Nichts scheinet nunmehr leichter, als die Ursache von dieser Abnahme des Wachsthums, einzusehen, zu seyn. Es werden nemlich nach der Geburt alle Ursachen des Wachsthums immer geringer. Erstlich ist das Herz viel kleiner (a), als es nach der Proportion des übrigen Körpers war: es ist weniger reizbar (b); es geschehen viel weniger Schläge (c), und es sind die Gefässe länger, so daß sich das Reiben vermehrt, und man wird dieses an den Füssen, welche uns um so viel leichter frieren, ge- wahr.
Wenn ich nicht irre, so ist dieses eine würdige Ent- dekkung des Pitcarne(d), und nach diesen des Bör- have(e).
Es verschwindet an dem ganzen Körper eine grosse Menge von kleinen hohlen und von Säften durchström- ten Gefässen, in derjenigen stillen Gewaltsamkeit, welche das Leben ausübt. Es hat diese Abnahme in der An- zahl der Gefässe die Zergliederungskunst den Ruysch zu allererst gelehrt (f); und es fand derselbe, daß sich in einer Frucht die Gefässe in grosser Menge und sehr leicht, an allen Membranen, sonderlich an der Knochenhaut der Hirnschale, am Knochenhäutchen, wie auch an der Oberfläche der Aorte, und anderer Schlagadern, an den Furchen und Linien der Knochen, an der äussern Seite der Knorpel, denn es sprizzte dieser fleißige Mann
blos
(a)[Spaltenumbruch]L. IV. p. 430.
(b)Ibid. p. 469.
(c)L. VI. p. 249.
(d) Jn BOERII Briefe ad PIT- CARNIUM p. 234. 235. 236. den ich sür einen Brief des PITCAR- NII halte.
(e)[Spaltenumbruch]I. R. M. n. 468. ferner schrei- ben davon HAGUENOT. de nu- trit. p. 34. I. F. SCHREIBER Slem. n. 67. SCHULZE Physiolog. p. 62. A. KAAUW. perspirat. n 974. G. v. SWIETEN Comment. in aphor. T. I. p. 50. OVERKAMP. mutat. cibor. &c.
(f)[Spaltenumbruch]Adv. anat. II. p. 4.
F f f 4
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
§. 12. Urſachen von der Abnahme des Wachsthums.
Nichts ſcheinet nunmehr leichter, als die Urſache von dieſer Abnahme des Wachsthums, einzuſehen, zu ſeyn. Es werden nemlich nach der Geburt alle Urſachen des Wachsthums immer geringer. Erſtlich iſt das Herz viel kleiner (a), als es nach der Proportion des uͤbrigen Koͤrpers war: es iſt weniger reizbar (b); es geſchehen viel weniger Schlaͤge (c), und es ſind die Gefaͤſſe laͤnger, ſo daß ſich das Reiben vermehrt, und man wird dieſes an den Fuͤſſen, welche uns um ſo viel leichter frieren, ge- wahr.
Wenn ich nicht irre, ſo iſt dieſes eine wuͤrdige Ent- dekkung des Pitcarne(d), und nach dieſen des Boͤr- have(e).
Es verſchwindet an dem ganzen Koͤrper eine groſſe Menge von kleinen hohlen und von Saͤften durchſtroͤm- ten Gefaͤſſen, in derjenigen ſtillen Gewaltſamkeit, welche das Leben ausuͤbt. Es hat dieſe Abnahme in der An- zahl der Gefaͤſſe die Zergliederungskunſt den Ruyſch zu allererſt gelehrt (f); und es fand derſelbe, daß ſich in einer Frucht die Gefaͤſſe in groſſer Menge und ſehr leicht, an allen Membranen, ſonderlich an der Knochenhaut der Hirnſchale, am Knochenhaͤutchen, wie auch an der Oberflaͤche der Aorte, und anderer Schlagadern, an den Furchen und Linien der Knochen, an der aͤuſſern Seite der Knorpel, denn es ſprizzte dieſer fleißige Mann
blos
(a)[Spaltenumbruch]L. IV. p. 430.
(b)Ibid. p. 469.
(c)L. VI. p. 249.
(d) Jn BOERII Briefe ad PIT- CARNIUM p. 234. 235. 236. den ich ſuͤr einen Brief des PITCAR- NII halte.
(e)[Spaltenumbruch]I. R. M. n. 468. ferner ſchrei- ben davon HAGUENOT. de nu- trit. p. 34. I. F. SCHREIBER Slem. n. 67. SCHULZE Phyſiolog. p. 62. A. KAAUW. perſpirat. n 974. G. v. SWIETEN Comment. in aphor. T. I. p. 50. OVERKAMP. mutat. cibor. &c.
(f)[Spaltenumbruch]Adv. anat. II. p. 4.
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[821[823]/0875]
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
§. 12.
Urſachen von der Abnahme des Wachsthums.
Nichts ſcheinet nunmehr leichter, als die Urſache von
dieſer Abnahme des Wachsthums, einzuſehen, zu ſeyn.
Es werden nemlich nach der Geburt alle Urſachen des
Wachsthums immer geringer. Erſtlich iſt das Herz
viel kleiner (a), als es nach der Proportion des uͤbrigen
Koͤrpers war: es iſt weniger reizbar (b); es geſchehen
viel weniger Schlaͤge (c), und es ſind die Gefaͤſſe laͤnger,
ſo daß ſich das Reiben vermehrt, und man wird dieſes
an den Fuͤſſen, welche uns um ſo viel leichter frieren, ge-
wahr.
Wenn ich nicht irre, ſo iſt dieſes eine wuͤrdige Ent-
dekkung des Pitcarne (d), und nach dieſen des Boͤr-
have (e).
Es verſchwindet an dem ganzen Koͤrper eine groſſe
Menge von kleinen hohlen und von Saͤften durchſtroͤm-
ten Gefaͤſſen, in derjenigen ſtillen Gewaltſamkeit, welche
das Leben ausuͤbt. Es hat dieſe Abnahme in der An-
zahl der Gefaͤſſe die Zergliederungskunſt den Ruyſch zu
allererſt gelehrt (f); und es fand derſelbe, daß ſich in
einer Frucht die Gefaͤſſe in groſſer Menge und ſehr leicht,
an allen Membranen, ſonderlich an der Knochenhaut
der Hirnſchale, am Knochenhaͤutchen, wie auch an der
Oberflaͤche der Aorte, und anderer Schlagadern, an
den Furchen und Linien der Knochen, an der aͤuſſern
Seite der Knorpel, denn es ſprizzte dieſer fleißige Mann
blos
(a)
L. IV. p. 430.
(b) Ibid. p. 469.
(c) L. VI. p. 249.
(d) Jn BOERII Briefe ad PIT-
CARNIUM p. 234. 235. 236. den
ich ſuͤr einen Brief des PITCAR-
NII halte.
(e)
I. R. M. n. 468. ferner ſchrei-
ben davon HAGUENOT. de nu-
trit. p. 34. I. F. SCHREIBER Slem.
n. 67. SCHULZE Phyſiolog. p. 62.
A. KAAUW. perſpirat. n 974.
G. v. SWIETEN Comment. in
aphor. T. I. p. 50. OVERKAMP.
mutat. cibor. &c.
(f)
Adv. anat. II. p. 4.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 821[823]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/875>, abgerufen am 22.11.2024.
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