Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Romans II. Buch.
doch keines Weges unter dem Römischen Panier
und Adler mit einer so schönen Tauben zu courtisiren/
im Feld-Läger der Venus Lager zu besuchen/ bey sol-
chem Kriegs-Ernst verliebte Kurtzweil zu treiben/
zumahl/ weil ich vernehme/ diese Schöne sey allbereit
einem tapffern Cavallier zur Ehe versprochen/ wel-
chem man seine liebe Blume so nicht entziehen/ noch
abbrechen muß. Nachdemmahl ich dann/ Edler Rit-
ter/ von ihr selbsten verstanden/ daß ihr eben der
Glückseelige seyd/ dem sich ihre Zier zu eigen verpflich-
tet/ habe ich euch Botten gesandt/ daß ich sie euch
möchte überantworten. Die Götter sind meine Zeu-
gen/ Ritter/ daß von mir kein unreiner Blick auf ihre
Ehre geworffen/ noch Jemand sie bey uns hat ange-
rühret/ sondern sie ist durch meine Vorsorge bißhero
behutsamlich bewahret und wol aufgehebt worden/
als ob sie bey ihren Schwähern oder leiblichen El-
tern unterdessen sich hätte aufgehalten. Es wäre ein
schlechtes Geschenck beydes von mir und für euch/
wann entweder einige Gewalt oder heimliche List ihr
wäre zu nahe getretten/ und sich an dieser lieblichen
Tauben hätte vergriffen. Da habt ihr sie wieder un-
geschimpfft und in unverwelckter Rose/ labet und er-
götzet euch in ihrer Schönheit/ nach eigenem Belie-
ben und Gelüsten; Wir begehren von euch hievor
zur Vergeltung nichts anders/ dann euch selbsten/
das ist/ euer Hertz/ welches ihr dem Scipioni und den
Römern zu getreuer Huld und Freundschafft erge-
ben sollet.

Der junge Ritter/ oder Fürst/ erstarrete schier
über solche unverhoffte Leutseeligkeit deß Römischen
Feld-Herrns/ kunte vor Freuden sich weder besinnen
noch reden/ so machten sich auch die Eltern herbey/
und legten eine grosse Summa Geldes/ womit sie

ihre

Romans II. Buch.
doch keines Weges unter dem Roͤmiſchen Panier
und Adler mit einer ſo ſchoͤnen Tauben zu courtiſiren/
im Feld-Laͤger der Venus Lager zu beſuchen/ bey ſol-
chem Kriegs-Ernſt verliebte Kurtzweil zu treiben/
zumahl/ weil ich vernehme/ dieſe Schoͤne ſey allbereit
einem tapffern Cavallier zur Ehe verſprochen/ wel-
chem man ſeine liebe Blume ſo nicht entziehen/ noch
abbrechen muß. Nachdemmahl ich dann/ Edler Rit-
ter/ von ihr ſelbſten verſtanden/ daß ihr eben der
Gluͤckſeelige ſeyd/ dem ſich ihre Zier zu eigen verpflich-
tet/ habe ich euch Botten geſandt/ daß ich ſie euch
moͤchte uͤberantworten. Die Goͤtter ſind meine Zeu-
gen/ Ritter/ daß von mir kein unreiner Blick auf ihre
Ehre geworffen/ noch Jemand ſie bey uns hat ange-
ruͤhret/ ſondern ſie iſt durch meine Vorſorge bißhero
behutſamlich bewahret und wol aufgehebt worden/
als ob ſie bey ihren Schwaͤhern oder leiblichen El-
tern unterdeſſen ſich haͤtte aufgehalten. Es waͤre ein
ſchlechtes Geſchenck beydes von mir und fuͤr euch/
wann entweder einige Gewalt oder heimliche Liſt ihr
waͤre zu nahe getretten/ und ſich an dieſer lieblichen
Tauben haͤtte vergriffen. Da habt ihr ſie wieder un-
geſchimpfft und in unverwelckter Roſe/ labet und er-
goͤtzet euch in ihrer Schoͤnheit/ nach eigenem Belie-
ben und Geluͤſten; Wir begehren von euch hievor
zur Vergeltung nichts anders/ dann euch ſelbſten/
das iſt/ euer Hertz/ welches ihr dem Scipioni und den
Roͤmern zu getreuer Huld und Freundſchafft erge-
ben ſollet.

Der junge Ritter/ oder Fuͤrſt/ erſtarrete ſchier
uͤber ſolche unverhoffte Leutſeeligkeit deß Roͤmiſchen
Feld-Herꝛns/ kunte vor Freuden ſich weder beſinnen
noch reden/ ſo machten ſich auch die Eltern herbey/
und legten eine groſſe Summa Geldes/ womit ſie

ihre
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1029" n="1007"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
doch keines Weges unter dem Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Panier<lb/>
und Adler mit einer &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;nen Tauben zu <hi rendition="#aq">courti&#x017F;i</hi>ren/<lb/>
im Feld-La&#x0364;ger der <hi rendition="#aq">Venus</hi> Lager zu be&#x017F;uchen/ bey &#x017F;ol-<lb/>
chem Kriegs-Ern&#x017F;t verliebte Kurtzweil zu treiben/<lb/>
zumahl/ weil ich vernehme/ die&#x017F;e Scho&#x0364;ne &#x017F;ey allbereit<lb/>
einem tapffern <hi rendition="#aq">Cavallier</hi> zur Ehe ver&#x017F;prochen/ wel-<lb/>
chem man &#x017F;eine liebe Blume &#x017F;o nicht entziehen/ noch<lb/>
abbrechen muß. Nachdemmahl ich dann/ Edler Rit-<lb/>
ter/ von ihr &#x017F;elb&#x017F;ten ver&#x017F;tanden/ daß ihr eben der<lb/>
Glu&#x0364;ck&#x017F;eelige &#x017F;eyd/ dem &#x017F;ich ihre Zier zu eigen verpflich-<lb/>
tet/ habe ich euch Botten ge&#x017F;andt/ daß ich &#x017F;ie euch<lb/>
mo&#x0364;chte u&#x0364;berantworten. Die Go&#x0364;tter &#x017F;ind meine Zeu-<lb/>
gen/ Ritter/ daß von mir kein unreiner Blick auf ihre<lb/>
Ehre geworffen/ noch Jemand &#x017F;ie bey uns hat ange-<lb/>
ru&#x0364;hret/ &#x017F;ondern &#x017F;ie i&#x017F;t durch meine Vor&#x017F;orge bißhero<lb/>
behut&#x017F;amlich bewahret und wol aufgehebt worden/<lb/>
als ob &#x017F;ie bey ihren Schwa&#x0364;hern oder leiblichen El-<lb/>
tern unterde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich ha&#x0364;tte aufgehalten. Es wa&#x0364;re ein<lb/>
&#x017F;chlechtes Ge&#x017F;chenck beydes von mir und fu&#x0364;r euch/<lb/>
wann entweder einige Gewalt oder heimliche Li&#x017F;t ihr<lb/>
wa&#x0364;re zu nahe getretten/ und &#x017F;ich an die&#x017F;er lieblichen<lb/>
Tauben ha&#x0364;tte vergriffen. Da habt ihr &#x017F;ie wieder un-<lb/>
ge&#x017F;chimpfft und in unverwelckter Ro&#x017F;e/ labet und er-<lb/>
go&#x0364;tzet euch in ihrer Scho&#x0364;nheit/ nach eigenem Belie-<lb/>
ben und Gelu&#x0364;&#x017F;ten; Wir begehren von euch hievor<lb/>
zur Vergeltung nichts anders/ dann euch &#x017F;elb&#x017F;ten/<lb/>
das i&#x017F;t/ euer Hertz/ welches ihr dem <hi rendition="#aq">Scipioni</hi> und den<lb/>
Ro&#x0364;mern zu getreuer Huld und Freund&#x017F;chafft erge-<lb/>
ben &#x017F;ollet.</p><lb/>
          <p>Der junge Ritter/ oder Fu&#x0364;r&#x017F;t/ er&#x017F;tarrete &#x017F;chier<lb/>
u&#x0364;ber &#x017F;olche unverhoffte Leut&#x017F;eeligkeit deß Ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
Feld-Her&#xA75B;ns/ kunte vor Freuden &#x017F;ich weder be&#x017F;innen<lb/>
noch reden/ &#x017F;o machten &#x017F;ich auch die Eltern herbey/<lb/>
und legten eine gro&#x017F;&#x017F;e Summa Geldes/ womit &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihre</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1007/1029] Romans II. Buch. doch keines Weges unter dem Roͤmiſchen Panier und Adler mit einer ſo ſchoͤnen Tauben zu courtiſiren/ im Feld-Laͤger der Venus Lager zu beſuchen/ bey ſol- chem Kriegs-Ernſt verliebte Kurtzweil zu treiben/ zumahl/ weil ich vernehme/ dieſe Schoͤne ſey allbereit einem tapffern Cavallier zur Ehe verſprochen/ wel- chem man ſeine liebe Blume ſo nicht entziehen/ noch abbrechen muß. Nachdemmahl ich dann/ Edler Rit- ter/ von ihr ſelbſten verſtanden/ daß ihr eben der Gluͤckſeelige ſeyd/ dem ſich ihre Zier zu eigen verpflich- tet/ habe ich euch Botten geſandt/ daß ich ſie euch moͤchte uͤberantworten. Die Goͤtter ſind meine Zeu- gen/ Ritter/ daß von mir kein unreiner Blick auf ihre Ehre geworffen/ noch Jemand ſie bey uns hat ange- ruͤhret/ ſondern ſie iſt durch meine Vorſorge bißhero behutſamlich bewahret und wol aufgehebt worden/ als ob ſie bey ihren Schwaͤhern oder leiblichen El- tern unterdeſſen ſich haͤtte aufgehalten. Es waͤre ein ſchlechtes Geſchenck beydes von mir und fuͤr euch/ wann entweder einige Gewalt oder heimliche Liſt ihr waͤre zu nahe getretten/ und ſich an dieſer lieblichen Tauben haͤtte vergriffen. Da habt ihr ſie wieder un- geſchimpfft und in unverwelckter Roſe/ labet und er- goͤtzet euch in ihrer Schoͤnheit/ nach eigenem Belie- ben und Geluͤſten; Wir begehren von euch hievor zur Vergeltung nichts anders/ dann euch ſelbſten/ das iſt/ euer Hertz/ welches ihr dem Scipioni und den Roͤmern zu getreuer Huld und Freundſchafft erge- ben ſollet. Der junge Ritter/ oder Fuͤrſt/ erſtarrete ſchier uͤber ſolche unverhoffte Leutſeeligkeit deß Roͤmiſchen Feld-Herꝛns/ kunte vor Freuden ſich weder beſinnen noch reden/ ſo machten ſich auch die Eltern herbey/ und legten eine groſſe Summa Geldes/ womit ſie ihre

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1029
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1007. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1029>, abgerufen am 22.11.2024.