Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
Ampt bißhero öffentlich geprediget und zwar
solchergestalt, wie dieselbe sich nach Ver-
nunft und Schrift in meiner eigenen Seele
gezeuget: und ich überlasse es deiner Prüfung,
mein Leser, ob sich dieselbe eben so in deiner
Seelen zeugen wird. Wo dieses geschiehet,
so wirst du mir von selbsten beyfallen; ausser
dem aber verlange ich deinen Beyfall nicht.
Man kan denselben niemanden abpochen o-
der abbetteln: und ein Vernünftiger wird
weder das eine noch das andere zu thun be-
gehren. Menschen, die ihre Meynungen an-
dern mit Gewalt wollen aufdringen, und de-
nen es darum zu thun, daß solche geglaubt
und vor richtig angenommen werden, verrah-
ten ihre fleischliche Triebe und eigennützige
Absichten. Mein Zweck geht nicht wei-
ter, als daß ich überhaupt denen, die die
Warheit, so ihre Seelen kan selig machen,
lieb haben, zu einer nähern Einsicht nach mei-
nem wenigen Vermögen Gelegenheit gebe;
insonderheit aber meine Glaubens-Genossen
in der Gewißheit, daß die Religion, zu wel-
cher wir uns bekennen, die seligmachende sey,
stärcken, mithin darthun möge, daß die Be-
schuldigungen, so J. C. Dippel ihr aufbürden
will, gantz und gar ohne Grund, daß er we-

der

Vorrede.
Ampt bißhero oͤffentlich geprediget und zwar
ſolchergeſtalt, wie dieſelbe ſich nach Ver-
nunft und Schrift in meiner eigenen Seele
gezeuget: und ich uͤberlaſſe es deiner Pruͤfung,
mein Leſer, ob ſich dieſelbe eben ſo in deiner
Seelen zeugen wird. Wo dieſes geſchiehet,
ſo wirſt du mir von ſelbſten beyfallen; auſſer
dem aber verlange ich deinen Beyfall nicht.
Man kan denſelben niemanden abpochen o-
der abbetteln: und ein Vernuͤnftiger wird
weder das eine noch das andere zu thun be-
gehren. Menſchen, die ihre Meynungen an-
dern mit Gewalt wollen aufdringen, und de-
nen es darum zu thun, daß ſolche geglaubt
und vor richtig angenommen werden, verrah-
ten ihre fleiſchliche Triebe und eigennuͤtzige
Abſichten. Mein Zweck geht nicht wei-
ter, als daß ich uͤberhaupt denen, die die
Warheit, ſo ihre Seelen kan ſelig machen,
lieb haben, zu einer naͤhern Einſicht nach mei-
nem wenigen Vermoͤgen Gelegenheit gebe;
inſonderheit aber meine Glaubens-Genoſſen
in der Gewißheit, daß die Religion, zu wel-
cher wir uns bekennen, die ſeligmachende ſey,
ſtaͤrcken, mithin darthun moͤge, daß die Be-
ſchuldigungen, ſo J. C. Dippel ihr aufbuͤrden
will, gantz und gar ohne Grund, daß er we-

der
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0039" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
Ampt bißhero o&#x0364;ffentlich geprediget und zwar<lb/>
&#x017F;olcherge&#x017F;talt, wie die&#x017F;elbe &#x017F;ich nach Ver-<lb/>
nunft und Schrift in meiner eigenen Seele<lb/>
gezeuget: und ich u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;e es deiner Pru&#x0364;fung,<lb/>
mein Le&#x017F;er, ob &#x017F;ich die&#x017F;elbe eben &#x017F;o in deiner<lb/>
Seelen zeugen wird. Wo die&#x017F;es ge&#x017F;chiehet,<lb/>
&#x017F;o wir&#x017F;t du mir von &#x017F;elb&#x017F;ten beyfallen; au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
dem aber verlange ich deinen Beyfall nicht.<lb/>
Man kan den&#x017F;elben niemanden abpochen o-<lb/>
der abbetteln: und ein Vernu&#x0364;nftiger wird<lb/>
weder das eine noch das andere zu thun be-<lb/>
gehren. Men&#x017F;chen, die ihre Meynungen an-<lb/>
dern mit Gewalt wollen aufdringen, und de-<lb/>
nen es darum zu thun, daß &#x017F;olche geglaubt<lb/>
und vor richtig angenommen werden, verrah-<lb/>
ten ihre flei&#x017F;chliche Triebe und eigennu&#x0364;tzige<lb/>
Ab&#x017F;ichten. Mein Zweck geht nicht wei-<lb/>
ter, als daß ich u&#x0364;berhaupt denen, die die<lb/>
Warheit, &#x017F;o ihre Seelen kan &#x017F;elig machen,<lb/>
lieb haben, zu einer na&#x0364;hern Ein&#x017F;icht nach mei-<lb/>
nem wenigen Vermo&#x0364;gen Gelegenheit gebe;<lb/>
in&#x017F;onderheit aber meine Glaubens-Geno&#x017F;&#x017F;en<lb/>
in der Gewißheit, daß die Religion, zu wel-<lb/>
cher wir uns bekennen, die &#x017F;eligmachende &#x017F;ey,<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcken, mithin darthun mo&#x0364;ge, daß die Be-<lb/>
&#x017F;chuldigungen, &#x017F;o <hi rendition="#aq">J. C. Dippel</hi> ihr aufbu&#x0364;rden<lb/>
will, gantz und gar ohne Grund, daß er we-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[27/0039] Vorrede. Ampt bißhero oͤffentlich geprediget und zwar ſolchergeſtalt, wie dieſelbe ſich nach Ver- nunft und Schrift in meiner eigenen Seele gezeuget: und ich uͤberlaſſe es deiner Pruͤfung, mein Leſer, ob ſich dieſelbe eben ſo in deiner Seelen zeugen wird. Wo dieſes geſchiehet, ſo wirſt du mir von ſelbſten beyfallen; auſſer dem aber verlange ich deinen Beyfall nicht. Man kan denſelben niemanden abpochen o- der abbetteln: und ein Vernuͤnftiger wird weder das eine noch das andere zu thun be- gehren. Menſchen, die ihre Meynungen an- dern mit Gewalt wollen aufdringen, und de- nen es darum zu thun, daß ſolche geglaubt und vor richtig angenommen werden, verrah- ten ihre fleiſchliche Triebe und eigennuͤtzige Abſichten. Mein Zweck geht nicht wei- ter, als daß ich uͤberhaupt denen, die die Warheit, ſo ihre Seelen kan ſelig machen, lieb haben, zu einer naͤhern Einſicht nach mei- nem wenigen Vermoͤgen Gelegenheit gebe; inſonderheit aber meine Glaubens-Genoſſen in der Gewißheit, daß die Religion, zu wel- cher wir uns bekennen, die ſeligmachende ſey, ſtaͤrcken, mithin darthun moͤge, daß die Be- ſchuldigungen, ſo J. C. Dippel ihr aufbuͤrden will, gantz und gar ohne Grund, daß er we- der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/39
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/39>, abgerufen am 21.11.2024.