (y).
Daß
(q)[Spaltenumbruch]DENYS p. 273.
(r) Auch daß ROEDERER Zeuge iſt. Satur. p. 14. Stark SMELLIE III. p. 205.
(s)CHAPMAN p. 79. CHU- DEN ſing. fet. viv. & mort. p. 28.
(t)HUWE p. 44. 45.
(v)SMELLIE caſ. p. 386.
(x) Davon war das Koͤrperchen der Frucht blutlos TROPAN- NEGGER p. 16. 19. 8. Comm. [Spaltenumbruch]
Lit. Nor. ann. 1735. hebd. 32. da- von floß viel Blut weg, und zwar mit vieler Gefahr WEDEL morb. infand. p. 5. ALBERTI T. VI. p. 9. III. LEVRET p. 244. JOUBERT an ſeiner Ehegattin Erreurs popul. L. IV. c. 5.
(y)STORCH Hebammenk. p. 332. 333. Kinderkrankh. IV. p. 26. TRUMPF Comm. Lit. Nor. ann. 1745. p. 23. HASENEST II. p. 38. Comm. Lit. Nor. ann. 1734. p. 386.
H. Phiſiol. 8. B. A a a
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[735[737]/0789]
V. Abſ. Die Geburt.
Es irret aber das menſchliche Geſchlecht ſelten, wenn
daſſelbe einſtimmig denkt.
Die Zergliederer, und man erlaube es mir, mich
unter dieſen mit nennen zu duͤrfen, ſahen mit Augen, daß
die, in die Gefaͤſſe der Frucht eingeſprizzte Fluͤßigkeiten,
oder Wachs, durch die Gefaͤſſe des zerſchnittnen Nabels
ausflieſſen. Und man hat auch davon Zeugen, daß das
Blut durch die Nabelblutader eine ſtarke Bewegung
habe (q).
Bekannt iſt es, daß an einer lebendigen Frucht die
Nabelſchnur pulſire (r), daß dieſes das vornehmſte Zei-
chen des noch uͤbrigen Lebens ſei (s), und daß ſelbige ganz
mit Blute angefuͤllt ſind (t); daß folglich aus dieſen Ge-
faͤſſen das Blut mit einem Sprunge hervordringe (v).
Wenigſtens iſt es merkwuͤrdig, daß ich das Blut an jun-
gen Hunden, ſo ich, ſeit dem acht und zwanzigſten Tage
aus der Mutter genommen, aus den ganz kleinen Na-
belſchlagadern hoͤher herauf ſpringen geſehen, wenn ſich
das Herz zuſammenzog.
Bekannt iſt es daher, wenn der Nabel verſchnitten,
aber nicht gebunden worden, daß eine groſſe Menge (x),
oder alles Blut aus der Frucht weggefloſſen, und ſelbige
nicht ſelten dadurch das Leben verloren (y).
Daß
(q)
DENYS p. 273.
(r) Auch daß ROEDERER
Zeuge iſt. Satur. p. 14. Stark
SMELLIE III. p. 205.
(s) CHAPMAN p. 79. CHU-
DEN ſing. fet. viv. & mort. p. 28.
(t) HUWE p. 44. 45.
(v) SMELLIE caſ. p. 386.
(x) Davon war das Koͤrperchen
der Frucht blutlos TROPAN-
NEGGER p. 16. 19. 8. Comm.
Lit. Nor. ann. 1735. hebd. 32. da-
von floß viel Blut weg, und zwar
mit vieler Gefahr WEDEL morb.
infand. p. 5. ALBERTI T. VI. p. 9.
III. LEVRET p. 244. JOUBERT
an ſeiner Ehegattin Erreurs popul.
L. IV. c. 5.
(y) STORCH Hebammenk. p.
332. 333. Kinderkrankh. IV. p. 26.
TRUMPF Comm. Lit. Nor. ann.
1745. p. 23. HASENEST II. p. 38.
Comm. Lit. Nor. ann. 1734. p.
386.
H. Phiſiol. 8. B. A a a
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 735[737]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/789>, abgerufen am 22.11.2024.
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