Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.Vorrede. zu prüfen und in ihren eigentlichen Gründenzu untersuchen; daß er endlich selbst seine Leh- re in der Ausübung lügen straffe, und mit sei- nen Wercken verleugne. Jch habe mir inson- derheit fürgesetzt, zwey Sätze wider J. C. Dippel zu behaupten, von welchen er das Gegentheil unstreitig in seinen Schriften lehret. Der Er- ste ist dieser: GOtt, der eben so viel Recht hat, die sie solchen selbst empfunden; so weiß er sich also
zu helffen/ daß er sagt/ es würde das/ was ge- schehen soll/ als bereits geschehen vorausge- setzt/ um die nohtwendige Erfüllung/ daß das/ was das Haupt im Fleische vollführet/ auch den Gliedern zu vollbringen gebühre/ beständig einzuschärffen. l. c. p. 167. Sind das nicht seltsame Erklärungen? Kan auch der hoch- mühtigste Pabst sich grösserer Freyheit gebrau- chen? Läst sich nicht ein jeder Satz auf solche Art aus der Schrift behaupten und auch wi- derlegen? Werden nicht die Glaubens-Lehren solchergestalt ein Spielwerck menschlicher Sin- nen? Werden sie nicht dem Gespött der Lä- sterer ausgesetzt? Lassen sie nicht die Blöden in ewiger Furcht und Zweiffel? Müssen nicht tauter leere/ willkührliche Meynungen daraus gezeuget werden? und heist das nicht/ die Re- ligion lästern und mit denen Glaubens-War- heiten Muhtwillen treiben? Vorrede. zu pruͤfen und in ihren eigentlichen Gruͤndenzu unterſuchen; daß er endlich ſelbſt ſeine Leh- re in der Ausuͤbung luͤgen ſtraffe, und mit ſei- nen Wercken verleugne. Jch habe mir inſon- derheit fuͤrgeſetzt, zwey Saͤtze wider J. C. Dippel zu behaupten, von welchen er das Gegentheil unſtreitig in ſeinen Schriften lehret. Der Er- ſte iſt dieſer: GOtt, der eben ſo viel Recht hat, die ſie ſolchen ſelbſt empfunden; ſo weiß er ſich alſo
zu helffen/ daß er ſagt/ es wuͤrde das/ was ge- ſchehen ſoll/ als bereits geſchehen vorausge- ſetzt/ um die nohtwendige Erfuͤllung/ daß das/ was das Haupt im Fleiſche vollfuͤhret/ auch den Gliedern zu vollbringen gebuͤhre/ beſtaͤndig einzuſchaͤrffen. l. c. p. 167. Sind das nicht ſeltſame Erklaͤrungen? Kan auch der hoch- muͤhtigſte Pabſt ſich groͤſſerer Freyheit gebrau- chen? Laͤſt ſich nicht ein jeder Satz auf ſolche Art aus der Schrift behaupten und auch wi- derlegen? Werden nicht die Glaubens-Lehren ſolchergeſtalt ein Spielwerck menſchlicher Sin- nen? Werden ſie nicht dem Geſpoͤtt der Laͤ- ſterer ausgeſetzt? Laſſen ſie nicht die Bloͤden in ewiger Furcht und Zweiffel? Muͤſſen nicht tauter leere/ willkuͤhrliche Meynungen daraus gezeuget werden? und heiſt das nicht/ die Re- ligion laͤſtern und mit denen Glaubens-War- heiten Muhtwillen treiben? <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0043" n="31"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/> zu pruͤfen und in ihren eigentlichen Gruͤnden<lb/> zu unterſuchen; daß er endlich ſelbſt ſeine Leh-<lb/> re in der Ausuͤbung luͤgen ſtraffe, und mit ſei-<lb/> nen Wercken verleugne. Jch habe mir inſon-<lb/> derheit fuͤrgeſetzt, zwey Saͤtze wider <hi rendition="#aq">J. C. Dippel</hi><lb/> zu behaupten, von welchen er das Gegentheil<lb/> unſtreitig in ſeinen Schriften lehret. Der Er-<lb/> ſte iſt dieſer: GOtt, der eben ſo viel Recht hat,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/><note xml:id="a14" prev="#a13" place="foot" n="(5)">ſie ſolchen ſelbſt empfunden; ſo weiß er ſich alſo<lb/> zu helffen/ daß er ſagt/ es wuͤrde das/ was ge-<lb/> ſchehen ſoll/ als bereits geſchehen vorausge-<lb/> ſetzt/ um die nohtwendige Erfuͤllung/ daß das/<lb/> was das Haupt im Fleiſche vollfuͤhret/ auch<lb/> den Gliedern zu vollbringen gebuͤhre/ beſtaͤndig<lb/> einzuſchaͤrffen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">l. c. p. 167.</hi></hi> Sind das nicht<lb/> ſeltſame Erklaͤrungen? Kan auch der hoch-<lb/> muͤhtigſte Pabſt ſich groͤſſerer Freyheit gebrau-<lb/> chen? Laͤſt ſich nicht ein jeder Satz auf ſolche<lb/> Art aus der Schrift behaupten und auch wi-<lb/> derlegen? Werden nicht die Glaubens-Lehren<lb/> ſolchergeſtalt ein Spielwerck menſchlicher Sin-<lb/> nen? Werden ſie nicht dem Geſpoͤtt der Laͤ-<lb/> ſterer ausgeſetzt? Laſſen ſie nicht die Bloͤden<lb/> in ewiger Furcht und Zweiffel? Muͤſſen nicht<lb/> tauter leere/ willkuͤhrliche Meynungen daraus<lb/> gezeuget werden? und heiſt das nicht/ die Re-<lb/> ligion laͤſtern und mit denen Glaubens-War-<lb/> heiten Muhtwillen treiben?</note><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [31/0043]
Vorrede.
zu pruͤfen und in ihren eigentlichen Gruͤnden
zu unterſuchen; daß er endlich ſelbſt ſeine Leh-
re in der Ausuͤbung luͤgen ſtraffe, und mit ſei-
nen Wercken verleugne. Jch habe mir inſon-
derheit fuͤrgeſetzt, zwey Saͤtze wider J. C. Dippel
zu behaupten, von welchen er das Gegentheil
unſtreitig in ſeinen Schriften lehret. Der Er-
ſte iſt dieſer: GOtt, der eben ſo viel Recht hat,
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(5) ſie ſolchen ſelbſt empfunden; ſo weiß er ſich alſo
zu helffen/ daß er ſagt/ es wuͤrde das/ was ge-
ſchehen ſoll/ als bereits geſchehen vorausge-
ſetzt/ um die nohtwendige Erfuͤllung/ daß das/
was das Haupt im Fleiſche vollfuͤhret/ auch
den Gliedern zu vollbringen gebuͤhre/ beſtaͤndig
einzuſchaͤrffen. l. c. p. 167. Sind das nicht
ſeltſame Erklaͤrungen? Kan auch der hoch-
muͤhtigſte Pabſt ſich groͤſſerer Freyheit gebrau-
chen? Laͤſt ſich nicht ein jeder Satz auf ſolche
Art aus der Schrift behaupten und auch wi-
derlegen? Werden nicht die Glaubens-Lehren
ſolchergeſtalt ein Spielwerck menſchlicher Sin-
nen? Werden ſie nicht dem Geſpoͤtt der Laͤ-
ſterer ausgeſetzt? Laſſen ſie nicht die Bloͤden
in ewiger Furcht und Zweiffel? Muͤſſen nicht
tauter leere/ willkuͤhrliche Meynungen daraus
gezeuget werden? und heiſt das nicht/ die Re-
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