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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
ten. Welcher verdammter Frevel/ wo nicht hier/ doch gewiß dort
in der Ewigkeit seine Straffe wird empfinden. Wiewol ohne
Zweiffel auch noch auf dieser Welt mancher die Zorn-Ruthe
Göttlicher Rache darvor rechtschaffen sühlen durffte/ und aufs
wenigste sein foltrendes böses Gewissen zum Hencker bekommen.

Unter diesem und derglichen Discursen vollbrach-
ten sie ein gut Stück Weges/ und wir gönnen ihnen
einen guten Wind und stille See/ um ihren verlang-
ten Hafen fordersamst zu erreichen/ kehren uns aber
unterdessen nach der übrigen Gesellschafft/ zu sehen/
in was für Noth dieselbe anjetzo stecken möge. Der
Frantzösische Schiffer fuhr mit ihnen nach der mit
dem Corsaren gehabten Rencontre, geschwinde fort/
um den Hafen Famagusta zu erreichen/ allwo er sich
außbesserte/ und etliche Tage still lag/ da dann Con-
dado
und seine Leute Zeit gnug hatten/ den Verlust
deß ehrlichen Klingenfelds zu bejammern/ welcher
ihnen überauß nahe an das Hertz tratt. Nachdem
endlich das Schiff sich zur Nothdurfft reparirt/ und
mit dem Jenigen versehen hatte/ was es verlangete/
lieffen sie wieder in die See/ aber zu ihrem Unglück
stieß ihnen am folgenden Tag/ da sie schon die Syri-
sche See-Küste im Gesicht hatten/ ein Rauber von
Tripolis auf/ der zwar etwas kleiner/ als der Vorige/
aber seine Gallee geprofft voll Volck führete/ mit
diesem fochten sie 3. gantzer Stunden/ und meyneten
nunmehro sich gnugsam loßgefochten zu haben/ als
der vorige Corsar auch heran ruderte/ der so grimmig
auf die andere Seiten deß Frantzösischen Schiffs
fiel/ daß dasselbe/ weil es nicht Volck gnug hatte/ zwo
Stunden hernach völlig erstiegen und erobert ward.
Damahl wolte der Frantzösische Capitain viel Pro-
testi
rens machen/ indem er hinlieff/ seinen Paß zeige-
te/ und behauptete/ daß er auß Franckreich komme/
und lauter Frantzösische Waaren führe. Aber sie

spotte-

Deß Academiſchen
ten. Welcher verdammter Frevel/ wo nicht hier/ doch gewiß dort
in der Ewigkeit ſeine Straffe wird empfinden. Wiewol ohne
Zweiffel auch noch auf dieſer Welt mancher die Zorn-Ruthe
Goͤttlicher Rache darvor rechtſchaffen ſuͤhlen durffte/ und aufs
wenigſte ſein foltrendes boͤſes Gewiſſen zum Hencker bekommen.

Unter dieſem und derglichen Diſcurſen vollbrach-
ten ſie ein gut Stuͤck Weges/ und wir goͤnnen ihnen
einen guten Wind und ſtille See/ um ihren verlang-
ten Hafen forderſamſt zu erreichen/ kehren uns aber
unterdeſſen nach der uͤbrigen Geſellſchafft/ zu ſehen/
in was fuͤr Noth dieſelbe anjetzo ſtecken moͤge. Der
Frantzoͤſiſche Schiffer fuhr mit ihnen nach der mit
dem Corſaren gehabten Rencontre, geſchwinde fort/
um den Hafen Famaguſta zu erreichen/ allwo er ſich
außbeſſerte/ und etliche Tage ſtill lag/ da dann Con-
dado
und ſeine Leute Zeit gnug hatten/ den Verluſt
deß ehrlichen Klingenfelds zu bejammern/ welcher
ihnen uͤberauß nahe an das Hertz tratt. Nachdem
endlich das Schiff ſich zur Nothdurfft reparirt/ und
mit dem Jenigen verſehen hatte/ was es verlangete/
lieffen ſie wieder in die See/ aber zu ihrem Ungluͤck
ſtieß ihnen am folgenden Tag/ da ſie ſchon die Syri-
ſche See-Kuͤſte im Geſicht hatten/ ein Rauber von
Tripolis auf/ der zwar etwas kleiner/ als der Vorige/
aber ſeine Gallee geprofft voll Volck fuͤhrete/ mit
dieſem fochten ſie 3. gantzer Stunden/ und meyneten
nunmehro ſich gnugſam loßgefochten zu haben/ als
der vorige Corſar auch heran ruderte/ der ſo grimmig
auf die andere Seiten deß Frantzoͤſiſchen Schiffs
fiel/ daß daſſelbe/ weil es nicht Volck gnug hatte/ zwo
Stunden hernach voͤllig erſtiegen und erobert ward.
Damahl wolte der Frantzoͤſiſche Capitain viel Pro-
teſti
rens machen/ indem er hinlieff/ ſeinen Paß zeige-
te/ und behauptete/ daß er auß Franckreich komme/
und lauter Frantzoͤſiſche Waaren fuͤhre. Aber ſie

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[1018/1040] Deß Academiſchen ten. Welcher verdammter Frevel/ wo nicht hier/ doch gewiß dort in der Ewigkeit ſeine Straffe wird empfinden. Wiewol ohne Zweiffel auch noch auf dieſer Welt mancher die Zorn-Ruthe Goͤttlicher Rache darvor rechtſchaffen ſuͤhlen durffte/ und aufs wenigſte ſein foltrendes boͤſes Gewiſſen zum Hencker bekommen. Unter dieſem und derglichen Diſcurſen vollbrach- ten ſie ein gut Stuͤck Weges/ und wir goͤnnen ihnen einen guten Wind und ſtille See/ um ihren verlang- ten Hafen forderſamſt zu erreichen/ kehren uns aber unterdeſſen nach der uͤbrigen Geſellſchafft/ zu ſehen/ in was fuͤr Noth dieſelbe anjetzo ſtecken moͤge. Der Frantzoͤſiſche Schiffer fuhr mit ihnen nach der mit dem Corſaren gehabten Rencontre, geſchwinde fort/ um den Hafen Famaguſta zu erreichen/ allwo er ſich außbeſſerte/ und etliche Tage ſtill lag/ da dann Con- dado und ſeine Leute Zeit gnug hatten/ den Verluſt deß ehrlichen Klingenfelds zu bejammern/ welcher ihnen uͤberauß nahe an das Hertz tratt. Nachdem endlich das Schiff ſich zur Nothdurfft reparirt/ und mit dem Jenigen verſehen hatte/ was es verlangete/ lieffen ſie wieder in die See/ aber zu ihrem Ungluͤck ſtieß ihnen am folgenden Tag/ da ſie ſchon die Syri- ſche See-Kuͤſte im Geſicht hatten/ ein Rauber von Tripolis auf/ der zwar etwas kleiner/ als der Vorige/ aber ſeine Gallee geprofft voll Volck fuͤhrete/ mit dieſem fochten ſie 3. gantzer Stunden/ und meyneten nunmehro ſich gnugſam loßgefochten zu haben/ als der vorige Corſar auch heran ruderte/ der ſo grimmig auf die andere Seiten deß Frantzoͤſiſchen Schiffs fiel/ daß daſſelbe/ weil es nicht Volck gnug hatte/ zwo Stunden hernach voͤllig erſtiegen und erobert ward. Damahl wolte der Frantzoͤſiſche Capitain viel Pro- teſtirens machen/ indem er hinlieff/ ſeinen Paß zeige- te/ und behauptete/ daß er auß Franckreich komme/ und lauter Frantzoͤſiſche Waaren fuͤhre. Aber ſie ſpotte-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1018. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1040>, abgerufen am 22.11.2024.