pels. Sie lag in der Frucht und am Kinde als eine Ku- gel hervor: sie gab nemlich dem Stosse derer Säfte nach, welche sie von inwendig heraustrieben. Diese Beschaf- fenheit hat sie nicht mehr bei Greisen: sie wird nemlich flächer, es vermindert sich ihre Länge, ihre Streifen werden kürzer, so daß auch das Auge den Unterschied bemerken, und das Sehen selbst davon ein Zeuge seyn kann, welches nun schwach und blöde wird, und die Licht- stralen in dem flachgewordenen Auge langsamer ver- sammelt.
Das Fadengewebe unter der Haut (i) ist bei Kin- dern sehr weich, jezt verwandelt es sich aber in lange und harte Fäden, über deren Stärke ich mich oft verwunder[t] habe, wenn ich in der Absicht die Nerven zu zeigen, die Haut an den Ohren bei alten Frauenspersonen wegnahm. Es hat nunmehr dieses Fadengewebe eine so starke Kraft sich zusammen zu ziehen, daß ich dasjenige am Unterleibe für eine vorragende Sehne ansahe, welches doch nur der weisse Strich, und die beiden halbmondförmigen zusam- mengezogenen Linien waren, welche vor der Haut hervor- ragten: man hat bisweilen, da die Hüften zusammen- gezogen waren, keine andere Ursache von den angezoge- nen Gliedmassen finden können, ausser daß das Faden- gewebe steif geworden war, und nunmehr die kurze Hüfte gegen den Rumpf des Körpers zurükk zog. Knorpelar- tig hat das Fadengewebe der berühmte Hillary(i*) ge- sehen. So fand man auch bei einem Alten die zottige Magenhaut ganz verhärtet (k).
An den einfachen Drüsen zeiget sich weiter nichts, als lymphatische Gefässe, nebst einigen kleinen rothen Ge- fässen, benebst dem Fadengewebe. Dieses ziehet sich im
hohen
(i)Conf. Phil. trans. n. 492. p. 173.
(i*)Hist. of Barbad. p. 308. 309.
(k)Phil. trans. n. 306.
H. Phisiol. 8. B. L l l
III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
pels. Sie lag in der Frucht und am Kinde als eine Ku- gel hervor: ſie gab nemlich dem Stoſſe derer Saͤfte nach, welche ſie von inwendig heraustrieben. Dieſe Beſchaf- fenheit hat ſie nicht mehr bei Greiſen: ſie wird nemlich flaͤcher, es vermindert ſich ihre Laͤnge, ihre Streifen werden kuͤrzer, ſo daß auch das Auge den Unterſchied bemerken, und das Sehen ſelbſt davon ein Zeuge ſeyn kann, welches nun ſchwach und bloͤde wird, und die Licht- ſtralen in dem flachgewordenen Auge langſamer ver- ſammelt.
Das Fadengewebe unter der Haut (i) iſt bei Kin- dern ſehr weich, jezt verwandelt es ſich aber in lange und harte Faͤden, uͤber deren Staͤrke ich mich oft verwunder[t] habe, wenn ich in der Abſicht die Nerven zu zeigen, die Haut an den Ohren bei alten Frauensperſonen wegnahm. Es hat nunmehr dieſes Fadengewebe eine ſo ſtarke Kraft ſich zuſammen zu ziehen, daß ich dasjenige am Unterleibe fuͤr eine vorragende Sehne anſahe, welches doch nur der weiſſe Strich, und die beiden halbmondfoͤrmigen zuſam- mengezogenen Linien waren, welche vor der Haut hervor- ragten: man hat bisweilen, da die Huͤften zuſammen- gezogen waren, keine andere Urſache von den angezoge- nen Gliedmaſſen finden koͤnnen, auſſer daß das Faden- gewebe ſteif geworden war, und nunmehr die kurze Huͤfte gegen den Rumpf des Koͤrpers zuruͤkk zog. Knorpelar- tig hat das Fadengewebe der beruͤhmte Hillary(i*) ge- ſehen. So fand man auch bei einem Alten die zottige Magenhaut ganz verhaͤrtet (k).
An den einfachen Druͤſen zeiget ſich weiter nichts, als lymphatiſche Gefaͤſſe, nebſt einigen kleinen rothen Ge- faͤſſen, benebſt dem Fadengewebe. Dieſes ziehet ſich im
hohen
(i)Conf. Phil. tranſ. n. 492. p. 173.
(i*)Hiſt. of Barbad. p. 308. 309.
(k)Phil. tranſ. n. 306.
H. Phiſiol. 8. B. L l l
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[895[897]/0949]
III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
pels. Sie lag in der Frucht und am Kinde als eine Ku-
gel hervor: ſie gab nemlich dem Stoſſe derer Saͤfte nach,
welche ſie von inwendig heraustrieben. Dieſe Beſchaf-
fenheit hat ſie nicht mehr bei Greiſen: ſie wird nemlich
flaͤcher, es vermindert ſich ihre Laͤnge, ihre Streifen
werden kuͤrzer, ſo daß auch das Auge den Unterſchied
bemerken, und das Sehen ſelbſt davon ein Zeuge ſeyn
kann, welches nun ſchwach und bloͤde wird, und die Licht-
ſtralen in dem flachgewordenen Auge langſamer ver-
ſammelt.
Das Fadengewebe unter der Haut (i) iſt bei Kin-
dern ſehr weich, jezt verwandelt es ſich aber in lange und
harte Faͤden, uͤber deren Staͤrke ich mich oft verwundert
habe, wenn ich in der Abſicht die Nerven zu zeigen, die
Haut an den Ohren bei alten Frauensperſonen wegnahm.
Es hat nunmehr dieſes Fadengewebe eine ſo ſtarke Kraft
ſich zuſammen zu ziehen, daß ich dasjenige am Unterleibe
fuͤr eine vorragende Sehne anſahe, welches doch nur der
weiſſe Strich, und die beiden halbmondfoͤrmigen zuſam-
mengezogenen Linien waren, welche vor der Haut hervor-
ragten: man hat bisweilen, da die Huͤften zuſammen-
gezogen waren, keine andere Urſache von den angezoge-
nen Gliedmaſſen finden koͤnnen, auſſer daß das Faden-
gewebe ſteif geworden war, und nunmehr die kurze Huͤfte
gegen den Rumpf des Koͤrpers zuruͤkk zog. Knorpelar-
tig hat das Fadengewebe der beruͤhmte Hillary (i*) ge-
ſehen. So fand man auch bei einem Alten die zottige
Magenhaut ganz verhaͤrtet (k).
An den einfachen Druͤſen zeiget ſich weiter nichts,
als lymphatiſche Gefaͤſſe, nebſt einigen kleinen rothen Ge-
faͤſſen, benebſt dem Fadengewebe. Dieſes ziehet ſich im
hohen
(i) Conf. Phil. tranſ. n. 492. p. 173.
(i*) Hiſt. of Barbad. p. 308. 309.
(k) Phil. tranſ. n. 306.
H. Phiſiol. 8. B. L l l
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 895[897]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/949>, abgerufen am 22.11.2024.
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