sten Theile (m). So fand man den Hüftenknochen (n) um die Hälfte kürzer, als die Hüfte an der andern Seite. Da jemand den Gebrauch der Muskeln an einem Gliede verloren hatte, so wurden die Knochen dünne, leicht und zerbrechlich, weil die neue Nahrung diejenige Kraft nicht besaß, welche die Knochentheile steif machen muß (o). Von einem beständigen Speichelauswurfe wurde ein Sol- dat um einen halben Zoll kleiner (p) Hier sieht man wieder, daß sich einige feste Theile aufgelöst haben müssen.
Härter als die Knochen sind die Zähne, indessen verwandeln sich doch offenbar die festen Theile derselben. So wachsen erstlich die Zähne: folglich befinden sich an ihnen offene Wege, durch welche der Saft vom Herzen in das innerste des Zahns hineinschleicht. Und obgleich einige berühmte Männer eine sehr leichte Erfahrung ver- werfen, so ist dennoch gewiß, daß ein Zahn, wenn sein gegenüber liegender Zahn, in dem andern Kinnbakken ausgefallen ist, öfters weiter wächst, und den Menschen verstellt. Ferner, wenn an der Seite eines Zahns ein anderer ansgerissen worden, so weiß man, daß der be- nachbarte Zahn breiter wird, und zwar an derjenigen freyen Stelle, wo er keinen Widerstand antrift, und daß er sich aus einem Vierekke in ein Trapezium verwan- delt, dessen schiefe Seite nach der Lükke hingekehrt ist. Jch habe dieses zuverläßig angemerkt, und es haben es auch andere berühmte Männer (q) sowol an einzelnen
Zäh-
(m)[Spaltenumbruch]RUYSCH Mus. rar. p. 131.
(n)CHESELDEN. anat. of hum. hody p. 6. an einer Wunde.
(o) Ohnlängst HEUERMAN. conf. Sect. IV.
(p)GRAINGER de mod. exit. ptyalism. bei einer Frau, Scupiot, waren die Knochen weich, die Kno- chenlänge kleiner geworden, und die Schienröhre fast verzehrt. Der berühmte ALBIN versichert an sich, daß die Zähne wachsen, in so sern die Gegner nicht einander [Spaltenumbruch]
widerstehen, sie würden spizz, daß man sie abfeilen müste. Adnot. L. VI. c. 1.
(q)PARE administr. anat. p. 48. INGRASSIAS de ossibus. COW- PER ad BIDLOO t. 9. f. 1. 7. Le CLERC. osteol. complet. p. 112. DIONIS Cours. de Chirurg. p. 321. A. MONRO of the homes p. 167. edit. 3. BOURDET. recherch. I. p. 24. JENTY I. p. 89. RAI wis- dom. p. 264. BAYLE problem. p. 167.
Leben u. Tod der Menſchen XXX. B.
ſten Theile (m). So fand man den Huͤftenknochen (n) um die Haͤlfte kuͤrzer, als die Huͤfte an der andern Seite. Da jemand den Gebrauch der Muskeln an einem Gliede verloren hatte, ſo wurden die Knochen duͤnne, leicht und zerbrechlich, weil die neue Nahrung diejenige Kraft nicht beſaß, welche die Knochentheile ſteif machen muß (o). Von einem beſtaͤndigen Speichelauswurfe wurde ein Sol- dat um einen halben Zoll kleiner (p) Hier ſieht man wieder, daß ſich einige feſte Theile aufgeloͤſt haben muͤſſen.
Haͤrter als die Knochen ſind die Zaͤhne, indeſſen verwandeln ſich doch offenbar die feſten Theile derſelben. So wachſen erſtlich die Zaͤhne: folglich befinden ſich an ihnen offene Wege, durch welche der Saft vom Herzen in das innerſte des Zahns hineinſchleicht. Und obgleich einige beruͤhmte Maͤnner eine ſehr leichte Erfahrung ver- werfen, ſo iſt dennoch gewiß, daß ein Zahn, wenn ſein gegenuͤber liegender Zahn, in dem andern Kinnbakken ausgefallen iſt, oͤfters weiter waͤchſt, und den Menſchen verſtellt. Ferner, wenn an der Seite eines Zahns ein anderer ansgeriſſen worden, ſo weiß man, daß der be- nachbarte Zahn breiter wird, und zwar an derjenigen freyen Stelle, wo er keinen Widerſtand antrift, und daß er ſich aus einem Vierekke in ein Trapezium verwan- delt, deſſen ſchiefe Seite nach der Luͤkke hingekehrt iſt. Jch habe dieſes zuverlaͤßig angemerkt, und es haben es auch andere beruͤhmte Maͤnner (q) ſowol an einzelnen
Zaͤh-
(m)[Spaltenumbruch]RUYSCH Muſ. rar. p. 131.
(n)CHESELDEN. anat. of hum. hody p. 6. an einer Wunde.
(o) Ohnlaͤngſt HEUERMAN. conf. Sect. IV.
(p)GRAINGER de mod. exit. ptyaliſm. bei einer Frau, Scupiot, waren die Knochen weich, die Kno- chenlaͤnge kleiner geworden, und die Schienroͤhre faſt verzehrt. Der beruͤhmte ALBIN verſichert an ſich, daß die Zaͤhne wachſen, in ſo ſern die Gegner nicht einander [Spaltenumbruch]
widerſtehen, ſie wuͤrden ſpizz, daß man ſie abfeilen muͤſte. Adnot. L. VI. c. 1.
(q)PARE adminiſtr. anat. p. 48. INGRASSIAS de oſſibus. COW- PER ad BIDLOO t. 9. f. 1. 7. Le CLERC. oſteol. complet. p. 112. DIONIS Cours. de Chirurg. p. 321. A. MONRO of the homes p. 167. edit. 3. BOURDET. recherch. I. p. 24. JENTY I. p. 89. RAI wiſ- dom. p. 264. BAYLE problem. p. 167.
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[864[866]/0918]
Leben u. Tod der Menſchen XXX. B.
ſten Theile (m). So fand man den Huͤftenknochen (n)
um die Haͤlfte kuͤrzer, als die Huͤfte an der andern Seite.
Da jemand den Gebrauch der Muskeln an einem Gliede
verloren hatte, ſo wurden die Knochen duͤnne, leicht
und zerbrechlich, weil die neue Nahrung diejenige Kraft
nicht beſaß, welche die Knochentheile ſteif machen muß (o).
Von einem beſtaͤndigen Speichelauswurfe wurde ein Sol-
dat um einen halben Zoll kleiner (p) Hier ſieht man
wieder, daß ſich einige feſte Theile aufgeloͤſt haben muͤſſen.
Haͤrter als die Knochen ſind die Zaͤhne, indeſſen
verwandeln ſich doch offenbar die feſten Theile derſelben.
So wachſen erſtlich die Zaͤhne: folglich befinden ſich an
ihnen offene Wege, durch welche der Saft vom Herzen
in das innerſte des Zahns hineinſchleicht. Und obgleich
einige beruͤhmte Maͤnner eine ſehr leichte Erfahrung ver-
werfen, ſo iſt dennoch gewiß, daß ein Zahn, wenn ſein
gegenuͤber liegender Zahn, in dem andern Kinnbakken
ausgefallen iſt, oͤfters weiter waͤchſt, und den Menſchen
verſtellt. Ferner, wenn an der Seite eines Zahns ein
anderer ansgeriſſen worden, ſo weiß man, daß der be-
nachbarte Zahn breiter wird, und zwar an derjenigen
freyen Stelle, wo er keinen Widerſtand antrift, und
daß er ſich aus einem Vierekke in ein Trapezium verwan-
delt, deſſen ſchiefe Seite nach der Luͤkke hingekehrt iſt.
Jch habe dieſes zuverlaͤßig angemerkt, und es haben es
auch andere beruͤhmte Maͤnner (q) ſowol an einzelnen
Zaͤh-
(m)
RUYSCH Muſ. rar. p. 131.
(n) CHESELDEN. anat. of hum.
hody p. 6. an einer Wunde.
(o) Ohnlaͤngſt HEUERMAN.
conf. Sect. IV.
(p) GRAINGER de mod. exit.
ptyaliſm. bei einer Frau, Scupiot,
waren die Knochen weich, die Kno-
chenlaͤnge kleiner geworden, und
die Schienroͤhre faſt verzehrt.
Der beruͤhmte ALBIN verſichert
an ſich, daß die Zaͤhne wachſen, in
ſo ſern die Gegner nicht einander
widerſtehen, ſie wuͤrden ſpizz, daß
man ſie abfeilen muͤſte. Adnot. L.
VI. c. 1.
(q) PARE adminiſtr. anat. p. 48.
INGRASSIAS de oſſibus. COW-
PER ad BIDLOO t. 9. f. 1. 7. Le
CLERC. oſteol. complet. p. 112.
DIONIS Cours. de Chirurg. p. 321.
A. MONRO of the homes p. 167.
edit. 3. BOURDET. recherch. I.
p. 24. JENTY I. p. 89. RAI wiſ-
dom. p. 264. BAYLE problem.
p. 167.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 864[866]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/918>, abgerufen am 22.11.2024.
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