Die harte Gehirnhaut (l) wird ebenfalls wie die üb- rigen Bekleidungen dikker und härter, so wie die Schlag- adern des Gehirns um ein merkliches zerbrechlicher.
So hart auch an sich die Knochen sind, so werden sie doch im hohen Alter noch immer härter und brüchi- ger (m), und die Hirnschädel verlieren ihre Nahten, in- dem sich der Knochensaft zwischen ihre Zakken ergießt. Jedermann weiß es, daß die in der Geburt zerbrochne Glieder der Kinder, sehr leicht wieder heilen. So wur- den beide Kinder wieder hergestellt, welchen dieses Un- glükk, unter den Händen des Willhelm Mauquest, zu- gestossen war, indem man ihnen den Arm zerbrochen hatte. Jn einem ähnlichen Falle heilte der Knochen den neunten Tag wieder zusammen (n).
Dahingegen sind die Knochen bei Greisen nicht nur sehr zerbrechlich (o), sondern sie wachsen auch erstlich nur langsam und spät (p), und endlich überhaupt gar nicht mehr zusammen (q).
Jch habe mit Augen gesehen, und es ist dieses eben kein seltener Fall, daß sich von einem Falle auf einer ge- raden Ebene, Greise, welche übrigens gesund waren, die Hüfte zerbrochen.
§. 2. Andere Ursachen von der Abnahme des Körpers.
Noch früher und allezeit eräugnet sich das Blindwer- den der Gefässe, welche ein rothes Blut in sich führten, und wollte man dieses Blindwerden an sich leugnen, so
erlan-
(l)[Spaltenumbruch]SCHEUCHZER l. c.
(m)T. BARTHOL. in seines Vaters Kaspars Instit. anat. p. 443. von selbst zerbrochen an einem Alten HILDAN Cent. II. obs. 66.
(n)La MOTTE chirurg. com- plette obs. 459. add. CHAPMAN case 5. SMELLIE cases T. III. p. 506. 507.
(o)[Spaltenumbruch]Eph. Nat. Cur. Vol. VII. obs. 127. von den Ribben an ei- nem Greise von 130 Jahren. Phil. trans. n. 316.
(p)G. v. SWIETEN T. I. p. 592.
(q)P. AMMAN. paraenes p. 354.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Die harte Gehirnhaut (l) wird ebenfalls wie die uͤb- rigen Bekleidungen dikker und haͤrter, ſo wie die Schlag- adern des Gehirns um ein merkliches zerbrechlicher.
So hart auch an ſich die Knochen ſind, ſo werden ſie doch im hohen Alter noch immer haͤrter und bruͤchi- ger (m), und die Hirnſchaͤdel verlieren ihre Nahten, in- dem ſich der Knochenſaft zwiſchen ihre Zakken ergießt. Jedermann weiß es, daß die in der Geburt zerbrochne Glieder der Kinder, ſehr leicht wieder heilen. So wur- den beide Kinder wieder hergeſtellt, welchen dieſes Un- gluͤkk, unter den Haͤnden des Willhelm Mauqueſt, zu- geſtoſſen war, indem man ihnen den Arm zerbrochen hatte. Jn einem aͤhnlichen Falle heilte der Knochen den neunten Tag wieder zuſammen (n).
Dahingegen ſind die Knochen bei Greiſen nicht nur ſehr zerbrechlich (o), ſondern ſie wachſen auch erſtlich nur langſam und ſpaͤt (p), und endlich uͤberhaupt gar nicht mehr zuſammen (q).
Jch habe mit Augen geſehen, und es iſt dieſes eben kein ſeltener Fall, daß ſich von einem Falle auf einer ge- raden Ebene, Greiſe, welche uͤbrigens geſund waren, die Huͤfte zerbrochen.
§. 2. Andere Urſachen von der Abnahme des Koͤrpers.
Noch fruͤher und allezeit eraͤugnet ſich das Blindwer- den der Gefaͤſſe, welche ein rothes Blut in ſich fuͤhrten, und wollte man dieſes Blindwerden an ſich leugnen, ſo
erlan-
(l)[Spaltenumbruch]SCHEUCHZER l. c.
(m)T. BARTHOL. in ſeines Vaters Kaſpars Inſtit. anat. p. 443. von ſelbſt zerbrochen an einem Alten HILDAN Cent. II. obſ. 66.
(n)La MOTTE chirurg. com- plette obſ. 459. add. CHAPMAN caſe 5. SMELLIE caſes T. III. p. 506. 507.
(o)[Spaltenumbruch]Eph. Nat. Cur. Vol. VII. obſ. 127. von den Ribben an ei- nem Greiſe von 130 Jahren. Phil. tranſ. n. 316.
(p)G. v. SWIETEN T. I. p. 592.
(q)P. AMMAN. paraenes p. 354.
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Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Die harte Gehirnhaut (l) wird ebenfalls wie die uͤb-
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adern des Gehirns um ein merkliches zerbrechlicher.
So hart auch an ſich die Knochen ſind, ſo werden
ſie doch im hohen Alter noch immer haͤrter und bruͤchi-
ger (m), und die Hirnſchaͤdel verlieren ihre Nahten, in-
dem ſich der Knochenſaft zwiſchen ihre Zakken ergießt.
Jedermann weiß es, daß die in der Geburt zerbrochne
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den beide Kinder wieder hergeſtellt, welchen dieſes Un-
gluͤkk, unter den Haͤnden des Willhelm Mauqueſt, zu-
geſtoſſen war, indem man ihnen den Arm zerbrochen
hatte. Jn einem aͤhnlichen Falle heilte der Knochen den
neunten Tag wieder zuſammen (n).
Dahingegen ſind die Knochen bei Greiſen nicht nur
ſehr zerbrechlich (o), ſondern ſie wachſen auch erſtlich nur
langſam und ſpaͤt (p), und endlich uͤberhaupt gar nicht
mehr zuſammen (q).
Jch habe mit Augen geſehen, und es iſt dieſes eben
kein ſeltener Fall, daß ſich von einem Falle auf einer ge-
raden Ebene, Greiſe, welche uͤbrigens geſund waren,
die Huͤfte zerbrochen.
§. 2.
Andere Urſachen von der Abnahme des Koͤrpers.
Noch fruͤher und allezeit eraͤugnet ſich das Blindwer-
den der Gefaͤſſe, welche ein rothes Blut in ſich fuͤhrten,
und wollte man dieſes Blindwerden an ſich leugnen, ſo
erlan-
(l)
SCHEUCHZER l. c.
(m) T. BARTHOL. in ſeines
Vaters Kaſpars Inſtit. anat. p.
443. von ſelbſt zerbrochen an einem
Alten HILDAN Cent. II. obſ. 66.
(n) La MOTTE chirurg. com-
plette obſ. 459. add. CHAPMAN
caſe 5. SMELLIE caſes T. III. p.
506. 507.
(o)
Eph. Nat. Cur. Vol. VII.
obſ. 127. von den Ribben an ei-
nem Greiſe von 130 Jahren. Phil.
tranſ. n. 316.
(p) G. v. SWIETEN T. I. p.
592.
(q) P. AMMAN. paraenes p. 354.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 900[902]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/954>, abgerufen am 22.11.2024.
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