Endlich vermindert diejenige Veränderung (i), wel- che am Herzen geschehen ist, den Vorrath des Blutes in den untern Gliedmassen, indem nunmehr die Lunge einen grossen Theil dieses Bluts wegnimmt, den vorher der Schlagadergang auf einer sehr kurzen Strasse nach der untern Aorte, und nach den Nabelschlagadern hin- führte.
Jn der That vertrokknet derjenige Theil dieser Schlag- adern sehr geschwinde, welcher sich an dem Nabel und bis zur Blase hin erstrekkt. Jch habe in wenigen Ta- gen die Schagadern offen, so wie Trew gesehen (k); doch es haben sie andere den dritten (l), den fünften oder sechsten Tag (m) bereits geschlossen gesehen.
Jch fand den zehnten Tag nur noch ein kleines Loch übrig, und dennoch drang am vierzigsten Tage das Spritzenwachs in die Schlagadern ein, und ich fand sie so lange mit Blut angefüllet, als die Blase lang ist. Berühmte Männer sahen sie am funfzigsten Tage kleiner (m*), noch vor dem dritten Monate größtentheils ver- schlossen (n), und innerhalb einer Jahresfrist ganz blind (o); dieses ist von der öbersten Blase bis zum Bande zu verstehen. Sie werden nemlich bis auf zwei (p) Drit- theile (q) der Blase hin niemals blind: und von diesen Theilen bleiben gemeiniglich drei Aeste übrig (r), welche nach der Reihe zur Blase laufen, von vielen langen und magern cellulösen Fäden übersponnen werden, dadurch sie das Ansehen von rundlichen Bändern (s) erhalten,
und
(i)[Spaltenumbruch]p. 14.
(k)Differ. fet. p. 25.
(l)TREW. Comm. Lit. Nor. ann. 1734. p. 225. t. 5. f. 5. die sehr zusammengezogene Schlag- adern, liessen wie ein Sieb Wachs durch
(m)SCHULZE vas. umbilic. p. 12.
(m*)FABRIC. in Progr.
(n)[Spaltenumbruch]TREW f. 39.
(o)TREW. Comm. Lit. Nor. ann. 1733 p. 387.
(p)L. XXVI. p. 331.
(q) Auch bis zu oberst an die Blase hinauf. LIEUTAUD p. 313.
(r) Bis zum 9 Monate Ill. TREW Comm. Lit. Nor. ann. 1737. hebd. 13. t. 1. f. 2.
(s)VESAL rad. Chin. p. 117.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Endlich vermindert diejenige Veraͤnderung (i), wel- che am Herzen geſchehen iſt, den Vorrath des Blutes in den untern Gliedmaſſen, indem nunmehr die Lunge einen groſſen Theil dieſes Bluts wegnimmt, den vorher der Schlagadergang auf einer ſehr kurzen Straſſe nach der untern Aorte, und nach den Nabelſchlagadern hin- fuͤhrte.
Jn der That vertrokknet derjenige Theil dieſer Schlag- adern ſehr geſchwinde, welcher ſich an dem Nabel und bis zur Blaſe hin erſtrekkt. Jch habe in wenigen Ta- gen die Schagadern offen, ſo wie Trew geſehen (k); doch es haben ſie andere den dritten (l), den fuͤnften oder ſechſten Tag (m) bereits geſchloſſen geſehen.
Jch fand den zehnten Tag nur noch ein kleines Loch uͤbrig, und dennoch drang am vierzigſten Tage das Spritzenwachs in die Schlagadern ein, und ich fand ſie ſo lange mit Blut angefuͤllet, als die Blaſe lang iſt. Beruͤhmte Maͤnner ſahen ſie am funfzigſten Tage kleiner (m*), noch vor dem dritten Monate groͤßtentheils ver- ſchloſſen (n), und innerhalb einer Jahresfriſt ganz blind (o); dieſes iſt von der oͤberſten Blaſe bis zum Bande zu verſtehen. Sie werden nemlich bis auf zwei (p) Drit- theile (q) der Blaſe hin niemals blind: und von dieſen Theilen bleiben gemeiniglich drei Aeſte uͤbrig (r), welche nach der Reihe zur Blaſe laufen, von vielen langen und magern celluloͤſen Faͤden uͤberſponnen werden, dadurch ſie das Anſehen von rundlichen Baͤndern (s) erhalten,
und
(i)[Spaltenumbruch]p. 14.
(k)Differ. fet. p. 25.
(l)TREW. Comm. Lit. Nor. ann. 1734. p. 225. t. 5. f. 5. die ſehr zuſammengezogene Schlag- adern, lieſſen wie ein Sieb Wachs durch
(m)SCHULZE vaſ. umbilic. p. 12.
(m*)FABRIC. in Progr.
(n)[Spaltenumbruch]TREW f. 39.
(o)TREW. Comm. Lit. Nor. ann. 1733 p. 387.
(p)L. XXVI. p. 331.
(q) Auch bis zu oberſt an die Blaſe hinauf. LIEUTAUD p. 313.
(r) Bis zum 9 Monate Ill. TREW Comm. Lit. Nor. ann. 1737. hebd. 13. t. 1. f. 2.
(s)VESAL rad. Chin. p. 117.
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[804[806]/0858]
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Endlich vermindert diejenige Veraͤnderung (i), wel-
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in den untern Gliedmaſſen, indem nunmehr die Lunge
einen groſſen Theil dieſes Bluts wegnimmt, den vorher
der Schlagadergang auf einer ſehr kurzen Straſſe nach
der untern Aorte, und nach den Nabelſchlagadern hin-
fuͤhrte.
Jn der That vertrokknet derjenige Theil dieſer Schlag-
adern ſehr geſchwinde, welcher ſich an dem Nabel und
bis zur Blaſe hin erſtrekkt. Jch habe in wenigen Ta-
gen die Schagadern offen, ſo wie Trew geſehen (k);
doch es haben ſie andere den dritten (l), den fuͤnften oder
ſechſten Tag (m) bereits geſchloſſen geſehen.
Jch fand den zehnten Tag nur noch ein kleines Loch
uͤbrig, und dennoch drang am vierzigſten Tage das
Spritzenwachs in die Schlagadern ein, und ich fand ſie
ſo lange mit Blut angefuͤllet, als die Blaſe lang iſt.
Beruͤhmte Maͤnner ſahen ſie am funfzigſten Tage kleiner
(m*), noch vor dem dritten Monate groͤßtentheils ver-
ſchloſſen (n), und innerhalb einer Jahresfriſt ganz blind
(o); dieſes iſt von der oͤberſten Blaſe bis zum Bande zu
verſtehen. Sie werden nemlich bis auf zwei (p) Drit-
theile (q) der Blaſe hin niemals blind: und von dieſen
Theilen bleiben gemeiniglich drei Aeſte uͤbrig (r), welche
nach der Reihe zur Blaſe laufen, von vielen langen und
magern celluloͤſen Faͤden uͤberſponnen werden, dadurch
ſie das Anſehen von rundlichen Baͤndern (s) erhalten,
und
(i)
p. 14.
(k) Differ. fet. p. 25.
(l) TREW. Comm. Lit. Nor.
ann. 1734. p. 225. t. 5. f. 5. die
ſehr zuſammengezogene Schlag-
adern, lieſſen wie ein Sieb Wachs
durch
(m) SCHULZE vaſ. umbilic.
p. 12.
(m*) FABRIC. in Progr.
(n)
TREW f. 39.
(o) TREW. Comm. Lit. Nor.
ann. 1733 p. 387.
(p) L. XXVI. p. 331.
(q) Auch bis zu oberſt an die
Blaſe hinauf. LIEUTAUD p. 313.
(r) Bis zum 9 Monate Ill.
TREW Comm. Lit. Nor. ann.
1737. hebd. 13. t. 1. f. 2.
(s) VESAL rad. Chin. p. 117.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 804[806]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/858>, abgerufen am 22.11.2024.
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