Endlich findet man an dem berühmten Harvey(z) einen wichtigen Zeugen, daß diese, einer Frucht eigene Wege nicht selten das ganze Leben hindurch offen bleiben, und es behauptet ein anderer berühmter Zergliederer, daß unter neunzehn erwachsenen Menschenkörpern (a) dieses eirunde Loch nur zwölfmal verschlossen gefunden worden. Man lieset, daß es bei Frauenspersonen sieben und zwan- zig mal offen gewesen (b): daß es seltener verschlossen als offen gefunden werde (c), erinnert ein anderer, welches unser ehemaliger alter Freund war, und ein alter Schrift- steller will, daß dieses Verwachsen sogar eine Seltenheit sey (d).
Die Sache selbst übertreiben Leonhard Botal(e) und Cäcilius Folius(f), wenn sie behaupten, daß es sich überhaupt niemals verschliesse.
Ob ich es gleich zugebe, daß sehr oft noch einige Spur von diesem Loche übrig bleibt (g), so habe ich es doch voll- kommen blind (h), auch bei einem dreißigjährigen, und bei einem jungen Manne mit Augen gesehen.
Bei erwachsenen Personen ist es ein Röhrchen, was da offen bleibt, oder man siehet auch mehrere Röhrchen an dem öbersten Stükke des eirunden Loches (i) übrig.
Selten ist das, daß es unterwärts (k) oder in der Mitte offen wäre (l); und selten kömmt auch der Fall vor, da man zwei Löcher mit zwo Klappen gefunden (m).
Selten geschieht es ebenfalls, daß zwischen der obern Lungenblutader, und zwischen der obern Holader, die
Strasse
(z)[Spaltenumbruch]l. c.
(a)MORGAGN. Epist. XV. p. 29.
(b)Le CAT. Phil. trans. n. 460.
(c)NICOLAI Comm. Lit. Nor. ann. 1732. p. 261.
(d)RIOLANUS p 392.
(e)SENAC. p. 408.
(f)De sanguinis per cor mo- tu. Wider ihn schrieb PLEMPIUS fund. p. 113.
(g)[Spaltenumbruch]SENAC.
(h)Oper. min. T. I. f. 10. So ehemals GALENUS util. L. XV. c 6.
(i)COWPER t. 37. f. 1.
(k)MORGAGN. Epist. XV. n. 48.
(l)TREW f. 21. CONNOR. coalit. p. 30.
(m)VIEUSSENS du coeur. p. 53.
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
Endlich findet man an dem beruͤhmten Harvey(z) einen wichtigen Zeugen, daß dieſe, einer Frucht eigene Wege nicht ſelten das ganze Leben hindurch offen bleiben, und es behauptet ein anderer beruͤhmter Zergliederer, daß unter neunzehn erwachſenen Menſchenkoͤrpern (a) dieſes eirunde Loch nur zwoͤlfmal verſchloſſen gefunden worden. Man lieſet, daß es bei Frauensperſonen ſieben und zwan- zig mal offen geweſen (b): daß es ſeltener verſchloſſen als offen gefunden werde (c), erinnert ein anderer, welches unſer ehemaliger alter Freund war, und ein alter Schrift- ſteller will, daß dieſes Verwachſen ſogar eine Seltenheit ſey (d).
Die Sache ſelbſt uͤbertreiben Leonhard Botal(e) und Caͤcilius Folius(f), wenn ſie behaupten, daß es ſich uͤberhaupt niemals verſchlieſſe.
Ob ich es gleich zugebe, daß ſehr oft noch einige Spur von dieſem Loche uͤbrig bleibt (g), ſo habe ich es doch voll- kommen blind (h), auch bei einem dreißigjaͤhrigen, und bei einem jungen Manne mit Augen geſehen.
Bei erwachſenen Perſonen iſt es ein Roͤhrchen, was da offen bleibt, oder man ſiehet auch mehrere Roͤhrchen an dem oͤberſten Stuͤkke des eirunden Loches (i) uͤbrig.
Selten iſt das, daß es unterwaͤrts (k) oder in der Mitte offen waͤre (l); und ſelten koͤmmt auch der Fall vor, da man zwei Loͤcher mit zwo Klappen gefunden (m).
Selten geſchieht es ebenfalls, daß zwiſchen der obern Lungenblutader, und zwiſchen der obern Holader, die
Straſſe
(z)[Spaltenumbruch]l. c.
(a)MORGAGN. Epiſt. XV. p. 29.
(b)Le CAT. Phil. tranſ. n. 460.
(c)NICOLAI Comm. Lit. Nor. ann. 1732. p. 261.
(d)RIOLANUS p 392.
(e)SENAC. p. 408.
(f)De ſanguinis per cor mo- tu. Wider ihn ſchrieb PLEMPIUS fund. p. 113.
(g)[Spaltenumbruch]SENAC.
(h)Oper. min. T. I. f. 10. So ehemals GALENUS util. L. XV. c 6.
(i)COWPER t. 37. f. 1.
(k)MORGAGN. Epiſt. XV. n. 48.
(l)TREW f. 21. CONNOR. coalit. p. 30.
(m)VIEUSSENS du coeur. p. 53.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0849"n="795[797]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.</hi></fw><lb/><p>Endlich findet man an dem beruͤhmten <hirendition="#fr">Harvey</hi><noteplace="foot"n="(z)"><cb/><hirendition="#aq">l. c.</hi></note><lb/>
einen wichtigen Zeugen, daß dieſe, einer Frucht eigene<lb/>
Wege nicht ſelten das ganze Leben hindurch offen bleiben,<lb/>
und es behauptet ein anderer beruͤhmter Zergliederer, daß<lb/>
unter neunzehn erwachſenen Menſchenkoͤrpern <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">MORGAGN. Epiſt. XV.<lb/>
p.</hi> 29.</note> dieſes<lb/>
eirunde Loch nur zwoͤlfmal verſchloſſen gefunden worden.<lb/>
Man lieſet, daß es bei Frauensperſonen ſieben und zwan-<lb/>
zig mal offen geweſen <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">Le CAT. Phil. tranſ. n.</hi> 460.</note>: daß es ſeltener verſchloſſen als<lb/>
offen gefunden werde <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">NICOLAI Comm. Lit. Nor.<lb/>
ann. 1732. p.</hi> 261.</note>, erinnert ein anderer, welches<lb/>
unſer ehemaliger alter Freund war, und ein alter Schrift-<lb/>ſteller will, daß dieſes Verwachſen ſogar eine Seltenheit<lb/>ſey <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">RIOLANUS p</hi> 392.</note>.</p><lb/><p>Die Sache ſelbſt uͤbertreiben <hirendition="#fr">Leonhard Botal</hi><noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">SENAC. p.</hi> 408.</note><lb/>
und <hirendition="#fr">Caͤcilius Folius</hi><noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">De ſanguinis per cor mo-<lb/>
tu.</hi> Wider ihn ſchrieb <hirendition="#aq">PLEMPIUS<lb/>
fund. p.</hi> 113.</note>, wenn ſie behaupten, daß<lb/>
es ſich uͤberhaupt niemals verſchlieſſe.</p><lb/><p>Ob ich es gleich zugebe, daß ſehr oft noch einige Spur<lb/>
von dieſem Loche uͤbrig bleibt <noteplace="foot"n="(g)"><cb/><hirendition="#aq">SENAC.</hi></note>, ſo habe ich es doch voll-<lb/>
kommen blind <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">Oper. min. T. I. f.</hi> 10. So<lb/>
ehemals <hirendition="#aq">GALENUS util. L. XV.<lb/>
c</hi> 6.</note>, auch bei einem dreißigjaͤhrigen, und<lb/>
bei einem jungen Manne mit Augen geſehen.</p><lb/><p>Bei erwachſenen Perſonen iſt es ein Roͤhrchen, was<lb/>
da offen bleibt, oder man ſiehet auch mehrere Roͤhrchen<lb/>
an dem oͤberſten Stuͤkke des eirunden Loches <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">COWPER t. 37. f.</hi> 1.</note> uͤbrig.</p><lb/><p>Selten iſt das, daß es unterwaͤrts <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">MORGAGN. Epiſt. XV.<lb/>
n.</hi> 48.</note> oder in der<lb/>
Mitte offen waͤre <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">TREW f. 21. CONNOR.<lb/>
coalit. p.</hi> 30.</note>; und ſelten koͤmmt auch der Fall<lb/>
vor, da man zwei Loͤcher mit zwo Klappen gefunden <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">VIEUSSENS du coeur.<lb/>
p.</hi> 53.</note>.</p><lb/><p>Selten geſchieht es ebenfalls, daß zwiſchen der obern<lb/>
Lungenblutader, und zwiſchen der obern Holader, die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Straſſe</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[795[797]/0849]
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
Endlich findet man an dem beruͤhmten Harvey (z)
einen wichtigen Zeugen, daß dieſe, einer Frucht eigene
Wege nicht ſelten das ganze Leben hindurch offen bleiben,
und es behauptet ein anderer beruͤhmter Zergliederer, daß
unter neunzehn erwachſenen Menſchenkoͤrpern (a) dieſes
eirunde Loch nur zwoͤlfmal verſchloſſen gefunden worden.
Man lieſet, daß es bei Frauensperſonen ſieben und zwan-
zig mal offen geweſen (b): daß es ſeltener verſchloſſen als
offen gefunden werde (c), erinnert ein anderer, welches
unſer ehemaliger alter Freund war, und ein alter Schrift-
ſteller will, daß dieſes Verwachſen ſogar eine Seltenheit
ſey (d).
Die Sache ſelbſt uͤbertreiben Leonhard Botal (e)
und Caͤcilius Folius (f), wenn ſie behaupten, daß
es ſich uͤberhaupt niemals verſchlieſſe.
Ob ich es gleich zugebe, daß ſehr oft noch einige Spur
von dieſem Loche uͤbrig bleibt (g), ſo habe ich es doch voll-
kommen blind (h), auch bei einem dreißigjaͤhrigen, und
bei einem jungen Manne mit Augen geſehen.
Bei erwachſenen Perſonen iſt es ein Roͤhrchen, was
da offen bleibt, oder man ſiehet auch mehrere Roͤhrchen
an dem oͤberſten Stuͤkke des eirunden Loches (i) uͤbrig.
Selten iſt das, daß es unterwaͤrts (k) oder in der
Mitte offen waͤre (l); und ſelten koͤmmt auch der Fall
vor, da man zwei Loͤcher mit zwo Klappen gefunden (m).
Selten geſchieht es ebenfalls, daß zwiſchen der obern
Lungenblutader, und zwiſchen der obern Holader, die
Straſſe
(z)
l. c.
(a) MORGAGN. Epiſt. XV.
p. 29.
(b) Le CAT. Phil. tranſ. n. 460.
(c) NICOLAI Comm. Lit. Nor.
ann. 1732. p. 261.
(d) RIOLANUS p 392.
(e) SENAC. p. 408.
(f) De ſanguinis per cor mo-
tu. Wider ihn ſchrieb PLEMPIUS
fund. p. 113.
(g)
SENAC.
(h) Oper. min. T. I. f. 10. So
ehemals GALENUS util. L. XV.
c 6.
(i) COWPER t. 37. f. 1.
(k) MORGAGN. Epiſt. XV.
n. 48.
(l) TREW f. 21. CONNOR.
coalit. p. 30.
(m) VIEUSSENS du coeur.
p. 53.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 795[797]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/849>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.