Es beobachtet zwar diese Veränderung ihre unbe- stimmte Zeiten, es brechen aber doch überhaupt die ersten Zähne eines Kindes gemeiniglich im sechsten Monate vor, und es ist das System der Zähne im andern oder dritten Jahre vorbei.
Die verlängerte Kronen der Zähne, welche ganz allein vorhanden waren, da der Mensch auf die Welt kam, stellen einen stumpfen Knochenkegel vor (a), wel- cher unterwärts eine weite Oefnung hat (b), und ein Bläs- chen enthält (b*), so der erste Anfang zu einem Zahn ist (c). Jn diesem Bläschen oder kleinem Sakke befin- den sich Blutadern, Schlagadern und Nerven, so von einem ziemlich steifen und röthlichen Gallerte umgeben werden.
Der Zahn bekömmt ausserdem eine Dikke, indem neue Fasernschichte nachwachsen, und dieses gilt sowol von seinem glasartigen als knochigen Theile, dadurch erlangt der Zahn einige Festigkeit (d), und seine Figur kömmt entweder mit einem einfachen Keile, oder mit vie- len auf einer einzigen Grundfläche zusammen gewachsenen Kegeln überein (e). Es drängt, wie es scheint, der Stoß der Schlagadern (e*), welche unter den Zähnen (f), nemlich an demjenigen Orte laufen, so ihrer Wurzel nahe liegt, die Krone des Zahnes gegen die dikke Mem- bran, welche sie zurükkhält, und zerreißt sie endlich (g) nicht ohne Empfindung, indem diese Membran Schmerzen
ver-
(a)[Spaltenumbruch]ALBIN Adnotat. L. II. t. 1. f. 2. 6. f. l c f. 3 e f. 6 7. 8. 13. 14. 15. 20 21. 22. 28 29. 36. 37. 38. 46. 53. 54.
(b) Eine grosse Hölung im Zahne bis zum Jahre 7. ARISTOT. gener. L. II. c. 31.
(b*) Vergleichet damit BERTIN II. p. 262.
(c)L. XVIII. p. 22. EUSTACH c. 18.
(d)[Spaltenumbruch]Conf. ALBIN f. 13. 15. 16. 17. 19 &c.
(e)Id. t. 2. f. 28. 29. 36. 37. 38. &c.
(e*) Von dem Rükkstosse des Zahnfleisches. Mem. de l'Acad. ann. 1752. p. 169. doch kommen bei Schlangen die Zähne ohne Zahn- fleisch hervor.
(f)L. XVIII. p. 30. 31.
(g)BERTIN p. 271.
E e e 5
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
Es beobachtet zwar dieſe Veraͤnderung ihre unbe- ſtimmte Zeiten, es brechen aber doch uͤberhaupt die erſten Zaͤhne eines Kindes gemeiniglich im ſechſten Monate vor, und es iſt das Syſtem der Zaͤhne im andern oder dritten Jahre vorbei.
Die verlaͤngerte Kronen der Zaͤhne, welche ganz allein vorhanden waren, da der Menſch auf die Welt kam, ſtellen einen ſtumpfen Knochenkegel vor (a), wel- cher unterwaͤrts eine weite Oefnung hat (b), und ein Blaͤs- chen enthaͤlt (b*), ſo der erſte Anfang zu einem Zahn iſt (c). Jn dieſem Blaͤschen oder kleinem Sakke befin- den ſich Blutadern, Schlagadern und Nerven, ſo von einem ziemlich ſteifen und roͤthlichen Gallerte umgeben werden.
Der Zahn bekoͤmmt auſſerdem eine Dikke, indem neue Faſernſchichte nachwachſen, und dieſes gilt ſowol von ſeinem glasartigen als knochigen Theile, dadurch erlangt der Zahn einige Feſtigkeit (d), und ſeine Figur koͤmmt entweder mit einem einfachen Keile, oder mit vie- len auf einer einzigen Grundflaͤche zuſammen gewachſenen Kegeln uͤberein (e). Es draͤngt, wie es ſcheint, der Stoß der Schlagadern (e*), welche unter den Zaͤhnen (f), nemlich an demjenigen Orte laufen, ſo ihrer Wurzel nahe liegt, die Krone des Zahnes gegen die dikke Mem- bran, welche ſie zuruͤkkhaͤlt, und zerreißt ſie endlich (g) nicht ohne Empfindung, indem dieſe Membran Schmerzen
ver-
(a)[Spaltenumbruch]ALBIN Adnotat. L. II. t. 1. f. 2. 6. f. l c f. 3 e f. 6 7. 8. 13. 14. 15. 20 21. 22. 28 29. 36. 37. 38. 46. 53. 54.
(b) Eine groſſe Hoͤlung im Zahne bis zum Jahre 7. ARISTOT. gener. L. II. c. 31.
(b*) Vergleichet damit BERTIN II. p. 262.
(c)L. XVIII. p. 22. EUSTACH c. 18.
(d)[Spaltenumbruch]Conf. ALBIN f. 13. 15. 16. 17. 19 &c.
(e)Id. t. 2. f. 28. 29. 36. 37. 38. &c.
(e*) Von dem Ruͤkkſtoſſe des Zahnfleiſches. Mem. de l’Acad. ann. 1752. p. 169. doch kommen bei Schlangen die Zaͤhne ohne Zahn- fleiſch hervor.
(f)L. XVIII. p. 30. 31.
(g)BERTIN p. 271.
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[807[809]/0861]
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
Es beobachtet zwar dieſe Veraͤnderung ihre unbe-
ſtimmte Zeiten, es brechen aber doch uͤberhaupt die erſten
Zaͤhne eines Kindes gemeiniglich im ſechſten Monate vor,
und es iſt das Syſtem der Zaͤhne im andern oder dritten
Jahre vorbei.
Die verlaͤngerte Kronen der Zaͤhne, welche ganz
allein vorhanden waren, da der Menſch auf die Welt
kam, ſtellen einen ſtumpfen Knochenkegel vor (a), wel-
cher unterwaͤrts eine weite Oefnung hat (b), und ein Blaͤs-
chen enthaͤlt (b*), ſo der erſte Anfang zu einem Zahn
iſt (c). Jn dieſem Blaͤschen oder kleinem Sakke befin-
den ſich Blutadern, Schlagadern und Nerven, ſo von
einem ziemlich ſteifen und roͤthlichen Gallerte umgeben
werden.
Der Zahn bekoͤmmt auſſerdem eine Dikke, indem
neue Faſernſchichte nachwachſen, und dieſes gilt ſowol
von ſeinem glasartigen als knochigen Theile, dadurch
erlangt der Zahn einige Feſtigkeit (d), und ſeine Figur
koͤmmt entweder mit einem einfachen Keile, oder mit vie-
len auf einer einzigen Grundflaͤche zuſammen gewachſenen
Kegeln uͤberein (e). Es draͤngt, wie es ſcheint, der Stoß
der Schlagadern (e*), welche unter den Zaͤhnen (f),
nemlich an demjenigen Orte laufen, ſo ihrer Wurzel
nahe liegt, die Krone des Zahnes gegen die dikke Mem-
bran, welche ſie zuruͤkkhaͤlt, und zerreißt ſie endlich (g) nicht
ohne Empfindung, indem dieſe Membran Schmerzen
ver-
(a)
ALBIN Adnotat. L. II. t. 1.
f. 2. 6. f. l c f. 3 e f. 6 7. 8. 13.
14. 15. 20 21. 22. 28 29. 36. 37. 38.
46. 53. 54.
(b) Eine groſſe Hoͤlung im Zahne
bis zum Jahre 7. ARISTOT.
gener. L. II. c. 31.
(b*) Vergleichet damit BERTIN
II. p. 262.
(c) L. XVIII. p. 22. EUSTACH
c. 18.
(d)
Conf. ALBIN f. 13. 15. 16.
17. 19 &c.
(e) Id. t. 2. f. 28. 29. 36. 37.
38. &c.
(e*) Von dem Ruͤkkſtoſſe des
Zahnfleiſches. Mem. de l’Acad.
ann. 1752. p. 169. doch kommen
bei Schlangen die Zaͤhne ohne Zahn-
fleiſch hervor.
(f) L. XVIII. p. 30. 31.
(g) BERTIN p. 271.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 807[809]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/861>, abgerufen am 22.11.2024.
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