Man weiß nemlich die Ursach gar nicht, welche macht, daß oftmals bey noch gesunden und starken Mägd- chens und Knaben das Wachsen über alle Masse einen so schnellen Fortgang hat, daß sie nicht nur über die gewöhnlichen Gesezze der Natur hinaus eine lange Sta- tur, sondern auch ein Gewichte, und sonderlich eine Men- ge Fett ansezzen, ob sich gleich dieses Wachsthum auch an den Brüsten, an der monatlichen Reinigung, an der Mannbarkeit in beiden Geschlechtern, und an den übri- gen Zeichen der Mannbarkeit äussert.
So lernte schon ein Kind im sechsten Monate gehen, es war im vierten Jahre bereits mannbar, und im sie- benten erwachsen (a) und bärtig (b). Ein Kind war im sechsten Monate mannbar, und ungemein in die Höhe geschossen. Ein Knabe von eilf Monaten war vier und einen halben Fuß hoch. Ein Knabe von vierzehn Mo- naten war vier Hände hoch (c), und nach Proportion seiner Leibeslänge fett. Ein Knabe von achtzehn Mo- naten (d) hatte fast die Leibeslänge von einem Manne an sich (e). Ein Knabe von zween Jahren hatte schon lange Barthaare (f). Ein dreijähriger Knabe wog zwey und achtzig Pfunde, welches die Schwere von einem funfzehnjährigen Mägdchen ist, seine Leibeslänge betrug vier und vierzig Zoll; und es fehlte ihm nicht das Zei- chen der Mannbarkeit. Der Sohn des Euthymenes war im einem Alter von drei Jahren drei Ellen lang ge- wachsen, mannbar, und in der That stark von Kräften, dabei aber dumm (h). Ein dreijähriger Knabe wog hundert und vierzig Pfunde (i). Ein Knabe, der drei (g)
Jahre
(a)[Spaltenumbruch]Zod. Med. Gall. II. p. 210.
(b)Mem. avant. 1699. II. p. 275.
(c)PLANQUE Bibl. p. 460.
(d)ZACCH. Quaest. Med. Leg. L. V. t. 12.
(e)BORELL Cent. I. obs. 42.
(f)SPINDLER obs. 97.
(h)PLIN. L. VII. c. 16.
(i)K. Swensk. wetensk. handl. 1745. trim. 3.
(g)[Spaltenumbruch]Phil trans. n. 478. und fast CAMELLUS Phil. trans. n. 307. hist. de l'Acad. des Scienc. 1744. n. 7.
G g g 4
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
Man weiß nemlich die Urſach gar nicht, welche macht, daß oftmals bey noch geſunden und ſtarken Maͤgd- chens und Knaben das Wachſen uͤber alle Maſſe einen ſo ſchnellen Fortgang hat, daß ſie nicht nur uͤber die gewoͤhnlichen Geſezze der Natur hinaus eine lange Sta- tur, ſondern auch ein Gewichte, und ſonderlich eine Men- ge Fett anſezzen, ob ſich gleich dieſes Wachsthum auch an den Bruͤſten, an der monatlichen Reinigung, an der Mannbarkeit in beiden Geſchlechtern, und an den uͤbri- gen Zeichen der Mannbarkeit aͤuſſert.
So lernte ſchon ein Kind im ſechſten Monate gehen, es war im vierten Jahre bereits mannbar, und im ſie- benten erwachſen (a) und baͤrtig (b). Ein Kind war im ſechſten Monate mannbar, und ungemein in die Hoͤhe geſchoſſen. Ein Knabe von eilf Monaten war vier und einen halben Fuß hoch. Ein Knabe von vierzehn Mo- naten war vier Haͤnde hoch (c), und nach Proportion ſeiner Leibeslaͤnge fett. Ein Knabe von achtzehn Mo- naten (d) hatte faſt die Leibeslaͤnge von einem Manne an ſich (e). Ein Knabe von zween Jahren hatte ſchon lange Barthaare (f). Ein dreijaͤhriger Knabe wog zwey und achtzig Pfunde, welches die Schwere von einem funfzehnjaͤhrigen Maͤgdchen iſt, ſeine Leibeslaͤnge betrug vier und vierzig Zoll; und es fehlte ihm nicht das Zei- chen der Mannbarkeit. Der Sohn des Euthymenes war im einem Alter von drei Jahren drei Ellen lang ge- wachſen, mannbar, und in der That ſtark von Kraͤften, dabei aber dumm (h). Ein dreijaͤhriger Knabe wog hundert und vierzig Pfunde (i). Ein Knabe, der drei (g)
Jahre
(a)[Spaltenumbruch]Zod. Med. Gall. II. p. 210.
(b)Mem. avant. 1699. II. p. 275.
(c)PLANQUE Bibl. p. 460.
(d)ZACCH. Quaeſt. Med. Leg. L. V. t. 12.
(e)BORELL Cent. I. obſ. 42.
(f)SPINDLER obſ. 97.
(h)PLIN. L. VII. c. 16.
(i)K. Swensk. wetensk. handl. 1745. trim. 3.
(g)[Spaltenumbruch]Phil tranſ. n. 478. und faſt CAMELLUS Phil. tranſ. n. 307. hiſt. de l’Acad. des Scienc. 1744. n. 7.
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[837[839]/0891]
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
Man weiß nemlich die Urſach gar nicht, welche
macht, daß oftmals bey noch geſunden und ſtarken Maͤgd-
chens und Knaben das Wachſen uͤber alle Maſſe einen
ſo ſchnellen Fortgang hat, daß ſie nicht nur uͤber die
gewoͤhnlichen Geſezze der Natur hinaus eine lange Sta-
tur, ſondern auch ein Gewichte, und ſonderlich eine Men-
ge Fett anſezzen, ob ſich gleich dieſes Wachsthum auch
an den Bruͤſten, an der monatlichen Reinigung, an der
Mannbarkeit in beiden Geſchlechtern, und an den uͤbri-
gen Zeichen der Mannbarkeit aͤuſſert.
So lernte ſchon ein Kind im ſechſten Monate gehen,
es war im vierten Jahre bereits mannbar, und im ſie-
benten erwachſen (a) und baͤrtig (b). Ein Kind war im
ſechſten Monate mannbar, und ungemein in die Hoͤhe
geſchoſſen. Ein Knabe von eilf Monaten war vier und
einen halben Fuß hoch. Ein Knabe von vierzehn Mo-
naten war vier Haͤnde hoch (c), und nach Proportion
ſeiner Leibeslaͤnge fett. Ein Knabe von achtzehn Mo-
naten (d) hatte faſt die Leibeslaͤnge von einem Manne
an ſich (e). Ein Knabe von zween Jahren hatte ſchon
lange Barthaare (f). Ein dreijaͤhriger Knabe wog zwey
und achtzig Pfunde, welches die Schwere von einem
funfzehnjaͤhrigen Maͤgdchen iſt, ſeine Leibeslaͤnge betrug
vier und vierzig Zoll; und es fehlte ihm nicht das Zei-
chen der Mannbarkeit. Der Sohn des Euthymenes
war im einem Alter von drei Jahren drei Ellen lang ge-
wachſen, mannbar, und in der That ſtark von Kraͤften,
dabei aber dumm (h). Ein dreijaͤhriger Knabe wog
hundert und vierzig Pfunde (i). Ein Knabe, der drei
Jahre
(g)
(a)
Zod. Med. Gall. II. p. 210.
(b) Mem. avant. 1699. II. p.
275.
(c) PLANQUE Bibl. p. 460.
(d) ZACCH. Quaeſt. Med. Leg.
L. V. t. 12.
(e) BORELL Cent. I. obſ. 42.
(f) SPINDLER obſ. 97.
(h) PLIN. L. VII. c. 16.
(i) K. Swensk. wetensk. handl.
1745. trim. 3.
(g)
Phil tranſ. n. 478. und faſt
CAMELLUS Phil. tranſ. n. 307.
hiſt. de l’Acad. des Scienc. 1744.
n. 7.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 837[839]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/891>, abgerufen am 22.11.2024.
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