Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Leben u. Tod der Menschen. XXX. B.
schen bis auf fünf hundert Pfunde schwer (q), da sie doch
vor ihrer Fettigkeit nur gegen hundert dreißig Pfunde
wogen; noch mehr hat dasjenige Gewicht zu bedeuten,
welches wir bereits von einem fünfjährigen Knaben ge-
meldet, welcher zwei hundert funfzig Pfunde schwer
ward (r). Dieses beträgt nämlich fast zehnmal mehr,
als das natürliche Gewicht zu seyn pflegt. Jn der That
muß man sich darüber verwundern, wie stark die Haut
die Fadengewebe, und alle Häute im Menschen nachzu-
geben geschikkt sind, wenn sie langsam ausgedehnt wer-
den, und man hat davon auch an der Schwangerschaft,
an der Wassersucht, an dem Wasserkopfe und an dem
zu schwellenden Beuteln ausartender Drüsen ein Exempel.



Dritter Abschnitt.


§. 1.
Die Abnahme des Körpers.

Wir sehen hier eine traurige aber stofreiche Materie
vor uns. Es wurde nämlich auch bereits zu der-
jenigen Zeit, da der Körper fortwuchs, und da also die
ausdehnenden Kräfte stärker als die widerstehenden wa-
ren, dennoch der thierische Körper an allen Stellen im-
mer härter: es zogen sich die festen Grundstoffe zu klei-
nern Zwischenräumen zusammen, es wurden die Gefässe
blind, es nahm die Portion der Erde überhand, und es
gilt eben dieses auch von den übrigen Ursachen, welche
das Wachsthum zu Ende bringen halfen, indem sie mach-
ten, daß die Kräfte des Widerstandes denen erweitern-
den Kräften gewachsen waren (a).

Wenn
(q) [Spaltenumbruch] Ibid.
(r) L. XXX. p. 37. 38.
(a) [Spaltenumbruch] p. 32. WINTRINGHAM
p.
32.

Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
ſchen bis auf fuͤnf hundert Pfunde ſchwer (q), da ſie doch
vor ihrer Fettigkeit nur gegen hundert dreißig Pfunde
wogen; noch mehr hat dasjenige Gewicht zu bedeuten,
welches wir bereits von einem fuͤnfjaͤhrigen Knaben ge-
meldet, welcher zwei hundert funfzig Pfunde ſchwer
ward (r). Dieſes betraͤgt naͤmlich faſt zehnmal mehr,
als das natuͤrliche Gewicht zu ſeyn pflegt. Jn der That
muß man ſich daruͤber verwundern, wie ſtark die Haut
die Fadengewebe, und alle Haͤute im Menſchen nachzu-
geben geſchikkt ſind, wenn ſie langſam ausgedehnt wer-
den, und man hat davon auch an der Schwangerſchaft,
an der Waſſerſucht, an dem Waſſerkopfe und an dem
zu ſchwellenden Beuteln ausartender Druͤſen ein Exempel.



Dritter Abſchnitt.


§. 1.
Die Abnahme des Koͤrpers.

Wir ſehen hier eine traurige aber ſtofreiche Materie
vor uns. Es wurde naͤmlich auch bereits zu der-
jenigen Zeit, da der Koͤrper fortwuchs, und da alſo die
ausdehnenden Kraͤfte ſtaͤrker als die widerſtehenden wa-
ren, dennoch der thieriſche Koͤrper an allen Stellen im-
mer haͤrter: es zogen ſich die feſten Grundſtoffe zu klei-
nern Zwiſchenraͤumen zuſammen, es wurden die Gefaͤſſe
blind, es nahm die Portion der Erde uͤberhand, und es
gilt eben dieſes auch von den uͤbrigen Urſachen, welche
das Wachsthum zu Ende bringen halfen, indem ſie mach-
ten, daß die Kraͤfte des Widerſtandes denen erweitern-
den Kraͤften gewachſen waren (a).

Wenn
(q) [Spaltenumbruch] Ibid.
(r) L. XXX. p. 37. 38.
(a) [Spaltenumbruch] p. 32. WINTRINGHAM
p.
32.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0946" n="892[894]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leben u. Tod der Men&#x017F;chen. <hi rendition="#aq">XXX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chen bis auf fu&#x0364;nf hundert Pfunde &#x017F;chwer <note place="foot" n="(q)"><cb/><hi rendition="#aq">Ibid.</hi></note>, da &#x017F;ie doch<lb/>
vor ihrer Fettigkeit nur gegen hundert dreißig Pfunde<lb/>
wogen; noch mehr hat dasjenige Gewicht zu bedeuten,<lb/>
welches wir bereits von einem fu&#x0364;nfja&#x0364;hrigen Knaben ge-<lb/>
meldet, welcher zwei hundert funfzig Pfunde &#x017F;chwer<lb/>
ward <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">L. XXX. p.</hi> 37. 38.</note>. Die&#x017F;es betra&#x0364;gt na&#x0364;mlich fa&#x017F;t zehnmal mehr,<lb/>
als das natu&#x0364;rliche Gewicht zu &#x017F;eyn pflegt. Jn der That<lb/>
muß man &#x017F;ich daru&#x0364;ber verwundern, wie &#x017F;tark die Haut<lb/>
die Fadengewebe, und alle Ha&#x0364;ute im Men&#x017F;chen nachzu-<lb/>
geben ge&#x017F;chikkt &#x017F;ind, wenn &#x017F;ie lang&#x017F;am ausgedehnt wer-<lb/>
den, und man hat davon auch an der Schwanger&#x017F;chaft,<lb/>
an der Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht, an dem Wa&#x017F;&#x017F;erkopfe und an dem<lb/>
zu &#x017F;chwellenden Beuteln ausartender Dru&#x0364;&#x017F;en ein Exempel.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Dritter Ab&#x017F;chnitt.</hi> </hi> </head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1.<lb/><hi rendition="#b">Die Abnahme des Ko&#x0364;rpers.</hi></head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">W</hi>ir &#x017F;ehen hier eine traurige aber &#x017F;tofreiche Materie<lb/>
vor uns. Es wurde na&#x0364;mlich auch bereits zu der-<lb/>
jenigen Zeit, da der Ko&#x0364;rper fortwuchs, und da al&#x017F;o die<lb/>
ausdehnenden Kra&#x0364;fte &#x017F;ta&#x0364;rker als die wider&#x017F;tehenden wa-<lb/>
ren, dennoch der thieri&#x017F;che Ko&#x0364;rper an allen Stellen im-<lb/>
mer ha&#x0364;rter: es zogen &#x017F;ich die fe&#x017F;ten Grund&#x017F;toffe zu klei-<lb/>
nern Zwi&#x017F;chenra&#x0364;umen zu&#x017F;ammen, es wurden die Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
blind, es nahm die Portion der Erde u&#x0364;berhand, und es<lb/>
gilt eben die&#x017F;es auch von den u&#x0364;brigen Ur&#x017F;achen, welche<lb/>
das Wachsthum zu Ende bringen halfen, indem &#x017F;ie mach-<lb/>
ten, daß die Kra&#x0364;fte des Wider&#x017F;tandes denen erweitern-<lb/>
den Kra&#x0364;ften gewach&#x017F;en waren <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">p. 32. WINTRINGHAM<lb/>
p.</hi> 32.</note>.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[892[894]/0946] Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B. ſchen bis auf fuͤnf hundert Pfunde ſchwer (q), da ſie doch vor ihrer Fettigkeit nur gegen hundert dreißig Pfunde wogen; noch mehr hat dasjenige Gewicht zu bedeuten, welches wir bereits von einem fuͤnfjaͤhrigen Knaben ge- meldet, welcher zwei hundert funfzig Pfunde ſchwer ward (r). Dieſes betraͤgt naͤmlich faſt zehnmal mehr, als das natuͤrliche Gewicht zu ſeyn pflegt. Jn der That muß man ſich daruͤber verwundern, wie ſtark die Haut die Fadengewebe, und alle Haͤute im Menſchen nachzu- geben geſchikkt ſind, wenn ſie langſam ausgedehnt wer- den, und man hat davon auch an der Schwangerſchaft, an der Waſſerſucht, an dem Waſſerkopfe und an dem zu ſchwellenden Beuteln ausartender Druͤſen ein Exempel. Dritter Abſchnitt. §. 1. Die Abnahme des Koͤrpers. Wir ſehen hier eine traurige aber ſtofreiche Materie vor uns. Es wurde naͤmlich auch bereits zu der- jenigen Zeit, da der Koͤrper fortwuchs, und da alſo die ausdehnenden Kraͤfte ſtaͤrker als die widerſtehenden wa- ren, dennoch der thieriſche Koͤrper an allen Stellen im- mer haͤrter: es zogen ſich die feſten Grundſtoffe zu klei- nern Zwiſchenraͤumen zuſammen, es wurden die Gefaͤſſe blind, es nahm die Portion der Erde uͤberhand, und es gilt eben dieſes auch von den uͤbrigen Urſachen, welche das Wachsthum zu Ende bringen halfen, indem ſie mach- ten, daß die Kraͤfte des Widerſtandes denen erweitern- den Kraͤften gewachſen waren (a). Wenn (q) Ibid. (r) L. XXX. p. 37. 38. (a) p. 32. WINTRINGHAM p. 32.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/946
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 892[894]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/946>, abgerufen am 22.11.2024.