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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. B.
Krieger und Wagehälse oft durch die gröste Schwürig-
keiten hindurch zu brechen, um sich ihre Beute zu ver-
schaffen (o).

Bei den einzelnen Geburten vermehren sich die Heer-
den der Thiere und der Mensch selbst nicht eben gar zu
langsam. Die zahmen Thiere, denen es an ihrer Nah-
rung niemals mangelt, bringen ihre Jungen jährlich zur
Welt, und sie empfangen schon, wenn sie kaum ein Jahr
alt geworden. So bekam man von einer einzigen Kuh
in sechs und zwanzig Jahren, acht hundert Kälber (p).

Selbst der Mensch, welcher doch unter allen übrigen
Thieren, so viel wir deren kennen, seine Mannbarkeit
am spätesten erreicht, wächset dennoch, vermittelst der
Ehen, sehr geschwind zu einer ganzen Völkerschaft an,
wofern er nicht wider sein eigenes Weide durch Krieg
und Aufruhr wütet: indem es nunmehr ausgemacht ist,
daß man die Pest durch eine sorgfältige Wache ableiten,
und denen Gefahren der Kinderblatter und der veneri-
schen Seuche entweder zuvorkommen, oder selbige doch
zu überwältigen weiß.

Von einer einzigen Mutter, einer Dame von Adel,
bekam ihr Gemahl der Consul Franz Ludwig von
Erlach
vier und zwanzig Kinder (q). Eine andere
wurde zu einer Mutter von dreißig Kindern (r), eine
andere gebar neun und dreißig (s), und man lieset, daß
eine andere drey und funfzig Kinder zur Welt gebracht (t).

Man weiß es mit Zuverläßigkeit von den nordame-
rikanischen Pflanzstädten, daß eine in Ruhe beysammen-
wohnende Colonie ein so geschwindes Wachsthum erreicht,
daß von einer einzigen Mutter, welche im Jahr 1739 be-

gra-
(o) [Spaltenumbruch] Daß die troctae nur ein-
mal Eyer legen sollen, ist beinahe
nicht zu glauben. Nov. Acad. Pe-
trop. III. p.
407. da sonst die ärg-
sten Raubfische sehr wenige, und
der stille Karpen viele Eyer legt.
(p) CARDAN subtilit. p. 147.
(q) [Spaltenumbruch] So SCHURIG empryolog.
p. 622. 20. DIONIS p.
145. ist
bey uns nichts seltenes.
(r) PLIN. hard. L. VI. p. 375.
(s) THORESBY p. 608. doch
auf andrer Bericht.
(t) p. 458.

Die Frucht. XXIX. B.
Krieger und Wagehaͤlſe oft durch die groͤſte Schwuͤrig-
keiten hindurch zu brechen, um ſich ihre Beute zu ver-
ſchaffen (o).

Bei den einzelnen Geburten vermehren ſich die Heer-
den der Thiere und der Menſch ſelbſt nicht eben gar zu
langſam. Die zahmen Thiere, denen es an ihrer Nah-
rung niemals mangelt, bringen ihre Jungen jaͤhrlich zur
Welt, und ſie empfangen ſchon, wenn ſie kaum ein Jahr
alt geworden. So bekam man von einer einzigen Kuh
in ſechs und zwanzig Jahren, acht hundert Kaͤlber (p).

Selbſt der Menſch, welcher doch unter allen uͤbrigen
Thieren, ſo viel wir deren kennen, ſeine Mannbarkeit
am ſpaͤteſten erreicht, waͤchſet dennoch, vermittelſt der
Ehen, ſehr geſchwind zu einer ganzen Voͤlkerſchaft an,
wofern er nicht wider ſein eigenes Weide durch Krieg
und Aufruhr wuͤtet: indem es nunmehr ausgemacht iſt,
daß man die Peſt durch eine ſorgfaͤltige Wache ableiten,
und denen Gefahren der Kinderblatter und der veneri-
ſchen Seuche entweder zuvorkommen, oder ſelbige doch
zu uͤberwaͤltigen weiß.

Von einer einzigen Mutter, einer Dame von Adel,
bekam ihr Gemahl der Conſul Franz Ludwig von
Erlach
vier und zwanzig Kinder (q). Eine andere
wurde zu einer Mutter von dreißig Kindern (r), eine
andere gebar neun und dreißig (s), und man lieſet, daß
eine andere drey und funfzig Kinder zur Welt gebracht (t).

Man weiß es mit Zuverlaͤßigkeit von den nordame-
rikaniſchen Pflanzſtaͤdten, daß eine in Ruhe beyſammen-
wohnende Colonie ein ſo geſchwindes Wachsthum erreicht,
daß von einer einzigen Mutter, welche im Jahr 1739 be-

gra-
(o) [Spaltenumbruch] Daß die troctae nur ein-
mal Eyer legen ſollen, iſt beinahe
nicht zu glauben. Nov. Acad. Pe-
trop. III. p.
407. da ſonſt die aͤrg-
ſten Raubfiſche ſehr wenige, und
der ſtille Karpen viele Eyer legt.
(p) CARDAN ſubtilit. p. 147.
(q) [Spaltenumbruch] So SCHURIG empryolog.
p. 622. 20. DIONIS p.
145. iſt
bey uns nichts ſeltenes.
(r) PLIN. hard. L. VI. p. 375.
(s) THORESBY p. 608. doch
auf andrer Bericht.
(t) p. 458.
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[764[766]/0818] Die Frucht. XXIX. B. Krieger und Wagehaͤlſe oft durch die groͤſte Schwuͤrig- keiten hindurch zu brechen, um ſich ihre Beute zu ver- ſchaffen (o). Bei den einzelnen Geburten vermehren ſich die Heer- den der Thiere und der Menſch ſelbſt nicht eben gar zu langſam. Die zahmen Thiere, denen es an ihrer Nah- rung niemals mangelt, bringen ihre Jungen jaͤhrlich zur Welt, und ſie empfangen ſchon, wenn ſie kaum ein Jahr alt geworden. So bekam man von einer einzigen Kuh in ſechs und zwanzig Jahren, acht hundert Kaͤlber (p). Selbſt der Menſch, welcher doch unter allen uͤbrigen Thieren, ſo viel wir deren kennen, ſeine Mannbarkeit am ſpaͤteſten erreicht, waͤchſet dennoch, vermittelſt der Ehen, ſehr geſchwind zu einer ganzen Voͤlkerſchaft an, wofern er nicht wider ſein eigenes Weide durch Krieg und Aufruhr wuͤtet: indem es nunmehr ausgemacht iſt, daß man die Peſt durch eine ſorgfaͤltige Wache ableiten, und denen Gefahren der Kinderblatter und der veneri- ſchen Seuche entweder zuvorkommen, oder ſelbige doch zu uͤberwaͤltigen weiß. Von einer einzigen Mutter, einer Dame von Adel, bekam ihr Gemahl der Conſul Franz Ludwig von Erlach vier und zwanzig Kinder (q). Eine andere wurde zu einer Mutter von dreißig Kindern (r), eine andere gebar neun und dreißig (s), und man lieſet, daß eine andere drey und funfzig Kinder zur Welt gebracht (t). Man weiß es mit Zuverlaͤßigkeit von den nordame- rikaniſchen Pflanzſtaͤdten, daß eine in Ruhe beyſammen- wohnende Colonie ein ſo geſchwindes Wachsthum erreicht, daß von einer einzigen Mutter, welche im Jahr 1739 be- gra- (o) Daß die troctae nur ein- mal Eyer legen ſollen, iſt beinahe nicht zu glauben. Nov. Acad. Pe- trop. III. p. 407. da ſonſt die aͤrg- ſten Raubfiſche ſehr wenige, und der ſtille Karpen viele Eyer legt. (p) CARDAN ſubtilit. p. 147. (q) So SCHURIG empryolog. p. 622. 20. DIONIS p. 145. iſt bey uns nichts ſeltenes. (r) PLIN. hard. L. VI. p. 375. (s) THORESBY p. 608. doch auf andrer Bericht. (t) p. 458.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 764[766]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/818>, abgerufen am 22.11.2024.