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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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II. Die Zeit der Staufer.
in Florenz. Welchen Eindruck mußten hier die Kreuzzugsnachrichten hervor-
rufen! Schon war selbst die niedere Geistlichkeit Roms gewonnen, als
Eugen III. gegen Arnold, dem eine Abweichung im Glauben kaum vorzuwerfen
war, als Schismatiker den Bann schleuderte und die ihm anhangenden Kleriker
mit Absetzung bedrohte (1148). Jedoch der Senat schützte seinen Propheten,
und der Papst mühte sich trotz einer erneuten Annäherung an den sizilischen
König vergebens, das widerspänstige Rom zu bezwingen.

So standen die Dinge, als Konrad nach einem längeren Auf-
enthalt in Konstantinopel von seiner Kreuzfahrt zurückkehrend, in
Aquileja landete (Mai 1149). Die Römer haben damals und
öfter gehofft, ihn für ihre Sache gegen den Papst zu gewinnen.
Schwungvolle Schreiben des Senats, die sich gelegentlich gar zu
metrischer Form erhoben, erfüllt von dem Geiste Arnolds, luden
ihn in die ewige Stadt. Jener seit den Tagen Gregors VII. ein-
gerissene unselige Zustand, daß die Pfaffen in der einen Hand den
Kelch, in der anderen das Schwert führten, solle ein Ende haben;
das römische Volk selbst biete ihm die Kaiserkrone, welche ihm
die durch keine geistliche Gewalt gebrochene Machtfülle Konstantins
und Justinians erneuern solle! So verlockend das Ziel sein mochte,
und so viel Richtiges die geschichtliche Betrachtungsweise enthielt,
über die nun einmal bestehenden Machtverhältnisse glitten die An-
erbietungen mit so ahnungsloser Gutgläubigkeit hinweg, daß es
Konrad nicht zu verargen war, wenn er ihre Annahme in keine
ernstere Erwägung zog. Aber auch dem Papst vermochte er keine
Hülfe zu bringen, und die römischen Zustände verharrten trotz
eines vorübergehenden Ausgleichsversuches in einer für den Papst
unerträglichen Spannung.

Die großen Weltverhältnisse aber wurden damals nicht durch
diese Dinge bestimmt, sondern durch den sizilisch-griechischen
Gegensatz. Roger, der einzige der europäischen Machthaber, der
in diesen Zeiten religiöser Erregung keinen Augenblick die Gebote
politischer Klugheit außer Acht ließ, hatte die Behinderungen Kaiser
Manuels selbstsüchtig ausgenutzt zu einem Angriff auf das grie-
chische Reich. Kaum war die Kreuzfahrt beendet, so warben die
beiden Gegner Bundesgenossen. Konrads Interessen berührten sich
in diesem Punkte eng mit denen Manuels, und für manchen Freund-
schaftsdienst war er ihm persönlich sehr verpflichtet. Daß er sich
aber unmittelbar nach der Kreuzzugskatastrophe, wo es doch galt,
das nahezu auf den Nullpunkt gesunkene königliche Ansehen müh-
sam wieder aufzurichten, mit seinen kümmerlichen Mitteln zu einem
Angriffsbündnis gegen Roger bereit finden ließ und sich in Italien
sofort in den neuen Krieg stürzen wollte, war doch unüberlegt genug
und erweckt den Eindruck, daß er damals stark im Schlepptau von
Manuels Politik segelte. Zur Ausführung kam das Unternehmen

II. Die Zeit der Staufer.
in Florenz. Welchen Eindruck mußten hier die Kreuzzugsnachrichten hervor-
rufen! Schon war selbst die niedere Geistlichkeit Roms gewonnen, als
Eugen III. gegen Arnold, dem eine Abweichung im Glauben kaum vorzuwerfen
war, als Schismatiker den Bann schleuderte und die ihm anhangenden Kleriker
mit Absetzung bedrohte (1148). Jedoch der Senat schützte seinen Propheten,
und der Papst mühte sich trotz einer erneuten Annäherung an den sizilischen
König vergebens, das widerspänstige Rom zu bezwingen.

So standen die Dinge, als Konrad nach einem längeren Auf-
enthalt in Konstantinopel von seiner Kreuzfahrt zurückkehrend, in
Aquileja landete (Mai 1149). Die Römer haben damals und
öfter gehofft, ihn für ihre Sache gegen den Papst zu gewinnen.
Schwungvolle Schreiben des Senats, die sich gelegentlich gar zu
metrischer Form erhoben, erfüllt von dem Geiste Arnolds, luden
ihn in die ewige Stadt. Jener seit den Tagen Gregors VII. ein-
gerissene unselige Zustand, daß die Pfaffen in der einen Hand den
Kelch, in der anderen das Schwert führten, solle ein Ende haben;
das römische Volk selbst biete ihm die Kaiserkrone, welche ihm
die durch keine geistliche Gewalt gebrochene Machtfülle Konstantins
und Justinians erneuern solle! So verlockend das Ziel sein mochte,
und so viel Richtiges die geschichtliche Betrachtungsweise enthielt,
über die nun einmal bestehenden Machtverhältnisse glitten die An-
erbietungen mit so ahnungsloser Gutgläubigkeit hinweg, daß es
Konrad nicht zu verargen war, wenn er ihre Annahme in keine
ernstere Erwägung zog. Aber auch dem Papst vermochte er keine
Hülfe zu bringen, und die römischen Zustände verharrten trotz
eines vorübergehenden Ausgleichsversuches in einer für den Papst
unerträglichen Spannung.

Die großen Weltverhältnisse aber wurden damals nicht durch
diese Dinge bestimmt, sondern durch den sizilisch-griechischen
Gegensatz. Roger, der einzige der europäischen Machthaber, der
in diesen Zeiten religiöser Erregung keinen Augenblick die Gebote
politischer Klugheit außer Acht ließ, hatte die Behinderungen Kaiser
Manuels selbstsüchtig ausgenutzt zu einem Angriff auf das grie-
chische Reich. Kaum war die Kreuzfahrt beendet, so warben die
beiden Gegner Bundesgenossen. Konrads Interessen berührten sich
in diesem Punkte eng mit denen Manuels, und für manchen Freund-
schaftsdienst war er ihm persönlich sehr verpflichtet. Daß er sich
aber unmittelbar nach der Kreuzzugskatastrophe, wo es doch galt,
das nahezu auf den Nullpunkt gesunkene königliche Ansehen müh-
sam wieder aufzurichten, mit seinen kümmerlichen Mitteln zu einem
Angriffsbündnis gegen Roger bereit finden ließ und sich in Italien
sofort in den neuen Krieg stürzen wollte, war doch unüberlegt genug
und erweckt den Eindruck, daß er damals stark im Schlepptau von
Manuels Politik segelte. Zur Ausführung kam das Unternehmen

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[112/0120] II. Die Zeit der Staufer. in Florenz. Welchen Eindruck mußten hier die Kreuzzugsnachrichten hervor- rufen! Schon war selbst die niedere Geistlichkeit Roms gewonnen, als Eugen III. gegen Arnold, dem eine Abweichung im Glauben kaum vorzuwerfen war, als Schismatiker den Bann schleuderte und die ihm anhangenden Kleriker mit Absetzung bedrohte (1148). Jedoch der Senat schützte seinen Propheten, und der Papst mühte sich trotz einer erneuten Annäherung an den sizilischen König vergebens, das widerspänstige Rom zu bezwingen. So standen die Dinge, als Konrad nach einem längeren Auf- enthalt in Konstantinopel von seiner Kreuzfahrt zurückkehrend, in Aquileja landete (Mai 1149). Die Römer haben damals und öfter gehofft, ihn für ihre Sache gegen den Papst zu gewinnen. Schwungvolle Schreiben des Senats, die sich gelegentlich gar zu metrischer Form erhoben, erfüllt von dem Geiste Arnolds, luden ihn in die ewige Stadt. Jener seit den Tagen Gregors VII. ein- gerissene unselige Zustand, daß die Pfaffen in der einen Hand den Kelch, in der anderen das Schwert führten, solle ein Ende haben; das römische Volk selbst biete ihm die Kaiserkrone, welche ihm die durch keine geistliche Gewalt gebrochene Machtfülle Konstantins und Justinians erneuern solle! So verlockend das Ziel sein mochte, und so viel Richtiges die geschichtliche Betrachtungsweise enthielt, über die nun einmal bestehenden Machtverhältnisse glitten die An- erbietungen mit so ahnungsloser Gutgläubigkeit hinweg, daß es Konrad nicht zu verargen war, wenn er ihre Annahme in keine ernstere Erwägung zog. Aber auch dem Papst vermochte er keine Hülfe zu bringen, und die römischen Zustände verharrten trotz eines vorübergehenden Ausgleichsversuches in einer für den Papst unerträglichen Spannung. Die großen Weltverhältnisse aber wurden damals nicht durch diese Dinge bestimmt, sondern durch den sizilisch-griechischen Gegensatz. Roger, der einzige der europäischen Machthaber, der in diesen Zeiten religiöser Erregung keinen Augenblick die Gebote politischer Klugheit außer Acht ließ, hatte die Behinderungen Kaiser Manuels selbstsüchtig ausgenutzt zu einem Angriff auf das grie- chische Reich. Kaum war die Kreuzfahrt beendet, so warben die beiden Gegner Bundesgenossen. Konrads Interessen berührten sich in diesem Punkte eng mit denen Manuels, und für manchen Freund- schaftsdienst war er ihm persönlich sehr verpflichtet. Daß er sich aber unmittelbar nach der Kreuzzugskatastrophe, wo es doch galt, das nahezu auf den Nullpunkt gesunkene königliche Ansehen müh- sam wieder aufzurichten, mit seinen kümmerlichen Mitteln zu einem Angriffsbündnis gegen Roger bereit finden ließ und sich in Italien sofort in den neuen Krieg stürzen wollte, war doch unüberlegt genug und erweckt den Eindruck, daß er damals stark im Schlepptau von Manuels Politik segelte. Zur Ausführung kam das Unternehmen

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/120>, abgerufen am 24.11.2024.