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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
tere Jrrländer/ wiche ihm im Anfang allemahl auß/
oder ließ den Schild die Streiche auffangen/ wor-
durch deß Aga Courage zwar vermehret/ aber seine
Kräffte auch um ein Grosses verringert wurden/ da
hingegen bey dem Corsar beyde in voller Blühe blie-
ben/ biß er sie zu seiner Zeit/ und zu seinem Vortheil
anbringen könte. Als endlich der Corsar merckete/
daß deß Aga Streiche schon gelinder fielen/ da gienge
er allererst recht auf ihn loß/ und währete von nun an
der Kampff nicht lang mehr/ sondern nachdem der
Corsar seinem Gegenpart an dem lincken Arm eine
tödtliche Wunde angebracht/ daß er das Schild
muste fallen lassen. Da gieng er näher hinzu/ und
spaltete ihm vollends den Kopff/ daß er ohne einiges
Wortsprechen alsobald zur Erden fiel/ und seine Ma-
hometi
sche Seele außspeyete. Da hatte nun der
Streit ein Ende/ aber zu höchstem Mißvergnügen
aller Türcken in Famagusta, welche unsinnig werden
wolten/ als sie vernahmen/ daß der Aga erschlagen
worden. Der Jubilierer war auch nicht wol zu frie-
den/ weil er um seinen Sclaven/ oder wenigstens um
100. Rthlr. kommen solte/ und Klingenfeld selber er-
klärete sich stehenden Fusses gegen den Corsar, daß er
sein Sclav nimmermehr werden wolte/ sey auch deß-
falls nicht verbunden/ weil ihn sein jetziger Herr recht-
mässig erhandelt hätte. Wolle man ihn aber wieder
zu seiner Sclaverey zwingen/ so wisse er schon Mittel/
sich dieses Jammer-Standes/ der ihm nicht so erträg-
lich/ wie der Tod selber/ durch ein stätiges Fasten/ zu
entbrechen/ und wolle er lieber Hungers sterben/ als
noch einmahl unter seine Barbarische Hände gera-
then/ da man ihn wider das Recht der Natur/ und
aller civilen Völcker/ so schändlich mißhandelt hätte.
Als ihn der Corsar also reden hörete/ sprach er zum

Jubilie-
R r r 3

Romans II. Buch.
tere Jrꝛlaͤnder/ wiche ihm im Anfang allemahl auß/
oder ließ den Schild die Streiche auffangen/ wor-
durch deß Aga Courage zwar vermehret/ aber ſeine
Kraͤffte auch um ein Groſſes verringert wurden/ da
hingegen bey dem Corſar beyde in voller Bluͤhe blie-
ben/ biß er ſie zu ſeiner Zeit/ und zu ſeinem Vortheil
anbringen koͤnte. Als endlich der Corſar merckete/
daß deß Aga Streiche ſchon gelinder fielen/ da gienge
er allererſt recht auf ihn loß/ und waͤhrete von nun an
der Kampff nicht lang mehr/ ſondern nachdem der
Corſar ſeinem Gegenpart an dem lincken Arm eine
toͤdtliche Wunde angebracht/ daß er das Schild
muſte fallen laſſen. Da gieng er naͤher hinzu/ und
ſpaltete ihm vollends den Kopff/ daß er ohne einiges
Wortſprechen alſobald zur Erden fiel/ und ſeine Ma-
hometi
ſche Seele außſpeyete. Da hatte nun der
Streit ein Ende/ aber zu hoͤchſtem Mißvergnuͤgen
aller Tuͤrcken in Famaguſta, welche unſinnig werden
wolten/ als ſie vernahmen/ daß der Aga erſchlagen
worden. Der Jubilierer war auch nicht wol zu frie-
den/ weil er um ſeinen Sclaven/ oder wenigſtens um
100. Rthlr. kommen ſolte/ und Klingenfeld ſelber er-
klaͤrete ſich ſtehenden Fuſſes gegen den Corſar, daß er
ſein Sclav nimmermehr werden wolte/ ſey auch deß-
falls nicht verbunden/ weil ihn ſein jetziger Herꝛ recht-
maͤſſig erhandelt haͤtte. Wolle man ihn aber wieder
zu ſeiner Sclaverey zwingen/ ſo wiſſe er ſchon Mittel/
ſich dieſes Jam̃er-Standes/ der ihm nicht ſo ertraͤg-
lich/ wie der Tod ſelber/ durch ein ſtaͤtiges Faſten/ zu
entbrechen/ und wolle er lieber Hungers ſterben/ als
noch einmahl unter ſeine Barbariſche Haͤnde gera-
then/ da man ihn wider das Recht der Natur/ und
aller civilen Voͤlcker/ ſo ſchaͤndlich mißhandelt haͤtte.
Als ihn der Corſar alſo reden hoͤrete/ ſprach er zum

Jubilie-
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[997/1019] Romans II. Buch. tere Jrꝛlaͤnder/ wiche ihm im Anfang allemahl auß/ oder ließ den Schild die Streiche auffangen/ wor- durch deß Aga Courage zwar vermehret/ aber ſeine Kraͤffte auch um ein Groſſes verringert wurden/ da hingegen bey dem Corſar beyde in voller Bluͤhe blie- ben/ biß er ſie zu ſeiner Zeit/ und zu ſeinem Vortheil anbringen koͤnte. Als endlich der Corſar merckete/ daß deß Aga Streiche ſchon gelinder fielen/ da gienge er allererſt recht auf ihn loß/ und waͤhrete von nun an der Kampff nicht lang mehr/ ſondern nachdem der Corſar ſeinem Gegenpart an dem lincken Arm eine toͤdtliche Wunde angebracht/ daß er das Schild muſte fallen laſſen. Da gieng er naͤher hinzu/ und ſpaltete ihm vollends den Kopff/ daß er ohne einiges Wortſprechen alſobald zur Erden fiel/ und ſeine Ma- hometiſche Seele außſpeyete. Da hatte nun der Streit ein Ende/ aber zu hoͤchſtem Mißvergnuͤgen aller Tuͤrcken in Famaguſta, welche unſinnig werden wolten/ als ſie vernahmen/ daß der Aga erſchlagen worden. Der Jubilierer war auch nicht wol zu frie- den/ weil er um ſeinen Sclaven/ oder wenigſtens um 100. Rthlr. kommen ſolte/ und Klingenfeld ſelber er- klaͤrete ſich ſtehenden Fuſſes gegen den Corſar, daß er ſein Sclav nimmermehr werden wolte/ ſey auch deß- falls nicht verbunden/ weil ihn ſein jetziger Herꝛ recht- maͤſſig erhandelt haͤtte. Wolle man ihn aber wieder zu ſeiner Sclaverey zwingen/ ſo wiſſe er ſchon Mittel/ ſich dieſes Jam̃er-Standes/ der ihm nicht ſo ertraͤg- lich/ wie der Tod ſelber/ durch ein ſtaͤtiges Faſten/ zu entbrechen/ und wolle er lieber Hungers ſterben/ als noch einmahl unter ſeine Barbariſche Haͤnde gera- then/ da man ihn wider das Recht der Natur/ und aller civilen Voͤlcker/ ſo ſchaͤndlich mißhandelt haͤtte. Als ihn der Corſar alſo reden hoͤrete/ ſprach er zum Jubilie- R r r 3

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 997. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1019>, abgerufen am 22.11.2024.