§. 3. Gründe, welche die Veränderung des Körpers beweisen.
Wir machen von dem Knochen den Anfang: und wenn wir zeigen werden, daß sich diese verändern und verzehren lassen, so werden wir in unserem Beweise schon einen guten Schritt gethan haben.
So verändern sich die Knochensäfte, und hieran wird wohl niemand so leicht zweifeln können. Man fand in der Gelbsucht, daß die Knochen gelb gefärbt waren (a); und sie werden von dem Gebrauche der Färberröthe (b) roth, indem sich ihre färbende Theile zwischen denen krei- deartigen anlegen.
Es würden auch keine Knoten oder Verhärtungen an den Knochen entstehen, wofern sich nicht das Wesen der geraden Knochenplatten verändert hätte, und diese dem Drukke nachgeben, und sich krümmen würden (c).
Jn der Schwindsucht (d), in der englischen Krank- heit (e), im Skorbute (f) werden sowohl ganze Knochen weich, so daß man sie schneiden kann, und in ein knorp- liches Wesen wieder verwandelt, als auch ihre Theile weich, wie ich an dem untern Ende des Schienenknochens gesehen habe. Es gehet zugleich ein grosser Theil des Knochens mit verlohren (g). An einem cariösen Kno- chen lösen sich in der That die Knochenplatten (h) auf. An dem Wasserkopfe erscheinen die Knochen gemeiniglich
er-
(a)[Spaltenumbruch]STORK. ann. I. p. 150.
(b)DETLEF Mem. I. form. des os.
(c)KEIL quant. of blood.
(d) Ribben und Brustknochen Eph. Nat. Cur. Vol. VIII. obs 31. IDO. WOLF obs. II. fibula RUYSCH praef. ad Thes. IV. p. 7.
(e)[Spaltenumbruch]Sect IV.
(f)BERTIN osteol. T. I.
(g) Anderswo, doch besiehe da- von die Memoir. de l'Acad. ann. 1699. T I p. 367.
(h)HERISSANT. Mem. de l'Acad. 1758. p. 430.
Leben u Tod der Menſchen. XXX. B.
§. 3. Gruͤnde, welche die Veraͤnderung des Koͤrpers beweiſen.
Wir machen von dem Knochen den Anfang: und wenn wir zeigen werden, daß ſich dieſe veraͤndern und verzehren laſſen, ſo werden wir in unſerem Beweiſe ſchon einen guten Schritt gethan haben.
So veraͤndern ſich die Knochenſaͤfte, und hieran wird wohl niemand ſo leicht zweifeln koͤnnen. Man fand in der Gelbſucht, daß die Knochen gelb gefaͤrbt waren (a); und ſie werden von dem Gebrauche der Faͤrberroͤthe (b) roth, indem ſich ihre faͤrbende Theile zwiſchen denen krei- deartigen anlegen.
Es wuͤrden auch keine Knoten oder Verhaͤrtungen an den Knochen entſtehen, wofern ſich nicht das Weſen der geraden Knochenplatten veraͤndert haͤtte, und dieſe dem Drukke nachgeben, und ſich kruͤmmen wuͤrden (c).
Jn der Schwindſucht (d), in der engliſchen Krank- heit (e), im Skorbute (f) werden ſowohl ganze Knochen weich, ſo daß man ſie ſchneiden kann, und in ein knorp- liches Weſen wieder verwandelt, als auch ihre Theile weich, wie ich an dem untern Ende des Schienenknochens geſehen habe. Es gehet zugleich ein groſſer Theil des Knochens mit verlohren (g). An einem carioͤſen Kno- chen loͤſen ſich in der That die Knochenplatten (h) auf. An dem Waſſerkopfe erſcheinen die Knochen gemeiniglich
er-
(a)[Spaltenumbruch]STORK. ann. I. p. 150.
(b)DETLEF Mem. I. form. des os.
(c)KEIL quant. of blood.
(d) Ribben und Bruſtknochen Eph. Nat. Cur. Vol. VIII. obſ 31. IDO. WOLF obſ. II. fibula RUYSCH praef. ad Theſ. IV. p. 7.
(e)[Spaltenumbruch]Sect IV.
(f)BERTIN oſteol. T. I.
(g) Anderswo, doch beſiehe da- von die Memoir. de l’Acad. ann. 1699. T I p. 367.
(h)HERISSANT. Mem. de l’Acad. 1758. p. 430.
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[862[864]/0916]
Leben u Tod der Menſchen. XXX. B.
§. 3.
Gruͤnde, welche die Veraͤnderung des Koͤrpers
beweiſen.
Wir machen von dem Knochen den Anfang: und
wenn wir zeigen werden, daß ſich dieſe veraͤndern und
verzehren laſſen, ſo werden wir in unſerem Beweiſe ſchon
einen guten Schritt gethan haben.
So veraͤndern ſich die Knochenſaͤfte, und hieran
wird wohl niemand ſo leicht zweifeln koͤnnen. Man fand
in der Gelbſucht, daß die Knochen gelb gefaͤrbt waren (a);
und ſie werden von dem Gebrauche der Faͤrberroͤthe (b)
roth, indem ſich ihre faͤrbende Theile zwiſchen denen krei-
deartigen anlegen.
Es wuͤrden auch keine Knoten oder Verhaͤrtungen
an den Knochen entſtehen, wofern ſich nicht das Weſen
der geraden Knochenplatten veraͤndert haͤtte, und dieſe
dem Drukke nachgeben, und ſich kruͤmmen wuͤrden (c).
Jn der Schwindſucht (d), in der engliſchen Krank-
heit (e), im Skorbute (f) werden ſowohl ganze Knochen
weich, ſo daß man ſie ſchneiden kann, und in ein knorp-
liches Weſen wieder verwandelt, als auch ihre Theile
weich, wie ich an dem untern Ende des Schienenknochens
geſehen habe. Es gehet zugleich ein groſſer Theil des
Knochens mit verlohren (g). An einem carioͤſen Kno-
chen loͤſen ſich in der That die Knochenplatten (h) auf.
An dem Waſſerkopfe erſcheinen die Knochen gemeiniglich
er-
(a)
STORK. ann. I. p. 150.
(b) DETLEF Mem. I. form.
des os.
(c) KEIL quant. of blood.
(d) Ribben und Bruſtknochen
Eph. Nat. Cur. Vol. VIII. obſ 31.
IDO. WOLF obſ. II. fibula
RUYSCH praef. ad Theſ. IV. p. 7.
(e)
Sect IV.
(f) BERTIN oſteol. T. I.
(g) Anderswo, doch beſiehe da-
von die Memoir. de l’Acad. ann.
1699. T I p. 367.
(h) HERISSANT. Mem. de
l’Acad. 1758. p. 430.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 862[864]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/916>, abgerufen am 22.11.2024.
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