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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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I. Die Zeit der Salier.

Aber das Recht, das er andern schützte, nahm er mit gleicher
Wucht auch für sich und sein Königtum in Anspruch, stets rück-
sichtslos durchgreifend, jeden Widerstand erstickend und da, wo
dem Ansehen des Herrscherwillens ernstliche Gefahr drohte, von
überwältigender Leidenschaft. Wie jäh zerreißt jene Schilderung
des Bamberger Reichstages von 1035, die uns zufällig in einem
Briefe der Lorscher Sammlung1) erhalten ist, den Schleier, den die
geistliche Berichterstattung sonst über die Wirklichkeit der Dinge
gebreitet hat! Als Konrad dort den alten Gegner seines Hauses,
Herzog Adalbert von Kärnthen, den er des Hochverrats bezichtigte,
vom Fürstengerichte entsetzt wissen wollte, und an dem unver-
hofften Widerspruche seines eigenen Sohnes Heinrich das langvor-
bereitete Vorgehen zu scheitern drohte, da schwoll dem Kaiser
die Leidenschaft so allgewaltig in der Kehle, daß er besinnungslos
zu Boden stürzte. Dann, nachdem er zu sich gekommen, scheute
der Stolze selbst nicht den Fußfall vor dem eignen Sohne, wies,
als er so dessen Herz bezwungen, dem Bischof von Freising, der
jenen angestiftet, unter Schmähungen die Tür und wußte zu guter
Letzt doch seinen Willen durchzusetzen.

So bewegte sich diese ungestüme Rechtswahrung vielfach noch
in absolutistischeren Formen, als etwa später unter dem ähnlich
gerichteten Barbarossa; aber hier wie dort wirkte sie in gleicher
Weise zum Segen des Staates. Und wie für das wichtige Richter-
amt, so befähigte Konrads umsichtige, zugreifende Art ihn auch
in hervorragendem Maße zum Staatsmann und Feldherrn. Wenn
er beim Aufstand in Ravenna unmittelbar aus dem Schlafgemach
in das Waffengetümmel sprang, wenn er bei noch größerer Be-
drängnis in Parma in rascher Eingebung die Stadt anzuzünden be-
fahl, um seinen draußen lagernden Truppen ein Notsignal zu
geben, so kennzeichnen solche Einzelzüge besser als alles andere
seine schnelle und wirksame Entschlußkraft. In beständiger Be-
wegung, ja, wo es darauf ankam, in rasender Eile, tauchte er an
allen Enden seiner weitgedehnten Reiche auf, um allenthalben bei
der Ordnung der Angelegenheiten das ausschlaggebende Gewicht
seiner starken Persönlichkeit in die Wagschale zu werfen.

In der innerdeutschen Politik ist Konrad konservativer ge-
wesen, als man wohl angenommen hat. Das Verhältnis des
ottonischen Königtums zur deutschen Kirche wurde von ihm nicht
wesentlich verschoben, nur daß er ihr kühler, ohne jeden Anflug
von mystischer Religiosität, ähnlich wie der erste der sächsischen
Herrscher gegenüberstand und sie noch selbstherrlicher nach dem

1) Inhaltsangabe derselben: Neues Archiv 3, 321 ff.
I. Die Zeit der Salier.

Aber das Recht, das er andern schützte, nahm er mit gleicher
Wucht auch für sich und sein Königtum in Anspruch, stets rück-
sichtslos durchgreifend, jeden Widerstand erstickend und da, wo
dem Ansehen des Herrscherwillens ernstliche Gefahr drohte, von
überwältigender Leidenschaft. Wie jäh zerreißt jene Schilderung
des Bamberger Reichstages von 1035, die uns zufällig in einem
Briefe der Lorscher Sammlung1) erhalten ist, den Schleier, den die
geistliche Berichterstattung sonst über die Wirklichkeit der Dinge
gebreitet hat! Als Konrad dort den alten Gegner seines Hauses,
Herzog Adalbert von Kärnthen, den er des Hochverrats bezichtigte,
vom Fürstengerichte entsetzt wissen wollte, und an dem unver-
hofften Widerspruche seines eigenen Sohnes Heinrich das langvor-
bereitete Vorgehen zu scheitern drohte, da schwoll dem Kaiser
die Leidenschaft so allgewaltig in der Kehle, daß er besinnungslos
zu Boden stürzte. Dann, nachdem er zu sich gekommen, scheute
der Stolze selbst nicht den Fußfall vor dem eignen Sohne, wies,
als er so dessen Herz bezwungen, dem Bischof von Freising, der
jenen angestiftet, unter Schmähungen die Tür und wußte zu guter
Letzt doch seinen Willen durchzusetzen.

So bewegte sich diese ungestüme Rechtswahrung vielfach noch
in absolutistischeren Formen, als etwa später unter dem ähnlich
gerichteten Barbarossa; aber hier wie dort wirkte sie in gleicher
Weise zum Segen des Staates. Und wie für das wichtige Richter-
amt, so befähigte Konrads umsichtige, zugreifende Art ihn auch
in hervorragendem Maße zum Staatsmann und Feldherrn. Wenn
er beim Aufstand in Ravenna unmittelbar aus dem Schlafgemach
in das Waffengetümmel sprang, wenn er bei noch größerer Be-
drängnis in Parma in rascher Eingebung die Stadt anzuzünden be-
fahl, um seinen draußen lagernden Truppen ein Notsignal zu
geben, so kennzeichnen solche Einzelzüge besser als alles andere
seine schnelle und wirksame Entschlußkraft. In beständiger Be-
wegung, ja, wo es darauf ankam, in rasender Eile, tauchte er an
allen Enden seiner weitgedehnten Reiche auf, um allenthalben bei
der Ordnung der Angelegenheiten das ausschlaggebende Gewicht
seiner starken Persönlichkeit in die Wagschale zu werfen.

In der innerdeutschen Politik ist Konrad konservativer ge-
wesen, als man wohl angenommen hat. Das Verhältnis des
ottonischen Königtums zur deutschen Kirche wurde von ihm nicht
wesentlich verschoben, nur daß er ihr kühler, ohne jeden Anflug
von mystischer Religiosität, ähnlich wie der erste der sächsischen
Herrscher gegenüberstand und sie noch selbstherrlicher nach dem

1) Inhaltsangabe derselben: Neues Archiv 3, 321 ff.
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[8/0016] I. Die Zeit der Salier. Aber das Recht, das er andern schützte, nahm er mit gleicher Wucht auch für sich und sein Königtum in Anspruch, stets rück- sichtslos durchgreifend, jeden Widerstand erstickend und da, wo dem Ansehen des Herrscherwillens ernstliche Gefahr drohte, von überwältigender Leidenschaft. Wie jäh zerreißt jene Schilderung des Bamberger Reichstages von 1035, die uns zufällig in einem Briefe der Lorscher Sammlung 1) erhalten ist, den Schleier, den die geistliche Berichterstattung sonst über die Wirklichkeit der Dinge gebreitet hat! Als Konrad dort den alten Gegner seines Hauses, Herzog Adalbert von Kärnthen, den er des Hochverrats bezichtigte, vom Fürstengerichte entsetzt wissen wollte, und an dem unver- hofften Widerspruche seines eigenen Sohnes Heinrich das langvor- bereitete Vorgehen zu scheitern drohte, da schwoll dem Kaiser die Leidenschaft so allgewaltig in der Kehle, daß er besinnungslos zu Boden stürzte. Dann, nachdem er zu sich gekommen, scheute der Stolze selbst nicht den Fußfall vor dem eignen Sohne, wies, als er so dessen Herz bezwungen, dem Bischof von Freising, der jenen angestiftet, unter Schmähungen die Tür und wußte zu guter Letzt doch seinen Willen durchzusetzen. So bewegte sich diese ungestüme Rechtswahrung vielfach noch in absolutistischeren Formen, als etwa später unter dem ähnlich gerichteten Barbarossa; aber hier wie dort wirkte sie in gleicher Weise zum Segen des Staates. Und wie für das wichtige Richter- amt, so befähigte Konrads umsichtige, zugreifende Art ihn auch in hervorragendem Maße zum Staatsmann und Feldherrn. Wenn er beim Aufstand in Ravenna unmittelbar aus dem Schlafgemach in das Waffengetümmel sprang, wenn er bei noch größerer Be- drängnis in Parma in rascher Eingebung die Stadt anzuzünden be- fahl, um seinen draußen lagernden Truppen ein Notsignal zu geben, so kennzeichnen solche Einzelzüge besser als alles andere seine schnelle und wirksame Entschlußkraft. In beständiger Be- wegung, ja, wo es darauf ankam, in rasender Eile, tauchte er an allen Enden seiner weitgedehnten Reiche auf, um allenthalben bei der Ordnung der Angelegenheiten das ausschlaggebende Gewicht seiner starken Persönlichkeit in die Wagschale zu werfen. In der innerdeutschen Politik ist Konrad konservativer ge- wesen, als man wohl angenommen hat. Das Verhältnis des ottonischen Königtums zur deutschen Kirche wurde von ihm nicht wesentlich verschoben, nur daß er ihr kühler, ohne jeden Anflug von mystischer Religiosität, ähnlich wie der erste der sächsischen Herrscher gegenüberstand und sie noch selbstherrlicher nach dem 1) Inhaltsangabe derselben: Neues Archiv 3, 321 ff.

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/16>, abgerufen am 21.11.2024.