Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans II. Buch. seltener/ als ein weisser Rab/ warff Klingenfeld dar-zwischen: Dann in der Wildnüß wachsen selten Lorbeer-Bäume/ und unter den Räubern/ und wil- den Kriegs-Gurgeln bleibet die Keuschheit deß Frauenzimmers Wunder-selten in unverwelckter Blüthe. Kan man auch Trauben lesen von den Dor- nen/ und Feigen von den Disteln/ so wird man auch Zucht und Frömmigkeit von den Räubern und Sol- daten hoffen können: Bevorab wann ihnen Feind- lich zu handeln erlaubet ist. Dann da stürmen sie nicht allein Wälle und Mauren/ sondern auch Ehre/ Zucht/ samt andern Tugenden/ übern Hauffen/ und verhängen ihrem geilen Frevel den vollen Zaum. Ja es ist leyder so weit kommen/ daß/ wann an den Kriegs- Leuten diese ihnen ungemeine Tugend verlanget wird/ man schier zu den Heyden in fremde Länder ge- hen/ und sie von dannen holen muß/ unserer Läufften und Länder Untugenden damit außzuschänden. Man schreibet von einem General der wilden Frucht
Romans II. Buch. ſeltener/ als ein weiſſer Rab/ warff Klingenfeld dar-zwiſchen: Dann in der Wildnuͤß wachſen ſelten Lorbeer-Baͤume/ und unter den Raͤubern/ und wil- den Kriegs-Gurgeln bleibet die Keuſchheit deß Frauenzimmers Wunder-ſelten in unverwelckter Bluͤthe. Kan man auch Trauben leſen von den Dor- nen/ und Feigen von den Diſteln/ ſo wird man auch Zucht und Froͤmmigkeit von den Raͤubern und Sol- daten hoffen koͤnnen: Bevorab wann ihnen Feind- lich zu handeln erlaubet iſt. Dann da ſtuͤrmen ſie nicht allein Waͤlle und Mauren/ ſondern auch Ehre/ Zucht/ ſamt andern Tugenden/ uͤbern Hauffen/ und verhaͤngen ihrem geilen Frevel den vollen Zaum. Ja es iſt leyder ſo weit kom̃en/ daß/ wann an den Kriegs- Leuten dieſe ihnen ungemeine Tugend verlanget wird/ man ſchier zu den Heyden in fremde Laͤnder ge- hen/ und ſie von dannen holen muß/ unſerer Laͤufften und Laͤnder Untugenden damit außzuſchaͤnden. Man ſchreibet von einem General der wilden Frucht
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Romans II. Buch.
ſeltener/ als ein weiſſer Rab/ warff Klingenfeld dar-
zwiſchen: Dann in der Wildnuͤß wachſen ſelten
Lorbeer-Baͤume/ und unter den Raͤubern/ und wil-
den Kriegs-Gurgeln bleibet die Keuſchheit deß
Frauenzimmers Wunder-ſelten in unverwelckter
Bluͤthe. Kan man auch Trauben leſen von den Dor-
nen/ und Feigen von den Diſteln/ ſo wird man auch
Zucht und Froͤmmigkeit von den Raͤubern und Sol-
daten hoffen koͤnnen: Bevorab wann ihnen Feind-
lich zu handeln erlaubet iſt. Dann da ſtuͤrmen ſie
nicht allein Waͤlle und Mauren/ ſondern auch Ehre/
Zucht/ ſamt andern Tugenden/ uͤbern Hauffen/ und
verhaͤngen ihrem geilen Frevel den vollen Zaum. Ja
es iſt leyder ſo weit kom̃en/ daß/ wann an den Kriegs-
Leuten dieſe ihnen ungemeine Tugend verlanget
wird/ man ſchier zu den Heyden in fremde Laͤnder ge-
hen/ und ſie von dannen holen muß/ unſerer Laͤufften
und Laͤnder Untugenden damit außzuſchaͤnden.
Man ſchreibet von einem General der wilden
Karayber oder Menſchenfreſſer in den Antilles, oder
Americaniſchen Vor-Jnſuln/ welcher Baron hieß/
und mit ſeinem Streiffen ſo wol den Frantzoſen/ als
Engellaͤndern viel zu thun gab/ daß er einsmahls un-
ter andern Einfaͤllen/ ſo von ihm in die Jnſul Mont-
ferrat geſchehen/ welche die Engellaͤnder beſaſſen/ die
nahe am Meer gelegene Wohnungen verwuͤſtet/ und
eine gewaltige Beute darvon gefuͤhret. Unter den
Gefangenen/ ſo er bekam/ befand ſich ein gar ſchoͤnes
Frauen-Bild/ welches einem Engliſchen Officier
ſelbiger Jnſul ehelich angehoͤrete. Dieſe Frau ließ
er in eines ſeiner Haͤuſer auf der Jnſul Dominico
bringen/ und allda ehrlicher halten/ weder hre Bey-
ſorge vielleicht hatte vermuthet. Sie kam mit einem
ſchwangern Leib in der Feinde Haͤnde/ und muſte ihre
Frucht
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