Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Romans II. Buch.
Sohn deß Fürsten/ und Printz Alexius wäre/ welcher
sich/ um nicht erkannt zu werden/ in Jtalien als eine
Dame aufgehalten/ und den freyen Künsten nebst
Campanelli, der zu Padua zu ihr kommen/ obgelegen
hätte. Condado verwunderte sich über diese Ver-
wechselung noch mehr/ und forschete/ was dann Cam-
panelli
vor eine Person gewesen? Aber Alexius gab
ihm zu erkennen/ daß derselbe schon vor einem halben
Jahr von ihm abgezogen/ und er sein Lebtage nicht
habe erfahren/ wer derselbige gewesen/ daß aber
Egypten sein Vatterland/ solches wisse er wol/ hin-
gegen habe auch er niemahl in der Fremde sich eini-
gen Menschen zu erkennen gegeben/ viel weniger sein
Geschlecht Jemand offenbahret; Aber/ sprach er
weiter/ ich erinnere mich noch wol/ was für Reden
bey unserm Abschied/ mein liebster Pardo, (also nen-
nete er ihn mit Fleiß/) fürgefallen sind/ darum wil ich
allen Fleiß anwenden/ daß ihr wieder zu den Eurigen
kommen möget/ dann ihr seyd von nun an kein Sclav
mehr/ sondern ein freyer Graf von Policastro, er gab
auch alsobald Ordre, daß dem Christlichen Kauff-
mann sein außgelegtes Geld für den Pardo und Ce-
rebacchium
alsobald zugestellet würde/ und kam also
Cerebacchius noch denselben Abend zu Pardo, der sich
dann dieser glücklichen Rencontre insonderheit sehr
erfreuete/ dann er sahe nun wol/ daß er wieder etwas
Gutes zu essen und zu trincken überkommen kunte/
woran es ihm bißhero gemangelt hatte/ fürnemlich
zu Tripoli.

Am folgenden Tage erscholl das Gerüchte von
den lustigen Streichen etlicher die im Gefangen-
Hauß waren/ dannenhero sandte Alexius hin/ und
ließ den Troll/ (von dem er doch nichts wuste/) holen/
wie man diesem bedeutete/ daß er zum Printzen kom-

men
U u u 5

Romans II. Buch.
Sohn deß Fuͤrſten/ und Printz Alexius waͤre/ welcher
ſich/ um nicht erkannt zu werden/ in Jtalien als eine
Dame aufgehalten/ und den freyen Kuͤnſten nebſt
Campanelli, der zu Padua zu ihr kommen/ obgelegen
haͤtte. Condado verwunderte ſich uͤber dieſe Ver-
wechſelung noch mehr/ und forſchete/ was dann Cam-
panelli
vor eine Perſon geweſen? Aber Alexius gab
ihm zu erkennen/ daß derſelbe ſchon vor einem halben
Jahr von ihm abgezogen/ und er ſein Lebtage nicht
habe erfahren/ wer derſelbige geweſen/ daß aber
Egypten ſein Vatterland/ ſolches wiſſe er wol/ hin-
gegen habe auch er niemahl in der Fremde ſich eini-
gen Menſchen zu erkennen gegeben/ viel weniger ſein
Geſchlecht Jemand offenbahret; Aber/ ſprach er
weiter/ ich erinnere mich noch wol/ was fuͤr Reden
bey unſerm Abſchied/ mein liebſter Pardo, (alſo nen-
nete er ihn mit Fleiß/) fuͤrgefallen ſind/ darum wil ich
allen Fleiß anwenden/ daß ihr wieder zu den Eurigen
kommen moͤget/ dann ihr ſeyd von nun an kein Sclav
mehr/ ſondern ein freyer Graf von Policaſtro, er gab
auch alſobald Ordre, daß dem Chriſtlichen Kauff-
mann ſein außgelegtes Geld fuͤr den Pardo und Ce-
rebacchium
alſobald zugeſtellet wuͤrde/ und kam alſo
Cerebacchius noch denſelben Abend zu Pardo, der ſich
dann dieſer gluͤcklichen Rencontre inſonderheit ſehr
erfreuete/ dann er ſahe nun wol/ daß er wieder etwas
Gutes zu eſſen und zu trincken uͤberkommen kunte/
woran es ihm bißhero gemangelt hatte/ fuͤrnemlich
zu Tripoli.

Am folgenden Tage erſcholl das Geruͤchte von
den luſtigen Streichen etlicher die im Gefangen-
Hauß waren/ dannenhero ſandte Alexius hin/ und
ließ den Troll/ (von dem er doch nichts wuſte/) holen/
wie man dieſem bedeutete/ daß er zum Printzen kom-

men
U u u 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1073" n="1049"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Sohn deß Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ und Printz <hi rendition="#aq">Alexius</hi> wa&#x0364;re/ welcher<lb/>
&#x017F;ich/ um nicht erkannt zu werden/ in Jtalien als eine<lb/><hi rendition="#aq">Dame</hi> aufgehalten/ und den freyen Ku&#x0364;n&#x017F;ten neb&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq">Campanelli,</hi> der zu <hi rendition="#aq">Padua</hi> zu ihr kommen/ obgelegen<lb/>
ha&#x0364;tte. <hi rendition="#aq">Condado</hi> verwunderte &#x017F;ich u&#x0364;ber die&#x017F;e Ver-<lb/>
wech&#x017F;elung noch mehr/ und for&#x017F;chete/ was dann <hi rendition="#aq">Cam-<lb/>
panelli</hi> vor eine Per&#x017F;on gewe&#x017F;en? Aber <hi rendition="#aq">Alexius</hi> gab<lb/>
ihm zu erkennen/ daß der&#x017F;elbe &#x017F;chon vor einem halben<lb/>
Jahr von ihm abgezogen/ und er &#x017F;ein Lebtage nicht<lb/>
habe erfahren/ wer der&#x017F;elbige gewe&#x017F;en/ daß aber<lb/>
Egypten &#x017F;ein Vatterland/ &#x017F;olches wi&#x017F;&#x017F;e er wol/ hin-<lb/>
gegen habe auch er niemahl in der Fremde &#x017F;ich eini-<lb/>
gen Men&#x017F;chen zu erkennen gegeben/ viel weniger &#x017F;ein<lb/>
Ge&#x017F;chlecht Jemand offenbahret; Aber/ &#x017F;prach er<lb/>
weiter/ ich erinnere mich noch wol/ was fu&#x0364;r Reden<lb/>
bey un&#x017F;erm Ab&#x017F;chied/ mein lieb&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Pardo,</hi> (al&#x017F;o nen-<lb/>
nete er ihn mit Fleiß/) fu&#x0364;rgefallen &#x017F;ind/ darum wil ich<lb/>
allen Fleiß anwenden/ daß ihr wieder zu den Eurigen<lb/>
kommen mo&#x0364;get/ dann ihr &#x017F;eyd von nun an kein Sclav<lb/>
mehr/ &#x017F;ondern ein freyer Graf von <hi rendition="#aq">Polica&#x017F;tro,</hi> er gab<lb/>
auch al&#x017F;obald <hi rendition="#aq">Ordre,</hi> daß dem Chri&#x017F;tlichen Kauff-<lb/>
mann &#x017F;ein außgelegtes Geld fu&#x0364;r den <hi rendition="#aq">Pardo</hi> und <hi rendition="#aq">Ce-<lb/>
rebacchium</hi> al&#x017F;obald zuge&#x017F;tellet wu&#x0364;rde/ und kam al&#x017F;o<lb/><hi rendition="#aq">Cerebacchius</hi> noch den&#x017F;elben Abend zu <hi rendition="#aq">Pardo,</hi> der &#x017F;ich<lb/>
dann die&#x017F;er glu&#x0364;cklichen <hi rendition="#aq">Rencontre</hi> in&#x017F;onderheit &#x017F;ehr<lb/>
erfreuete/ dann er &#x017F;ahe nun wol/ daß er wieder etwas<lb/>
Gutes zu e&#x017F;&#x017F;en und zu trincken u&#x0364;berkommen kunte/<lb/>
woran es ihm bißhero gemangelt hatte/ fu&#x0364;rnemlich<lb/>
zu <hi rendition="#aq">Tripoli.</hi></p><lb/>
          <p>Am folgenden Tage er&#x017F;choll das Geru&#x0364;chte von<lb/>
den lu&#x017F;tigen Streichen etlicher die im Gefangen-<lb/>
Hauß waren/ dannenhero &#x017F;andte <hi rendition="#aq">Alexius</hi> hin/ und<lb/>
ließ den Troll/ (von dem er doch nichts wu&#x017F;te/) holen/<lb/>
wie man die&#x017F;em bedeutete/ daß er zum Printzen kom-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U u u 5</fw><fw place="bottom" type="catch">men</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1049/1073] Romans II. Buch. Sohn deß Fuͤrſten/ und Printz Alexius waͤre/ welcher ſich/ um nicht erkannt zu werden/ in Jtalien als eine Dame aufgehalten/ und den freyen Kuͤnſten nebſt Campanelli, der zu Padua zu ihr kommen/ obgelegen haͤtte. Condado verwunderte ſich uͤber dieſe Ver- wechſelung noch mehr/ und forſchete/ was dann Cam- panelli vor eine Perſon geweſen? Aber Alexius gab ihm zu erkennen/ daß derſelbe ſchon vor einem halben Jahr von ihm abgezogen/ und er ſein Lebtage nicht habe erfahren/ wer derſelbige geweſen/ daß aber Egypten ſein Vatterland/ ſolches wiſſe er wol/ hin- gegen habe auch er niemahl in der Fremde ſich eini- gen Menſchen zu erkennen gegeben/ viel weniger ſein Geſchlecht Jemand offenbahret; Aber/ ſprach er weiter/ ich erinnere mich noch wol/ was fuͤr Reden bey unſerm Abſchied/ mein liebſter Pardo, (alſo nen- nete er ihn mit Fleiß/) fuͤrgefallen ſind/ darum wil ich allen Fleiß anwenden/ daß ihr wieder zu den Eurigen kommen moͤget/ dann ihr ſeyd von nun an kein Sclav mehr/ ſondern ein freyer Graf von Policaſtro, er gab auch alſobald Ordre, daß dem Chriſtlichen Kauff- mann ſein außgelegtes Geld fuͤr den Pardo und Ce- rebacchium alſobald zugeſtellet wuͤrde/ und kam alſo Cerebacchius noch denſelben Abend zu Pardo, der ſich dann dieſer gluͤcklichen Rencontre inſonderheit ſehr erfreuete/ dann er ſahe nun wol/ daß er wieder etwas Gutes zu eſſen und zu trincken uͤberkommen kunte/ woran es ihm bißhero gemangelt hatte/ fuͤrnemlich zu Tripoli. Am folgenden Tage erſcholl das Geruͤchte von den luſtigen Streichen etlicher die im Gefangen- Hauß waren/ dannenhero ſandte Alexius hin/ und ließ den Troll/ (von dem er doch nichts wuſte/) holen/ wie man dieſem bedeutete/ daß er zum Printzen kom- men U u u 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1073
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1049. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1073>, abgerufen am 15.11.2024.