bei einem jungen Menschen entstanden, bei einem erwach- senen Manne keine hinlängliche Dienste thun könnte (c).
Doch es wachsen nicht nur die Zähne, sondern sie wachsen auch durch Säfte, welche sich in ihren Zwischen- räumen bewegen. So zerbrokkelen sie bey skorbutischen Personen, so wie bey andern Gelegenheiten, in Stük- ke (d), weil derjenige harte Leim verloren gegangen, durch welche die Theile der Zähne an einander gehängt werden. So gar hat man sie an einem skorbutischen Menschen aufschwellen gesehen (e), indem die festen Theile, wegen des fehlerhaften Saftes, aus ihrer Lage gewichen waren. Doch es konnten Zähne nicht aufschwellen, wenn nicht anstatt der glasartigen Platten von unbezwinglicher Härte andere biegsamere gefolgt wären, oder wenn nicht die vo- gen Platten zerstört, und wenigstens ein biegsamer Saft in die Zwischenräume der festen Grundstoffe eingedrun- gen wäre.
Doch wir wissen noch viel genauer, daß die elffen- beinerne Platten, welche den Elephantenzahn ausmachen, ebenfalls nach der Seite, wo eine Hinderniß stekkt, aus- weichen, so wie sich überhaupt die Holzfasern eines Bau- mes um einen, darinnen fest stekkenden Stein krümmen. Es ereignet sich oft, daß dieses Gewehr der Elephanten von bleyernen Kugeln durchschossen wird (f): so hat man auch Beispiele, da man aus den zerschnittenen Zäh- nen gesehen (g), daß sich unterhalb der Kugel die Plat- ten und Fasern des Zahns, welche dieser Kugel am näch- sten lagen, weggewandt, und die Kugel mitten in ihre Bogen eingesperrt gehabt. Nun hatte die Kraft der
Kugel
(c)[Spaltenumbruch]DETLEF l. c. p. 15.
(d)MOEBIUS Instit. p. 1146.
(e)CHIRAC. des cheveux p. 71. FRANCISCUS BAYLE räth die gar zu lange Zähne zu verbes- sern, die Spizze zu beschneiden, da- mit der Zahn unter der Spizze dikk werde. PROBLEM. 67.
(f)[Spaltenumbruch]Georn. de Letter. T. XXXIII. P. 2. p. 141. UFFENBACH Itin. T. III. p. 312. Mem. de l'Acad. des Scienc.
(g)RUYSCH fabric. gland. p. 61. dieses hat auch DELIUS call. cicatric. p. XIII.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
bei einem jungen Menſchen entſtanden, bei einem erwach- ſenen Manne keine hinlaͤngliche Dienſte thun koͤnnte (c).
Doch es wachſen nicht nur die Zaͤhne, ſondern ſie wachſen auch durch Saͤfte, welche ſich in ihren Zwiſchen- raͤumen bewegen. So zerbrokkelen ſie bey ſkorbutiſchen Perſonen, ſo wie bey andern Gelegenheiten, in Stuͤk- ke (d), weil derjenige harte Leim verloren gegangen, durch welche die Theile der Zaͤhne an einander gehaͤngt werden. So gar hat man ſie an einem ſkorbutiſchen Menſchen aufſchwellen geſehen (e), indem die feſten Theile, wegen des fehlerhaften Saftes, aus ihrer Lage gewichen waren. Doch es konnten Zaͤhne nicht aufſchwellen, wenn nicht anſtatt der glasartigen Platten von unbezwinglicher Haͤrte andere biegſamere gefolgt waͤren, oder wenn nicht die vo- gen Platten zerſtoͤrt, und wenigſtens ein biegſamer Saft in die Zwiſchenraͤume der feſten Grundſtoffe eingedrun- gen waͤre.
Doch wir wiſſen noch viel genauer, daß die elffen- beinerne Platten, welche den Elephantenzahn ausmachen, ebenfalls nach der Seite, wo eine Hinderniß ſtekkt, aus- weichen, ſo wie ſich uͤberhaupt die Holzfaſern eines Bau- mes um einen, darinnen feſt ſtekkenden Stein kruͤmmen. Es ereignet ſich oft, daß dieſes Gewehr der Elephanten von bleyernen Kugeln durchſchoſſen wird (f): ſo hat man auch Beiſpiele, da man aus den zerſchnittenen Zaͤh- nen geſehen (g), daß ſich unterhalb der Kugel die Plat- ten und Faſern des Zahns, welche dieſer Kugel am naͤch- ſten lagen, weggewandt, und die Kugel mitten in ihre Bogen eingeſperrt gehabt. Nun hatte die Kraft der
Kugel
(c)[Spaltenumbruch]DETLEF l. c. p. 15.
(d)MOEBIUS Inſtit. p. 1146.
(e)CHIRAC. des cheveux p. 71. FRANCISCUS BAYLE raͤth die gar zu lange Zaͤhne zu verbeſ- ſern, die Spizze zu beſchneiden, da- mit der Zahn unter der Spizze dikk werde. PROBLEM. 67.
(f)[Spaltenumbruch]Georn. de Letter. T. XXXIII. P. 2. p. 141. UFFENBACH Itin. T. III. p. 312. Mem. de l’Acad. des Scienc.
(g)RUYSCH fabric. gland. p. 61. dieſes hat auch DELIUS call. cicatric. p. XIII.
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[866[868]/0920]
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
bei einem jungen Menſchen entſtanden, bei einem erwach-
ſenen Manne keine hinlaͤngliche Dienſte thun koͤnnte (c).
Doch es wachſen nicht nur die Zaͤhne, ſondern ſie
wachſen auch durch Saͤfte, welche ſich in ihren Zwiſchen-
raͤumen bewegen. So zerbrokkelen ſie bey ſkorbutiſchen
Perſonen, ſo wie bey andern Gelegenheiten, in Stuͤk-
ke (d), weil derjenige harte Leim verloren gegangen, durch
welche die Theile der Zaͤhne an einander gehaͤngt werden.
So gar hat man ſie an einem ſkorbutiſchen Menſchen
aufſchwellen geſehen (e), indem die feſten Theile, wegen
des fehlerhaften Saftes, aus ihrer Lage gewichen waren.
Doch es konnten Zaͤhne nicht aufſchwellen, wenn nicht
anſtatt der glasartigen Platten von unbezwinglicher Haͤrte
andere biegſamere gefolgt waͤren, oder wenn nicht die vo-
gen Platten zerſtoͤrt, und wenigſtens ein biegſamer Saft
in die Zwiſchenraͤume der feſten Grundſtoffe eingedrun-
gen waͤre.
Doch wir wiſſen noch viel genauer, daß die elffen-
beinerne Platten, welche den Elephantenzahn ausmachen,
ebenfalls nach der Seite, wo eine Hinderniß ſtekkt, aus-
weichen, ſo wie ſich uͤberhaupt die Holzfaſern eines Bau-
mes um einen, darinnen feſt ſtekkenden Stein kruͤmmen.
Es ereignet ſich oft, daß dieſes Gewehr der Elephanten
von bleyernen Kugeln durchſchoſſen wird (f): ſo hat
man auch Beiſpiele, da man aus den zerſchnittenen Zaͤh-
nen geſehen (g), daß ſich unterhalb der Kugel die Plat-
ten und Faſern des Zahns, welche dieſer Kugel am naͤch-
ſten lagen, weggewandt, und die Kugel mitten in ihre
Bogen eingeſperrt gehabt. Nun hatte die Kraft der
Kugel
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DETLEF l. c. p. 15.
(d) MOEBIUS Inſtit. p. 1146.
(e) CHIRAC. des cheveux p.
71. FRANCISCUS BAYLE raͤth
die gar zu lange Zaͤhne zu verbeſ-
ſern, die Spizze zu beſchneiden, da-
mit der Zahn unter der Spizze dikk
werde. PROBLEM. 67.
(f)
Georn. de Letter. T. XXXIII.
P. 2. p. 141. UFFENBACH Itin.
T. III. p. 312. Mem. de l’Acad.
des Scienc.
(g) RUYSCH fabric. gland. p.
61. dieſes hat auch DELIUS call.
cicatric. p. XIII.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 866[868]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/920>, abgerufen am 22.11.2024.
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