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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
welcher ihn gekaufft hatte/ er möchte ihn und Cere-
bacchium
dahin führen/ so wolten sie ihm einen guten
Wucher auf sein außgelegtes Geld schaffen. Die-
ser war dessen zufrieden/ räysete selber mit ihnen da-
hin/ und verkauffte sie/ auf deß Condado Anreitzen/
an einen Christl. Kauffmann daselbst/ daß er wol 100.
Reichsthlr. auf ihnen gewann/ der Türck zog hierauf
wieder seines Weges/ und unsere 2. Christen blieben
zu Ptolemais, allwo sie wol gehalten wurden/ nachdem
sich Condado verpflichtet hatte/ ihre Rancion for-
dersamst zu verschaffen. Es begab sich aber bald her-
nach/ daß der alte und junge Printz dieses Orts eben
das Hauß vorbey ritten/ darinn unsere 2. Sclaven
waren/ dannenhero Condado das Hertz ergriffe/ zu
ihnen tratt/ und dem alten Printzen 2. Ringe über-
reichte/ mit diesen Worten: Durchleuchtigster Printz/
das Unglück hat mich/ als einen wolbekandten Nea-
politanischen Edelmann allhier zum Sclaven ge-
macht/ wann mir dann nichts übrig geblieben/ als
diese 2. Ringe/ die ich von zween guten Freunden be-
kommen habe/ als verehre Euer Durchl. ich armer
Sclav dieselbe/ mit unterthänigster Bitte/ solche gnä-
digst von mir an- und mich in Eure Hoch-Fürstliche
Dienste zu nehmen/ biß ich Zeit und Gelegenheit fin-
de/ mich durch Beystand der Meinigen wieder in die
Freyheit zu setzen. Der Printz sahe ihn an/ und fand
an seiner Person mehr/ als etwas Gemeines. Er be-
trachtete aber auch die Ringe/ und verwunderte sich
darüber. Der junge Printz Alexius, sein Sohn/
ritte zum Vatter/ welchem dieser die Ringe über-
reichete/ und als dieser solche recht betrachtet/ sahe er
den Condado an/ und sagte: Mein Freund/ wo habt
ihr diese Ringe überkommen? Zu Padua, war seine
Antwort/ von zween sehr guten Freunden/ derer

Hülffe
U u u 4

Romans II. Buch.
welcher ihn gekaufft hatte/ er moͤchte ihn und Cere-
bacchium
dahin fuͤhren/ ſo wolten ſie ihm einen guten
Wucher auf ſein außgelegtes Geld ſchaffen. Die-
ſer war deſſen zufrieden/ raͤyſete ſelber mit ihnen da-
hin/ und verkauffte ſie/ auf deß Condado Anreitzen/
an einen Chriſtl. Kauffmann daſelbſt/ daß er wol 100.
Reichsthlr. auf ihnen gewann/ der Tuͤrck zog hierauf
wieder ſeines Weges/ und unſere 2. Chriſten blieben
zu Ptolemais, allwo ſie wol gehalten wurden/ nachdem
ſich Condado verpflichtet hatte/ ihre Rancion for-
derſamſt zu verſchaffen. Es begab ſich aber bald her-
nach/ daß der alte und junge Printz dieſes Orts eben
das Hauß vorbey ritten/ darinn unſere 2. Sclaven
waren/ dannenhero Condado das Hertz ergriffe/ zu
ihnen tratt/ und dem alten Printzen 2. Ringe uͤber-
reichte/ mit dieſen Worten: Durchleuchtigſter Printz/
das Ungluͤck hat mich/ als einen wolbekandten Nea-
politaniſchen Edelmann allhier zum Sclaven ge-
macht/ wann mir dann nichts uͤbrig geblieben/ als
dieſe 2. Ringe/ die ich von zween guten Freunden be-
kommen habe/ als verehre Euer Durchl. ich armer
Sclav dieſelbe/ mit unterthaͤnigſter Bitte/ ſolche gnaͤ-
digſt von mir an- und mich in Eure Hoch-Fuͤrſtliche
Dienſte zu nehmen/ biß ich Zeit und Gelegenheit fin-
de/ mich durch Beyſtand der Meinigen wieder in die
Freyheit zu ſetzen. Der Printz ſahe ihn an/ und fand
an ſeiner Perſon mehr/ als etwas Gemeines. Er be-
trachtete aber auch die Ringe/ und verwunderte ſich
daruͤber. Der junge Printz Alexius, ſein Sohn/
ritte zum Vatter/ welchem dieſer die Ringe uͤber-
reichete/ und als dieſer ſolche recht betrachtet/ ſahe er
den Condado an/ und ſagte: Mein Freund/ wo habt
ihr dieſe Ringe uͤberkommen? Zu Padua, war ſeine
Antwort/ von zween ſehr guten Freunden/ derer

Huͤlffe
U u u 4
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[1047/1069] Romans II. Buch. welcher ihn gekaufft hatte/ er moͤchte ihn und Cere- bacchium dahin fuͤhren/ ſo wolten ſie ihm einen guten Wucher auf ſein außgelegtes Geld ſchaffen. Die- ſer war deſſen zufrieden/ raͤyſete ſelber mit ihnen da- hin/ und verkauffte ſie/ auf deß Condado Anreitzen/ an einen Chriſtl. Kauffmann daſelbſt/ daß er wol 100. Reichsthlr. auf ihnen gewann/ der Tuͤrck zog hierauf wieder ſeines Weges/ und unſere 2. Chriſten blieben zu Ptolemais, allwo ſie wol gehalten wurden/ nachdem ſich Condado verpflichtet hatte/ ihre Rancion for- derſamſt zu verſchaffen. Es begab ſich aber bald her- nach/ daß der alte und junge Printz dieſes Orts eben das Hauß vorbey ritten/ darinn unſere 2. Sclaven waren/ dannenhero Condado das Hertz ergriffe/ zu ihnen tratt/ und dem alten Printzen 2. Ringe uͤber- reichte/ mit dieſen Worten: Durchleuchtigſter Printz/ das Ungluͤck hat mich/ als einen wolbekandten Nea- politaniſchen Edelmann allhier zum Sclaven ge- macht/ wann mir dann nichts uͤbrig geblieben/ als dieſe 2. Ringe/ die ich von zween guten Freunden be- kommen habe/ als verehre Euer Durchl. ich armer Sclav dieſelbe/ mit unterthaͤnigſter Bitte/ ſolche gnaͤ- digſt von mir an- und mich in Eure Hoch-Fuͤrſtliche Dienſte zu nehmen/ biß ich Zeit und Gelegenheit fin- de/ mich durch Beyſtand der Meinigen wieder in die Freyheit zu ſetzen. Der Printz ſahe ihn an/ und fand an ſeiner Perſon mehr/ als etwas Gemeines. Er be- trachtete aber auch die Ringe/ und verwunderte ſich daruͤber. Der junge Printz Alexius, ſein Sohn/ ritte zum Vatter/ welchem dieſer die Ringe uͤber- reichete/ und als dieſer ſolche recht betrachtet/ ſahe er den Condado an/ und ſagte: Mein Freund/ wo habt ihr dieſe Ringe uͤberkommen? Zu Padua, war ſeine Antwort/ von zween ſehr guten Freunden/ derer Huͤlffe U u u 4

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1047. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1069>, abgerufen am 15.11.2024.