Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.Vorrede. Ampt bißhero öffentlich geprediget und zwarsolchergestalt, wie dieselbe sich nach Ver- nunft und Schrift in meiner eigenen Seele gezeuget: und ich überlasse es deiner Prüfung, mein Leser, ob sich dieselbe eben so in deiner Seelen zeugen wird. Wo dieses geschiehet, so wirst du mir von selbsten beyfallen; ausser dem aber verlange ich deinen Beyfall nicht. Man kan denselben niemanden abpochen o- der abbetteln: und ein Vernünftiger wird weder das eine noch das andere zu thun be- gehren. Menschen, die ihre Meynungen an- dern mit Gewalt wollen aufdringen, und de- nen es darum zu thun, daß solche geglaubt und vor richtig angenommen werden, verrah- ten ihre fleischliche Triebe und eigennützige Absichten. Mein Zweck geht nicht wei- ter, als daß ich überhaupt denen, die die Warheit, so ihre Seelen kan selig machen, lieb haben, zu einer nähern Einsicht nach mei- nem wenigen Vermögen Gelegenheit gebe; insonderheit aber meine Glaubens-Genossen in der Gewißheit, daß die Religion, zu wel- cher wir uns bekennen, die seligmachende sey, stärcken, mithin darthun möge, daß die Be- schuldigungen, so J. C. Dippel ihr aufbürden will, gantz und gar ohne Grund, daß er we- der
Vorrede. Ampt bißhero oͤffentlich geprediget und zwarſolchergeſtalt, wie dieſelbe ſich nach Ver- nunft und Schrift in meiner eigenen Seele gezeuget: und ich uͤberlaſſe es deiner Pruͤfung, mein Leſer, ob ſich dieſelbe eben ſo in deiner Seelen zeugen wird. Wo dieſes geſchiehet, ſo wirſt du mir von ſelbſten beyfallen; auſſer dem aber verlange ich deinen Beyfall nicht. Man kan denſelben niemanden abpochen o- der abbetteln: und ein Vernuͤnftiger wird weder das eine noch das andere zu thun be- gehren. Menſchen, die ihre Meynungen an- dern mit Gewalt wollen aufdringen, und de- nen es darum zu thun, daß ſolche geglaubt und vor richtig angenommen werden, verrah- ten ihre fleiſchliche Triebe und eigennuͤtzige Abſichten. Mein Zweck geht nicht wei- ter, als daß ich uͤberhaupt denen, die die Warheit, ſo ihre Seelen kan ſelig machen, lieb haben, zu einer naͤhern Einſicht nach mei- nem wenigen Vermoͤgen Gelegenheit gebe; inſonderheit aber meine Glaubens-Genoſſen in der Gewißheit, daß die Religion, zu wel- cher wir uns bekennen, die ſeligmachende ſey, ſtaͤrcken, mithin darthun moͤge, daß die Be- ſchuldigungen, ſo J. C. Dippel ihr aufbuͤrden will, gantz und gar ohne Grund, daß er we- der
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Vorrede.
Ampt bißhero oͤffentlich geprediget und zwar
ſolchergeſtalt, wie dieſelbe ſich nach Ver-
nunft und Schrift in meiner eigenen Seele
gezeuget: und ich uͤberlaſſe es deiner Pruͤfung,
mein Leſer, ob ſich dieſelbe eben ſo in deiner
Seelen zeugen wird. Wo dieſes geſchiehet,
ſo wirſt du mir von ſelbſten beyfallen; auſſer
dem aber verlange ich deinen Beyfall nicht.
Man kan denſelben niemanden abpochen o-
der abbetteln: und ein Vernuͤnftiger wird
weder das eine noch das andere zu thun be-
gehren. Menſchen, die ihre Meynungen an-
dern mit Gewalt wollen aufdringen, und de-
nen es darum zu thun, daß ſolche geglaubt
und vor richtig angenommen werden, verrah-
ten ihre fleiſchliche Triebe und eigennuͤtzige
Abſichten. Mein Zweck geht nicht wei-
ter, als daß ich uͤberhaupt denen, die die
Warheit, ſo ihre Seelen kan ſelig machen,
lieb haben, zu einer naͤhern Einſicht nach mei-
nem wenigen Vermoͤgen Gelegenheit gebe;
inſonderheit aber meine Glaubens-Genoſſen
in der Gewißheit, daß die Religion, zu wel-
cher wir uns bekennen, die ſeligmachende ſey,
ſtaͤrcken, mithin darthun moͤge, daß die Be-
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will, gantz und gar ohne Grund, daß er we-
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