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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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I. Abs. Das Wachsen des Körpers.
und sonderlich an den Scheiden der Gefässe, so wie bei
deren Einbiegungen sehr leicht unterscheiden kann. Die
fleischartige Sehnen der Frucht verwandeln sich in glän-
zende und harte Saiten, welche sich fast durch keine Ge-
walt mehr zerreissen lassen. Aus dem weichen, und aus
Gefässen zusammengesezzten Knochenhäutchen, welches
für sich allein die Gelenkkapseln zu machen schien, und
aus dem Fadengewebe, so von aussen herum lag, und
von welchem es durchkrochen, und mit den Muskeln ver-
einigt wurde, entstehen nunmehr glänzende, fast knor-
pelartige, und sehr harte Bänder. Die Eingeweide,
z. E. die Leber, verwandeln sich aus einem weichen, und
beinahe schleimigen Wesen, in ein so festes Wesen, daß
selbiges schon durch das blosse Gefühl angedeutet und
durch die Gefässe bestätiget wird (t). Ueberall vermin-
dert sich die Portion der wäßrigen Säfte, selbst der Leim
der Fasern wird nunmehr dichter, und im hohen Alter
zähe (u). Das Gehirn einer Kuh, welches an festen
Theilen 1306, an flüßigen 8508 hatte (x), bekömmt
nunmehr an festen Theilen 1492, und in allem 8693,
und auf eben diese Art werden alle Drüsen härter, die
Schlagadern dichter (y), und der flüßige Theil der Fleisch-
fasern, welcher am Kalbe sechs und zwanzig, ist nunmehr
im Ochsen drey und zwanzig und ein halb (z), selbst die
Stärke vermehret sich, nach dem Zeugnisse der Versuche
an den Fasern und den Kopfhaaren. Bei einer Frauens-
person (a) war die Stärke eines Kopfhaares im achten
Jahre von 10309 Theilen im zwei und zwanzigsten Jahre
an eben diesen Theilen 17967. im sieben und funfzigsten

Jahre
(t) [Spaltenumbruch] Werden Dichter HAMBER-
GER Secret. p.
24. das Gewicht
des Herzens wächst , die Niere
um , Leber um Theil. Idem
Physiolog. p. 188. &
189.
(u) KAAUW N. C. A. PE-
TROP. T. IV. p.
348.
(x) [Spaltenumbruch] HAMBERGER Phisiolog.
p. 183. &
188.
(y) WINTRINGHAM Exp. 10.
(z) GEOFROI Mem. de l'Acad.
1730. p.
229.
(a) ROBINSON Oeconom. p.
319.

I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
und ſonderlich an den Scheiden der Gefaͤſſe, ſo wie bei
deren Einbiegungen ſehr leicht unterſcheiden kann. Die
fleiſchartige Sehnen der Frucht verwandeln ſich in glaͤn-
zende und harte Saiten, welche ſich faſt durch keine Ge-
walt mehr zerreiſſen laſſen. Aus dem weichen, und aus
Gefaͤſſen zuſammengeſezzten Knochenhaͤutchen, welches
fuͤr ſich allein die Gelenkkapſeln zu machen ſchien, und
aus dem Fadengewebe, ſo von auſſen herum lag, und
von welchem es durchkrochen, und mit den Muskeln ver-
einigt wurde, entſtehen nunmehr glaͤnzende, faſt knor-
pelartige, und ſehr harte Baͤnder. Die Eingeweide,
z. E. die Leber, verwandeln ſich aus einem weichen, und
beinahe ſchleimigen Weſen, in ein ſo feſtes Weſen, daß
ſelbiges ſchon durch das bloſſe Gefuͤhl angedeutet und
durch die Gefaͤſſe beſtaͤtiget wird (t). Ueberall vermin-
dert ſich die Portion der waͤßrigen Saͤfte, ſelbſt der Leim
der Faſern wird nunmehr dichter, und im hohen Alter
zaͤhe (u). Das Gehirn einer Kuh, welches an feſten
Theilen 1306, an fluͤßigen 8508 hatte (x), bekoͤmmt
nunmehr an feſten Theilen 1492, und in allem 8693,
und auf eben dieſe Art werden alle Druͤſen haͤrter, die
Schlagadern dichter (y), und der fluͤßige Theil der Fleiſch-
faſern, welcher am Kalbe ſechs und zwanzig, iſt nunmehr
im Ochſen drey und zwanzig und ein halb (z), ſelbſt die
Staͤrke vermehret ſich, nach dem Zeugniſſe der Verſuche
an den Faſern und den Kopfhaaren. Bei einer Frauens-
perſon (a) war die Staͤrke eines Kopfhaares im achten
Jahre von 10309 Theilen im zwei und zwanzigſten Jahre
an eben dieſen Theilen 17967. im ſieben und funfzigſten

Jahre
(t) [Spaltenumbruch] Werden Dichter HAMBER-
GER Secret. p.
24. das Gewicht
des Herzens waͤchſt , die Niere
um , Leber um Theil. Idem
Phyſiolog. p. 188. &
189.
(u) KAAUW N. C. A. PE-
TROP. T. IV. p.
348.
(x) [Spaltenumbruch] HAMBERGER Phiſiolog.
p. 183. &
188.
(y) WINTRINGHAM Exp. 10.
(z) GEOFROI Mem. de l’Acad.
1730. p.
229.
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319.
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[825[827]/0879] I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers. und ſonderlich an den Scheiden der Gefaͤſſe, ſo wie bei deren Einbiegungen ſehr leicht unterſcheiden kann. Die fleiſchartige Sehnen der Frucht verwandeln ſich in glaͤn- zende und harte Saiten, welche ſich faſt durch keine Ge- walt mehr zerreiſſen laſſen. Aus dem weichen, und aus Gefaͤſſen zuſammengeſezzten Knochenhaͤutchen, welches fuͤr ſich allein die Gelenkkapſeln zu machen ſchien, und aus dem Fadengewebe, ſo von auſſen herum lag, und von welchem es durchkrochen, und mit den Muskeln ver- einigt wurde, entſtehen nunmehr glaͤnzende, faſt knor- pelartige, und ſehr harte Baͤnder. Die Eingeweide, z. E. die Leber, verwandeln ſich aus einem weichen, und beinahe ſchleimigen Weſen, in ein ſo feſtes Weſen, daß ſelbiges ſchon durch das bloſſe Gefuͤhl angedeutet und durch die Gefaͤſſe beſtaͤtiget wird (t). Ueberall vermin- dert ſich die Portion der waͤßrigen Saͤfte, ſelbſt der Leim der Faſern wird nunmehr dichter, und im hohen Alter zaͤhe (u). Das Gehirn einer Kuh, welches an feſten Theilen 1306, an fluͤßigen 8508 hatte (x), bekoͤmmt nunmehr an feſten Theilen 1492, und in allem 8693, und auf eben dieſe Art werden alle Druͤſen haͤrter, die Schlagadern dichter (y), und der fluͤßige Theil der Fleiſch- faſern, welcher am Kalbe ſechs und zwanzig, iſt nunmehr im Ochſen drey und zwanzig und ein halb (z), ſelbſt die Staͤrke vermehret ſich, nach dem Zeugniſſe der Verſuche an den Faſern und den Kopfhaaren. Bei einer Frauens- perſon (a) war die Staͤrke eines Kopfhaares im achten Jahre von 10309 Theilen im zwei und zwanzigſten Jahre an eben dieſen Theilen 17967. im ſieben und funfzigſten Jahre (t) Werden Dichter HAMBER- GER Secret. p. 24. das Gewicht des Herzens waͤchſt [FORMEL], die Niere um [FORMEL], Leber um [FORMEL] Theil. Idem Phyſiolog. p. 188. & 189. (u) KAAUW N. C. A. PE- TROP. T. IV. p. 348. (x) HAMBERGER Phiſiolog. p. 183. & 188. (y) WINTRINGHAM Exp. 10. (z) GEOFROI Mem. de l’Acad. 1730. p. 229. (a) ROBINSON Oeconom. p. 319.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 825[827]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/879>, abgerufen am 25.06.2024.