Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.Keines aber von diesen allen geschiehet. Jch biete J. C. Dippel Trutz einen von diesen Sätzen mit Gründen wahr zu machen. Was das Er- stere betrifft/ so wird solches durch die That selbst widerlegt. Wir treiben die Lehre von der Heili- gung so hoch/ als es nach göttl. Schrifft nur im- mer geschehen kan. Jch beruffe mich auf dasienige/ was eine grosse Menge geschickter Männer von unserer und der Reformirten Kirchen hierin gear- beitet und der Welt dargelegt. Aus dem Be- griff von dem Mittler-Amt JEsu Christi läst sich alles herleiten/ was von Tugenden nur immer schönes kan gedacht werden. Wer sich die Mü- he nehmen und meine wenige Betrachtungen von einem tugendhafften Leben rechtschaffener Chri- sten durchsehen will/ wird schon daraus beurtheilen können/ daß man/ an dieser Warheit zu zweiffeln/ keine Ursache habe. Ob J. C. Dippel in dieser Gattung der Weißheit bis dahin etwas vollstän- digers gegeben/ und ob nicht vielmehr sein Erkännt- nüß davon düster und verwirrt/ solches mag der Warheit-liebende Leser in seinem Schriften su- chen. Jch meines theils habe es nicht anders finden können. Er sagt: Der tieffe Grund von dem Gebot der Liebe wäre bey denen meisten unter den Juden verborgen geblieben: demon. evang. p. 14. Aber er selbst hat gewiß schlechte Einsichten in diese Tieffe. Aus denen nackten Reden vom Verleugnen im inner- sten Grunde/ von gäntzlicher Versetzung unserer Sinnen und Begierden/| von einer Resignation unsers Willens/ un- serer Lüste und närrischen Vernunft an Gottes Führung/ und
Keines aber von dieſen allen geſchiehet. Jch biete J. C. Dippel Trutz einen von dieſen Saͤtzen mit Gruͤnden wahr zu machen. Was das Er- ſtere betrifft/ ſo wird ſolches durch die That ſelbſt widerlegt. Wir treiben die Lehre von der Heili- gung ſo hoch/ als es nach goͤttl. Schrifft nur im- mer geſchehen kan. Jch beruffe mich auf dasienige/ was eine groſſe Menge geſchickter Maͤnner von unſerer und der Reformirten Kirchen hierin gear- beitet und der Welt dargelegt. Aus dem Be- griff von dem Mittler-Amt JEſu Chriſti laͤſt ſich alles herleiten/ was von Tugenden nur immer ſchoͤnes kan gedacht werden. Wer ſich die Muͤ- he nehmen und meine wenige Betrachtungen von einem tugendhafften Leben rechtſchaffener Chri- ſten durchſehen will/ wird ſchon daraus beurtheilen koͤnnen/ daß man/ an dieſer Warheit zu zweiffeln/ keine Urſache habe. Ob J. C. Dippel in dieſer Gattung der Weißheit bis dahin etwas vollſtaͤn- digers gegeben/ und ob nicht vielmehr ſein Erkaͤnnt- nuͤß davon duͤſter und verwirrt/ ſolches mag der Warheit-liebende Leſer in ſeinem Schriften ſu- chen. Jch meines theils habe es nicht anders finden koͤnnen. Er ſagt: Der tieffe Grund von dem Gebot der Liebe waͤre bey denen meiſten unter den Juden verborgen geblieben: demon. evang. p. 14. Aber er ſelbſt hat gewiß ſchlechte Einſichten in dieſe Tieffe. Aus denen nackten Reden vom Verleugnen im inner- ſten Grunde/ von gaͤntzlicher Verſetzung unſerer Sinnen und Begierden/| von einer Reſignation unſers Willens/ un- ſerer Luͤſte und naͤrriſchen Vernunft an Gottes Fuͤhrung/ und
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Keines aber von dieſen allen geſchiehet. Jch
biete J. C. Dippel Trutz einen von dieſen Saͤtzen
mit Gruͤnden wahr zu machen. Was das Er-
ſtere betrifft/ ſo wird ſolches durch die That ſelbſt
widerlegt. Wir treiben die Lehre von der Heili-
gung ſo hoch/ als es nach goͤttl. Schrifft nur im-
mer geſchehen kan. Jch beruffe mich auf dasienige/
was eine groſſe Menge geſchickter Maͤnner von
unſerer und der Reformirten Kirchen hierin gear-
beitet und der Welt dargelegt. Aus dem Be-
griff von dem Mittler-Amt JEſu Chriſti laͤſt ſich
alles herleiten/ was von Tugenden nur immer
ſchoͤnes kan gedacht werden. Wer ſich die Muͤ-
he nehmen und meine wenige Betrachtungen von
einem tugendhafften Leben rechtſchaffener Chri-
ſten durchſehen will/ wird ſchon daraus beurtheilen
koͤnnen/ daß man/ an dieſer Warheit zu zweiffeln/
keine Urſache habe. Ob J. C. Dippel in dieſer
Gattung der Weißheit bis dahin etwas vollſtaͤn-
digers gegeben/ und ob nicht vielmehr ſein Erkaͤnnt-
nuͤß davon duͤſter und verwirrt/ ſolches mag der
Warheit-liebende Leſer in ſeinem Schriften ſu-
chen. Jch meines theils habe es nicht anders
finden koͤnnen. Er ſagt: Der tieffe Grund von dem
Gebot der Liebe waͤre bey denen meiſten unter den Juden
verborgen geblieben: demon. evang. p. 14. Aber er
ſelbſt hat gewiß ſchlechte Einſichten in dieſe Tieffe.
Aus denen nackten Reden vom Verleugnen im inner-
ſten Grunde/ von gaͤntzlicher Verſetzung unſerer Sinnen
und Begierden/| von einer Reſignation unſers Willens/ un-
ſerer Luͤſte und naͤrriſchen Vernunft an Gottes Fuͤhrung/
und
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