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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
fahren der Spanier in Carlsburg weniger als nichts achtete/
so gienge es doch dem Dominicus Gurgius, der ihm auch vor-
nahm/ die Spanische Grausamkeit zu rächen/ sehr zu Hertzen.
Zu dem Ende verkauffete er seine Güther/ nahm 200. Solda-
ren/ und 80. Boots-Gesellen an. Mit diesen versahe er 3. gemeine
Schiffe/ und gab für/ daß er nach Brasilien seegeln wolte. Aber
er lieff gerade auf Florida zu/ und begab sich allda zu Land. Sa-
turiona,
der König in Florida, empfienge ihn über die Massen
freundlich/ klagete über der Spanier Tyranney/ und ließ seinen
Bluts-Verwandten Olotokara, mit einer grossen Macht/ zu
ihm stossen. Die Spanier hatten nicht allein Carlsburg stärcker
gemacht/ sondern auch noch 2. andere Vestungen zu beyden Sei-
ten deß Flusses Majo gebauet. Jn diesen beyden Vestungen
lagen mehr/ als 400. außerlesene Kriegs-Leute zur Besatzung/
die 2. Neuen hielten nicht lange/ und die Besatzung/ welche die
Flucht in einen nächst-gelegenen Busch genommen/ fiel in der
Jndianer Hand/ 30. wurden gleich niedergehauen/ und die
übrige 90. zu einer offentlichen Schlachtung versparet. Nach
diesem leichten Sieg ruckete man vor Carlsburg/ da die Fran-
tzosen mehr Widerstand würden gefunden haben/ wann Kasa-
nova
nicht 60. Spaniern/ welche einen Außfall gethan/ den
Ruckweg abgeschnitten/ und sie alle mit einander nieder gestos-
sen. Der Befehlhaber sahe die Niederlage/ flohe nach dem Wald
zu/ kehrete aber wieder zuruck/ zu den Frantzosen/ weil das gantze
Gepüsche mit Floridanern besetzet war. Er bath für sich/ und
seine Völcker um Lebens-Verschonung. Aber Gurgius drange
auf sie zu. Sie warffen das Gewehr von sich/ wurden gefangen/
und an den nächsten Bäumen auf geknüpffet/ weil sie so Treu-
loß und grausam vor 3. Jahren an eben demselben Ort mit den
Frantzosen gehandelt. Es seynd aber die Frantzosen selbst so
fromme Schäflein nicht/ sonderlich/ wann sie den Meister spie-
len. Man erinnere sich nur/ wann anders nicht ohne das die Ge-
dächtnüß noch mehr/ dann gar zu frisch/ was für unmenschliche
Tyranney sie vor kurtzer Zeit bey Bodegrave, und da herum/ im
Niederland verübet/ wie sie wider Gebäu und Menschen geto-
bet/ die Leute erwürget/ verbrennet/ die Jungfrauen zu todt ge-
schändet/ oder/ wann sie solchen schändlichen Gewalt noch über-
lebet/ hernach lebendig unters Eyß/ oder ins Feuer gestoffen/ die
Kinder bey den Füssen auß der Wiegen gerissen/ wider die Mau-
ren geschmissen/ und zerschmettert/ und kurtz zu sagen/ also ge-
wüthet/ daß Türcken und Tartarn dargegen für Engel zu ach-

ten.
S s s 5

Romans II. Buch.
fahren der Spanier in Carlsburg weniger als nichts achtete/
ſo gienge es doch dem Dominicus Gurgius, der ihm auch vor-
nahm/ die Spaniſche Grauſamkeit zu raͤchen/ ſehr zu Hertzen.
Zu dem Ende verkauffete er ſeine Guͤther/ nahm 200. Solda-
ren/ und 80. Boots-Geſellen an. Mit dieſen verſahe er 3. gemeine
Schiffe/ und gab fuͤr/ daß er nach Braſilien ſeegeln wolte. Aber
er lieff gerade auf Florida zu/ und begab ſich allda zu Land. Sa-
turiona,
der Koͤnig in Florida, empfienge ihn uͤber die Maſſen
freundlich/ klagete uͤber der Spanier Tyranney/ und ließ ſeinen
Bluts-Verwandten Olotokara, mit einer groſſen Macht/ zu
ihm ſtoſſen. Die Spanier hatten nicht allein Carlsburg ſtaͤrcker
gemacht/ ſondern auch noch 2. andere Veſtungen zu beyden Sei-
ten deß Fluſſes Majo gebauet. Jn dieſen beyden Veſtungen
lagen mehr/ als 400. außerleſene Kriegs-Leute zur Beſatzung/
die 2. Neuen hielten nicht lange/ und die Beſatzung/ welche die
Flucht in einen naͤchſt-gelegenen Buſch genommen/ fiel in der
Jndianer Hand/ 30. wurden gleich niedergehauen/ und die
uͤbrige 90. zu einer offentlichen Schlachtung verſparet. Nach
dieſem leichten Sieg ruckete man vor Carlsburg/ da die Fran-
tzoſen mehr Widerſtand wuͤrden gefunden haben/ wann Kaſa-
nova
nicht 60. Spaniern/ welche einen Außfall gethan/ den
Ruckweg abgeſchnitten/ und ſie alle mit einander nieder geſtoſ-
ſen. Der Befehlhaber ſahe die Niederlage/ flohe nach dem Wald
zu/ kehrete aber wieder zuruck/ zu den Frantzoſen/ weil das gantze
Gepuͤſche mit Floridanern beſetzet war. Er bath fuͤr ſich/ und
ſeine Voͤlcker um Lebens-Verſchonung. Aber Gurgius drange
auf ſie zu. Sie warffen das Gewehr von ſich/ wurden gefangen/
und an den naͤchſten Baͤumen auf geknuͤpffet/ weil ſie ſo Treu-
loß und grauſam vor 3. Jahren an eben demſelben Ort mit den
Frantzoſen gehandelt. Es ſeynd aber die Frantzoſen ſelbſt ſo
fromme Schaͤflein nicht/ ſonderlich/ wann ſie den Meiſter ſpie-
len. Man erinnere ſich nur/ wann anders nicht ohne das die Ge-
daͤchtnuͤß noch mehr/ dann gar zu friſch/ was fuͤr unmenſchliche
Tyranney ſie vor kurtzer Zeit bey Bodegrave, und da herum/ im
Niederland veruͤbet/ wie ſie wider Gebaͤu und Menſchen geto-
bet/ die Leute erwuͤrget/ verbrennet/ die Jungfrauen zu todt ge-
ſchaͤndet/ oder/ wann ſie ſolchen ſchaͤndlichen Gewalt noch uͤber-
lebet/ hernach lebendig unters Eyß/ oder ins Feuer geſtoffen/ die
Kinder bey den Fuͤſſen auß der Wiegen geriſſen/ wider die Mau-
ren geſchmiſſen/ und zerſchmettert/ und kurtz zu ſagen/ alſo ge-
wuͤthet/ daß Tuͤrcken und Tartarn dargegen fuͤr Engel zu ach-

ten.
S s s 5
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[1017/1039] Romans II. Buch. fahren der Spanier in Carlsburg weniger als nichts achtete/ ſo gienge es doch dem Dominicus Gurgius, der ihm auch vor- nahm/ die Spaniſche Grauſamkeit zu raͤchen/ ſehr zu Hertzen. Zu dem Ende verkauffete er ſeine Guͤther/ nahm 200. Solda- ren/ und 80. Boots-Geſellen an. Mit dieſen verſahe er 3. gemeine Schiffe/ und gab fuͤr/ daß er nach Braſilien ſeegeln wolte. Aber er lieff gerade auf Florida zu/ und begab ſich allda zu Land. Sa- turiona, der Koͤnig in Florida, empfienge ihn uͤber die Maſſen freundlich/ klagete uͤber der Spanier Tyranney/ und ließ ſeinen Bluts-Verwandten Olotokara, mit einer groſſen Macht/ zu ihm ſtoſſen. Die Spanier hatten nicht allein Carlsburg ſtaͤrcker gemacht/ ſondern auch noch 2. andere Veſtungen zu beyden Sei- ten deß Fluſſes Majo gebauet. Jn dieſen beyden Veſtungen lagen mehr/ als 400. außerleſene Kriegs-Leute zur Beſatzung/ die 2. Neuen hielten nicht lange/ und die Beſatzung/ welche die Flucht in einen naͤchſt-gelegenen Buſch genommen/ fiel in der Jndianer Hand/ 30. wurden gleich niedergehauen/ und die uͤbrige 90. zu einer offentlichen Schlachtung verſparet. Nach dieſem leichten Sieg ruckete man vor Carlsburg/ da die Fran- tzoſen mehr Widerſtand wuͤrden gefunden haben/ wann Kaſa- nova nicht 60. Spaniern/ welche einen Außfall gethan/ den Ruckweg abgeſchnitten/ und ſie alle mit einander nieder geſtoſ- ſen. Der Befehlhaber ſahe die Niederlage/ flohe nach dem Wald zu/ kehrete aber wieder zuruck/ zu den Frantzoſen/ weil das gantze Gepuͤſche mit Floridanern beſetzet war. Er bath fuͤr ſich/ und ſeine Voͤlcker um Lebens-Verſchonung. Aber Gurgius drange auf ſie zu. Sie warffen das Gewehr von ſich/ wurden gefangen/ und an den naͤchſten Baͤumen auf geknuͤpffet/ weil ſie ſo Treu- loß und grauſam vor 3. Jahren an eben demſelben Ort mit den Frantzoſen gehandelt. Es ſeynd aber die Frantzoſen ſelbſt ſo fromme Schaͤflein nicht/ ſonderlich/ wann ſie den Meiſter ſpie- len. Man erinnere ſich nur/ wann anders nicht ohne das die Ge- daͤchtnuͤß noch mehr/ dann gar zu friſch/ was fuͤr unmenſchliche Tyranney ſie vor kurtzer Zeit bey Bodegrave, und da herum/ im Niederland veruͤbet/ wie ſie wider Gebaͤu und Menſchen geto- bet/ die Leute erwuͤrget/ verbrennet/ die Jungfrauen zu todt ge- ſchaͤndet/ oder/ wann ſie ſolchen ſchaͤndlichen Gewalt noch uͤber- lebet/ hernach lebendig unters Eyß/ oder ins Feuer geſtoffen/ die Kinder bey den Fuͤſſen auß der Wiegen geriſſen/ wider die Mau- ren geſchmiſſen/ und zerſchmettert/ und kurtz zu ſagen/ alſo ge- wuͤthet/ daß Tuͤrcken und Tartarn dargegen fuͤr Engel zu ach- ten. S s s 5

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1017. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1039>, abgerufen am 22.11.2024.