Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.§ 11. Reaktionäre Politik unter d. Einfluß Reinalds v. Dassel (1157-1167). gleicher Weise verpflichtet fühlte und überdies bei dem einmütigenWiderstand der englischen Geistlichkeit auch gar nicht in der Lage gewesen wäre, sein Versprechen in vollem Umfange durchzuführen. So verwendete er das neue Bündnis wesentlich als Druckmittel bei seinen weiteren Verhandlungen mit Alexander und zeigte sich jeder- zeit bereit, ihn gegen kirchenpolitische Zugeständnisse aufs neue anzuerkennen. Den Erfolg aber brachten das Zusammengehen Friedrichs Man war am kaiserlichen Hofe nun wieder in der gehobensten § 11. Reaktionäre Politik unter d. Einfluß Reinalds v. Dassel (1157‒1167). gleicher Weise verpflichtet fühlte und überdies bei dem einmütigenWiderstand der englischen Geistlichkeit auch gar nicht in der Lage gewesen wäre, sein Versprechen in vollem Umfange durchzuführen. So verwendete er das neue Bündnis wesentlich als Druckmittel bei seinen weiteren Verhandlungen mit Alexander und zeigte sich jeder- zeit bereit, ihn gegen kirchenpolitische Zugeständnisse aufs neue anzuerkennen. Den Erfolg aber brachten das Zusammengehen Friedrichs Man war am kaiserlichen Hofe nun wieder in der gehobensten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0151" n="143"/><fw place="top" type="header">§ 11. Reaktionäre Politik unter d. Einfluß Reinalds v. Dassel (1157‒1167).</fw><lb/> gleicher Weise verpflichtet fühlte und überdies bei dem einmütigen<lb/> Widerstand der englischen Geistlichkeit auch gar nicht in der Lage<lb/> gewesen wäre, sein Versprechen in vollem Umfange durchzuführen.<lb/> So verwendete er das neue Bündnis wesentlich als Druckmittel bei<lb/> seinen weiteren Verhandlungen mit Alexander und zeigte sich jeder-<lb/> zeit bereit, ihn gegen kirchenpolitische Zugeständnisse aufs neue<lb/> anzuerkennen.</p><lb/> <p>Den Erfolg aber brachten das Zusammengehen Friedrichs<lb/> mit England und die dadurch hervorgerufene Spaltung zwischen<lb/> den Westmächten immerhin, daß sie die Unsicherheit der Lage<lb/> Alexanders verstärkten und seine ohnehin beabsichtigte Rückkehr<lb/> nach Rom beschleunigten (Ende 1165). Hier war er für die Kaiser-<lb/> lichen weit leichter angreifbar, denn die Hoffnungen, die ihn zu<lb/> dem Entschlusse getrieben hatten, erfüllten sich in keiner Weise.<lb/> Er war in der Stadt nahezu eingeschlossen; von Norden her hatte<lb/> die kühne Kriegsleitung des Kanzlers Christian den Gegenpapst<lb/> nach Viterbo geführt und bedrohte das Patrimonium; der sizilische<lb/> Rückhalt versagte durch den dortigen Thronwechsel, der mit Wil-<lb/> helm II. einen noch unter Vormundschaft stehenden, zwölfjährigen<lb/> Knaben zum Königtum erhob (1166), und die abenteuerlichen, auf<lb/> eine Wiedervereinigung des ost- und weströmischen Reiches und<lb/> eine Union der Kirchen gerichteten Pläne des griechischen Kaisers<lb/> Manuel, zu deren Durchführung er mit dem Gewinn Anconas einen<lb/> bescheidenen Anfang machte, wurden zwar von der Kurie in ihrer<lb/> Not nicht schroff zurückgewiesen, konnten jedoch nur ein unbe-<lb/> stimmtes Gemisch von Hoffnungen und Befürchtungen erregen.<lb/> Die ganze Lage mußte Friedrich dazu anreizen, durch einen Vor-<lb/> stoß auf Rom seinen päpstlichen Gegner zur Unterwerfung zu<lb/> zwingen. Eine neue Heerfahrt nach Italien ward beschlossen.</p><lb/> <p>Man war am kaiserlichen Hofe nun wieder in der gehobensten<lb/> Stimmung und zweifelte nicht am Erfolge. Soeben hatte Friedrich<lb/> in Aachen mit Zustimmung seines Papstes die feierliche Kanonisation<lb/> Karls d. Gr., seines leuchtenden Vorbildes, vollzogen (Ende 1165);<lb/> noch galt es in Deutschland allerlei Zwistigkeiten beizulegen, ins-<lb/> besondere wiederum zu vermitteln zwischen seinem Vetter Heinrich<lb/> und dessen sächsischen Gegnern, denen sich diesmal sogar Reinald<lb/> von Dassel in Wahrung der westfälischen Interessen seines Kölner<lb/> Erzbistums angeschlossen hatte. Noch einmal gelang es dem Kaiser,<lb/> zwar nicht einen wirklichen Ausgleich, aber doch die Zusicherung<lb/> der Friedenswahrung zu erlangen, indem er, wenn auch ungern,<lb/> beiden Parteien die Teilnahme an der Romfahrt erließ. Dann<lb/> rückte er mit trotzdem recht ansehnlichen Heeresmassen zum vierten<lb/> Male in Italien ein (1166).</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0151]
§ 11. Reaktionäre Politik unter d. Einfluß Reinalds v. Dassel (1157‒1167).
gleicher Weise verpflichtet fühlte und überdies bei dem einmütigen
Widerstand der englischen Geistlichkeit auch gar nicht in der Lage
gewesen wäre, sein Versprechen in vollem Umfange durchzuführen.
So verwendete er das neue Bündnis wesentlich als Druckmittel bei
seinen weiteren Verhandlungen mit Alexander und zeigte sich jeder-
zeit bereit, ihn gegen kirchenpolitische Zugeständnisse aufs neue
anzuerkennen.
Den Erfolg aber brachten das Zusammengehen Friedrichs
mit England und die dadurch hervorgerufene Spaltung zwischen
den Westmächten immerhin, daß sie die Unsicherheit der Lage
Alexanders verstärkten und seine ohnehin beabsichtigte Rückkehr
nach Rom beschleunigten (Ende 1165). Hier war er für die Kaiser-
lichen weit leichter angreifbar, denn die Hoffnungen, die ihn zu
dem Entschlusse getrieben hatten, erfüllten sich in keiner Weise.
Er war in der Stadt nahezu eingeschlossen; von Norden her hatte
die kühne Kriegsleitung des Kanzlers Christian den Gegenpapst
nach Viterbo geführt und bedrohte das Patrimonium; der sizilische
Rückhalt versagte durch den dortigen Thronwechsel, der mit Wil-
helm II. einen noch unter Vormundschaft stehenden, zwölfjährigen
Knaben zum Königtum erhob (1166), und die abenteuerlichen, auf
eine Wiedervereinigung des ost- und weströmischen Reiches und
eine Union der Kirchen gerichteten Pläne des griechischen Kaisers
Manuel, zu deren Durchführung er mit dem Gewinn Anconas einen
bescheidenen Anfang machte, wurden zwar von der Kurie in ihrer
Not nicht schroff zurückgewiesen, konnten jedoch nur ein unbe-
stimmtes Gemisch von Hoffnungen und Befürchtungen erregen.
Die ganze Lage mußte Friedrich dazu anreizen, durch einen Vor-
stoß auf Rom seinen päpstlichen Gegner zur Unterwerfung zu
zwingen. Eine neue Heerfahrt nach Italien ward beschlossen.
Man war am kaiserlichen Hofe nun wieder in der gehobensten
Stimmung und zweifelte nicht am Erfolge. Soeben hatte Friedrich
in Aachen mit Zustimmung seines Papstes die feierliche Kanonisation
Karls d. Gr., seines leuchtenden Vorbildes, vollzogen (Ende 1165);
noch galt es in Deutschland allerlei Zwistigkeiten beizulegen, ins-
besondere wiederum zu vermitteln zwischen seinem Vetter Heinrich
und dessen sächsischen Gegnern, denen sich diesmal sogar Reinald
von Dassel in Wahrung der westfälischen Interessen seines Kölner
Erzbistums angeschlossen hatte. Noch einmal gelang es dem Kaiser,
zwar nicht einen wirklichen Ausgleich, aber doch die Zusicherung
der Friedenswahrung zu erlangen, indem er, wenn auch ungern,
beiden Parteien die Teilnahme an der Romfahrt erließ. Dann
rückte er mit trotzdem recht ansehnlichen Heeresmassen zum vierten
Male in Italien ein (1166).
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