und man findet in dieser Scheide, vom getrokkneten Blute ein schwarzes Pulver übrig (t). Wir haben aber von dieser Scheide bereits an einem andern Orte Erwähnung gethan.
Niemals habe ich gefunden, daß diese Adern längst der Blase leer gewesen wären (u).
Eine besondere Meinung von dieser Verstopfung hegte der gelehrte J. Riolan(w), und J. Henrich Schul- ze(x), und diese gefiel auch dem Christoph Jacob Trew(y) diesem grossen Manne so wenig als dem Jo- siä Weitbrecht(z).
Es sollen nemlich die Nabelgefässe nicht verwachsen, sondern sich überhaupt aus ihren Scheiden verlieren, und ihre Scheiden leer lassen, und man zeiget davon sowol an Kälbern (a), als an Menschen gemachte Versuche auf (b). Grosse Männer haben denen Scheiden zu viel zugeschrie- ben, indem sie nur eine Art von Fadengewebe sind, und denen Gefässen nicht ähnlich sind, wenn man Gefässe aus ihrem Lager herauszieht.
Jch habe daher die Nabelblutader selbst, so membra- nöse ist, den Blutadergang, so ebenfalls aus ihrer Haut gewebt ist, und die Nabelschlagadern, welche aber frei- lich viel grössere Aehnlichkeit mit einem Bande haben, so oft in Augenschein genommen, und ihren Lauf verfolgt. Jch sehe auch nicht ein, wo sich die vom Nabel abgeris- sene Schlagadern hinwenden sollten, um völlig zu ver- schwinden: indem selbige so lang sind, und es erlaubet auch nicht die beständige Abstammung der Blasenschlag- adern aus der Nabelschlagader diese Auslegung zu ma-
chen,
(t)[Spaltenumbruch]VERHEYEN L. II. p. 376.
(u)TREW Comm. Lit. Nor. ann. 1733. p. 387. t. 3. f. 3.
(w)p. 94.
(x)Vas. umbilic. p. 11. 15. an deligand. umbil. p. 15.
(y)[Spaltenumbruch]Comm. Lit. Nor. ann. 1737. hebd. 13.
(z)Synds molog. p. 227 228.
(a)SCHULZE vas. umbilic. n. 5.
(b)TREW f. 39. differ. fet. f. 39.
E e e 3
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
und man findet in dieſer Scheide, vom getrokkneten Blute ein ſchwarzes Pulver uͤbrig (t). Wir haben aber von dieſer Scheide bereits an einem andern Orte Erwaͤhnung gethan.
Niemals habe ich gefunden, daß dieſe Adern laͤngſt der Blaſe leer geweſen waͤren (u).
Eine beſondere Meinung von dieſer Verſtopfung hegte der gelehrte J. Riolan(w), und J. Henrich Schul- ze(x), und dieſe gefiel auch dem Chriſtoph Jacob Trew(y) dieſem groſſen Manne ſo wenig als dem Jo- ſiaͤ Weitbrecht(z).
Es ſollen nemlich die Nabelgefaͤſſe nicht verwachſen, ſondern ſich uͤberhaupt aus ihren Scheiden verlieren, und ihre Scheiden leer laſſen, und man zeiget davon ſowol an Kaͤlbern (a), als an Menſchen gemachte Verſuche auf (b). Groſſe Maͤnner haben denen Scheiden zu viel zugeſchrie- ben, indem ſie nur eine Art von Fadengewebe ſind, und denen Gefaͤſſen nicht aͤhnlich ſind, wenn man Gefaͤſſe aus ihrem Lager herauszieht.
Jch habe daher die Nabelblutader ſelbſt, ſo membra- noͤſe iſt, den Blutadergang, ſo ebenfalls aus ihrer Haut gewebt iſt, und die Nabelſchlagadern, welche aber frei- lich viel groͤſſere Aehnlichkeit mit einem Bande haben, ſo oft in Augenſchein genommen, und ihren Lauf verfolgt. Jch ſehe auch nicht ein, wo ſich die vom Nabel abgeriſ- ſene Schlagadern hinwenden ſollten, um voͤllig zu ver- ſchwinden: indem ſelbige ſo lang ſind, und es erlaubet auch nicht die beſtaͤndige Abſtammung der Blaſenſchlag- adern aus der Nabelſchlagader dieſe Auslegung zu ma-
chen,
(t)[Spaltenumbruch]VERHEYEN L. II. p. 376.
(u)TREW Comm. Lit. Nor. ann. 1733. p. 387. t. 3. f. 3.
(w)p. 94.
(x)Vaſ. umbilic. p. 11. 15. an deligand. umbil. p. 15.
(y)[Spaltenumbruch]Comm. Lit. Nor. ann. 1737. hebd. 13.
(z)Synds molog. p. 227 228.
(a)SCHULZE vaſ. umbilic. n. 5.
(b)TREW f. 39. differ. fet. f. 39.
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[805[807]/0859]
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
und man findet in dieſer Scheide, vom getrokkneten Blute
ein ſchwarzes Pulver uͤbrig (t). Wir haben aber von
dieſer Scheide bereits an einem andern Orte Erwaͤhnung
gethan.
Niemals habe ich gefunden, daß dieſe Adern laͤngſt
der Blaſe leer geweſen waͤren (u).
Eine beſondere Meinung von dieſer Verſtopfung hegte
der gelehrte J. Riolan (w), und J. Henrich Schul-
ze (x), und dieſe gefiel auch dem Chriſtoph Jacob
Trew (y) dieſem groſſen Manne ſo wenig als dem Jo-
ſiaͤ Weitbrecht (z).
Es ſollen nemlich die Nabelgefaͤſſe nicht verwachſen,
ſondern ſich uͤberhaupt aus ihren Scheiden verlieren, und
ihre Scheiden leer laſſen, und man zeiget davon ſowol an
Kaͤlbern (a), als an Menſchen gemachte Verſuche auf (b).
Groſſe Maͤnner haben denen Scheiden zu viel zugeſchrie-
ben, indem ſie nur eine Art von Fadengewebe ſind, und
denen Gefaͤſſen nicht aͤhnlich ſind, wenn man Gefaͤſſe
aus ihrem Lager herauszieht.
Jch habe daher die Nabelblutader ſelbſt, ſo membra-
noͤſe iſt, den Blutadergang, ſo ebenfalls aus ihrer Haut
gewebt iſt, und die Nabelſchlagadern, welche aber frei-
lich viel groͤſſere Aehnlichkeit mit einem Bande haben,
ſo oft in Augenſchein genommen, und ihren Lauf verfolgt.
Jch ſehe auch nicht ein, wo ſich die vom Nabel abgeriſ-
ſene Schlagadern hinwenden ſollten, um voͤllig zu ver-
ſchwinden: indem ſelbige ſo lang ſind, und es erlaubet
auch nicht die beſtaͤndige Abſtammung der Blaſenſchlag-
adern aus der Nabelſchlagader dieſe Auslegung zu ma-
chen,
(t)
VERHEYEN L. II. p. 376.
(u) TREW Comm. Lit. Nor.
ann. 1733. p. 387. t. 3. f. 3.
(w) p. 94.
(x) Vaſ. umbilic. p. 11. 15. an
deligand. umbil. p. 15.
(y)
Comm. Lit. Nor. ann. 1737.
hebd. 13.
(z) Synds molog. p. 227 228.
(a) SCHULZE vaſ. umbilic.
n. 5.
(b) TREW f. 39. differ. fet.
f. 39.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 805[807]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/859>, abgerufen am 22.11.2024.
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