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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
aber alle auf/ und behaupteten/ daß er nicht Macht
hätte/ sie zu schlagen/ und so fern er es thäte/ solle er
ihre Gegenwöhr schon empfinden. Troll ließ ihm
von derselben Stunde an die Haare auf dem Kopff
gantz kahl wegnehmen/ um auf allen Fall einen Gang
mit dem Hospes zu gehen/ darzu fand er auch bald
Gelegenheit wegen der Speisen/ dann der Wirth
speisete gemeiniglich mit ihnen an einer Tafel/ und
auß einer Schüssel/ aber die Frau setzte ihm doch all-
wege das Beste für. Als sie nun zwo Schüsseln mit
frischem Kohl-Sallat bekamen/ und die eine mit den
Hertz-Kräpfflein oben vor die Wirths-Stelle/ die
andere aber mit dem Außschuß hinunter für die Ge-
fangenen gesetzet ward/ da schob Troll die schlechte
Schüssel hinauf zu deß Wirths Stelle/ der noch nicht
zu Tisch kommen war/ und nahm dargegen den gu-
ten Sallat/ und verzehrete ihn mit den andern Gä-
sten. Wie nun der Wirth kam/ und den schlechten
Sallat vor sich fand/ fluchte er gewaltig/ rieff der
Frauen/ und warff ihr die Schüssel über den Tisch
zu/ sagend: Da friß diesen Schwein-Tranck selber/
kanst du mir nichts bessers geben? Die Frau entschul-
digte sich/ daß sie ihm eine Schüssel mit gutem Sallat
fürgesetzet/ und also wolte er wissen/ wer denselben
verzehret hätte? Troll nicht faul/ sondern stund auf/
und sprach: Wir haben den Sallat verzehret/ und
ich habe ihn verwechselt/ wer hat euch befohlen/ bessere
Tractamenten zu geniessen/ als wir? Jhr habt den
schiechten Sallat vor einen Schwein-Tranck ge-
scholten/ wie solten wir ihn dann geniessen/ da wir
doch keine Schweine sind? Gebt uns hinführo was
Gutes auf die Tafel/ so geniesset ihr selber etwas
mit darvon/ oder wir wollen allemahl mit in eure
Schüssel langen. Dieser frechen Rede war ihm der

Wirth

Deß Academiſchen
aber alle auf/ und behaupteten/ daß er nicht Macht
haͤtte/ ſie zu ſchlagen/ und ſo fern er es thaͤte/ ſolle er
ihre Gegenwoͤhr ſchon empfinden. Troll ließ ihm
von derſelben Stunde an die Haare auf dem Kopff
gantz kahl wegnehmen/ um auf allen Fall einen Gang
mit dem Hoſpes zu gehen/ darzu fand er auch bald
Gelegenheit wegen der Speiſen/ dann der Wirth
ſpeiſete gemeiniglich mit ihnen an einer Tafel/ und
auß einer Schuͤſſel/ aber die Frau ſetzte ihm doch all-
wege das Beſte fuͤr. Als ſie nun zwo Schuͤſſeln mit
friſchem Kohl-Sallat bekamen/ und die eine mit den
Hertz-Kraͤpfflein oben vor die Wirths-Stelle/ die
andere aber mit dem Außſchuß hinunter fuͤr die Ge-
fangenen geſetzet ward/ da ſchob Troll die ſchlechte
Schuͤſſel hinauf zu deß Wirths Stelle/ der noch nicht
zu Tiſch kommen war/ und nahm dargegen den gu-
ten Sallat/ und verzehrete ihn mit den andern Gaͤ-
ſten. Wie nun der Wirth kam/ und den ſchlechten
Sallat vor ſich fand/ fluchte er gewaltig/ rieff der
Frauen/ und warff ihr die Schuͤſſel uͤber den Tiſch
zu/ ſagend: Da friß dieſen Schwein-Tranck ſelber/
kanſt du mir nichts beſſers geben? Die Frau entſchul-
digte ſich/ daß ſie ihm eine Schuͤſſel mit gutem Sallat
fuͤrgeſetzet/ und alſo wolte er wiſſen/ wer denſelben
verzehret haͤtte? Troll nicht faul/ ſondern ſtund auf/
und ſprach: Wir haben den Sallat verzehret/ und
ich habe ihn verwechſelt/ wer hat euch befohlen/ beſſere
Tractamenten zu genieſſen/ als wir? Jhr habt den
ſchiechten Sallat vor einen Schwein-Tranck ge-
ſcholten/ wie ſolten wir ihn dann genieſſen/ da wir
doch keine Schweine ſind? Gebt uns hinfuͤhro was
Gutes auf die Tafel/ ſo genieſſet ihr ſelber etwas
mit darvon/ oder wir wollen allemahl mit in eure
Schuͤſſel langen. Dieſer frechen Rede war ihm der

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[1026/1048] Deß Academiſchen aber alle auf/ und behaupteten/ daß er nicht Macht haͤtte/ ſie zu ſchlagen/ und ſo fern er es thaͤte/ ſolle er ihre Gegenwoͤhr ſchon empfinden. Troll ließ ihm von derſelben Stunde an die Haare auf dem Kopff gantz kahl wegnehmen/ um auf allen Fall einen Gang mit dem Hoſpes zu gehen/ darzu fand er auch bald Gelegenheit wegen der Speiſen/ dann der Wirth ſpeiſete gemeiniglich mit ihnen an einer Tafel/ und auß einer Schuͤſſel/ aber die Frau ſetzte ihm doch all- wege das Beſte fuͤr. Als ſie nun zwo Schuͤſſeln mit friſchem Kohl-Sallat bekamen/ und die eine mit den Hertz-Kraͤpfflein oben vor die Wirths-Stelle/ die andere aber mit dem Außſchuß hinunter fuͤr die Ge- fangenen geſetzet ward/ da ſchob Troll die ſchlechte Schuͤſſel hinauf zu deß Wirths Stelle/ der noch nicht zu Tiſch kommen war/ und nahm dargegen den gu- ten Sallat/ und verzehrete ihn mit den andern Gaͤ- ſten. Wie nun der Wirth kam/ und den ſchlechten Sallat vor ſich fand/ fluchte er gewaltig/ rieff der Frauen/ und warff ihr die Schuͤſſel uͤber den Tiſch zu/ ſagend: Da friß dieſen Schwein-Tranck ſelber/ kanſt du mir nichts beſſers geben? Die Frau entſchul- digte ſich/ daß ſie ihm eine Schuͤſſel mit gutem Sallat fuͤrgeſetzet/ und alſo wolte er wiſſen/ wer denſelben verzehret haͤtte? Troll nicht faul/ ſondern ſtund auf/ und ſprach: Wir haben den Sallat verzehret/ und ich habe ihn verwechſelt/ wer hat euch befohlen/ beſſere Tractamenten zu genieſſen/ als wir? Jhr habt den ſchiechten Sallat vor einen Schwein-Tranck ge- ſcholten/ wie ſolten wir ihn dann genieſſen/ da wir doch keine Schweine ſind? Gebt uns hinfuͤhro was Gutes auf die Tafel/ ſo genieſſet ihr ſelber etwas mit darvon/ oder wir wollen allemahl mit in eure Schuͤſſel langen. Dieſer frechen Rede war ihm der Wirth

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1026. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1048>, abgerufen am 12.11.2024.