Zähnen, als auch an dem ganzen Kinnbakken beobach- tet (r).
Unter den Thieren wachsen die untern Zähne am Haasen dergestalt, daß sie den obern Kinnbakken durch- bohren (s), eben dieses geschieht auch bei den Schwei- nen (t), und am Krokodile (u), wo sich die Zähne an dem obern Kinnbakken Furchen aushölen: so hat man an den kleinen Hornschlangen und Kaninchen (x) unge- heure Zähne vorragen gesehen, und es pflegen, nach dem Zeugnisse der Landleute, den Schweinen (y) die Zähne das ganze Leben hindurch zu wachsen. An den Pferden werden sie mit dem Alter länger (z).
Um endlich auch keinen Schatten von Entschuldigung mehr übrig zu lassen, so berichtet Cardan(a), daß ein gewisser Flekk, welcher nahe bei dem Zahnfleische am Zahne gewesen, nach dem sechsten Jahre ganz und gar verschwunden, und man habe hieraus deutlich abnehmen können, daß sich die ganze Krone verändert gehabt.
Folglich wachsen Zähne; sie dauern bei einerlei Art, wenn sich ihre abgeriebene Theile genau wieder ergänzen, sie reiben sich ab, wofern das Reiben stärker als die Er- gängung ist (b).
Es wächst auch der Beinbruchsknorpel, welcher fe- ster als der Knochen selbst ist, indem er sonst, wenn er (w)
bei
(r)[Spaltenumbruch]Bresl. Samml. 1722. Dec. p. 697.
(s)Opuscol. scientif. e filolog. T. II. p. 334.
(t)CHESELDEN osteograph. c. 6. bei den Schweinen sind dazu die Oberleffzen durch eine Furche aufgeschlizzt. ARNAULD hist na- tur. des anim. T. VI. p. 308.
(u)Mem de mathemat et de physic. p. 12. Löcher am alligator sahe DAMPIER Voyto Campeachy p. 74.
(x)PLOT. natur. hist. of Staf-fordshire p. 252. t. 22. f. 6.
(y)Des SERRES. du PRADEL theatre d'argriculture p. 401.
(z)Idem. p. 361.
(a)Subtil. L. XVIII. p. 520.
(b) Am Menschen sind oft die Schneidezähne, die gegen einander gekehrt sind, ausgehölt SERRES p. 377.
(w)[Spaltenumbruch]HASSELQUIST p. 321.
J i i 2
II. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
Zaͤhnen, als auch an dem ganzen Kinnbakken beobach- tet (r).
Unter den Thieren wachſen die untern Zaͤhne am Haaſen dergeſtalt, daß ſie den obern Kinnbakken durch- bohren (s), eben dieſes geſchieht auch bei den Schwei- nen (t), und am Krokodile (u), wo ſich die Zaͤhne an dem obern Kinnbakken Furchen aushoͤlen: ſo hat man an den kleinen Hornſchlangen und Kaninchen (x) unge- heure Zaͤhne vorragen geſehen, und es pflegen, nach dem Zeugniſſe der Landleute, den Schweinen (y) die Zaͤhne das ganze Leben hindurch zu wachſen. An den Pferden werden ſie mit dem Alter laͤnger (z).
Um endlich auch keinen Schatten von Entſchuldigung mehr uͤbrig zu laſſen, ſo berichtet Cardan(a), daß ein gewiſſer Flekk, welcher nahe bei dem Zahnfleiſche am Zahne geweſen, nach dem ſechſten Jahre ganz und gar verſchwunden, und man habe hieraus deutlich abnehmen koͤnnen, daß ſich die ganze Krone veraͤndert gehabt.
Folglich wachſen Zaͤhne; ſie dauern bei einerlei Art, wenn ſich ihre abgeriebene Theile genau wieder ergaͤnzen, ſie reiben ſich ab, wofern das Reiben ſtaͤrker als die Er- gaͤngung iſt (b).
Es waͤchſt auch der Beinbruchsknorpel, welcher fe- ſter als der Knochen ſelbſt iſt, indem er ſonſt, wenn er (w)
bei
(r)[Spaltenumbruch]Bresl. Samml. 1722. Dec. p. 697.
(s)Opuſcol. ſcientif. e filolog. T. II. p. 334.
(t)CHESELDEN oſteograph. c. 6. bei den Schweinen ſind dazu die Oberleffzen durch eine Furche aufgeſchlizzt. ARNAULD hiſt na- tur. des anim. T. VI. p. 308.
(u)Mem de mathemat et de phyſic. p. 12. Loͤcher am alligator ſahe DAMPIER Voyto Campeachy p. 74.
(x)PLOT. natur. hiſt. of Staf-fordshire p. 252. t. 22. f. 6.
(y)Des SERRES. du PRADEL theatre d’argriculture p. 401.
(z)Idem. p. 361.
(a)Subtil. L. XVIII. p. 520.
(b) Am Menſchen ſind oft die Schneidezaͤhne, die gegen einander gekehrt ſind, ausgehoͤlt SERRES p. 377.
(w)[Spaltenumbruch]HASSELQUIST p. 321.
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[865[867]/0919]
II. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
Zaͤhnen, als auch an dem ganzen Kinnbakken beobach-
tet (r).
Unter den Thieren wachſen die untern Zaͤhne am
Haaſen dergeſtalt, daß ſie den obern Kinnbakken durch-
bohren (s), eben dieſes geſchieht auch bei den Schwei-
nen (t), und am Krokodile (u), wo ſich die Zaͤhne an
dem obern Kinnbakken Furchen aushoͤlen: ſo hat man
an den kleinen Hornſchlangen und Kaninchen (x) unge-
heure Zaͤhne vorragen geſehen, und es pflegen, nach dem
Zeugniſſe der Landleute, den Schweinen (y) die Zaͤhne
das ganze Leben hindurch zu wachſen. An den Pferden
werden ſie mit dem Alter laͤnger (z).
Um endlich auch keinen Schatten von Entſchuldigung
mehr uͤbrig zu laſſen, ſo berichtet Cardan (a), daß ein
gewiſſer Flekk, welcher nahe bei dem Zahnfleiſche am
Zahne geweſen, nach dem ſechſten Jahre ganz und gar
verſchwunden, und man habe hieraus deutlich abnehmen
koͤnnen, daß ſich die ganze Krone veraͤndert gehabt.
Folglich wachſen Zaͤhne; ſie dauern bei einerlei Art,
wenn ſich ihre abgeriebene Theile genau wieder ergaͤnzen,
ſie reiben ſich ab, wofern das Reiben ſtaͤrker als die Er-
gaͤngung iſt (b).
Es waͤchſt auch der Beinbruchsknorpel, welcher fe-
ſter als der Knochen ſelbſt iſt, indem er ſonſt, wenn er
bei
(w)
(r)
Bresl. Samml. 1722. Dec.
p. 697.
(s) Opuſcol. ſcientif. e filolog.
T. II. p. 334.
(t) CHESELDEN oſteograph.
c. 6. bei den Schweinen ſind dazu
die Oberleffzen durch eine Furche
aufgeſchlizzt. ARNAULD hiſt na-
tur. des anim. T. VI. p. 308.
(u) Mem de mathemat et de
phyſic. p. 12. Loͤcher am alligator
ſahe DAMPIER Voyto Campeachy
p. 74.
(x) PLOT. natur. hiſt. of Staf-fordshire p. 252. t. 22. f. 6.
(y) Des SERRES. du PRADEL
theatre d’argriculture p. 401.
(z) Idem. p. 361.
(a) Subtil. L. XVIII. p. 520.
(b) Am Menſchen ſind oft die
Schneidezaͤhne, die gegen einander
gekehrt ſind, ausgehoͤlt SERRES
p. 377.
(w)
HASSELQUIST p. 321.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 865[867]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/919>, abgerufen am 22.11.2024.
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