Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen Ubrigen aufs Beste recommendiren wolte/ daß siewol gehalten/ und um ein billiches Löse-Geld forder- samst wieder in ihre vorige Freyheit möchten gestellet werden. Die Corsaren hingegen liessen die Köpffe hangen/ machten alsobald einen andern Capitain, be- gruben den Vorigen/ kehreten darnach wieder in ihr Schiff/ zogen deren Seegel auf/ und fuhren der Stadt Famagusta in kurtzer Zeit auß den Augen. Klingenfeld danckete seinem Freund vor das seltener/
Deß Academiſchen Ubrigen aufs Beſte recommendiren wolte/ daß ſiewol gehalten/ und um ein billiches Loͤſe-Geld forder- ſamſt wieder in ihre vorige Freyheit moͤchten geſtellet werden. Die Corſaren hingegen lieſſen die Koͤpffe hangen/ machten alſobald einen andern Capitain, be- gruben den Vorigen/ kehreten darnach wieder in ihr Schiff/ zogen deren Seegel auf/ und fuhren der Stadt Famaguſta in kurtzer Zeit auß den Augen. Klingenfeld danckete ſeinem Freund vor das ſeltener/
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Deß Academiſchen
Ubrigen aufs Beſte recommendiren wolte/ daß ſie
wol gehalten/ und um ein billiches Loͤſe-Geld forder-
ſamſt wieder in ihre vorige Freyheit moͤchten geſtellet
werden. Die Corſaren hingegen lieſſen die Koͤpffe
hangen/ machten alſobald einen andern Capitain, be-
gruben den Vorigen/ kehreten darnach wieder in ihr
Schiff/ zogen deren Seegel auf/ und fuhren der
Stadt Famaguſta in kurtzer Zeit auß den Augen.
Klingenfeld danckete ſeinem Freund vor das
außgelegte Geld/ behielte auch noch 100. Kronen zu
ſeiner Raͤyſe/ worzu ihm die Tuͤrcken/ wegen ſeines
Wolverhaltens/ noch 150. Kronen verehreten/ der
Baſſa ertheilete ihm auch das verſprochene Recom-
mendations-Schreiben/ und alſo kleidete er ſich an-
ders/ und gieng zugleich mit Hagemann und vielen
andern Europaͤiſchen Chriſten in dem Venetiani-
ſchen Schiff nach Alexandretta, woſelbſt er Zeitung
von ſeiner Geſellſchafft zu erlangen hoffete. Auf
dieſer Fahrt erzehlete Klingenfeld der Geſellſchafft
ſein Ungluͤck/ das er bey dem Tripoleſiſchen Corſaren
gehabt/ darbey ein Jeder zu vernehmen gab/ daß bey
ſolchen Leuten man niemahl ſich groſſer Redlichkeit
zu verſehen haͤtte; Aber ein Venetianer/ der unter
dem Hauffen war/ hielte das Obſtat, und behauptete/
daß auch unter den Barbarn manchmahl ehrliebende
Gemuͤther gefunden wuͤrden/ wie ſolches ſeiner leib-
lichen Mutter Schweſter erfahren/ welche/ da ſie
noch eine Jungfrau/ am Strande von einem Raͤuber
auf St. Maura gefangen worden/ der Capitain habe ſie
vor ſich behalten/ ihr aber kein Leyd zugefuͤget/ ſondern
ehrlich und wol gehalten/ auch/ da das bedungene
Loͤſe-Geld vor ſie angekommen/ nur die Helffte dar-
von behalten/ und das Ubrige ihr auf die Raͤyſe zu-
ruͤck geſchencket. Solche keuſche Feinde ſind jetzo
ſeltener/
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