Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.michs nicht verdriessen lassen/ hievon etwas aus- führlich zu handeln. Man hat nach meiner we- nigen Einsicht/ wenn man untersuchen will/ wie weit eine Lehre die Gottseligkeit befordern könne/ auf dreyerley zu sehen/ einmahl auf den Umfang der Lebens-Pflichte/ dann auf die Bewegungs- Gründe und endlich auf die Zulänglichkeit der Mittel/ die uns in den Stand setzen/ denen Pflichten ein Genüge zu thun. Auf mehrere Haupt-Begriffe/ die darin können unterschieden werden/ weiß ich mich nicht zu besinnen. Sol- chemnach kan eine Lehre auf dreyerley Art denen Lastern die Thür öfnen: einmahl/ wenn sie macht/ daß man Wercke/ die für GOtt sündlich und ver- dammlich sind/ nicht vor solche hält; dann/ wenn sie die Bewegungs-Gründe schwächt/ welche uns zur Ubung eines Heil. Wandels treiben und den Vorsatz/ die Hindernüsse/ so viel an uns/ zu be- siegen/ erhalten müssen/ und letztlich/ wenn sie uns das Erkänntnüß verdunckelt von denen Gnaden- Mitteln/ welche unserer Schwachheit hierin zu Hülffe kommen. Wenn nun die Dippelsche Beschul- digung soll Grund haben/ so müssen durch unsere Leh- ren von dem Mittler-Amt JEsu Christi/ entweder die Pflichte der GOttseligkeit beschräncket (daß man etwa Dinge vor GOttgefällig ausgebe/ die es nicht sind)/ oder die Gründe/ die das Hertz zum Guten neigen sollen/ nicht kräfftig genug vorgestellet: oder das Erkänntnüß von denen Hülffs-Mitteln verdunckelt werden. Kei-
michs nicht verdrieſſen laſſen/ hievon etwas aus- fuͤhrlich zu handeln. Man hat nach meiner we- nigen Einſicht/ wenn man unterſuchen will/ wie weit eine Lehre die Gottſeligkeit befordern koͤnne/ auf dreyerley zu ſehen/ einmahl auf den Umfang der Lebens-Pflichte/ dann auf die Bewegungs- Gruͤnde und endlich auf die Zulaͤnglichkeit der Mittel/ die uns in den Stand ſetzen/ denen Pflichten ein Genuͤge zu thun. Auf mehrere Haupt-Begriffe/ die darin koͤnnen unterſchieden werden/ weiß ich mich nicht zu beſinnen. Sol- chemnach kan eine Lehre auf dreyerley Art denen Laſtern die Thuͤr oͤfnen: einmahl/ wenn ſie macht/ daß man Wercke/ die fuͤr GOtt ſuͤndlich und ver- dammlich ſind/ nicht vor ſolche haͤlt; dann/ wenn ſie die Bewegungs-Gruͤnde ſchwaͤcht/ welche uns zur Ubung eines Heil. Wandels treiben und den Vorſatz/ die Hindernuͤſſe/ ſo viel an uns/ zu be- ſiegen/ erhalten muͤſſen/ und letztlich/ wenn ſie uns das Erkaͤnntnuͤß verdunckelt von denen Gnaden- Mitteln/ welche unſerer Schwachheit hierin zu Huͤlffe kom̃en. Wenn nun die Dippelſche Beſchul- digung ſoll Grund habẽ/ ſo muͤſſen durch unſere Leh- ren von dem Mittler-Amt JEſu Chriſti/ entweder die Pflichte der GOttſeligkeit beſchraͤncket (daß man etwa Dinge vor GOttgefaͤllig ausgebe/ die es nicht ſind)/ oder die Gruͤnde/ die das Hertz zum Guten neigen ſollen/ nicht kraͤfftig genug vorgeſtellet: oder das Erkaͤnntnuͤß von denen Huͤlffs-Mitteln verdunckelt werden. Kei-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0211" n="159"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> michs nicht verdrieſſen laſſen/ hievon etwas aus-<lb/> fuͤhrlich zu handeln. Man hat nach meiner we-<lb/> nigen Einſicht/ wenn man unterſuchen will/ wie<lb/> weit eine Lehre die Gottſeligkeit befordern koͤnne/<lb/> auf <hi rendition="#fr">dreyerley</hi> zu ſehen/ <hi rendition="#fr">einmahl auf den Umfang<lb/> der Lebens-Pflichte/ dann auf die Bewegungs-<lb/> Gruͤnde und endlich auf die Zulaͤnglichkeit der<lb/> Mittel/ die uns in den Stand ſetzen/ denen<lb/> Pflichten ein Genuͤge zu thun.</hi> Auf mehrere<lb/> Haupt-Begriffe/ die darin koͤnnen unterſchieden<lb/> werden/ weiß ich mich nicht zu beſinnen. Sol-<lb/> chemnach kan eine Lehre auf <hi rendition="#fr">dreyerley</hi> Art denen<lb/> Laſtern die Thuͤr oͤfnen: <hi rendition="#fr">einmahl/</hi> wenn ſie macht/<lb/> daß man Wercke/ die fuͤr GOtt ſuͤndlich und ver-<lb/> dammlich ſind/ nicht vor ſolche haͤlt; <hi rendition="#fr">dann/</hi> wenn<lb/> ſie die Bewegungs-Gruͤnde ſchwaͤcht/ welche uns<lb/> zur Ubung eines Heil. Wandels treiben und den<lb/> Vorſatz/ die Hindernuͤſſe/ ſo viel an uns/ zu be-<lb/> ſiegen/ erhalten muͤſſen/ und <hi rendition="#fr">letztlich/</hi> wenn ſie uns<lb/> das Erkaͤnntnuͤß verdunckelt von denen Gnaden-<lb/> Mitteln/ welche unſerer Schwachheit hierin zu<lb/> Huͤlffe kom̃en. Wenn nun die <hi rendition="#aq">Dippel</hi>ſche Beſchul-<lb/> digung ſoll Grund habẽ/ ſo muͤſſen durch unſere Leh-<lb/> ren von dem Mittler-Amt JEſu Chriſti/ entweder<lb/><hi rendition="#fr">die Pflichte der GOttſeligkeit beſchraͤncket</hi><lb/> (daß man etwa Dinge vor GOttgefaͤllig ausgebe/<lb/> die es nicht ſind)/ oder <hi rendition="#fr">die Gruͤnde/ die das<lb/> Hertz zum Guten neigen ſollen/ nicht kraͤfftig<lb/> genug vorgeſtellet: oder das Erkaͤnntnuͤß von<lb/> denen Huͤlffs-Mitteln verdunckelt werden.</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Kei-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0211]
michs nicht verdrieſſen laſſen/ hievon etwas aus-
fuͤhrlich zu handeln. Man hat nach meiner we-
nigen Einſicht/ wenn man unterſuchen will/ wie
weit eine Lehre die Gottſeligkeit befordern koͤnne/
auf dreyerley zu ſehen/ einmahl auf den Umfang
der Lebens-Pflichte/ dann auf die Bewegungs-
Gruͤnde und endlich auf die Zulaͤnglichkeit der
Mittel/ die uns in den Stand ſetzen/ denen
Pflichten ein Genuͤge zu thun. Auf mehrere
Haupt-Begriffe/ die darin koͤnnen unterſchieden
werden/ weiß ich mich nicht zu beſinnen. Sol-
chemnach kan eine Lehre auf dreyerley Art denen
Laſtern die Thuͤr oͤfnen: einmahl/ wenn ſie macht/
daß man Wercke/ die fuͤr GOtt ſuͤndlich und ver-
dammlich ſind/ nicht vor ſolche haͤlt; dann/ wenn
ſie die Bewegungs-Gruͤnde ſchwaͤcht/ welche uns
zur Ubung eines Heil. Wandels treiben und den
Vorſatz/ die Hindernuͤſſe/ ſo viel an uns/ zu be-
ſiegen/ erhalten muͤſſen/ und letztlich/ wenn ſie uns
das Erkaͤnntnuͤß verdunckelt von denen Gnaden-
Mitteln/ welche unſerer Schwachheit hierin zu
Huͤlffe kom̃en. Wenn nun die Dippelſche Beſchul-
digung ſoll Grund habẽ/ ſo muͤſſen durch unſere Leh-
ren von dem Mittler-Amt JEſu Chriſti/ entweder
die Pflichte der GOttſeligkeit beſchraͤncket
(daß man etwa Dinge vor GOttgefaͤllig ausgebe/
die es nicht ſind)/ oder die Gruͤnde/ die das
Hertz zum Guten neigen ſollen/ nicht kraͤfftig
genug vorgeſtellet: oder das Erkaͤnntnuͤß von
denen Huͤlffs-Mitteln verdunckelt werden.
Kei-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |