men zu gleicher Zeit lassen (b), und sich beiderlei Saa- men vermischen können (c).
Diesen Saamen leiteten die Alten ferner aus den weiblichen Hoden her (d), und sie versichern sogar den Saamen in den Eyerstökken der Weiber, wie man diese Hoden heut zu Tage nennt, gesehen zu haben (e). Sie leiteten diesen Saamen, ich weiß selbst nicht durch was für Gefässe (f), in die Muttertrompeten ab. Diese Gedanken sind vor kurzem von dem berühmten von Buffon wieder auf die Bahn gebracht worden, denn dieser läst aus eben dieser weiblichen Hode, und deren gelben Körper, eine eyweisartige Flüßigkeit herkommen, welche sich im Beischlafe ergiest (g), und welche er, wie wir zeigen werden, für einen wirklichen Saamen an- sieht, und mit dem männlichen vermischen läst. An- dere wollen lieber den weiblichen Saamen in dem Eyer- stokke des Naboths(h) erzeugt werden lassen: andre versichern, die Frauenspersonen hätten ihren eignen Saamen (i), woher aber derselbe käme, und sich ergiesse, das wüsten sie eigentlich nicht (k).
Schon längst erinnerte Fallopius kläglich (l), daß sich in den weiblichen Hoden kein Saame entdekken lasse.
Andre unterscheiden die Sache dergestalt, es sey der Saame nicht diejenige verliebte Flüßigkeit (m), welche einige Frauenspersonen im Beischlafe von sich lassen, und sie sahen selbige aus den Quellen des Schleimes neben
der
(b)[Spaltenumbruch]ARISTOT. hist. anim. L. X. c. 4.
(e)COLUMBUS p. 246. VE- NETTE p. 222. werde im Eyer- stokke erzeugt J. P. HARTMAN. gener. vivip. n. 19. in den Bläs- chen VOGLI p. 221.
(f)D. de MARCHETTIS p. 45.
(g)[Spaltenumbruch]PANCOOK. p. 81. 82. die Eyer selbst nennet Saamen HOR- NE praelect. p. 14. 15. und die gelbe Körper COLINS. p. 606. 607.
(h)HEINRICI vesic. semin. mulier. p. 18.
(i)Interpretation. de la Na- ture. p. 38.
(k)p. 39.
(l)p. 195.
(m)COSMOPOLIT. p. 429. dies unterscheiden auch HORNE l. c. v. der BECKE p. 250.
I. Abſchn. Empfaͤngnis.
men zu gleicher Zeit laſſen (b), und ſich beiderlei Saa- men vermiſchen koͤnnen (c).
Dieſen Saamen leiteten die Alten ferner aus den weiblichen Hoden her (d), und ſie verſichern ſogar den Saamen in den Eyerſtoͤkken der Weiber, wie man dieſe Hoden heut zu Tage nennt, geſehen zu haben (e). Sie leiteten dieſen Saamen, ich weiß ſelbſt nicht durch was fuͤr Gefaͤſſe (f), in die Muttertrompeten ab. Dieſe Gedanken ſind vor kurzem von dem beruͤhmten von Buffon wieder auf die Bahn gebracht worden, denn dieſer laͤſt aus eben dieſer weiblichen Hode, und deren gelben Koͤrper, eine eyweisartige Fluͤßigkeit herkommen, welche ſich im Beiſchlafe ergieſt (g), und welche er, wie wir zeigen werden, fuͤr einen wirklichen Saamen an- ſieht, und mit dem maͤnnlichen vermiſchen laͤſt. An- dere wollen lieber den weiblichen Saamen in dem Eyer- ſtokke des Naboths(h) erzeugt werden laſſen: andre verſichern, die Frauensperſonen haͤtten ihren eignen Saamen (i), woher aber derſelbe kaͤme, und ſich ergieſſe, das wuͤſten ſie eigentlich nicht (k).
Schon laͤngſt erinnerte Fallopius klaͤglich (l), daß ſich in den weiblichen Hoden kein Saame entdekken laſſe.
Andre unterſcheiden die Sache dergeſtalt, es ſey der Saame nicht diejenige verliebte Fluͤßigkeit (m), welche einige Frauensperſonen im Beiſchlafe von ſich laſſen, und ſie ſahen ſelbige aus den Quellen des Schleimes neben
der
(b)[Spaltenumbruch]ARISTOT. hiſt. anim. L. X. c. 4.
(e)COLUMBUS p. 246. VE- NETTE p. 222. werde im Eyer- ſtokke erzeugt J. P. HARTMAN. gener. vivip. n. 19. in den Blaͤs- chen VOGLI p. 221.
(f)D. de MARCHETTIS p. 45.
(g)[Spaltenumbruch]PANCOOK. p. 81. 82. die Eyer ſelbſt nennet Saamen HOR- NE prælect. p. 14. 15. und die gelbe Koͤrper COLINS. p. 606. 607.
(h)HEINRICI veſic. ſemin. mulier. p. 18.
(i)Interprétation. de la Na- ture. p. 38.
(k)p. 39.
(l)p. 195.
(m)COSMOPOLIT. p. 429. dies unterſcheiden auch HORNE l. c. v. der BECKE p. 250.
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I. Abſchn. Empfaͤngnis.
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men vermiſchen koͤnnen (c).
Dieſen Saamen leiteten die Alten ferner aus den
weiblichen Hoden her (d), und ſie verſichern ſogar den
Saamen in den Eyerſtoͤkken der Weiber, wie man dieſe
Hoden heut zu Tage nennt, geſehen zu haben (e). Sie
leiteten dieſen Saamen, ich weiß ſelbſt nicht durch was
fuͤr Gefaͤſſe (f), in die Muttertrompeten ab. Dieſe
Gedanken ſind vor kurzem von dem beruͤhmten von
Buffon wieder auf die Bahn gebracht worden, denn
dieſer laͤſt aus eben dieſer weiblichen Hode, und deren
gelben Koͤrper, eine eyweisartige Fluͤßigkeit herkommen,
welche ſich im Beiſchlafe ergieſt (g), und welche er, wie
wir zeigen werden, fuͤr einen wirklichen Saamen an-
ſieht, und mit dem maͤnnlichen vermiſchen laͤſt. An-
dere wollen lieber den weiblichen Saamen in dem Eyer-
ſtokke des Naboths (h) erzeugt werden laſſen: andre
verſichern, die Frauensperſonen haͤtten ihren eignen
Saamen (i), woher aber derſelbe kaͤme, und ſich ergieſſe,
das wuͤſten ſie eigentlich nicht (k).
Schon laͤngſt erinnerte Fallopius klaͤglich (l), daß
ſich in den weiblichen Hoden kein Saame entdekken laſſe.
Andre unterſcheiden die Sache dergeſtalt, es ſey der
Saame nicht diejenige verliebte Fluͤßigkeit (m), welche
einige Frauensperſonen im Beiſchlafe von ſich laſſen, und
ſie ſahen ſelbige aus den Quellen des Schleimes neben
der
(b)
ARISTOT. hiſt. anim. L.
X. c. 4.
(c) GALEN. de ſemine. L. I.
(d) Auch LEYSER. prim. lin.
ſyſtem. nov. med. PAPI. SBARA-
GLI. PAITONI &c.
(e) COLUMBUS p. 246. VE-
NETTE p. 222. werde im Eyer-
ſtokke erzeugt J. P. HARTMAN.
gener. vivip. n. 19. in den Blaͤs-
chen VOGLI p. 221.
(f) D. de MARCHETTIS p. 45.
(g)
PANCOOK. p. 81. 82. die
Eyer ſelbſt nennet Saamen HOR-
NE prælect. p. 14. 15. und die gelbe
Koͤrper COLINS. p. 606. 607.
(h) HEINRICI veſic. ſemin.
mulier. p. 18.
(i) Interprétation. de la Na-
ture. p. 38.
(k) p. 39.
(l) p. 195.
(m) COSMOPOLIT. p. 429.
dies unterſcheiden auch HORNE
l. c. v. der BECKE p. 250.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/97>, abgerufen am 23.11.2024.
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