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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. Buch.

Galen bestätigte mit einem Versuche, und sogar
an Frauenspersonen (m), den weiblichen Saamen, in-
dem er denselben in dikker Quantität, und mit der an-
genehmsten Wollust, von der gereizten Schaam heraus-
fliessen sahe, und ausserdem behauptete, daß er diesem
Geschlechte im Schlafe entgehe. Avicenna (n) trägt
ein ähnlich Beispiel vor, von dem an Weibern heraus-
gelokkten Saamen, so wie Zacutus (o) und ein neue-
rer Schriftsteller (p), ja man hat ein Exempel von der
Selbstbeflekkung, auch ausser dem Beischlafe, und von
dem, bei dieser Ergözzung so unerwarteten Geständ-
nisse (q) aufgezeichnet.

Doch es wollen auch andere, daß im Beischlafe
aus den weiblichen Schaamtheilen ein Saame abfliessen
soll (r), und da andre den Schleim in der äussersten
Scheide für einen Saamen halten, so behaupten jene,
daß eine andre von diesem Schleime unterschiedne und
dikkere Flüßigkeit aus der Scheide (s), und mit einer
ganz besondern Wollust (t) ausgeleert werde, und nach
der Ausleerung den Körper entkräfte (u). Man sezzt
noch hinzu, dieser Saame ergiesse sich langsamer, als
bei den Mannspersonen (x), aber dennoch in grösserer
Menge, wofern der Beischlaf wiederholt würde (y).

Dieser Saame vermischet sich, sagt man, mit dem
männlichen Saamen (a), und es geschieht keine Em-
pfängnis, wenn nicht der Mann und die Frau den Saa-

men
(m) [Spaltenumbruch] Sem. L. II. Util. part. L.
XIII. p.
11.
(n) Fen. I. p. 695.
(o) Prax. admirab. L. II. obs. 94.
(p) De l'Onanisme. p. 196.
(q) SAUVAG. Nosolog. T. V.
p.
277.
(r) La MOTTE gener. p. 43.
PANCOOK. p. 81. 82. &c.
(s) Aus dem innern [M]utter-
munde La MOTTE gener. p. 43.
(t) [Spaltenumbruch] MELLI. La MOTTE p. 46.
(u) MELLI p. 69.
(x) ARISTOT. hist. L. X. c. 3.
(y) Ess. de Physic. p. 244.
(a) HIPPOCRATES. Peri go-
nes ARISTOTELES gener. L. I.
c. 18. L. II. c. 8. L. IV. c. 2. EM-
PEDOCLES. SENGUERD. Phil.
natur. p. 229. BUFFON. II. p. 356.
HEUERMAN. IV. p.
278. Jn den
Trompeten BARBATUS l. c.
Die Frucht. XXIX. Buch.

Galen beſtaͤtigte mit einem Verſuche, und ſogar
an Frauensperſonen (m), den weiblichen Saamen, in-
dem er denſelben in dikker Quantitaͤt, und mit der an-
genehmſten Wolluſt, von der gereizten Schaam heraus-
flieſſen ſahe, und auſſerdem behauptete, daß er dieſem
Geſchlechte im Schlafe entgehe. Avicenna (n) traͤgt
ein aͤhnlich Beiſpiel vor, von dem an Weibern heraus-
gelokkten Saamen, ſo wie Zacutus (o) und ein neue-
rer Schriftſteller (p), ja man hat ein Exempel von der
Selbſtbeflekkung, auch auſſer dem Beiſchlafe, und von
dem, bei dieſer Ergoͤzzung ſo unerwarteten Geſtaͤnd-
niſſe (q) aufgezeichnet.

Doch es wollen auch andere, daß im Beiſchlafe
aus den weiblichen Schaamtheilen ein Saame abflieſſen
ſoll (r), und da andre den Schleim in der aͤuſſerſten
Scheide fuͤr einen Saamen halten, ſo behaupten jene,
daß eine andre von dieſem Schleime unterſchiedne und
dikkere Fluͤßigkeit aus der Scheide (s), und mit einer
ganz beſondern Wolluſt (t) ausgeleert werde, und nach
der Ausleerung den Koͤrper entkraͤfte (u). Man ſezzt
noch hinzu, dieſer Saame ergieſſe ſich langſamer, als
bei den Mannsperſonen (x), aber dennoch in groͤſſerer
Menge, wofern der Beiſchlaf wiederholt wuͤrde (y).

Dieſer Saame vermiſchet ſich, ſagt man, mit dem
maͤnnlichen Saamen (a), und es geſchieht keine Em-
pfaͤngnis, wenn nicht der Mann und die Frau den Saa-

men
(m) [Spaltenumbruch] Sem. L. II. Util. part. L.
XIII. p.
11.
(n) Fen. I. p. 695.
(o) Prax. admirab. L. II. obſ. 94.
(p) De l’Onaniſme. p. 196.
(q) SAUVAG. Noſolog. T. V.
p.
277.
(r) La MOTTE gener. p. 43.
PANCOOK. p. 81. 82. &c.
(s) Aus dem innern [M]utter-
munde La MOTTE gener. p. 43.
(t) [Spaltenumbruch] MELLI. La MOTTE p. 46.
(u) MELLI p. 69.
(x) ARISTOT. hiſt. L. X. c. 3.
(y) Eſſ. de Phyſic. p. 244.
(a) HIPPOCRATES. Peri go-
nes ARISTOTELES gener. L. I.
c. 18. L. II. c. 8. L. IV. c. 2. EM-
PEDOCLES. SENGUERD. Phil.
natur. p. 229. BUFFON. II. p. 356.
HEUERMAN. IV. p.
278. Jn den
Trompeten BARBATUS l. c.
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[44/0096] Die Frucht. XXIX. Buch. Galen beſtaͤtigte mit einem Verſuche, und ſogar an Frauensperſonen (m), den weiblichen Saamen, in- dem er denſelben in dikker Quantitaͤt, und mit der an- genehmſten Wolluſt, von der gereizten Schaam heraus- flieſſen ſahe, und auſſerdem behauptete, daß er dieſem Geſchlechte im Schlafe entgehe. Avicenna (n) traͤgt ein aͤhnlich Beiſpiel vor, von dem an Weibern heraus- gelokkten Saamen, ſo wie Zacutus (o) und ein neue- rer Schriftſteller (p), ja man hat ein Exempel von der Selbſtbeflekkung, auch auſſer dem Beiſchlafe, und von dem, bei dieſer Ergoͤzzung ſo unerwarteten Geſtaͤnd- niſſe (q) aufgezeichnet. Doch es wollen auch andere, daß im Beiſchlafe aus den weiblichen Schaamtheilen ein Saame abflieſſen ſoll (r), und da andre den Schleim in der aͤuſſerſten Scheide fuͤr einen Saamen halten, ſo behaupten jene, daß eine andre von dieſem Schleime unterſchiedne und dikkere Fluͤßigkeit aus der Scheide (s), und mit einer ganz beſondern Wolluſt (t) ausgeleert werde, und nach der Ausleerung den Koͤrper entkraͤfte (u). Man ſezzt noch hinzu, dieſer Saame ergieſſe ſich langſamer, als bei den Mannsperſonen (x), aber dennoch in groͤſſerer Menge, wofern der Beiſchlaf wiederholt wuͤrde (y). Dieſer Saame vermiſchet ſich, ſagt man, mit dem maͤnnlichen Saamen (a), und es geſchieht keine Em- pfaͤngnis, wenn nicht der Mann und die Frau den Saa- men (m) Sem. L. II. Util. part. L. XIII. p. 11. (n) Fen. I. p. 695. (o) Prax. admirab. L. II. obſ. 94. (p) De l’Onaniſme. p. 196. (q) SAUVAG. Noſolog. T. V. p. 277. (r) La MOTTE gener. p. 43. PANCOOK. p. 81. 82. &c. (s) Aus dem innern Mutter- munde La MOTTE gener. p. 43. (t) MELLI. La MOTTE p. 46. (u) MELLI p. 69. (x) ARISTOT. hiſt. L. X. c. 3. (y) Eſſ. de Phyſic. p. 244. (a) HIPPOCRATES. Peri go- nes ARISTOTELES gener. L. I. c. 18. L. II. c. 8. L. IV. c. 2. EM- PEDOCLES. SENGUERD. Phil. natur. p. 229. BUFFON. II. p. 356. HEUERMAN. IV. p. 278. Jn den Trompeten BARBATUS l. c.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/96>, abgerufen am 23.11.2024.