Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
Sie behielten Beyde ihre schöne Kleider an/ und füh-
reten kein ander Gewehr/ als Jeder ein kleines Schild
und einen durchdringenden Säbel/ giengen auch zu
Fuß/ weil es also beliebet worden. Es fand sich/ wel-
ches wol Wunder/ nicht ein einziger Türck darbey/
als Zuschauer/ ein/ wie wol zu glauben/ es sey deßwe-
gen geschehen/ weil die Duellen gar scharff bey ihnen
verhotten/ so gar/ daß auch durch blosses Zuschauen
sie sich der Straffe/ so darauf gesetzt/ theilhafftig ma-
chen können. Der Corsaren kamen zwar ziemlich viel/
auß Beysorge/ die Türcken möchten ihrem Capitain
Leyd zufügen/ aber dieser/ der auf die Türcken nicht
viel passete/ hieß sie/ um Verdacht zu meyden/ mit
einander wieder abtretten/ jedoch erhielte es sein Lieu-
tenant,
daß er ein Zuschauer bleiben/ und von dem
Kampff urtheilen möchte. Da hingegen ernannte der
Aga einen Griechischen Edelmann/ von gutem Ge-
schlecht und grossem Ansehen unter den Türcken/ daß
er in der Consideration, gleich wie der Lieutenant deß
Tripolesen/ sich stellen möchte. Viel Griechische
Kauffleute lieffen auch hinzu/ weil ihnen dergleichen
Kampff dieser Orten etwas Ungewöhnliches/ und
darunter war auch der Türckis. Jubilierer/ welcher/
weil er in keinen Kriegs-Diensten stund/ sich deßfalls
nichts Widriges zu befürchten hatte. Dieser hatte
den Klingenfeld auf dessen Anhalten mit sich genom-
men/ welcher begierig war/ einen solchen Streit mit
seinen Augen zu sehen/ ob er gleich/ es siege auch/ wel-
cher wolle/ seine Freyheit darbey zu verlieren hatte.

Als endlich die 2. Kämpffer Wind und Sonne
nach Billigkeit unter sich außgetheilet hatten/ da
giengen sie auf einander loß/ und ob gleich der Aga
mit seinen starcken Streichen dem Handel bald ein
Ende zu machen hoffte/ so lachte doch dessen der mun-

tere

Deß Academiſchen
Sie behielten Beyde ihre ſchoͤne Kleider an/ und fuͤh-
reten kein ander Gewehr/ als Jeder ein kleines Schild
und einen durchdringenden Saͤbel/ giengen auch zu
Fuß/ weil es alſo beliebet worden. Es fand ſich/ wel-
ches wol Wunder/ nicht ein einziger Tuͤrck darbey/
als Zuſchauer/ ein/ wie wol zu glauben/ es ſey deßwe-
gen geſchehen/ weil die Duellen gar ſcharff bey ihnen
verhotten/ ſo gar/ daß auch durch bloſſes Zuſchauen
ſie ſich der Straffe/ ſo darauf geſetzt/ theilhafftig ma-
chen koͤnnen. Der Corſaren kamen zwar ziemlich viel/
auß Beyſorge/ die Tuͤrcken moͤchten ihrem Capitain
Leyd zufuͤgen/ aber dieſer/ der auf die Tuͤrcken nicht
viel paſſete/ hieß ſie/ um Verdacht zu meyden/ mit
einander wieder abtretten/ jedoch erhielte es ſein Lieu-
tenant,
daß er ein Zuſchauer bleiben/ und von dem
Kampff urtheilen moͤchte. Da hingegen ernannte der
Aga einen Griechiſchen Edelmann/ von gutem Ge-
ſchlecht und groſſem Anſehen unter den Tuͤrcken/ daß
er in der Conſideration, gleich wie der Lieutenant deß
Tripoleſen/ ſich ſtellen moͤchte. Viel Griechiſche
Kauffleute lieffen auch hinzu/ weil ihnen dergleichen
Kampff dieſer Orten etwas Ungewoͤhnliches/ und
darunter war auch der Tuͤrckiſ. Jubilierer/ welcher/
weil er in keinen Kriegs-Dienſten ſtund/ ſich deßfalls
nichts Widriges zu befuͤrchten hatte. Dieſer hatte
den Klingenfeld auf deſſen Anhalten mit ſich genom-
men/ welcher begierig war/ einen ſolchen Streit mit
ſeinen Augen zu ſehen/ ob er gleich/ es ſiege auch/ wel-
cher wolle/ ſeine Freyheit darbey zu verlieren hatte.

Als endlich die 2. Kaͤmpffer Wind und Sonne
nach Billigkeit unter ſich außgetheilet hatten/ da
giengen ſie auf einander loß/ und ob gleich der Aga
mit ſeinen ſtarcken Streichen dem Handel bald ein
Ende zu machen hoffte/ ſo lachte doch deſſen der mun-

tere
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1018" n="996"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
Sie behielten Beyde ihre &#x017F;cho&#x0364;ne Kleider an/ und fu&#x0364;h-<lb/>
reten kein ander Gewehr/ als Jeder ein kleines Schild<lb/>
und einen durchdringenden Sa&#x0364;bel/ giengen auch zu<lb/>
Fuß/ weil es al&#x017F;o beliebet worden. Es fand &#x017F;ich/ wel-<lb/>
ches wol Wunder/ nicht ein einziger Tu&#x0364;rck darbey/<lb/>
als Zu&#x017F;chauer/ ein/ wie wol zu glauben/ es &#x017F;ey deßwe-<lb/>
gen ge&#x017F;chehen/ weil die <hi rendition="#aq">Due</hi>llen gar &#x017F;charff bey ihnen<lb/>
verhotten/ &#x017F;o gar/ daß auch durch blo&#x017F;&#x017F;es Zu&#x017F;chauen<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich der Straffe/ &#x017F;o darauf ge&#x017F;etzt/ theilhafftig ma-<lb/>
chen ko&#x0364;nnen. Der <hi rendition="#aq">Cor&#x017F;ar</hi>en kamen zwar ziemlich viel/<lb/>
auß Bey&#x017F;orge/ die Tu&#x0364;rcken mo&#x0364;chten ihrem <hi rendition="#aq">Capitain</hi><lb/>
Leyd zufu&#x0364;gen/ aber die&#x017F;er/ der auf die Tu&#x0364;rcken nicht<lb/>
viel pa&#x017F;&#x017F;ete/ hieß &#x017F;ie/ um Verdacht zu meyden/ mit<lb/>
einander wieder abtretten/ jedoch erhielte es &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Lieu-<lb/>
tenant,</hi> daß er ein Zu&#x017F;chauer bleiben/ und von dem<lb/>
Kampff urtheilen mo&#x0364;chte. Da hingegen ernannte der<lb/><hi rendition="#aq">Aga</hi> einen Griechi&#x017F;chen Edelmann/ von gutem Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht und gro&#x017F;&#x017F;em An&#x017F;ehen unter den Tu&#x0364;rcken/ daß<lb/>
er in der <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ideration,</hi> gleich wie der <hi rendition="#aq">Lieutenant</hi> deß<lb/>
Tripole&#x017F;en/ &#x017F;ich &#x017F;tellen mo&#x0364;chte. Viel Griechi&#x017F;che<lb/>
Kauffleute lieffen auch hinzu/ weil ihnen dergleichen<lb/>
Kampff die&#x017F;er Orten etwas Ungewo&#x0364;hnliches/ und<lb/>
darunter war auch der Tu&#x0364;rcki&#x017F;. Jubilierer/ welcher/<lb/>
weil er in keinen Kriegs-Dien&#x017F;ten &#x017F;tund/ &#x017F;ich deßfalls<lb/>
nichts Widriges zu befu&#x0364;rchten hatte. Die&#x017F;er hatte<lb/>
den Klingenfeld auf de&#x017F;&#x017F;en Anhalten mit &#x017F;ich genom-<lb/>
men/ welcher begierig war/ einen &#x017F;olchen Streit mit<lb/>
&#x017F;einen Augen zu &#x017F;ehen/ ob er gleich/ es &#x017F;iege auch/ wel-<lb/>
cher wolle/ &#x017F;eine Freyheit darbey zu verlieren hatte.</p><lb/>
          <p>Als endlich die 2. Ka&#x0364;mpffer Wind und Sonne<lb/>
nach Billigkeit unter &#x017F;ich außgetheilet hatten/ da<lb/>
giengen &#x017F;ie auf einander loß/ und ob gleich der <hi rendition="#aq">Aga</hi><lb/>
mit &#x017F;einen &#x017F;tarcken Streichen dem Handel bald ein<lb/>
Ende zu machen hoffte/ &#x017F;o lachte doch de&#x017F;&#x017F;en der mun-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tere</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[996/1018] Deß Academiſchen Sie behielten Beyde ihre ſchoͤne Kleider an/ und fuͤh- reten kein ander Gewehr/ als Jeder ein kleines Schild und einen durchdringenden Saͤbel/ giengen auch zu Fuß/ weil es alſo beliebet worden. Es fand ſich/ wel- ches wol Wunder/ nicht ein einziger Tuͤrck darbey/ als Zuſchauer/ ein/ wie wol zu glauben/ es ſey deßwe- gen geſchehen/ weil die Duellen gar ſcharff bey ihnen verhotten/ ſo gar/ daß auch durch bloſſes Zuſchauen ſie ſich der Straffe/ ſo darauf geſetzt/ theilhafftig ma- chen koͤnnen. Der Corſaren kamen zwar ziemlich viel/ auß Beyſorge/ die Tuͤrcken moͤchten ihrem Capitain Leyd zufuͤgen/ aber dieſer/ der auf die Tuͤrcken nicht viel paſſete/ hieß ſie/ um Verdacht zu meyden/ mit einander wieder abtretten/ jedoch erhielte es ſein Lieu- tenant, daß er ein Zuſchauer bleiben/ und von dem Kampff urtheilen moͤchte. Da hingegen ernannte der Aga einen Griechiſchen Edelmann/ von gutem Ge- ſchlecht und groſſem Anſehen unter den Tuͤrcken/ daß er in der Conſideration, gleich wie der Lieutenant deß Tripoleſen/ ſich ſtellen moͤchte. Viel Griechiſche Kauffleute lieffen auch hinzu/ weil ihnen dergleichen Kampff dieſer Orten etwas Ungewoͤhnliches/ und darunter war auch der Tuͤrckiſ. Jubilierer/ welcher/ weil er in keinen Kriegs-Dienſten ſtund/ ſich deßfalls nichts Widriges zu befuͤrchten hatte. Dieſer hatte den Klingenfeld auf deſſen Anhalten mit ſich genom- men/ welcher begierig war/ einen ſolchen Streit mit ſeinen Augen zu ſehen/ ob er gleich/ es ſiege auch/ wel- cher wolle/ ſeine Freyheit darbey zu verlieren hatte. Als endlich die 2. Kaͤmpffer Wind und Sonne nach Billigkeit unter ſich außgetheilet hatten/ da giengen ſie auf einander loß/ und ob gleich der Aga mit ſeinen ſtarcken Streichen dem Handel bald ein Ende zu machen hoffte/ ſo lachte doch deſſen der mun- tere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1018
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 996. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1018>, abgerufen am 22.11.2024.