erweicht (i), und man hat sie auch von andern Ursachen dikk, und mit Blut und Gef[ä]ssen angefüllt gefunden (k). Gesunde Kinder werden von dem Gifte der Kröpfe hök- kericht, und sie würden niemals dieser Krankheit aus- gesezzt gewesen seyn, wofern nicht an der Stelle der ge- raden Platten nach Veränderung der Grundstoffe krum- me erfolgt, oder wenigstens doch zwischen den festen Thei- len Räume entstanden wären, welche man sich als ge- rade denken kann, und wenn nicht die Knochenfasern in eine krummt Linie wären gebogen worden, welche aus unendlich vielen kleinen geraden Linien zusammen gesezzt ist. Doch werden diejenigen, welche von dergleichen Ursachen krumme Glieder bekommen, nicht selten wie- der geheilt: wenn aber dieses geschehen soll, so muß erst eine zwote Veränderung vorgehen, und es müssen ent- weder gerade Platten statt der krummen entstehen, oder die krummen Platten müssen gleichsam durch biegsame Gelenke wieder gerade gezogen worden seyn.
Es ist dieses ein starker Beweis, ob er gleich von Krankheiten hergenommen worden. Es verändern sich nemlich hier nicht blos diejenigen Säfte, die in dem Knochen ihren Umlauf haben: sondern es müssen noth- wendig auch die festen kreideartigen Theile, und der be- reits verhärtete Leim aufgelöst worden seyn, und es müs- sen diese festen Theile den Weg des Umlaufes wieder ge- funden haben, und also dem Gliede entführt worden seyn. Man hat daher den Urin, bey dieser Art von Kran- ken, voll von einem kalkartigen Bodensazze gefunden (l).
Endlich nehmen in der That die Knochen ab, sie werden kleiner, und folglich verändern sich auch ihre fe-
sten
(i)[Spaltenumbruch]
Am Wasserkopfe war die Hirnschale zerstört, und einige Fa- sern in den Häuten zerstreut. Mem. des Savans etrangers IV. p. 463. 464. der übrige Knochen war durch- scheinend.
(k)[Spaltenumbruch]Hist. de l'Acad. ann. 1734. p. 44.
(l)L. XXVI. p. 362. HERIS- SANT. Mem. de 1758. p. 426. 427.
H. Phisiol. 8. B. J i i
II. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
erweicht (i), und man hat ſie auch von andern Urſachen dikk, und mit Blut und Gef[aͤ]ſſen angefuͤllt gefunden (k). Geſunde Kinder werden von dem Gifte der Kroͤpfe hoͤk- kericht, und ſie wuͤrden niemals dieſer Krankheit aus- geſezzt geweſen ſeyn, wofern nicht an der Stelle der ge- raden Platten nach Veraͤnderung der Grundſtoffe krum- me erfolgt, oder wenigſtens doch zwiſchen den feſten Thei- len Raͤume entſtanden waͤren, welche man ſich als ge- rade denken kann, und wenn nicht die Knochenfaſern in eine krummt Linie waͤren gebogen worden, welche aus unendlich vielen kleinen geraden Linien zuſammen geſezzt iſt. Doch werden diejenigen, welche von dergleichen Urſachen krumme Glieder bekommen, nicht ſelten wie- der geheilt: wenn aber dieſes geſchehen ſoll, ſo muß erſt eine zwote Veraͤnderung vorgehen, und es muͤſſen ent- weder gerade Platten ſtatt der krummen entſtehen, oder die krummen Platten muͤſſen gleichſam durch biegſame Gelenke wieder gerade gezogen worden ſeyn.
Es iſt dieſes ein ſtarker Beweis, ob er gleich von Krankheiten hergenommen worden. Es veraͤndern ſich nemlich hier nicht blos diejenigen Saͤfte, die in dem Knochen ihren Umlauf haben: ſondern es muͤſſen noth- wendig auch die feſten kreideartigen Theile, und der be- reits verhaͤrtete Leim aufgeloͤſt worden ſeyn, und es muͤſ- ſen dieſe feſten Theile den Weg des Umlaufes wieder ge- funden haben, und alſo dem Gliede entfuͤhrt worden ſeyn. Man hat daher den Urin, bey dieſer Art von Kran- ken, voll von einem kalkartigen Bodenſazze gefunden (l).
Endlich nehmen in der That die Knochen ab, ſie werden kleiner, und folglich veraͤndern ſich auch ihre fe-
ſten
(i)[Spaltenumbruch]
Am Waſſerkopfe war die Hirnſchale zerſtoͤrt, und einige Fa- ſern in den Haͤuten zerſtreut. Mem. des Savans etrangers IV. p. 463. 464. der uͤbrige Knochen war durch- ſcheinend.
(k)[Spaltenumbruch]Hiſt. de l’Acad. ann. 1734. p. 44.
(l)L. XXVI. p. 362. HERIS- SANT. Mem. de 1758. p. 426. 427.
H. Phiſiol. 8. B. J i i
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[863[865]/0917]
II. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
erweicht (i), und man hat ſie auch von andern Urſachen
dikk, und mit Blut und Gefaͤſſen angefuͤllt gefunden (k).
Geſunde Kinder werden von dem Gifte der Kroͤpfe hoͤk-
kericht, und ſie wuͤrden niemals dieſer Krankheit aus-
geſezzt geweſen ſeyn, wofern nicht an der Stelle der ge-
raden Platten nach Veraͤnderung der Grundſtoffe krum-
me erfolgt, oder wenigſtens doch zwiſchen den feſten Thei-
len Raͤume entſtanden waͤren, welche man ſich als ge-
rade denken kann, und wenn nicht die Knochenfaſern in
eine krummt Linie waͤren gebogen worden, welche aus
unendlich vielen kleinen geraden Linien zuſammen geſezzt
iſt. Doch werden diejenigen, welche von dergleichen
Urſachen krumme Glieder bekommen, nicht ſelten wie-
der geheilt: wenn aber dieſes geſchehen ſoll, ſo muß erſt
eine zwote Veraͤnderung vorgehen, und es muͤſſen ent-
weder gerade Platten ſtatt der krummen entſtehen, oder
die krummen Platten muͤſſen gleichſam durch biegſame
Gelenke wieder gerade gezogen worden ſeyn.
Es iſt dieſes ein ſtarker Beweis, ob er gleich von
Krankheiten hergenommen worden. Es veraͤndern ſich
nemlich hier nicht blos diejenigen Saͤfte, die in dem
Knochen ihren Umlauf haben: ſondern es muͤſſen noth-
wendig auch die feſten kreideartigen Theile, und der be-
reits verhaͤrtete Leim aufgeloͤſt worden ſeyn, und es muͤſ-
ſen dieſe feſten Theile den Weg des Umlaufes wieder ge-
funden haben, und alſo dem Gliede entfuͤhrt worden
ſeyn. Man hat daher den Urin, bey dieſer Art von Kran-
ken, voll von einem kalkartigen Bodenſazze gefunden (l).
Endlich nehmen in der That die Knochen ab, ſie
werden kleiner, und folglich veraͤndern ſich auch ihre fe-
ſten
(i)
Am Waſſerkopfe war die
Hirnſchale zerſtoͤrt, und einige Fa-
ſern in den Haͤuten zerſtreut. Mem.
des Savans etrangers IV. p. 463.
464. der uͤbrige Knochen war durch-
ſcheinend.
(k)
Hiſt. de l’Acad. ann. 1734.
p. 44.
(l) L. XXVI. p. 362. HERIS-
SANT. Mem. de 1758. p. 426. 427.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 863[865]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/917>, abgerufen am 22.11.2024.
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